01.12.2013 – 250 km Bullet

Dienstag, 10.12.2013

Ich hatte es schon seit lange vor, jetzt ist es soweit: Mopedtour durch Indien. Oder genauer,durch die Umgebung von Bangalore. Ein Kollege hat mir netterweise seine Royal
Enflied 500 geliehen. Wenn man mal aus der Stadt raus ist, was ein Erlebnis der ganz eigenen Art ist, dann faengt es an, Spass zu machen. Je kleiner die Strassen, desto besser. Auf den groesseren kommt man, oder zumindest ich, nicht zum schauen: Ein Schlagloch nach dem anderen, der Gegenverkehr ueberholt unabhaengig von meiner Existenz. Hin und wieder kommt einer von recht oder links, oder quert, das belegt den kompletten Arbeitsspeicher, zum Landschaft geniessen reicht es einfach nicht mehr.

Wir waren auf einem Berg mit Tempel, es gab richtige Serpentinen (!), und in den Nandi Hills, auch mit ein paar Kehren. Zwar habe ich den Reifen nicht getraut und deshalb
nur mittelmaessige Rundenzeiten erreicht, dafuer mit hohem Spassfaktor.

Je kleiner die Strassen, desto mehr gibt es zu sehen. Es gibt es Weinfelder (indischen Wein kann man sogar trinken, besser als chinesischen), die Huetten in den Doerfern
sind indische Wellblech- oder Reststoffbauweise, und dennoch ist alles farbig. Die Haeuser, die Gemuesestaende, und besondere die Kleidung der Frauen. Trotz der offensichtlichen Armut, viele leben und arbeiten auf dem Boden, manchmal sogar auf der Strasse, sieht es immer freundlich aus. Naeher an der Stadt ueberwiegt wieder der Dreck, auf dem Land ist es beeindruckend.

Wir waren den ganzen Tag unterwegs, leider wurde es am Schluss in die dunkel. Und dann hoert der Spass auf. Im Finstern eine Landstrasse mit Schlagloechern zu fahren, geht ja so grade noch, wenn einem nur alle 5 Minuten ein Auto mit Fernlicht
entgegenkommt, abgeblendet wird in Indien nicht, aber man gewoehnt sich dran. Sobald
wir auf der Hauptstrasse in die Stadt waren, war Schluss mit lustig. Sowas mit dem dem Moped ist unbeschreiblich und aetzend. Man stelle sich viele Kinder auf einem Schulhof vor, die alle durcheinander rennen. Und jetzt vergroessert man die Flaeche, gibt jedem ein Auto, ein Moped, einen  Laster oder einen Bus, und macht das Licht aus: genau so ist es. Grundsaetzlich kann ich Mopedfahren und bin auch nicht aengstlich, aber das muss ich nicht jeden Tag machen. In dem ganzen Gewusel gilt es noch, die tiefen Loecher nicht zu uebersehen, die die Felgen killen. Man sagt, ‚Endurofahren faengt da an, wo die GS nicht mehr weiterkommt‘, hier faengt Endurofahren am Einkaufszentrum an. Zusaetzlich wird man von den Abgasen high, volle Droehnung. Ich war froh, heil in der Tiefgarage anzukommen.