02.11.2014 - 马拉松Mǎlāsōng

Mittwoch, 03.12.2014

Musste wieder mal sein, der Shanghai Marathon. Allerdings nur die halbe Sache, der ‚richtige‘ vertraegt sich mit meinem regelmaessigen Training 1x pro Monat nicht. Ergebnis, um es gleich rauszuruecken: 1:58. Ist nicht doll, den Umstaenden entsprechend, wenigstens unter der peinlichen 2 h Schallmauer geblieben. Sonst haette ich mich ja daheim gar nicht mehr sehen lassen koennen.

Die Organisation steigert sich jedes Jahr, wie die Teilnehmerzahl. Sogar meine Chinesischlehrerin ist mitgelaufen, es hoert sich an, als wuerde inzwischen jeder Malasong laufen. Sie meinte allerdings die 5 km Strecke, zaehlt alles unter Malasong. Fuer mich war es die Schweinehund-Nummer, Aufstehen um 4 Uhr 30, Um den Staffellauf Auto – Metro – Laufen – Rennen zu absolvieren. Schon lange nicht mehr mit der ersten Metro in der Freuh gefahren, brechend voll, Ausstieg Nanjing Ost mit extra Malathon Ansage, vro 2 Jahren hat das noch keine Sau interessiert. Der Weg zu den Bussen war knatschvoll (da Start und Ziel nicht am gleichen Ort sind, gibt man sein Zeug bei einem zugeteilten Bus ab und holt es sich am Ziel wieder). Unmengen von Militaer und Polizei haben alle Zugaenge flaschenhalsartig kontrolliert, das gibt eine lokale Menschenverdichtung. Der Zugang zur Startaufstellung war von menschlichen Pfosten, also Militaer im Stillgestanden (fuer wie viele Stunden?) dicht bewacht, zusammen mit 2 Gitterreihen keine Chance, sich vorne reinzudraengeln. Wir mussten uns von ganz hinten zu unserem Startblock durchwuehlen. Mit dem fruehen Aufstehen war ich immerhin 5 Minuten dem 7 Uhr Start da.

Punkt 7 zum Start hat es angefangen zu regnen, und bis People Square, rund die ersten 4 km, war das Tempo von der Crowd bestimmt. Erst danach war ein in gewissen Grenzen frei waehlbarer Speed moeglich. Ab Huaihai haben mich eine harte Wade und miese Knieschmerzen eingebremst, mein Koerper wird zu alt fuer aus-dem-Stand-Rennen. Grosser Vorsatz: naechstes Jahr trainiere ich und laufe eine ordentliche Zeit. Das ist die letzte Chance in Shanghai (nach heutiger Planung).

Der Spass war kurz nach 9 vorbei, eigentlich schon vorher, denn ab Huaihai, rund km 8, ist man aus dem Kern der Innenstadt raus und es wird langweilig. Schneller rennen rentiert sich, dann ist das Drama schneller rum, wenn man kann. Nachdem vor 2 Jahren die japanische Sponsocompany rausgemobbt wurde, ist jetzt BMW im Geschaeft, also war das Pacecar ein I3, und fuer den vollen Marathon 2 R 1200 RT, ganz schoen fies.

Mittag war ich wieder daheim, meine Wade pflegen, und weil es inzwischen wieder trocken war, ein bisschen Mopedfahren. Bei einem der Feierevents habe ich einen weiteren Chang Besitzer kennengelernt, wenn man zu zweit faehrt, hat man wenigstens einen zum Abschleppen J.

Wir haben einen Tip ausprobiert: erst die Hu Qing Ping Gong Lu 30 km nach Westen, das ist die grosse Strasse, die an unserem Viertel vorbeifuehrt und bis Tibet geht. Man kommt an einem kuenstlichen Wasserfall vorbei, nichts besonderes, und dann an einem Flugzeugtraeger. Ja, richtig gelesen: Flugzeugtraeger! In einem Vergnuegungspark, und zwar genau der, bei dem ich auf meiner ersten Ausfahrt zum Drachenbootrennen nie angekommen bin, steht Chinas erster Flugzeugtraeger, im Massstab 1:1 nachgebaut. Aus Beton! Oben stehen ein paar Hubschrauber und MIGs drauf, Besichtigung erwuenscht, muss ich unbedingt mal machen.

Nach diesen Highlights kommt man an das Westende der durchaus rieseige Tai Hu Sees, von dem zweigt ein grosser Kanal ab, den man kilometerweit entlangfahren kan. Waehrend auf der Hu Qing Ping der typisch chinesische Verkehr tobt, also Autos kommen von rechts und fahren ohne zu schauen auf die Strasse; Ueberholen endet schlagartig vor dem Vorderrad mit Stillstand, weil er dann lieber rechts abbiegen will; nicht zu vergessen die dauernden Spurwechsel zur Positionsverbesserung, auch wenn ich direkt daneben fahre. Unterbrochen wird das Spiel von Autos, die wegen Telefonieren, Diskutieren oder Nachdenken unvermittelt stehenbleiben, oder von Ampeln, die durchaus beachtet werden. Verschaerft wird das ganze noch durch ein riesiges Outlet, also sozusagen eine Schikane, dort treten alle Varianten gleichzeitig auf. Und wenn man das alles mit der Chang und ihren 2. Weltkriegsbremsen hinter sich gebracht hat, dann kann man quasi allein diese Uferstrasse langfahren. Coole Sache.

Insgesamt waren wir rund 100 km unterwegs, Dauer rund 5 h. Auf dem ‚Highway‘ (Uebersetzung von Gong Lu) konnten wir zwar hin und wieder Top Speed 60 km/h ausreizen, meistens bewegt sich der Verkehr aber mit 35 km/h. Und auf der Uferstrasse setzen die Schlagloecher und das Fahrwerk die Grenzen. Stossdaempfer sind Serienausstattung, sogar ein gefederter Sattel, leider nur mit gefuehlt 3 mm Federweg, und der Sattel bohrt seine Innereien in den Hintern. Alle Schlagloecher werden von martialischen, metallischen Geraeuschen begleitet, weil immer irgendein Teil auf ein anderes schlaegt, also lieber Gemach.

Bin uebrigens wie jeder Europaer mit Licht gefahren, wozu habe ich eine neue Lichtmaschine!? Das macht hier der normale Mensch nicht mal nachts. Typisch Langnase.