11.11.2014 – blauer wird’s nicht

Sonntag, 14.12.2014

Peking. Am 11.11., hier nicht der Faschingsanfang, sondern der Single Day: 4-mal die 1. Hatte ich letztes Jahr beschrieben: Fred Ma, der Eigner von Taobao, hat den 2 x 11 Tag eingefuehrt, an dem man bei Taobao mit steigendem Rabatt den Tag ueber ‚mai dong xi‘ machen kann, mit dem besten Deal in den letzten Sekunden vor Mitternacht. Also Sachen kaufen, vor oder nach dem Essen, der anderen chinesischen Lieblingsbeschaeftigung.

Gleichzeitig mit mir war in Peking das APEC Meeting, beinahe haette Obama im gleichen Hotel wie ich wohnen duerfen. Ein irres Sicherheitsaufgebot und lustigerweise die Info, alle Fluege und Zugtickets nach Peking seien ausverkauft, nur noch 1st Class Fluege sind zu haben. Bis dahin wusste ich nicht mal, dass es auf dieser stuendlichen Massenabfertigungs-Flugbusverbindung mit den durchgesessenen Sitzen sowas ueberhaupt gibt. Ich hatte mein Ticket schon seit ein paar Monaten, d.h. ich bin sozusagen zwangsweise 1st Class geflogen. Immerhin lag auf jedem Sitz ein goldenes Kissen, hat mich eher vor die unloesbare Aufgabe gestellt: wohin bloss mit dem Ding bei den enggestellten Sitzreihen? Wuesste gerne, was sie am Ende der Woche mit den tausenden goldenen Kissen gemacht haben. Sonst war es wie immer, ausser: puenktlich! Das ist auf dieser Strecke fast wie ein 6er im Lotto. Offensichtlich ist man bemueht, einen guten Eindruck zu machen.

Peking hat sich wegen dem hohen Besuch ordentlich ins Zeug geworfen: Alles, was qualmt, wurde in der Stadt und den angerenzenden Provinzen dicht gemacht, Behoerden, Schulen und Unis geschlossen, die Leute fuer 6 Tage in Urlaub geschickt. Mit durchschlagender Wirkung: der Himmel war strahlend blau. Dafuer gibt es in China jetzt einen Terminus Technicus: die Farbe heisst ‚APEC-blau‘. Und zwar nicht nur auf Weibo, sondern ganz offfiziell in der China Daily. Sehr schoen, so ein blauer Himmel. Ein paar Wochen vorher gab’s noch die Fotos vom Peking-Marathon mit den Gesichtsmasken (die uebrigens schwer zu finden sind, aber das ist ein anderes Thema). Dazu: Google war verfuegbar! Damit der Staatsgast aus dem Ausland mal eben was nachschauen kann. Die Technik ist schon faszinierend. In Pudong z.B. geht Google Maps, aber nur im Flughafen, der Kartenabschnitt daneben zeigt ein freundliches weiss.

Es wurde viel gepostet, sowohl Himmel Fotos wie auch Luftwerte, und besonders der Vergleich mit Shanghai: waehrend Peking mit dem rekordverdaechtigen AQI von 50 glaenzt, punktet Shanghai mit 238, weia! Aber nur ein paar Tage. In der naechsten Woche war die Welt wieder in Ordnung: Shanghai zwar immer noch bei 240, aber Peking wieder auf dem Weg zum gewohnten Niveau, Zwischenstand 180. Einmal tief Durchatmen bitte. Das geht mir jedes Mal durch den Kopf, wenn ich mein Buero lueften moechte, ‚lueften‘ geht, ‚frische Luft reinlassen‘ klingt dagegen komisch.