12.02.2016 – CNY +4

Sonntag, 14.02.2016

Unruhige Nacht: Megaknaller um Mitternacht. Heute ist der Tag 4 nach CNY, da geht es um’s Geld, wer richtig laut böllert, bekommt in diesem Jahr viel Geld. Denn nur der wird wirklich gehört. Ich würde als Gott vor dem Lärm ja davon laufen, chinesische Götter sind da wohl anders. Wird ganz schön schwierig, aus den 1,3 Mrd den lautesten rauszusuchen.

5:15 a.m.: Treffen für die Fahrt zum Bund, nach wenig Schlaf, wegen dem Geldlärm. Habe ein bisschen damit gehadert, denn das Ganze ist nicht legal. Mit meinem Kennzeichen darf ich nicht in die Stadt fahren, ab dem äusseren Ring ist Schluss. Und wer gibt schon gerne sein Moped ab? Aber no risk no fun. Es war nicht kalt, meine Tochter hat beschlossen, im Seitenwagen mitzukommen, also alles bestens. Ein bisschen hat mich die feuchte Luft beunruhigt. Auf der Fahrt in die Stadt habe ich vor lauter Wasser auf dem Visier eigentlich nichts gesehen, vor allem die als Kanaldeckel getarnten Schlaglöcher nicht, nur die Polizeiautos. Sind es immer so viele, oder fällt das nur im Dunkeln so stark auf? Blaulicht heisst hier ‚im Dienst‘, auch wenn die Insassen schlafen. Auf manchen Strassen standen sie im 100 m Abstand. Am Anfang waren wir mit unserem schlechten Gewissen noch beunruhigt, aber es hat sich niemand für uns interessiert. Alles gut.

Wir waren rechtzeitig am Bund, und haben gesehen, dass wir nichts sehen: Nebel wie in London, nicht mal das Ufer auf der anderen Seite war erkennbar. Schöner Mist. Abwarten hat auch nicht geholfen, es wurde nur schlimmer. Also ein paar Nebelfotos, einen Kaffee in der Wukang Lu, um 9 waren wir wieder daheim.

Jetzt geht nicht nur der Anlasser nicht mehr, zwischendrin hat sich auch noch die Lichtmaschine verabschiedet. Mit 8,4 V bin ich auf der Batterie nach Hause gefahren. Werde wohl mal auf WeChat bei Jane den Garantiefall einfordern.

Nachmittag wieder Sommerwetter: warm und sonnig, als wäre nichts gewesen. Und zwar so sonnig, dass man meint, der Frühling ist das. Jetzt auf in die Stadt, Alststadt Walk zwischen Huang Pi und Dong Tai Road. Ein Teil der alten Viertel ist schon abgerissen, ein Teil wird gerade geschleift, und ein Teil steht noch.

Manche der Mikrogassen sind so eng, dass es sogar mit dem Radl schwierig wird. Das meiste sind 1- oder 2-Zimmer-Wohnungen, Toiletten zentral öffentlich, fliessend Wasser draussen in der Gasse. Jeder Winkel wird genutzt, Fahrräder und Kinderwägen hängen an der Decke, die Wäsche und gewaschenen Schuhe über der Gasse. Toll ist, dass man als Ausländer einfach so durchschlendern kann, und dabei noch freundlich gegrüsst wird. Man muss weder Angst haben noch wird man schief angeschaut. Und das in einer der grössten Städte der Welt! Ich war zwar noch nicht da, möchte es aber in Sao Paulo nicht probieren. Mein Fuss war danach doppelt so dick vom hatschen, aber es hat sich gelohnt.

Der Antikmarkt der Dong Tai Lu wurde vor kurzem geschleift, netterweise findet man überall die Wegbeschreibung zur neuen Location. Statt dessen wird gebaut, Hochhäuser mit den üblichen westlichen Ketten wie Fourbucks (der Laden, in dem es keinen Kaffee unter 4 Bucks gibt). Und Autohäuser, leider heute zu, sonst hätte ich mir noch einen ausfassen können.

Was isst man CNY abends: Schweizer Rösti bei Geneva, mit Weissbier vom Fass. Es muss nicht immer Chicken Kung Bao sein.