Berichte von 02/2013

06.02.2013 - Der Hund

Montag, 18.02.2013

Drama! Wir wohnen schließlich auf dem Dorf, in das zufällig jemand die größte deutsche Schule auf diesem Erdball gebaut hat. Und da ist es halt auch wie auf dem Dorf. Deshalb hat einer unserer chinesischen Mitbürger kurzerhand in seinem Schrebergarten (s)einen Hund geschlachtet. Und zwar das volle Programm: Erschlagen, das Fell abgezogen, aufgeschnitten und die Eingeweide rausgenommen. Wie man das halt so macht. Was ihm dabei offensichtlich wurscht war: man konnte den kompletten Vorgang vom Klassenzimmer mindestens unserer Tochter aus gut beobachten. Eigentlich ein lebensnaher Unterricht. Und was macht der anwesende Pädagoge? Anstatt sofort die Jalousien runterzulassen, die Aussicht zu verdunkeln und alle Schüler in der hintersten Ecke in Sicherheit zu bringen, steht er mit den Schülern staunend am Fenster und beobachtet mit. Eine direkte Einführung in die Realität, wer Fleisch/Hund essen will, muss Tier/Hund schlachten. Frei nach Monty Python: dieser Hund ist ein gewesener!

Womit er nicht gerechnet hat, waren die hauptberuflichen Expat Mütter. Ein Aufschrei durch die westliche Welt des Dorfes! Wie kann man nur und überhaupt und da hätte man doch und mein Kind etc.

Das Thema wurde ähnlich hochgekocht wie Schavans Doktorarbeit, ist aber ähnlich schnell aufgrund weiterer Topmeldungen wieder verschwunden, quasi der Papstrücktritt an der DS: nein, keiner ist zurückgetreten, dafür gibt es einen Brief, genauer eine Email (hatten wir schon, hier ist die moderne Welt schon angekommen) des Rektors: die Eltern der unter 16-jährigen möchten sich bitte genau überlegen, ob sie ihren Heranwachsenden wirklich das Clubben erlauben, die Gefahren in Shanghai sind nicht zu unterschätzen. Und für die übrigen Eltern ist das 'die anderen dürfen doch auch' schwierig. Was ist Clubben? Inzwischen weiss ich’s auch, man fährt in die Clubs in der French Concession, so gegen Mitternacht, und kommt zum Frühstück wieder heim. Das ist so die Lieblingsbeschäftigung der familienlosen Expats, und anscheinend auch der DS Schüler der 9. Und 10. Klasse.

Hunde schlachten und durch die Clubs ziehen, zwei elementare Komponenten des Lebens in Shanghai! Ob sich das Clubben nun ändert, weiss ich nicht, auf jeden Fall werden jetzt eifrig Strassenköter gerettet. Manche Hundemütter sind so schlau und werfen ihre Jungen gleich am Eingang vom Compound, damit haben sie ausgesorgt.

Drama! Wir wohnen schließlich auf dem Dorf, in das zufällig jemand die größte deutsche Schule auf diesem Erdball gebaut hat. Und da ist es halt auch wie auf dem Dorf. Deshalb hat einer unserer chinesischen Mitbürger kurzerhand in seinem Schrebergarten (s)einen Hund geschlachtet. Und zwar das volle Programm: Erschlagen, das Fell abgezogen, aufgeschnitten und die Eingeweide rausgenommen. Wie man das halt so macht. Was ihm dabei offensichtlich wurscht war: man konnte den kompletten Vorgang vom Klassenzimmer mindestens unserer Tochter aus gut beobachten. Eigentlich ein lebensnaher Unterricht. Und was macht der anwesende Pädagoge? Anstatt sofort die Jalousien runterzulassen, die Aussicht zu verdunkeln und alle Schüler in der hintersten Ecke in Sicherheit zu bringen, steht er mit den Schülern staunend am Fenster und beobachtet mit. Eine direkte Einführung in die Realität, wer Fleisch/Hund essen will, muss Tier/Hund schlachten. Frei nach Monty Python: dieser Hund ist ein gewesener!

Womit er nicht gerechnet hat, waren die hauptberuflichen Expat Mütter. Ein Aufschrei durch die westliche Welt des Dorfes! Wie kann man nur und überhaupt und da hätte man doch und mein Kind etc.

Das Thema wurde ähnlich hochgekocht wie Schavans Doktorarbeit, ist aber ähnlich schnell aufgrund weiterer Topmeldungen wieder verschwunden, quasi der Papstrücktritt an der DS: nein, keiner ist zurückgetreten, dafür gibt es einen Brief, genauer eine Email (hatten wir schon, hier ist die moderne Welt schon angekommen) des Rektors: die Eltern der unter 16-jährigen möchten sich bitte genau überlegen, ob sie ihren Heranwachsenden wirklich das Clubben erlauben, die Gefahren in Shanghai sind nicht zu unterschätzen. Und für die übrigen Eltern ist das 'die anderen dürfen doch auch' schwierig. Was ist Clubben? Inzwischen weiss ich’s auch, man fährt in die Clubs in der French Concession, so gegen Mitternacht, und kommt zum Frühstück wieder heim. Das ist so die Lieblingsbeschäftigung der familienlosen Expats, und anscheinend auch der DS Schüler der 9. Und 10. Klasse.

Hunde schlachten und durch die Clubs ziehen, zwei elementare Komponenten des Lebens in Shanghai! Ob sich das Clubben nun ändert, weiss ich nicht, auf jeden Fall werden jetzt eifrig Strassenköter gerettet. Manche Hundemütter sind so schlau und werfen ihre Jungen gleich am Eingang vom Compound, damit haben sie ausgesorgt.

16.02.2013 - Manila

Montag, 18.02.2013

Unsere Philippinenwoche ist vorbei, wir machen uns wieder auf den Rückweg: mit dem Pickup Pritschentaxi zum Hafen (tatsächlich durften wir Van fahren, der Pickup hatte vorher Baumaterial transportiert und war dann für uns zu dreckig), mit der Fähre auf die Insel Mindanao, s. Auswärtiges Amt!  Vom Hafen Belinguan mit einem weiteren Taxi zum Flughafen CDO, quasi ein Überlandtransfer. Das Taxi haben wir noch am Vormittag mit Hilfe eines Britisch-Philippinischen Paars per Telefon organisiert, nach mehreren Gesprächen mit zwei Taxifahrern haben wir uns für den hoffentlich verlässlicheren entschieden, waren jedoch mit 2.200 P von unserem Zielpreis von 1.300 P weit entfernt. Vermutlich kommen noch ein paar Euro Telefonrechnung dazu. Dann mit Cebu Pacific nach Manila: Cebu steht seit März 2010 auf der schwarzen Liste der EU und darf dort nicht fliegen, macht aber nichts, denn da wollen wir gar nicht hin. Es gibt neue A320 im besten Zustand, trotz philippinischem Chaos pünktlicher Abflug, kein Vergleich mit einer chinesischen Airline wie MU, mit der ich hin und wieder nach Frankfurt fliege.

Am Flughafen Manila hatten wir für die Fahrt ins Hotel 3 Möglichkeiten: inoffizielles Taxi 700 P, offizielles Festpreis Taxi 480 P, Taxi mit Taxameter anstehen in einer Schlange von etwa 50 Leuten. Kurz gerechnet: im Schnitt kommt alle 2 Minuten ein Taxi, d.h. wir müssen nur 100 Minuten warten, und schon geht es los. Also zurück zum Festpreistaxi, neuer Anlauf: jetzt nur noch 330 P!? Gebongt.
Jeder Reiseführer schreibt, dass man in Manila nicht unbedingt gewesen sein muss, ich kann's bestätigen. Zwar waren wir nicht gerade in der Supergegend, direkt hinter dem Hotel fangen die Slums an (Google Earth macht's möglich), dennoch sind der Dreck, der Verkehr und die Bilder der auf der Strasse sitzenden Leute nicht besonders ansprechend. Unser Ziel, abends noch etwas zu essen, endete 2 Strassen weiter in einem Chicken Fast Food Laden, die Kinder haben McDonald bevorzugt. Das reicht für Manila.

Am zweiten Tag geht es weiter, am Freitag Abend war kein Flug mehr zu bekommen war. Bis ins Flugzeug war alles prima, kaum sitzen wir in der China Southern Maschine ohne schwarze Liste: Verspätung! Am Schluss hatten wir zum Umsteigen in Guangzhou statt 1:35 h genau 20 min. Dafür waren die chinesischen Einreisezettel ausgegangen, meiyou! Also erst Zettel suchen, dann ausfüllen, dann zur Einreise anstellen, welcome to China.

Findig wie immer, waren wir schon umgebucht, von 16 auf 20 Uhr. Warum nicht auf 19 Uhr, oder 17 Uhr mit MU, ist doch alles großartig Skyteam? Geht nicht! Und warum nicht unseren eigentlichen Flug, denn der hat auch 1 h Verspätung? Weil es halt so ist. Der Supervisor kann nur Chinesisch, und so ein netter aber armer mit dem gelben 'I can speak English' Button steht zwischen den Fronten: hier die deutsche Familie, die lautstark darauf besteht, dass der Abflug Verspätung hat, und dort der Chinese der Staatsgesellschaft, der behauptet 'Gate closed', genau 3 m von der Anzeigentafel entfernt, die Boarding in 20 min sagt.

Irgendwann haben sie uns angeboten, wir können es ja probieren, es würde sowieso nicht klappen. Wir sind zwar zügig durch den Flughafen gelaufen, der Buttonträger immer mit uns mit, doch am Schluss: Gate closed! Wir sagen, logisch, schließlich haben wir 45 min sinnlos verrödelt, unser treuer Begleiter sagt nur: hab ich euch doch gleich gesagt.

Also doch die 20 Uhr Verbindung. Warum habe ich nur immer das Gefühl, nicht Herr der Lage zu sein? Jetzt ist es übrigens 20:04 Uhr, und wir sitzen immer noch am Gate, Verspätung, Abflug vielleicht um 21 Uhr...

14.02.2013 – Valentinstag

Montag, 18.02.2013

Stimmt, bloss nicht vergessen! Ist hier kaum möglich, der Valentinstag ist offensichtlich eine grosse Sache hier: jedes Kind ruft einem Happy Valentine hinterher, jedes Restaurant hat eine Valentinmenu oder –Event. Wir haben den Tag genutzt und sind mit einem Roller einmal um die Insel gefahren (diesmal ohne Gewichtsangabe). Urwald, Sodaquellen, Bäckereien, und viele tolle Bilder. Am Schluss waren wir noch auf Mantigua Island, etwa 200 m vor der Insel eine echte Robinsoninsel: fast kreisrund, weisser Sandstrand, tropischer Wald in der Mitte. Vor allem ein Schorchel- und Tauchrevier, alternativ könnte man abhängen und Rum trinken.

12.02.2013 - Gehn' ma tauchn

Montag, 18.02.2013

Tauchen ist das Skifahren Südostasiens. Es geht zwar erst runter und dann rauf, und man braucht keinen Lift, dafür aber ein Boot. Es ist eine Tages-, Wochenend- oder Wochenaktion, je nach Lust und Laune, man zahlt ähnlich viel Geld, und natürlich braucht man eine Ausrüstung. Die kann man leihen, wobei der echte Mann schon mal mit der Anschaffung eines Tauchcomputers liebäugelt, denn technisches Equipment kann man ja nie genug haben. Und da wir schließlich geprüfte Taucher sind, waren wir tauchen. Und wie beim Skifahren fehlt die Übung. Zumindest mir, meine Tochter hat sich besser angestellt, so dass mein erster Tauchgang eher nach innen gerichtet war: Brille beschlagen, kein Druckausgleich im rechten Ohr, und gleich durch einen Kanal nach unten. Zum Glück hatte ich auf halbem Weg Wassereinbruch in der Brille, damit war wenigstens das Beschlagen gelöst.

Wir haben eine Schildkröte, eine Wasserschlange (blau-weiß!) geringelt, und viele Korallen gesehen. Zwar sind wir verwöhnt, Sicht und Wassertemperatur in Bali waren besser, d.h. weiter und wärmer, dennoch:  der Spass war groß, und wir werden wieder tauchen gehen. Zwischendurch stelle ich mir mal so einen Tiefschneehang bei Sonnenschein vor.

10.02.2013 - Philippines

Montag, 18.02.2013

Auch wenn es nach einem schlechten Klischee klingt, hin und wieder wird das Gefühl recht stark: ich muss hier raus und mich vergewissern, dass es noch blauen Himmel gibt, die Luft rein ist, und Gemüse kein Erzeugnis der chemischen Industrie ist. Jetzt rollt die Expat Flucht zu den einzigen beiden freien Wochen im Jahr, diesmal die Neujahrswoche, und wir machen mit. Es ist nicht nur ganz China unterwegs, sondern noch viel mehr ganz Wahlchina!

Wir haben uns für Camiguin entschieden, kaum ist man eineinhalb Tage unterwegs, schon ist man da. Es sind nur 4 Stunden Flug nach Manila, aber nicht für Spätbucher. Die Tickets steigen schnell ich die Region eines Europaflugs, also sind wir über Guangzhou, ehemals Kanton geflogen, mit der üblichen Abflugsverspätung waren das schon mal sieben Stunden. Von dort Weiterflug nach Cagayan, er kommt so spät an, dass die Fähre schon schläft, d.h. eine Übernachtung, und dann mit der Schnellfähre zweieinhalb Stunden nach Camiguin, nur noch ein Taxi zum Resort, und schon ist man mittags da. Die Insel hat zwar einen Flugplatz, mangels Bedarf gibt es aber nur noch die Fähren.
Belohnt werden wir mit einer völlig entspannten Insel, deren Küstenstraße einmal rum gerade 60 km lang ist. Das ist der Vorteil der unbequemeren Erreichbarkeit: Touristen gibt es nur ganz wenige, deutsche noch weniger, eher Briten, Chinesen oder Philippinos. Die Zahl der erstgemeinten Resorts kann man an einer Hand abzählen, und groß sind sie nicht. Liegt vielleicht auch daran, dass das Auswärtige Amt vor Reisen in diese Gegend warnt, aber wer glaubt schon dem Auswärtigen Amt: Von Reisen in die Regionen ARMM, XII ,IX (Zamboanga Peninsula) sowie nach Basilan und den Inseln des Sulu-Archipels wird dringend abgeraten. Das Gleiche gilt bis auf weiteres für jede Art von Überlandtransfers in ganz Mindanao. Für Reisen in andere Regionen Mindanaos (Regionen XIII, XI und X) wird erhöhte Vorsicht angeraten.

Die Fortbewegung ist ganz einfach, es gibt Tricycles mit vier Rädern, ein Anhänger-Überbau über die klassischen 100 ccm Mopeds, in dem 8 Personen mitfahren können, bei Regen sogar trocken. Von der Hauptstadt aus gibt es East- und Westbound, Ein- und Aussteigen geht an jeder Stelle, die Preise liegen zwischen 8 und 15 Pesos, etwa 2 bis 3 Cent. Und das schöne: hier versucht noch keiner, den Touri über's Ohr zu hauen, in 3 Jahren ist das sicher anders. Erstaunlicherweise macht man sich erst mal viele Gedanken, ob das alles so richtig ist, und ob der Preis von 350 Pesos (7 EUR) für eine halbe Stunde Taxifahrt nicht zu hoch ist. In Deutschland würde man ohne zu Fragen 40 EUR zahlen, nur weil da ein Schild steht.


Die meisten fahren auch hier noch Moped, die klassische Honda Dream, zu dritt oder zu viert, wie so oft in Asien. Eigentlich eine verkehrte Welt: hier bewegt ein Moped von etwa 100 kg vier Personen = 240 kg, bei uns braucht man ein Auto von 1,7 t, und damit fährt man allein, etwa 80 kg (der Europäer ist vermutlich ein wenig kräftiger). Das ist der Fortschritt!
Um nicht weiter schwere Gedanken zu schreiben: wir sind in einem Ressort mit Palmen und kleinen Hütten direkt am Meer gelandet, manche der Weißweine sind trinkbar, was will man mehr. Unser Programm wird in den nächsten Tagen aus Insel Erkunden, Tauchen, Nixtun, Essen und Trinken bestehen. Wer wissen will, wie es da aussieht, so: http://bahaybakasyunan.com/index.php/photo

08.02.2013 – Xin nian kuai le!

Freitag, 08.02.2013

Frohes Neues Jahr, übermorgen ist es soweit. Die Stimmung in Shanghai und im Büro ist wie Deutschland in der Woche vor Weihnachten. Mit jedem Tag wurden es weniger Leute, der Verkehr nimmt täglich ab. Shanghai kommt quasi zur Ruhe, wenn man sich das auch nur schwer vorstellen kann.

Gestern war schon gar nichts mehr los, und heute haben sich die letzten Mohikaner im Büro versammelt. Es waren vielleicht noch fünf da, und um 3 Nachmittags war dann offiziell Schluss. Offiziell heisst, die Company Busse sind heute organisiert früher gefahren. Angeblich, um dem Verkehrchaos zu entkommen, das es nicht gibt, da keiner mehr da ist, der es verursachen kann. Ausser den Laowei war ab 3 keiner mehr da. Wie Weihnachten, am späten Nachmittag bin ich fast alleine nach Hause gefahren, ein unwirkliches Gefühl, so wie nachts auf der Donnersberger Brücke.

Wirklich wie Weihnachten: es schneit! Tückisch sind die Hochstrassen, die einen grossen Anteil der 50 km ausmachen, es ist wie fahren auf einer lange Brücke, der Boden ist kalt und der Schnee bleibt liegen. Dank dem chaotischen Fahrstil bleibt dabei der ein oder andere auf der Strecke, no wonder. Lustig sind die Sandsäcke: wenn es ein bisschen raufgeht, wie bei einer Auffahrt, verteilt irgendjemand Sandsäcke. Genau, die Säcke, nicht den Sand. Und dann liegt die ganze Fahrbahn voller fussmattenähnlicher Juteteile, um die ich rumkurven muss. Scheint die Glatteis Abwehrmassnahme zu sein.

Zum Abschluss des Jahres noch ein paar Gedanken, die ich in den letzten Tagen aufgeschnappt habe:

- Biogemüse wird zu Biogemüse, indem es 2 Wochen vor dem Verkauf nicht mehr gespritzt wird

- Orangen, die besonders orange leuchten, wurden meisst mit Industrielack lackiert

- Zucker gibt es in weiss und in braun, der Stoff ist derselbe, der Farbstoff ein anderer

- Das gleiche für Mehl: damit es schön weiss ist, hilft Nachhilfe

- Downloadzeiten im Internet gehen ins Unendliche, die Sendung mit der Maus mit 43 kBit/s runterladen ist eine abendfüllende Beschäftigung

- Unser Haustürschloss war defekt, der Schlüssel ist im Schloss abgebrochen. Der shifu war sofort zu Stelle, 200 Kwai. Meine Chinesisch Lehrerin war entsetzt, das kostet 10 Kwai. Sie hat sogar mit ihm verhandelt: entweder wir zahlen oder er geht wieder. Laoweizuschlag 2000%.

- Chinesen fahren jetzt heim, um sich mit ihrer Familie zu treffen. Der Druck ist hoch, habe ich schon erzählt, manchmal hilft nur Diebstahl. Ein Ausweg auf die Frage nach der Heirat: man mietet sich die Begleitung! Für 800 Kwai (also 4x Schloss reparieren) fährt eine hübsche Chinesin mit nach Hause, um die Frage nach der Bindung zu erledigen. Hilft jedoch meist nix. Erstens fragen die Eltern dann nicht mehr nach der Freundin sondern nach der Heirat. Zweitens muss man vorher die Grenzen der gekauften Dienstleistung gut festlegen, sonst kommt das dicke Ende später.

- Tanken sollte man vor Chinese New Year, da die foreign worker alle heimfahren. D.h. es gibt weder Tanklasterfahrer noch Tankstellenpersonal (Selbstbedienung an der Tankstelle ist noch ein Fremdwort). Irgendwann ist entweder der Sprit an der Tankstelle alle, oder es ist einfach keiner da, der ihn ins Auto kippt.

Kurz und gut, es ist wie zu Hause, das Leben kommt tatsächlich zum Erliegen. Wir fahren/fliegen auch weg, aber nicht zu den Eltern, sondern auf die Philippinen: saubere Luft, einmal tief durchatmen, dann können wir wieder die Luft anhalten. Das Leben verläuft manchmal wie eine Sinuskurve, vielleicht hilft’s, die Nulllinie wieder zu überschreiten.

03.02.2013 – eingeladen!

Sonntag, 03.02.2013

Eines der seltenen Erlebnisse aus der Sicht des Ausländers, wir waren bei einer chinesischen Familie eingeladen, und zwar bei meiner bisherigen Assistentin. Ich war da schon mal zur Hochzeitsfeier. Die beiden haben ihr Appartement neu hergerichtet, und uns allesamt zum jiaozi Kochen und Essen eingeladen, zusammen mit ihren Eltern. Jeder durfte mal Teig rollen und füllen. Wie Tortillas: das Geheimnis ist die richtige Menge, man nimmt immer zu viel und alles quatscht raus. Zwar waren wir nicht so schnell wie die Profis, haben uns dennoch wacker geschlagen. Ein super Nachmittag mit chinesisch-deutsch-englischer Unterhaltung, viel essen, erzählen, Fotos zeigen und natürlich viele machen. Klasse. Es gab inetwa soviel zu Essen, wie die dreifache Menge an Personen benötigt hätte, alles war richtig gut, leider musste ich dem Vater die richtige Freundschaft verweigern: zusammen viel Bier trinken, ich war mit dem Auto da. Vielleicht beim nächsten Mal. Zum Schluss gab es für unsere Tochter eine Geburtstagstorte (sie hat morgen, in China ist Vorfeiern üblich, Nachfeiern unmöglich), bestehend aus Sahne, Sahne, Sahne und Teig. Jetzt bin ich wieder ein wenig mit China versöhnt.

Übrigens empfiehlt Peking jetzt seinen Bewohnern, das Neujahrsfeuerwerk entweder ganz zu lassen oder einzuschränken, um die Luftqualität nicht zu beeinträchtigen…

13.01.2013 - Churchill

Sonntag, 03.02.2013

hat gesagt: Sport ist Mord. Und er hatte Recht! Meine App, die so gerne 3-stellige Zahlen anzeigt, macht das jetzt permanent mit einer 3 an erster Stelle. Der AQI liegt seit Tagen über 300, schlimmer ist nur noch Peking, dort ist er deutlich über 300, mit einer PM2,5 Konzentration von 700 µg/m³. Alles über 50 ist schlecht, alles über 150 ist so schädlich, dass man am besten das Atmen einstellt. Ich weiss, ich wiederhole mich, aber da laufe ich nicht mehr, mein Kopf empfiehlt den Couch Potato Mode. In Peking würde ich mich wahrscheinlich sowieso verlaufen, selbst in der Shanghai Daily wurden heute Fotos veröffentlicht, auf denen man sieht, dass man nix mehr sieht.

Wir sind heute Schlittschuhlaufen gegangen. Bei uns wohnt eine Französisch-Austauschschülerin, da müssen wir ja ein wenig Programm machen. Sie kommt von weit her, d.h. ihre Schule ist auf dem gleichen Gelände wie die deutsche, und ihr Compound liegt immerhin 200 m die Strasse runter. Sie spricht mit uns englisch, kommt aus der Schweiz, und lebt seit ihrem 4. Lebensjahr in Kuala Lumpur, Bangkok und Shanghai. Bei uns ist sie im Rahmen des deutsch-französischen Austausches, damit die Kinder die beiden Fremdsprachen besser lernen. Immerhin können wir jetzt alle bon jour, die Mädels sind pragmatisch und unterhalten sich auf Englisch!

Schlittschuhlaufen findet in Shanghai im 5. Stock eines Einkaufszentrums statt. Wir haben zwar seit mehreren Wochen Temperaturen um die 0°C, aber eine Bahn draussen haben wir nicht gefunden. Und dort treffen sich nicht die Väter mit den Kindern als Sonntagsflucht oder die Teenies zum Balzen, sondern dort treffen die Kinder im Grundschulalter auf ihren Lehrer und bereiten sich per Einzelunterricht auf den Olympiastart im Eiskunstlauf vor.

Für uns war es weniger spannend, die Eisfläche ist etwa 1/5 eines Eishockeyfeldes, ein Teil war noch für das Training der Eishockey Nationalmannschaft abgesperrt: Sie musste üben, den Puck in einen leeren Farbeimer zu hebeln. Nach einer Stunde war der Enthusiasmus verschwunden, vermutlich auch deshalb, weil die Leihschuhe grauenhaft gedrückt haben.

01.02.2013 – Zhongwen hen nan und Bada

Samstag, 02.02.2013

Ein paar Stories zum Chinesisch lernen habe ich schon erzählt, hier eine neue: bekannt ist der Klassiker ‚gleiche Aussprache, anderes Zeichen‘. Es gibt auch: ‚gleiches Zeichen, andere Aussprache‘, kann das ZEW für Tiere zhī sein oder es heisst ‚nur‘ zhǐ. Brandy hat mich getröstet, das gibt es nur in ganz wenigen Fällen, es sind nur ein paar hundert…

Ein echtes Problem der heutigen Gesellschaft ist, dass es lebensnotwendige Apps gibt, ohne die man gar nicht existiert. Leider haben wir ein Samsung Handy mit Bada im Bestand, und dafür gibt es weder What’s App noch Skype, geschweige denn High Taxi Shanghai oder ähnlich existentielles. Und so wie es aussieht, wird es das auch nicht geben. Also haben wir im Internet nach einer Lösung gesucht, das Ding mit Android zu betreiben, denn in China ist ja nichts unmöglich, irgendein pickelgesichtiger Nerd wird doch eine Lösung programmiert haben. Gestossen sind wir dabei auf eine Anleitung mit der Anmerkung: ‚Und ich werde ihn nicht unterstützen, wenn Sie vermasseln Ihrem Handy‘. Ich glaube, es gibt erst mal kein What’s App für Bada.

Anderes Thema: Chinese New Year schon wieder. Viele der Heimreisenden fahren gar nicht gerne heim, da sie dort einem hohen Druck durch die Eltern ausgesetzt sind! Wie hoch ist der Verdienst, wie heisst der Titel, und wann wird geheiratet? Wenn die Fragen nicht ausreichend beantwortet sind, wird es wohl eng. Man nennt das auch Generation Y: geboren zwischen 1980 und 1995, Einzelkind, aufgezogen und behütet von 6 Erwachsenen (Eltern + 2 x Grosseltern), bestens ausgebildet, hohe Erwartungen, und jetzt müssen sie liefern!

Und sogar die Chinesen warnen nun vor Diebstählen. Jeder muss zu Hause etwas vorweisen, und da haben es die Armen schwer, also gehen sie andere Wege.

31.01.2013 – China China

Samstag, 02.02.2013

Chinakoller? Kann sein. Heute hat mir mein Exfahrer schlappe 2 Stunden meiner Zeit geklaut, das ist etwa so erquicklich wie Diskussionen mit der Exfreundin. Nachdem er für sich entschieden hatte, dass es besser ist, wenn ich auf ihn statt er auf mich wartet, und er die Grenzen der Physik geprüft hat (wer den Grenzbereich ergründen will, muss das von beiden Seiten tun), war es ja vorbei. Also hat er mir im gleichen Geist seine Abschlussrechnung präsentiert: 6.000 RMB. Und die fragwürdige Summenbildung liegt sicher nicht am chinesischen Schulsystem. Aufschlüsseln des Betrags fand er kleinkariert, die Forderung, seine Strafzettel (30% zu schnell) selbst zu zahlen, war in seinem Wertesystem unangemessen hart, und meine Plausibilitätsprüfung machte ihn unglücklich. Darüber hinaus fand er eine Bonuszahlung wegen Chinese New Year für angemessen. Das alles immer per Übersetzer, denn selber verhandeln geht ja nicht. Tatsächlich ist mit dem chinesischen Fapiao System einfach alles möglich. Die Fapiao für die Strassengebühr ist die gleiche wie für die Metro; und woher stammt nun die, die er abrechnen will? Auf dem Ding steht weder ein Datum noch ein Zweck. Wann er die Beträge bezahlt hatte, hatte er leider vergessen. Es ist kein Problem, Fapiaos in jeder beliebigen Höhe zu jedem Zeitpunkt zu bekommen, da bleibt so manche Frage offen.

Erschwerend für ihn kam hinzu, dass er viel zu viel arbeiten musste: zu oft und zu weit gefahren. Er ist davon ausgegangen, dass er zwar von halb acht bis acht unterschrieben hat, dass das aber heisst, er fährt mich früh und abends, und während meiner Dienstreisen fällt er in eine Art Winterschlaf. Leider musste er statt dessen glatt den Rest der Familie fahren, und konnte so kein Taxiunternehmen betreiben. Ich habe sozusagen seinen Glücksschlaf und seine Ich-AG unterbunden, und damit das Yin und Yang ausser Balance gebracht. Das klingt jetzt alles ein wenig lustig und vermutlich arrogant, mich hat es einfach nur genervt. Da viele (die meissten? Fast alle?) Chinesen uns Laowei schlicht verachten, sie halten uns für kulturlos, ist es für ihn ist es völlig OK, mich zu seinem Vorteil über’s Ohr zu hauen. Ich habe ihm erklärt, ich sei auch unhappy, denn Fake Spesen seien keine echten Spesen. Nur: er hat es nicht verstanden! Er ist der Meinung, das g’hört so. Weil: das machen alle! Schlechtes Gewissen oder Zurückhaltung wegen der fraglichen Fapiao? Fehlanzeige! Es ist OK, aus der grossen, anonymen Masse des Laowei einen Vorteil für sich abzuzweigen, welcome to China!

Am Schluss habe ich das Thema unserem chinesischen Gewerkschaftsvertreter übergeben, von Chinese zu Chinese, und er hat es gelöst. Wie? Ich kann leider kein Chinesisch…. Jetzt geht mir nur noch der Satz meiner Assistentin im Kopf rum: manche Menschen werden in solche Situationen gefährlich. Was soll mir das sagen? Kommt demnächst die Mafia vorbei?

Auf der Heimfahrt gab‘s noch eine Zugabe für den heutigen Tag: ein Mopedtaxi verbotenerweise auf der  Hochstrasse. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht: Bei etwa Tempo 80 haben ihm 2 Autotaxis klar gemacht, er gehört da nicht hin. Wie? Auf 50 cm seitlich heranfahren, dann einen Schlenker machen. Er konnte gerade noch ausweichen. Nachdem es 5 Mal gutgegangen ist, war die Lektion wohl erteilt und das Spiel beendet. Ein paar weitere Autos sind dann noch sozusagen als Nachspiel mehr oder weniger ohne Abstand an ihm vorbeigefahren, wenigstens hat ihn keiner aus dem Sattel geholt. Was lernen wir daraus: Mopedtaxifahrer sind unsterblich, und China ist eine Hochkultur.

Und wenn dann noch auf der Autobahnausfahrt eine der chinesischen Tussis im A8L unvermittelt stehenbleibt, wie tatsächlich geschehen, nur weil sie vergessen hat, a) ob ihr Nagelstudio rechts oder links ist und b) dass sie in einem Auto und nicht auf einem Fahrrad sitzt (viele Chinese der heutigen Generation koennen übrigens gar nicht mehr Fahrradfahren – und Autofahren auch nicht), dann ist der Punkt erreicht, an dem meine Toleranz aufgebraucht ist. Heute war es soweit. Morgen wieder.