Berichte von 07/2013

23.07.2013 – 12 Kilomeda weida…

Sonntag, 21.07.2013

…da bin i dahoam; fast genauso heisst ein Lied von Haindling. Ich habe überlegt, wie der Blogeintrag heissen soll.

Zur Auswahl stand „80“, weil heute das Wetter eigentlich (was sagt uns das Wort eigentlich?) ganz gut war, um 35°C, ein wenig windig, bis zum Regen. Jetzt sind’s immer noch 32°C, aber 87% Luftfeuchtigkeit. Jedes Treibhaus ist Kinderfasching dagegen.

Gut wäre auch „Drachenboot“ gewesen, heute war nämlich unser Firmen-Drachenbootrennen, und ich war Bootsführer und sollte chefmässig die Augen auf’s Boot malen, sowas wie eine Taufe; eigentlich, denn ich war nicht da, denn:

Es sind 25 km von unserem Haus bis zum Rennen, und ich wollte, na was wohl, genau, mit dem Krad dahin fahren. Haut auch gut geklappt, bis zur Hälfte, dann war Schluss. Deshalb 12 km, und dann nicht weiter, so schliesst sich der Kreis. Ein Freund von mir behauptet, wenn man sein Moped nicht liebt, dann fährt es auch nicht. Lieben ist sicher zu viel verlangt, ich gebe zumindest zu, dass ich nicht an die Ankunft geglaubt habe, das war’s wohl.

Netterweise sind meine Kollegen hinter mir hergefahren, ich war also nicht ganz allein. Was tun, ich habe meinen persönlichen gelben Engel angerufen, und am Strassenrand in der Sonne bei 38° gewartet (Shanghai erlebt den heisssesten Sommer in den letzten 3000 Jahren). Immerhin habe ich ein paar nette Biker kennengelernt, auf R1200GS (neuestes Modell) und Ducati Multistrada (neuestes Modell), einer davon hatte früher CJ750 repariert, sagt er zumindest. Nachdem er mir eine Predigt gehalten hat, dass es ein Anfängerfehler ist, mit einer Chang ohne Werkzeug loszufahren, wollte er mal eben „I just fix this bike“, hat aber nach 20 mal kicken aufgegeben. Dafür haben Sie mir eine Flasche Wasser und eine Visitenkarte dagelassen: Chopsueychoppers!

Naja, irgendwann lief sie wieder so halbwegs, ich bin frustriet umgedreht, und habe mich im Limb home Modus mit 20 km/h im 3. Gang nach Hause aufgemacht, bis 1 km später wieder Ebbe war. Ingenieurmässig habe ich auf alles Mögliche getippt: Zündspule, Dampfblasenbildung im Vergaser, gebrochener Kolbenring…, und was war es? Irgendwann hat mich der gelbe Engel in Form eines Nordchinesen mit schwarzem T-Shirt auf einem schwarzen Roller aufgegabelt. Er hatte nichts dabei, ausser zwei neuen Zündkerzen. Zielsicher getauscht, mir erklärt, dass die vorherigen bu hao, also Schrott, und die jetzigen hao, also wunderbar sein. Jetzt könnte ich hinfahren wo immer ich wollte, mei wenti. Selbst wenn mein Chinesisch ausgereicht hätte, hätte ich wirklich fragen sollen, warum er, und zwar genau er, mir genau diese bu hao vor 2 Wochen eingebaut hat? Wenn er die hao Dinger gleich reingeschraubt hätte, hätte ich heute wunderschön Drachenboot fahren können, und Augen malen! Ja wenn… Zündkerze heisst übrigens 火花塞 huǒ huā sāi, wieder was gelernt. Das Kerzentauschen lief wieder ab wie das Benzinhahntauschen: alte Kerze raus, fallen lassen, neue aus der Schachtel holen, Schachtel fallen lassen, Anschlussstück abschrauben, fallenlassen, Kerze reinschrauben, fertig!

Hinterher ist man ja immer schlauer, bei genauem Hinsehen waren die Aussetzer der letzten Male auch auf die Schrottkerzen zurückzuführen, aber jetzt habe ich ja neue, richtig gute! Die Welt könnte so einfach sein. Ich war dann nochmal beim Mopedladen, Vergaser einstellen, sie geht nämlich im Standgas immer aus. Da habe ich einen Franzosen kennengelernt, der seit 1 Jahr auf seine Zulassung wartet, und sie angeblich nächste Woche bekommen soll!! Da war ich noch schnell. Wir haben uns ein bisschen ausgetauscht, er hat seine 5mal lackieren lassen, bis es OK war. Da hab ich noch 4mal gut. Danach bin ich zum Grillen heimgefahren, sie ging gleich an der nächsten Ampel wieder aus. Immerhin habe ich noch eine freie Ölnachfüllpackung bekommen. Man rollt aus einem DIN A4 Blatt einen Trichter, wer BMW kennt, weiss wie blöd das Öleinfüllen ist, füllt auf, und lässt das Blatt einfach fallen, erledigt. Mit dem Moped werde ich noch zur passiven Ökosau.

Warum habe ich nur meine guten Boxerwerkzeuge wie Synchro-Uhren etc. verscherbelt, jetzt könnte ich das ganze Zeug prima brauchen. Nur weil ich zu Hause ein Auto auf 2 Rädern habe, selber schuld.

Nachmittags haben wir dann gegrillt, war so ausgemacht, nach dem anstrengenden Drachenbootrennen. Wir haben seit 2 Wochen ein Superwetter, blauer Himmel, anständige Luftwerte, abends angenehm, warum fliehen nur alle über den Sommer. Nur weil es tags ein bisschen warm ist? Gestern war ich auch Grillen, bei Bekannten im Nachbarcompound, mit Schwimmbad, es gibt schon coole Häuser hier.

Neuester Stand des Shanghai Nummmernschilds von der Auktion: es kostet nur noch 74.000 RMB, mehr ist nicht mehr erlaubt. Nach den 90.000 vom Ende letzten Jahres ein echtes Sonderangebot.

17.07.2013 – Direktflug

Sonntag, 21.07.2013

Mit Asiana! Ist die einzige Gesellschaft, die Chongqing-Seoul direkt fliegt, und es waren ganz viele Plätze frei! Chongqing hat sein Versprechen wieder gehalten, am schlimmsten war das Abendessen mit Flussfisch. Wer den Fluss gesehen hat, der Fisch schmeckt genau so. Ich hab dann lieber Bier getrunken. Auch wenn das Restaurant ein völlig pompös aufgemachtes Restaurantschiff war, das reisst’s dann nicht raus.

Der Flug geht genau über Shanghai, leider habe ich den Pearl Tower um 2 Minuten verpasst, aber den Flughafen habe ich noch draufbekommen. Und man kann sehr klar die Grenze der Schlammlawine des Yangtse (= Chang Jiang!) im blauen chinesischen Meer sehen. Der Dreck kommt ganz schön weit. Und wenn man den Nachrichten trauen darf, ist das nicht nur Schlamm.

Übrigens, es gibt ein neues chinesisches Geschäftsmodell: Muttermilch. Mütter verkaufen ihre Milch in Plastiktüten an den, der dafür zahlt. Die Kunden sind nicht nur andere Mütter mit Kindern, sie ist auch bei Erwachsenen beliebt. Das ist der neueste Schrei, kein Gerücht, sondern aus der Shanghai Daily vom letzten Montag.

14.07.2013 – Männer

Sonntag, 14.07.2013

Erstmal: 32°C in der Früh ist zu warm zum Laufen. Ich bin um halb acht losgetrabt, das war etwa 7 Stunden zu spät, und es war fürchterlich

Dann habe ich mit der Steuer angefangen, in Deutschland war das schon ein Drama, hier ist es ein noch grösseres.

Und dann habe ich wieder mal den Freundlichen angerufen. Er ist zu Hause in Harbin, aber sein Bruder ist da, der fliessend chinesisch spricht. Mein Wortschatz erweitert sich gerade um so lebensnahe Dinger wie Zusammenbruch, Schraube. Der Bruder hat dann ohne mit der Wimper zu zucken eins nach dem anderen repariert. Die nicht ganz passende Schraube mit der Flex passend gemacht, und den Benzinhahn gewechselt. Dazu muss natürlich der Sprit aus dem Tank. Ein Teil in einen ganz vernünftig aussehenden Kanister, ein Teil in einen Kanister, aus dem er erst die Rostkrümel ins Gebüsch geschüttet hat, und ein Teil in eine Schale. Und was passiert mit dem Inhalt der Schale: ab in den Kanal! Bin ich jetzt schuldig? Darf ich in Deutschland nur noch CSU und nie mehr grün wählen? Ich war ratlos, aber vermutlich hätte er nicht verstanden, was mein Problem war, und das liegt nicht an der Sprache. Es ist einfach ein Beispiel, dass jegliches Wissen für ein Umweltbewusstsein fehlt. Früher hat man in Europa noch den Ölwechsel im Wald gemacht, auf dem Stand ist Chinas Bevölkerung heute. Und wie lange noch?

Und nachdem er nassgeschwitzt 90 min an meinem Krad geschraubt hat, war das meiste so in etwa verbessert. Ich bin danach rund 8 km am Stück gefahren, und nicht liegengeblieben! Übrigens hat er eingesehen, dass er mir einen neuen Fischschwanz gibt, wenn der alte einfach so abfällt. Rund sieht auch besser aus als platt.

Weg vom Moped: es ist gerade so etwas wie eine 5 Jahreszeit hier, nein nicht Fasching, aber Sommer. Und der zeichnet sich dadurch aus, dass alle Familien ‚zu Hause‘ sind, und die Väter mangels Urlaub (noch) hier. In Verbindung mit dem netten Wetter am Abend, siehe oben, gibt es jetzt eine Grilleinladung nach der anderen, im Wechsel mit Väterclubbing. Die Stimmung ist ein bisschen so wie Klassenfahrt und Verschwörung. Alle rotten sich irgendwie zusammen und vertreiben sich die Zeit ohne Familie, und wie macht man das? Genau, Bier trinken und Fleisch essen, und schon ist die Welt in Ordnung. Es gibt schlimmeres, z.B. Handtaschen kaufen auf dem Fake Market, die sind nicht mal kalt. Und damit, nein nicht mit den Handtaschen, werde ich mir jetzt die Zeit vertreiben, die ich hier in Shanghai bin, alleine Essen macht halt keinen Spass.

13.07.2013 – Sha Yi Jie

Sonntag, 14.07.2013

Kennt wahrscheinlich wieder kein Sch… Zeitgenosse. Ob Ihr’s glaubt oder nicht, Sha Yi Jie ist das ‚Clothes Drying Festival‘! Es gibt einfach für alles ein Festival, im Moment ist es heiss, 35 bis 38°C, in manchen Teilen von Shanghai angeblich sogar 40°C, red heat alert (!), und deshalb die Zeit, in der man sein Zeug trocken legen kann. Es geht, wie immer in China, zurück auf den Drachenkönig, der am 6. Tag des 6 Monats (Mondkalender!) alles trocknet. Deshalb ist ausgemacht, dass an dem Tag die Sonne scheint, im Gegensatz zum 13. des Vormonats, dem Rain Festival, an dem ausgemacht ist, dass es, genau! Regnet! Man trocknet jetzt also alles, was getrocknet werden muss: Kleidung, Bücher, Leder, Bilder, Kräuter oder eben Möbel, vielleicht sind jetzt meine Motorradklamotten dran! In Shanghai sagt man, an dem Tag kann man ein Ei in der Sonne kochen! Ich meine, an allen Tagen derzeit kann man ein Ei im Schatten kochen.

Um es noch ein wenig weiter zu treiben, wir haben San Fu: 3 aufeinanderfolgende Sommer. Statistisch hatten wir schon 11 Tage mit mehr als 35°C, yellow heat alert, üblich sind 5. Angeblich der heisseste Sommer seit 140 Jahren! Global warming? Und weil wir jetzt San Fu haben, dauert der Spass genau 40 Tage, na super!

Obwohl, ich war gestern abend in der Stadt, und da es in Taiwan gerade einen Taifun gibt, haben wir hier ein wenig Wind. Das ist super angenehm! Abends hat es etwa 30°C, es gibt ein laues Lüftchen und ein kaltes Bier, was will der Mensch mehr.

Um meine Fortsetzungsgeschichte nicht zu vergessen: ich war wieder Mopedfahren. Oder: ich hab’s versucht. Diesmal ist mir das Ding genau unter der Schranke vom Compound verreckt, zu Glück blieb sie oben! Die Guards lachen sich mittlerweile krumm, wenn ich komme. Irgendwann habe ich es dann auf die Strasse geschafft, und prompt nach 200 m den linken Schalldämpfer verloren. Schade um das schöne Fishtail, der Laster hinter mir kannte keine Gnade, der Fisch ist jetzt zweidimensional. Und eigentlich war ich eh auf dem Weg zum Mopedtandler, wegen Benzinhahn, Vergaser, Saugstutzen, Lackierung, und auch Befestigung des Schallämpfers. Dabei ist der Sound ohne nicht schlecht! Gar nicht mal so laut, eher so Harleymässig, es gibt schlimmeres. Der Mopedknabe war nicht da, also bin ich wieder heimgefahren, und habe im Compound dem Franzosen mit der Harley ein wenig Konkurrenz gemacht.

06.07.2013 – kann man Motorradhandschuhe einfrieren?

Sonntag, 07.07.2013

Oder Tischtennisschläger? Oder Wanderschuhe? Oder Käse? Nachdem wir jetzt den ganzen Kram hier haben, quillt unser Kühlschrank über, alles voller Sonnencreme, Schokolade, Lotionen, und natürlich Käse. Aber im Gefrierschrank ist noch Platz.

Und Speicherplatz haben wir jetzt viel zu wenig. Klingt komisch bei einem 350 m² Haus, ist aber so. Bis jetzt war das meisste in der Garage. Bis jetzt…

Zum Kradfahren habe ich mir nämlich meine Handschuhe aus der Garage geholt: oder besser, ein paar weisse, flauschige Klumpen. Die schönen Held mit Goretex, heul! Es schimmelt einfach alles, und Leder ganz besonders. Lederschuhe, Mopedhelme, Handschuhe, sogar die Tischtennisschläger. Alles, was nicht Blech oder Plastik ist, keine Chance. Alles muss in den Kühlschrank, Brot, Lebensmittel sowieso. Und da der voll ist, was kann auch in den Gefrierschrank? Schokolade vielleicht, dann würde wieder eine Schublade frei! Der Käse auf jeden Fall nicht, der krümelt nachher und schmeckt greislich, zumindest war das unser Testergebnis mit jungem Gouda.

Wir richten inzwischen in allen Ecken Lager ein, die sich nur irgendwie anbieten, Hauptsache, die Temperatur ist unter 30°C und die Luftfeuchtigkeit unter 70%.

Übrigens habe ich mir auch einen vernünftigen Kraftstoffschlauch aus Deutschland mitgebracht. Der an meinem Moped war nach 2 Wochen so hart, dass er schon beim Ansehen zerbrochen ist. Jetzt stinkt es in der Garage nicht mehr gar so sehr.

28.06.2013 – Wetter schlecht, Luft gut

Sonntag, 07.07.2013

Wo ist das, logisch, Deutschland. Ich war eine Woche in Potsdam, direkt an der Havel. Da kann man jeden Morgen laufen, und fühlt sich super, auch bei Regen und 10°C. Und danach kann man in diesen Fluss springen, und wenn man wieder rauskommt, bleibt die Haut dran und es bilden sich keine roten Flecken. Sagt, was Ihr wollt, ein paar Sachen sind im langweiligen Deutschland gar nicht so schlecht. Wenn man den Uferweg langläuft, ist irgendwas komisch, und nach einiger Zeit sind wir draufgekommen: das Nichts! Es ist still, keiner hupt, niemand schreit in sein Handy, denn erstens ist keiner da, und die drei, denen wir begegnet sind, haben nicht mal telefoniert. Nur der Flughafen war komisch: lauter Europäer.

Übrigens, ein wenig verfolgt mich China. Das letzte Mal habe ich genau neben einem Chinarestaurant ‚Shanghai‘ gewohnt. Diesmal schalte ich den Fernseher im Hotel ein, und was kommt? Berlin2Shanghai, 3. Teil: 2 Jungs radeln genau diese Strecke, und zeigen einen Film darüber. Ich konnte es mir nicht verkneifen, den Film bis zur Ankunft in Shanghai anzusehen. Es war wohl toll, Ärger gab’s nur mit der Polizei in Chengdu, das ist da, wo ich am Flughafen mal die Schnitzeljagd machen durfte. Wen’s interessiert, ist gar nicht schlecht: http://www.berlin2shanghai.com. Und zu guter Letzt war ich zu Hause ein wenig geknickt, dass mir kein bekanntes Gesicht über den Weg gelaufen ist. Bis zum Kaufland, hinter dem Regal höre ich chinesisch, und wen treffe ich? Meine damalige Chinesischlehrerin. Kina Kina heisst ein Buch eines frühen Expats, man wird es nicht los. Dennoch, am Schluss war ich froh, wieder heimzufliegen. So nett es ‚zu Hause‘ ist, langsam verschwindet das Ferienhausgefühl in Shanghai, und ich wollte tatsächlich wieder zurück, anstatt noch weiter im Hotel zu wohnen. Ausserdem war Marktplatzfest, und da waren nur ganz wenige Leute, ich konnte mich problemlos selbstbestimmt bewegen. Wie langweilig.

04.07.2013 – Nutellabomber

Sonntag, 07.07.2013

Wie immer bin ich mit 2 Koffern gereist, nach dem Prinzip der russischen Babuschkas: einer im anderen. Wir schieben nämlich leichte Panik. So wie es aussieht, kommt nach dem Sommer für die nächsten 9 Monate keiner mehr nach Deutschland, jetzt ist Logistik gefragt: Hamsterkäufe. Wieviel Nutella, Duschgel, Schokolade, Kaffee und Motorradteile braucht eine Familie in 9 Monaten? Ungefähr 40 kg, so schwer waren allein die Nahrungsmittel in meinen beiden Koffern. Ein wenig komme ich mir vor wie die Farmer im australischen Outback, die sich vor der Regenzeit mit allem eindecken müssen, da sie 3 Monate von ihrer Farm nicht runterkommen. Und wir kommen hier 9 Monate weder zum DM, noch zum Aldi, und schon gar nicht zu Detlev Louis. Jeder, der glaubt, wir spinnen, kann sich gerne mit Bleichmittel duschen und Nutella auf dem Spotmarkt erwerben.

Was ich auch gekauft habe, ist Käse. Den kann man hier nicht mal für viel Geld kaufen, die ganzen schönen Sorten gibt es hier einfach gar nicht. Leider wird das langsam tricky, denn inzwischen gibt es Gepäckkontrollen. Mein Kollege durfte schon seinen gesamten Käse nach dem Ankunftsscanner gleich dalassen. Es sei ein gefährliches Lebensmittel, das sei in China verboten. Da ich nicht wusste, ob Käse in der Sicherheitskontrolle beanstandet wird, die Nutella wird man dort nämlich los, habe ich ihn ins Gepäck gesteckt. Schon bestens vorbereitet, ihn vor dem grossen Scanner ins Handgepäck umzuladen. Leider lag mein grosser Koffer nicht mehr auf dem Gepäckband, sondern schon in der Mitte des Bandes (also oben drauf), als ich in der Halle angekommen bin. Jetzt haben sie dort nämlich einen Hund, und der beschnüffelt jeden Koffer schon bei der Ankunft. Und alles, was dem Hund auffällt, landet in der Mitte. Da wo wir wohnen, isst man Hunde, statt sie an Koffern schnüffeln zu lassen, so ein Mist. Ich habe mir das Spiel so 5 Minuten angesehen, so leicht wollte ich nicht aufgeben, und dann kurz entschlossen den Koffer wieder auf’s Band gezogen. Nachdem keiner protestiert hat, habe ich ihn vom Band geholt, in einem Haufen Chinesen umgeladen (tarnen und täuschen), und bin zügig rausgestiefelt. Das war knapp (die Handlung ist frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig)!

23.06.2013 – Flug nach Deutschland

Sonntag, 07.07.2013

Jetzt sitz' ich wieder nachts auf dem Flughafen, es ist kurz vor Mitternacht, und warte auf mein Flugzeug. Diesmal wollte ich ein paar deutsche Zeitungen lesen, mich fehlerfrei unterhalten koennen, und einen Film auf Deutsch sehen. Deshalb habe mich für den Kranich entschieden. Mit dem Erfolg, dass zum Boardingzeitpunkt um 2300 das Flugzeug noch nicht mal da ist. Dafür sitzt die komplette Crew mit uns am Gate und lästert über die chinesische Organisation. Super. Zum Abflugzeitpunkt wird jetzt ein Airbus mit dem passenden Logo ans Gate geschleppt. Völlig dunkel, keiner drin, immerhin sieht er frisch gewaschen aus, aber ob er mit dem Schlepper auch die Startgeschwindigkeit erreicht? Was lernt man daraus: nie mehr über MU schimpfen. Wahrscheinlich hätte es mir auch zu denken geben sollen, dass sie mich zwar eingecheckt, aber mir keinen Sitzplatz gegeben haben. Vielleicht ist heute freie Platzwahl?! Oder es gibt Stehplätze?

Es ist jetzt 2345, immerhin ist die Crew schon mal Richtung Vogel gelaufen. Immerhin kenne ich jetzt des Rätsels Lösung. Hier die Kurzfassung: Nachmittags war wegen Regen der Flughafen zu (das passiert immer, und keiner weiss warum), also gab es jetzt einiges Aufzuholen. Und da ist das Hemd schlicht näher als die Hose. Die China Whatever Airlines kommen zuerst dran, während der unkultivierte Konkurrent sein Flugzeug am Frachtterminal abstellen darf. Dort steht er den eigenen Landsleuten nicht im Weg rum. Und erst, wenn sich die Situation entspannt hat, darf auch der Langnasenkapitän in die hintere Ecke laufen, sein Gefährt holen. Also haben wir alle die freie Wahl: mit den eigenen Landsleuten mit Prio 2, oder mit dem Gastland vorne dran. Meine Kollegen sind MU geflogen, aber erst am nächsten Tag, das Flugzeug war kaputt… Irgendeiner hat mir erzählt, Lufthansa würde beim Abflug aus Shanghai 1,5 Std Verspätung einkalkulieren, und bei Bedarf einfach langsamer fliegen (in Frankfurt gibt es eine komische Regelung, nennt sich Nachtflugverbot). Ich hab’s eher für eine gute Story gehalten, scheint aber was dran zu sein.

22.06.2012 – Mopedfahren

Sonntag, 07.07.2013

Oder zumindest der Versuch. Erst war ich beim Händler, um ein paar der fehlenden Schrauben montieren zu lassen. Nicht, dass ich das nicht selber könnte, das ist eher die Entscheidung zwischen ‚selber geht’s schneller‘ und ‚schliesslich habe ich das Ding mit allen Schrauben gekauft, dann sollen sie sie auch dranmachen‘. Vermutlich wird generell das Vorhandensein von Schrauben völlig überbewertet, ist wahrscheinlich eine deutsche Sichtweise. Montage ohne Schrauben hat schliesslich eine 3.000 Jahre alte Tradition in China. Warum sollte ein Motorrad auch Schrauben haben, wenn die Hakka Haeuser seit Jahrtausenden perfekt ohne stehen. Und was für ein Hakkahaus gilt, gilt doch auch für ein Gespann aus inetwa der gleichen Dynastie. Dabei hat er noch die Form der Fishtails nachgebogen, um das Zwitschergeräusch zu verstimmten: mit dem Seitenschneider. Eine intakte Chromschicht wird ebenfalls völlig überbewertet. Dafür klingt die 750er jetzt wenigstens nicht mehr wie ein Kanarienvogel, sondern schon eher wie ein erwachsenes Moped – wenn sie denn klingt.

Dann bin ich ein bisschen rumgefahren, geht ganz gut, wenn man sich damit anfreundet, ein Produkt des Schwermaschinenbaus zubewegen: gewuchtete Räder, selbständiger Geradeauslauf? wozu? Zu Hause habe ich mir mal die anderen Schrauben angesehen. Es stimmt zwar, dass normalerweise eine Schraube in Verbindung mit einer Mutter für festen Sitz sorgt, aber nicht an meinem Motorrad. Vermutlich werden Muttern auch überbewertet, und festgezogene Muttern erst recht. Traditionell scheint eher aufgesteckt bis bestenfalls handwarm üblich zu sein.

Wie kann man so etwas nur so lausig zusammenschrauben? Ich kann etwa die Hälfte der Schrauben mit blossem Finger lösen. Was denkt sich so ein Spezialist, wenn er das alles so notdürftig zusammennagelt? Ist eh nur für eine Langnase? Wahrscheinlich. Dabei habe ich noch festgestellt, dass die Unterseite des Beiwagens gar nicht lackiert ist. Warum auch, man stellt das Ding auf den Boden und lackiert, da bleibt kein Auge, aber eben die Unterseite trocken. Jetzt koennte ich ja verlangen, nachzulackieren, von wegen und Rost und so. Wahrscheinlich wuerde er es sogar machen. Einfach den Beiwagen auf den Kopf legen, über den Rost drüberlackieren. Damit ist die Unterseite etwa 4 Wochen OK - und die Oberseite halt ein wenig verkratzt. Es ist immer blöd, wenn man vorher schon weiss, was hinterher dabei rauskommen wird, der sogenannte wusst-ichs-doch-Faktor.

Aber zurück zum Mopedfahren, ich wollte gleich meine Tochter zu ihren Freundinnen fahren, tschakka! Wollte! Ich kam nicht mal bis zur Schranke von unserem Compound, dann war der zündende Funke weg. Zwar macht der Guard jedesmal die Schranke lange vorher auf, wegen dem Geräusch, aber es nutzt alles nix, ich schaffe die Ziellinie nicht. Der lacht sich langsam kaputt. Ergebnis? Tochter sauer, weil sie zu spät kam, und ich habe die 350 kg zurück nach Hause geschoben, rückwärts! Jetzt muss ich mir erstmal die Zündspule ansehen, den undichten Benzinhahn verarzten, dann geht es weiter. Es stinkt nämlich leider auch im Haus nach Sprit, wenn sich unter dem Moped eine Lache bildet.