Berichte von 08/2013

18.08.2013 – GEZ im Internet

Montag, 26.08.2013

Eigentlich wollten wir den Tag am Pool verbringen, wenn man schon mal so ein cooles Hotel hat. Und was passiert: Regen! Also sind wir mittags heimgefahren. Zu Hause ist es ja auch ganz nett: Nusshörnchen aus der deutschen Bäckerei Abendbrot und eine Currywurst im deutschen Restaurant. Nach der Speisekarte von gestern war uns grad danach.

Wer weiss, wie es sich anfühlt, wenn ein Tiguan bei 130 abhebt? Chinesische Strassenbauer üben noch bei den Brückenanschlüssen auf der Autobahn, die Brücke ist oft ca. 10 cm höher als die Strasse davor und danach, verbunden mit einer etwa 20° Rampe. Da verliert so ein Auto schon mal die Bodenhaftung.

Wir haben jetzt etwas neues, alle anderen haben es schon lange, aber man kann ja nicht immer der erste sein: save.tv! Das Fernsehprogramm ist schliesslich bescheiden, mit save.tv kann man sich die Sendungen des deutschen Fernsehens als File sichern und danach auf die eigene Festplatte ziehen. Und so nachher in aller Ruhe z.B. Tatort schauen. Livestream aus der Mediathek ist ja unmöglich, Runterladen braucht auch meistens 3 Anläufe. Wenn als Downloadzeit für 100 min Film 5 h angegeben werden, weiss man schon, das wird nix. Dafür klappt dann das Anschauen ohne Stottern. Das Ganze für eine monatliche Gebühr, fasst wie GEZ zu Hause. Hat die GEZ schon bemerkt, dass sie der Weltbevölkerung eine Rechnung schicken muss? Schliesslich kann die ganze Welt ARD schauen, gezahlt wird nur in Deutschland.

Als erste Sendung habe ich mir gleich Rote Rosen besorgt, im Programm war ein nettes Bild meines Skitourenkumpels Gerry abgebildet, da konnte ich nicht wiederstehen. Gerry, Du hast es bis auf meine Festplatte in Shanghai geschafft!

17.08.2013 – Putuoshan

Montag, 26.08.2013

Reif für die Insel, und ganz viele andere auch, das ist zwar nichts neues, hier gibt es immer ganz viele andere. Und es war heiss, stolze gefühlte 40°C, vielleicht waren es nur 38. Erst mit dem Auto auf die nächste Insel, und wie wir das aus der Oberpfalz kennen, auf’m Land fahrn’s ja no schlimmer als in der Stadt. So ist das hier auch. Die paar wenigen Kilometer waren wieder ein echtes Erlebnis. Viel Strasse wird neu gebaut, damit ändert sich die Verkehrsführung, und das gibt quasi eine Wildchard. Als Geisterfahrer die Gegenfahrbahn zu benutzen ist noch die harmloseste Variante. Schlimm sind die an jeder Kreuzung installierten Linksabbiegerspuren. Die linke Spur wird einfach zur Abbiegespur, d.h. die beiden Fahrbahnen führen in einem Rechtsschwenk dran vorbei und nach der Kreuzung wieder zurück. Soweit, so gut, aber auch auf dem Land ist das Rätsel der Fahrbahnmarkierung noch nicht gelöst. Leider ist es vorher nicht herauszufinden, ob sich das Auto vor oder neben einem an die Markierung halten wird oder nicht. Entweder einfach über die Abbiegespur drüberfahren, oder nach rechts, dafür nicht mehr nach links, oder, oder. Die Kameras über der Kreuzung scheinen immerhin zu bewirken, dass nicht mehr jeder einfach geradeaus fährt.

Aber darum geht es ja gar nicht: vom überfüllten Parkplatz zur Fähre, und dann in 20 min auf die autofreie Insel. Es gibt nur Kleinbusse, ungefähr so viele, wie gerade so draufpassen, Überfahren zu werden geht mit Leichtigkeit. Mit einer Mischung aus zu Fuss und Bus haben wir uns die Tempel, Statuen an und auf den Bergen angesehen, es gibt sogar eine Seilbahn auf den höchsten Berg: Original 6er Gondel Doppelmayr aus Österreich, kennen wir vom Skifahren. Es war richtig klasse, nur fürchterlich heiss. In Kürze war alles durchgeschwitzt, da ist in der Sonne Bergauflaufen kein so grosser Spass mehr. Die ganze Insel kostet als Park übrigens Eintritt, und jeder Tempel nochmal extra 5 Kwai. Zu sehen gibt es richtige buddhistische Tempel, alle in Betrieb, es wird viel gebetet.

Auch hier waren wir die mehr oder weniger einzigen Langnasen, wie auch beim Frühstück (bis auf 2 rumänische Paare, die sich wohl verlaufen hatten). Im Gegensatz zu Yunnan aber kein dauerndes Laowei Geschrei, die scheint es hier doch öfter zu geben.

Am Nachmittag waren wir so K.O., dass wir den Strand gestrichen haben. Genau, es gibt dort Badestrände, und eigentlich wollten wir da auch hin, aber es war zu heiss. Also doch lieber zurück zu Pool, Bird’s Nest, Abalone und Shark Fin.

04.08.2013 – Tokyo

Sonntag, 18.08.2013

Falls ich es nicht schon ein paarmal erzählt habe, ich mag Japan und bin ein Fan von Tokyo (nicht von Tokio Hotel, kommt zwar beides aus dem Osten, ist aber nicht vergleichbar). So habe ich mir mit meinem Kollegen nach Fuji, Onsen und Sushi noch einen Tag in Tokyo gegönnt. Erst mal musste ich meine Reisetasche mit den Wanderstöcken (ich bin tatsächlich am Stock gelaufen, zumindest runter, obwohl ich das heute noch albern finde) deponieren. Für die Tokyo Station, die nur 15 Shinkansen Minuten von Shin-Yokohama weg ist (in Japan nimmt man für fast alles den Zug), gibt es eigene ‚Stadtpläne‘, damit man sich zurecht findet. Erst habe ich bei der Information gefragt, typisch japanisch konnte sie mir mit höflichem Lächeln sofort sagen, dass alle Locker in dieser Grösse derzeit belegt sind (und es gibt ganz schön viele an ganz schön vielen Orten, und hat mich dann zu einer Aufbewahrung geschickt, per Stationsplan. Mann muss nur 10 Minuten schnell gehen, schon ist man da!

Danach waren wir vor dem Kaiserpalast Fahrradfahren, das habe ich vor 6 Jahren schon mal gemacht. Jeden Sonntag wird die Strasse vor dem Palast gesperrt, eine Radroute perfekt ausgesteckt, und dann kommen alle möglichen Leute, und fahren Fahrrad. Die Älteren in perfekter Tour de France Kleidung auf perfekten Rennrädern, bis hin zu den Familien und Touris mit den kostenlosen Leihrädern. Lustig ist, dass selbst die Top Speed Racer an jeder Ampel trotz abgesperrter Strasse bei Rot stehenbleiben, denn wenn nicht, dann wird der Ordner mit der Trillerpfeife fürchterlich böse! Dann einen Abstecher in den Park des Kaiserpalastes, und dann wollte ich unbedingt wieder in den Yoyogi Park. Beim letzten Mal war es am Sonntag irre, eine bunte Mischung aus Familien beim Picknick und abgedrehten Leuten, die alles mögliche machen, vom Jonglieren über Kampfsport bis hin zu meditativem Tanzen oder Hunde dressieren. Klingt vielleicht ein wenig platt, ist aber gigantisch. Nur diesmal war es nicht ganz so speziell, liegt vielleicht an der hohen Erwartungshaltung. Der Ökomarkt daneben findet wohl auch jedes Wochenende statt, dort habe ich zum ersten Mal shaved ice probiert. Das ist die klassische japanische Sommererfrischung, und ist genau das, was man sich drunter vorstellt: gefrorenes Wasser von einem Block abgeschabt, und nach Bedarf Sirup als Geschmacksträger drübergeschüttet. Kann man einmal probieren, und dann wieder zu Magnum übergehen. Ist zwar besser als erwartet, aber nicht gerade der Brüller.

Und vor dem Park waren wieder die Rocker: Japaner im oberen mittleren Alter, mit schwarzer Tolle, in schwarzem Leder, und dazu mit schwarzem Isolierband getapete schwarze Stiefel. Und die Herren tanzen tatsächlich Rock’n Roll zur entsprechenden Musik. Kann sich jeder mal vorstellen, wie das so ist, mit enganliegenden schwarzen Lederhosen bei 30°C in der Sonne Rock’n Roll zu tanzen. Muss man schon sehr überzeugt sein, nur die Harten kommen in den Garten…

16.08.2013 – Wochenendausflug – Wow

Sonntag, 18.08.2013

In Deutschland haben wir das oft gemacht, am Freitag nach der Abend für’s Wochenende irgendwohin zu fahren, Skifahren, Wandern, Freunde besuchen, warum hier noch nie, haben wir uns gedacht? Stimmt, meistens sind die Wochenenden mit irgendwas belegt, und zwar eher mit Schule als mit meiner Arbeit, unter der Woche ist die Schule lang, so dass oft irgendwas auf’s Wochenende verlegt wird. Aber jetzt sind ja Ferien! Wir haben uns für Putuoshan entschieden, das ist rund 3 h im Süden von Shanghai westlich von Ningbo, dort liegt eine Inselgruppe im Meer. Putuoshan selbst hat für die Öffentlichkeit Autoverbot, auf fast alle anderen kann man fahren - wenn man den Weg kennt.

Also nix wie los, mit der Mischung aus Garmin, eingebautem VW Navi (ich habe Auto getauscht, einer meiner Kollegen wollte zu siebt auf ein Bierfest) und Google Maps. Mein Garmin mit der neuesten Karte von 2010 kannte die Hochstrassenautobahn auf die Inseln noch gar nicht, das VW Ding immerhin zu 75%. Aber es macht ja nichts, bei Orientierungslosigkeit auf der 3-spurigen Autobahn bis auf Schrittgeschwindigkeit abzubremsen, um in aller Ruhe auf dem iPhone die Lage zu sondieren. When you are in Rome… Zugegebenermassen, in China mit einer Karte von 2010 rumzufahren ist so ähnlich, wie Neufünfland mit der ADAC Jahresgabe von 1995 zu bereisen. Kurz hinter Shanghai verschwinden die Pinyin Angaben auf den Verkehrsschildern, wohl dem, der sich im Vorbeifahren die Zeichen für Ningbo 宁波und 舟山 Zhoushan gemerkt hat, das hilft bei den Autobahnkreuzen (um ehrlich zu sein, es war der einzige Ort mit Shan山 = Berg auf den Schildern, das ist nämlich eins der 10 Zeichen, die ich kenne). Wir haben es auf jeden Fall gefunden, man kommt kreuzungsfrei bis auf die Insel Zhoushan, da wollten wir hin, die 30 km Brücke über die Ningbo Bucht eingeschlossen.

Irgendwann haben wir auch die Strasse gefunden, in der unser Luxus-Wochenendhotel sein sollte: eine dunkle, abgewrackte Strasse am Wasser entlang, mit einer Mischung aus Firmen, Ruinen, Baustellen und ein paar dunklen Wohnbuden. Wohin denn jetzt? Eigentlich sollte es die Strasse sein, und laut Google genau hier, aber hier will kein Europäer mit Kindern wohnen. Wir sind langsam die Strasse langgerollert, immer positiv denken, und es wurde immer schlimmer. Immerhin hatten wir eine Hausnummer, und bei der waren wir noch nicht. Und da war’s, Nummer 120, ein Schild, ein Parkplatz, und dahinter verrostete alte Schiffe. Bis wir es verstanden haben: hier ist der Parkplatz, ab hier fährt das Schiff zum Hotel, das liegt nämlich auf einer Insel. Nicht schlecht für eine Last Minute Buchung über Agoda, die wir eigentlich nur genommen haben, da sonst nichts mehr frei war.

Es war wirklich cool: mit dem Schiff auf die Insel, Kofferträger für die Reisetasche der Damen, 2 grosse Zimmer (mit Wifi!), besser kann’s kaum sein. Dass vor der Insel eine 24 h Baustelle im Meer liegt, was soll’s, so laut war es gar nicht. Spannender das Essen: die Gäste hier sind normalerweise nur Chinesen, hier spricht auch keiner Englisch. Zum Glück reicht unser Chinesisch für solche Fälle inzwischen aus (trotzdem ist das Ergebnis nach fast 2 Jahren lernen schlapp). Und so war auch die Speisekarte: 1 Seite Seegurke, 1 Seite Haifischflosse, 1 Seite Abalone, 1 Seite Schildkröte, 1 Seite Muscheln. Das alles essen wir aus Geschmacks- oder ethischen Gründen gar nicht. Den warmen Weisswein wollten wir auch nicht, auch nicht mit Eiswürfeln. Wir haben noch ein paar Sachen gefunden, aber so richtig gut war es nicht wirklich. Der Spruch von der tollen chinesischen Küche bewahrheitet sich nicht immer. Aber was soll’s: wir sind ohne Vorwarnung auf einer Insel nur für uns gelandet, man kann nicht alles haben. Es hätte schlimmer kommen können.

10.08.2013 – 40°C

Sonntag, 11.08.2013

 

Shanghai erlebt den wärmsten Sommer seit 140 Jahren, wir haben nicht 38°C, sondern über 40. Zwar waren wir kurz einkaufen, aber danach haben wir uns wieder in unser gekühltes Haus zurückgezogen. Angeblich liegt es am ausbleibenden Taifun, die Stürme kühlen ab und erhöhen die Feuchtigkeit. Klingt vernünftig, für Shanghai im Sommer ist es mit 45% trocken. Sogar die Kerzen im Haus geben langsam auf:


 

09.08.2013 – Vue Bar und Drehturm

Sonntag, 11.08.2013

Seit dem 8.8. ist die Familie wieder da, für China ein glückliches Datum. Wir erinnern uns daran, dass Telefonnummern mit 8en mehr kosten als ohne. Heute waren wir erst in/auf der Vue Bar, oben auf dem Hyatt on the Bund. Von dort hat man einen super Blick auf Pudong und den Bund, wir waren damals während unseres Look and See Trips dort, und haben gerätselt, ob es eine gute Idee ist, den Job zu kündigen und hierher zu ziehen. Im Nachhinein: es war die einzig richtige Entscheidung! Und der Ort war perfekt für eine kleine Nachfeier, nachdem vor 2 Wochen keiner da war. Anschliessend waren wir mitten in der Stadt essen, im Drehrestaurant direkt am People Square. Ein Rundumblick über die Stadt bei Nacht, Klasse.


Das war ein netter Wochenausklang, diese Woche hat mich genervt. Mein Fahrer liegt mit Nierenstein im Krankenhaus, ich muss also selber fahren, und diesmal war ich empfindlich. Ich habe länger gearbeitet, und wenn ich um 10 heimgefahren bin, waren 20% ohne Licht auf der Autobahn unterwegs, was der Rest durch Fahren mit Fernlicht ausgleicht. Vor allem LKW sind entweder stockfinster oder wie ein Fussballstadion. Wenn sie hinter einem herfahren, kommt man sich vor wie beim Verhör im schlechten Krimi. Es ist zwar verständlich, da immer so viel auf der Strasse rumliegt, und niemand gerne ungebremst über Kanthölzer oder Doppel-T-Träger fährt, im Ergebnis sieht man durch den Hell-Dunkel-Kontrast aber gar nix mehr. Vielleicht liegt‘s auch daran, dass ich älter werde. Die Bedeutung der Linien auf der Strasse ist unbekannt, Spurhalten gab es schon vor 3.000 Jahren nicht. Überholen ist jedesmal ein Adrenalinkick, so dass es unmöglich ist, einfach in Ruhe heimzufahren. Und während das alles ungeahndet auf der Strasse passiert, vom Parken auf der Autobahn gar nicht zu reden, steigt täglich die Gefahr, wegen ‚falschem Abbiegen‘ Punkte zu bekommen. Meine Kollegen sind schon ein paar ihrer 12 los. Ich schau lieber gar nicht im Internet nach. Denn wenn man dran ist, ist man dran. Ein Anhörungsbogen ist hierzulande unbekannt.

03.08.2013 – 3776

Sonntag, 11.08.2013

Bis Mitternacht habe ich tatsächlich geschlafen, dann war’s aus. Um 2 war es eh rum: aufstehen, um halb 3 loslaufen. Frühstück gab es keins, welcher Magen mag um die Zeit schon was zu Essen, Stirnlampe aufsetzen, in die Lichterkette einreihen, auf geht’s. Es ging besser als erwartet, tatsächlich galt es nur kurz vor dem Gipfel 2 Reisegruppen zu überwinden, bei dem schmalen Pfad nicht ganz so einfach, und es verträgt sich nur bedingt mit der japanischen Höflichkeit. Wie drängelt man sich höflich an einer 40 Mann Schlange auf einem Bergpfad vorbei? Erstaunlicherweise haben wir zu 95% Japaner getroffen, wenig Ausländer, dafür Menschen jeden Alters, vom Kind bis zum Rentner, und dabei viele Teenies. Immer wieder sieht man Japaner mit Sprühdosen am Wegesrand: weil es so unendlich hoch ist, nimmt man Sauerstoff in der Dose mit, und inhaliert regelmässig. Wichtig ist perfekte Organisation und Ausrüstung. Man sieht nur Markenklamotten, es wird vermutlich jeden Tag eine Monatsproduktion von Mammut, Jack Wolfskin, etc (iPhone nicht vergessen) da raufgetragen.

Um 4:34 waren wir oben, pünktlich zum Sonnenaufgang. Saukalt, nicht nur wegen der 3°C, vor allem der eisige Wind genau an der besten Beobachtungsstelle war eine Herausforderung an die Goretexmembran und die Wollmütze. Wir hatten unheimliches Glück: die letzten 2 Wochen war der Gipfel in den Wolken, heute waren wir über der Wolkendecke. D.h. blauer Himmel, Sonnenaufgang vom feinsten über dem Wolkenmeer, und in der Ferne die anderen Bergspitzen, die aus den Wolken ragen. Unser spanischer Kollege hatte leider nicht genug zum Anziehen dabei, er hat gefroren wie ein Schneider. Dafür hatte unser Organisator sogar Kocher und Kaffee für den Sonnenaufgangskaffee dabei! Und ein zweites paar Handschuhe, eine zweite Stirnlampe, einen zweiten Pullover, perfekt eben.

Für das Foto neben dem Gipfelschild galt: ordentlich anstellen! Wie an der Supermarktkasse stehen alle geduldig in der Schlange, der vorherige macht die Fotos von den nächsten, und man wartet, bis man dran ist. Wie wäre das in China? Man stände auf einem Müllberg in einem Mordsgeschrei, jeder schubst jeden und drängelt sich in den Vordergrund, um als erster mit dem Foto fertig zu sein.

Gegen 7 haben wir uns nach der Ehrenrunde an den Abstieg gemacht. Auf dem Kraterrand gibt es einen Rundweg, und es ist ganz nett, in der Höhe über den Wolken da lang zu flanieren. Allerdings geht es jedes Mal, wenn es wieder ein paar Meter rauf geht, schon deutlich langsamer, ist halt schon hoch.

Runter geht es auf dem Weg für runter, ab etwa 2.800 m ist das ein 5 – 10 m breiter Weg in der Falllinie aus Lavasteinen. Man kann mit sieben Meilen Schritten runterrennen, und schafft bis zu 28 m/min (Höhe, zum Vergleich: rauf sind es 6 bis 9). Auf die Art waren wir nach 1 ½ Stunden unten, wofür wir rauf 4 gebraucht haben. Und das war’s, ich war auf dem Mt. Fuji! In Japan heisst es: If you never climbed Mt. Fuji, you are a fool, and if you do it twice, you are also. Also, einmal reicht, es war eine nette Erfahrung, nochmal muss nicht unbedingt sein. Missen möchte ich das Erlebnis auf keinen Fall.

Was macht man in Japan nach so einer schweisstreibenden Anstrengung? Nein, kein Bier trinken, Massage vielleicht, richtige Antwort: Onsen! Auf gut deutsch: Thermalbad. Überall in Japan muss man nur ein Loch in den Boden bohren, und schon kommt heisses Wasser raus, das liegt an der auch für die Erdbeben verantwortlichen Tektonik. Onsen gibt es in fast jedem Hotel, das ist weniger toll, und in jedem Dorf. Dort sind sie meist draussen, bestehen aus mehreren Becken, man legt sich in 40°C heisses Wasser und entspannt, so lang man es aushält. Anders als in einer ordentlichen deutschen Sauna darf man sich unterhalten, dadurch hat das ganze einen entspannten, aber kommunikativen Charakter. Dass es perfekt organisiert ist, mit Schuhe am Eingang abgeben, extra einsperren, etc. erklärt sich von selbst. Sogar das Restaurant gehört mit zur Barfusszone. In Japan wird strikt zwischen ‚drinnen‘ und ‚draussen‘ unterschieden, und bei allem, was ‚drinnen‘ ist, haben ‚draussen‘-Schuhe nichts zu suchen. Übrigens gibt es in Japan eine Debatte zur alternativen Energiegewinnung durch Geothermik (warum wohl?), die von den Onsenbetreibern massiv bekämpft wird. Sie haben Angst, durch die Stromgewinnung ihr heisses Wasser zu verlieren.

Am Nachmittag hat uns unser japanischer Kollege zu sich nach Hause eingeladen, eine in Japan unübliche Geste, war hochinteressant. Er besitzt im dichtbesiedelten Yokohama ein Haus mit einem traditionellen Teeraum, sehr edel. Abends waren wir Sushi Essen, da habe ich das mit den Fingern gelernt.

02.08.2013 – Gotemba Trail

Sonntag, 11.08.2013

 

 

Einmal im Leben auf den Mount Fuji! Mein japanischer Kollege hat alles perfekt organisiert, japanisch halt. Am Freitagvormittag per Auto zum Startpunkt auf 1.440 m, er hat den längsten Pfad mit den meissten Höhenmetern ausgesucht, den Gotemba Trail. Warum? Offiziell ist der Mount Fuji nur im Juli und August auf, und seitdem er Weltkulturerbe ist, kraxeln im Schnitt jeden Tag 2.000 Leute da rauf. Es gibt 4 Routen, die meisten nehmen die kurze Beginnerroute, die wenigsten die Profiroute. Also war klar, was wir tun. Wir, das sind ein Spanier, ein Japaner und ich. George, Jesus und Christian, klingt ein wenig wie die heilige Dreifaltigkeit, war aber kein einziger Christ dabei. Um 1 Uhr sind wir los, Start an der New 5th Station, sieht genauso aus, wenn man vom Wetter absieht: http://www.japan-guide.com/e/e6929.html. Ziel ist die 7,5th Station auf 3.120 m mit der Waraji Kan Hütte, siehe hier, 4. Bild von oben: http://www001.upp.so-net.ne.jp/fujisan/fuji-hutg.html. Die Strohsandalen sind das Logo der Hütte, “Warazi-kan” heisst auf English “Straw-sandal hut”, bin ich froh, dass ich mit meinen Hanwag rauflaufen durfte. In Aus einem unerfindlichen Grund sind einzelne Orte als Stations durchnummeriert, auch wenn da manchmal gar nix ist. Und es gibt getrennte Wege für rauf und runter, beim Loslaufen kommt die Hüttenwirtin und erklärt höflich, welchen der beiden Wege man nehmen soll, um nicht zum Geisterläufer zu werden.

 

 

Leider oder vielleicht Gott sei Dank hat es geregnet. Wir waren dauernd in den Wolken, aber besser als in der prallen Sonne laufen. Denn warm war es, gefühlt 30°C beim Start. Gesehen haben wir dadurch nicht viel, was uns das Gefühl vermittelt hat, wir seien allein unterwegs. Es waren tatsächlich viele weniger Leute als erwartet, d.h. unsere Rechnung, schon am Freitag hochzusteigen, ist aufgegangen. Nach 4 Stunden waren wir auf der Hütte, ganz knapp über der Wolkendecke. Ich war angenehm überrascht, vorher gab es viele Stories darüber, wie voll die Hütten sind und wie wenig Platz man hat. Wir hatten einen Tisch zum Essen für uns, d.h. ein Brett in 20 cm Höhe auf dem Boden, man sitzt stilecht auf einer Matte. Und wir hatten etwa 1,40 für uns drei zum Schlafen, Alpenvereinshütten sind auch nicht viel besser. Bis der Hüttenwirt, s. Foto, uns erklärt hat, dass er uns gnädigerweise diesen Platz zu dritt gibt, weil nicht so viele da sind, normalerweise schlafen da 5! Das Essen war OK, Wasser gab es nur zum Trinken, aber nicht zum Waschen. Die Hütte ist nur Juli/August auf, mehr geht wahrscheinlich auch nicht, wenn es draussen kälter wird, ist mit dem Wellblechbau nicht viel zu machen. Im Winter liegt hier Schnee, eigentlich müsste man mit Tourenskiern gut raufkommen. Vermutlich ist die Abfahrt nicht so toll, der Wind wird das meiste verblasen und es bleibt nur Eis übrig. Ich habe nachgefragt, bislang sind Tourenski auf dem Fuji San nicht bekannt. Eine neue Marktlücke?

Die ersten haben schon geschlafen, als wir um 6 gegessen haben. Wir sind um 8 ins Bett gegangen, und haben versucht zu schlafen. Wer kann schon zu so einer unchristlichen Zeit einschlafen?


31.07.2013 – wieder Japan

Sonntag, 11.08.2013

Drama! Der Bus am Flughafen hatte 3 Minuten Verspätung, der Fahrer war völlig fertig, vermutlich hat er sich noch am Abend ins Schwert gestürzt.

Jetzt habe ich endlich das Original unseres Original Plagiat E-Rollers in Shanghai entdeckt. Nachdem ich im Internet ewig gesucht habe, wie der Hersteller heisst, und viele Schriftzeichen, aber sonst nix gefunden habe, hier ist der Bruder unseres Original 300 EUR Chinarollers: Yamaha Vino! Ist das nicht ein schöner Name? Klingt ein wenig wie Ixo Vino (Akkuschrauber in der Holzkiste zum doppelten Preis, dafür mit Plastikteil). Den Roller gibt es sogar unter Youtube (den Link kann ich mir in Japan wenigstens anschauen): http://www.youtube.com/watch?v=UWrjEeApqDo. Allerdings zeigt Yamaha eine Fälschung, wie man leicht an Details wie den Blinkern erkennen kann. Das Original sieht so aus wie unserer, s.u., denn der ist zwar eine Kopie, aber eine gute!

 

Das mit dem kalten Bier habe ich schon mal erzählt, jetzt gibt es die passende Werbung dazu: die -2.1°C sind nicht die Raumtemperatur im Restaurant, sondern die des Biers. Was ich hoffentlich noch nicht erzählt habe, langsam verliere ich ein wenig den Überblick, sind die netten Leute mit der gelben Flagge auf der Strasse!? Die sieht man hin und wieder an Kreuzungen, auf der Flagge steht so etwas wie ‚Vorsicht, hier ist was‘, und schwenken eifrig, obwohl die Ampel den Job ausreichend erledigt Das sind japanische Verkehrssünder! Wer in Japan die Verkehrsregeln missachtet, bekommt eine Fahne und muss einen Tag Frondienst im Strassenverkehr leisten, erzieherische Massnahme! In einem Land mit Gesichtsverlust ist das deutlich schlimmer als Geldstrafe (die gibt‘s obendrein).  Die Fahne ist die moderne Form des Prangers. Leider konnte ich noch nicht herausfinden, was man dafür anstellen muss. Reicht zu schnell fahren, oder muss es schon was Besseres sein?

Und ich habe gelernt, wie man sich beim Sushi Bestellen als Kenner outet: Mainstream sind Tunfisch und Lachs, das isst quasi jeder, da weiss der Sushimeister: OK, dwie üblich, egal. Achtung vor dem Meister kann man sich mit Suzuki (nein, kein Moped, wirklich ein Fisch), Hirami und Sea urchin (genau, Seeigel, kann man essen, muss man nicht) erwerben. Damit weiss er, oh, der kennt sich aus. Diese Achtung vor dem Meister muss einem halt ein gelber Seeigel wert sein. Tückisch ist, dass man das Bestellen können muss. Ich hatte einen netten Kollegen dabei, der die Speisekarte lesen und bestellen konnte, mir wäre das schwer gefallen.

Und: jetzt weiss ich, wie man Sushi richtig isst, nämlich mit den Fingern! Nix Stäbchen, das machen nur Ausländer oder Japaner ohne Peil. Das ist wie Weisswurschtessen: eigentlich isst man die auch mit den Fingerns, aber heute nimmt jeder Besteck, weil das irgendwie zivilisierter ist. Tolle Verbindung von Sushi und Weisswurscht! Ich ess zukünftig Weisswurscht weiter mit Besteck, aber Sushi mit den Fingern. Dabei gilt: nur der Fisch gehört in die Sojasosse, auf keinen Fall der Reis! Denn der saugt sofort die salzige Sosse auf und deckt den edlen Geschmack des Fisches zu. Japaner haben gut trainierte Geschmacksnerven und können kleine Unterschiede herausschmecken. Ich kann immerhin den Unterschied zwischen scharfem und süssem Senf (s. Weisswurscht), oder Kristall und Hefe. Aber eine Prise oder zwei von den Kräutern, weia. Noch filigraner wird’s bei den Teilen vom Tunfisch: kein Fett, mittelfett oder ganz fett, sie haben alle unterschiedliche Namen. Ganz fett ist am teuersten, muss man aber mögen.

Natürlich muss ich hier auch arbeiten, deswegen bin ich ja da, am Ende der Woche habe ich frei und werde ich auf den Fuji San steigen. Im Moment schwächele ich ein bisschen, erstens ist meine Kondition durch das regelmäßige 8 km Training (1x im Monat) in Shanghai auf einem soliden Grundniveau, zweitens habe ich irgendwas an der Fusssohle und kann nicht richtig auftreten, und drittens geht mir am rechten Knöchel die Haut ab. Sie hat es wohl nicht überstanden, dass mir die Changjiang bei der letzten Ausfahrt den Stiefel voll Sprit gefüllt hat. Erst dachte ich, es ist Schweiss, aber es war ein Bad in chinesischem ROZ 93 Kraftstoff. Und der ist offensichtlich aggressiv. Nach 2 Wochen sieht man immer noch jede einzelne Faser des Sockens, und der Stiefel stinkt weiter erbärmlich. Und warum? Weil mir die Super Spezial-Spritleitung von Detlev Louis (eigenhändiger Direktimport) von dem Super Spezial-Kraftstofffilter aus dem gleichen Laden gerutscht ist. Ich kann keinem chinesischen Bauteil die Schuld geben. Ich steig‘ wieder auf den chinesischen Filter um, gezwungener massen, der deutsche kann die Temperatur nicht, das Kunststoffgehäuse ist schon völlig verbogen. Bei der deutschen Spritleitung muss ich aber bleiben, das Original ist zerbrochen. Entweder war sie von 1950, oder der Weichmacher kostet Aufpreis.

 

28.07.2013 – Sonntag

Sonntag, 11.08.2013

Andy Warhol Ausstellung in Shanghai letzter Tag, und daneben eine moderne Interpretation der Terrakotta Armee in Jeans. Sonst hat heute noch Hamilton in der F1 gegen Vettel gewonnen, war aber langweilig, weil man in Ungarn nicht überholen kann. Weiss ich aber nur, weil ich mir das heute Freiluft in der Stadt angesehen habe. Zum Mopedfahren war es zu heiss (übrigens habe ich viele nette Ratschläge zu meinem Vehikel bekommen, die ich alle wohlwollend prüfen werde), Laufen habe ich probiert, macht aber nicht mal um 6 Uhr in der Früh Sinn, die Temperatur und Sonnenstrahlung verkraftet mein schlapper bürotrainierter Körper nicht, oder der Kopf, einer von beiden brüllt auf jeden Fall dauernd: Aufhören: sonst ist hier nicht viel los, inzwischen sind auch die letzten Väter weg, echtes Sommerloch.

27.07.2013 – Handwerker im Haus

Sonntag, 11.08.2013

Reparaturen im Haus kommen gleich nach Verkehrsunfall, hinsichtlich des potentiellen Desasters. Beim vorletzten Mal waren wir danach unser Laptop los, siehe ‚the thief‘, beim letzten Mal hatte danach die Terassentür Rollen statt eines Schlosses.

Jetzt haben wir Schimmel im Haus. Das ist in Shanghai nichts Besonderes, auffallend ist, wenn ein Haus keinen Schimmel hat. Dann ist er entweder gerade überstrichen worden, oder es geht mit übernatürlichen Kräften zu. Die Häuser sind eine Konstruktion aus Kältebrücken, so dass im Sommer durch die Klimaanlage innen und die 38grd mit 80% Feuchte aussen so viel Kondenswasser über diese Brücken geht, dass die Wasser auf der Zwischendecke tief gründen und es irgendwann schimmeln muss. Denn alle Häuser bestehen neben Stahlbeton aus Rigips, zumindest alle Decken. Und wenn darauf das Wasser steht, kommt es irgendwann durch. In der Küche löst sich nur die Farbe ab, spachteln, streichen, fertig. Im Kinderzimmer hat der Schimmel ein Loch durch die Decke gefressen. Der Handwerker kommt diesmal am Samstag, nicht am Sonntag, aber auch nicht am Montag (da wäre nämlich die Ayi da, und ich hätte damit gar nichts zu tun, so darf ich jetzt meinen Samstag im Haus verbringen). Der Vorteil ist, ich kann meine deutsche Wertarbeit raushängen lassen: nein, nicht zu spachteln, sondern Rigipsplatte tauschen; nein, nicht um die Vorhangleiste rummalen, abschrauben, Platte tauschen, streichen, wieder dranschrauben; nein, nicht nur im Kreis das neue Plattenstück anmalen, sondern die ganze Flaeche; Nein, die vielen Handabdrücke auf dem weiss finde ich nicht lustig, bitte drübermalen, und so weiter. Wie tauscht man ein Stück Rigipsplatte aus? Anzeichnen, in der Mitte mit dem Schraubenzieher perforieren, dann ein Loch machen, und von dort aus durch Stücke Rausbrechen zur Markieren nach aussen vorarbeiten. Ganz einfach!