Berichte von 01/2014

10.01.2014 – Winter

Donnerstag, 23.01.2014

Jetzt sind es um die 0°C, unser Haus verwandelt sich wieder in ein gelebtes h-s-Diagramm, wie letztes Jahr: im Bad hat es etwa 13°C, mehr geht nicht, und nach dem Duschen läuft die Luftfeuchtigkeit in wunderschönen Bächen an genau den Fenstern runter, die für die 13°C verantwortlich sind. Wäschetrocknen hat einen ähnlichen Effekt, von Glasdach in der Hausmitte tropft das Wasser fröhlich auf den Boden. Wir sitzen dabei entspannt mit unseren Faserpelzpullovern daneben, trinken Glühwein, und kämpfen mit dem langsamen Internet.

Überhaupt Winter, ich habe es immer noch nicht gelernt. Letzten Sonntag war ich in der Gegend von Qingdao unterwegs. Das ist zwar nördlich des Jangtse, und nochmal 5°C kälter als Shanghai, aber es wird trotzdem nicht geheizt. Wenigstens hatte ich einen Pullover an, aber immer noch keine Skisocken und langen Unterhosen, weil, sowas trägt man als Mann nicht. Mir war schon lange nicht mehr so lange kalt, das letzte Mal bei der Bundeswehr. Immerhin war das Flugzeug geheizt. Das Auto war übrigens auch kalt. Ein natürlich schwarzer A6, gebaut in Changchun, mit Klimaautomatik und allem Zipp und Zapp, aber der Chinese traut den Knöpfen nicht. Also schaltet er alles aus. Und wenn dann die Scheiben beschlagen, muss man halt das Fenster aufmachen. Bei 1½ Stunden Fahrt nicht besonders angenehm. Meinen Ansatz, einfach mal die Gimmicks einzuschalten, fand der Fahrer wohl zu westlich. Verstanden hat er es schon, aber nach 5 min gut hat er das Zeug wieder deaktiviert. Es geht nichts über eine ordentliche Technikskepsis.

Zurück zu Hause habe ich mich auf den Schinken gestürzt: unser Vermieter hat mir so ein ganzes Kuhbein aus Italien als Geschenk mitgebracht. Das füllt jetzt den Kühlschrank, und ich überlege gerade, ob ich den ganzen Compound zur Party einladen soll. Alleine esse ich bis zum Ende meines Assignments hier dran. Dabei ist das hier sowas wie ein Goldbarren. Westliches Essen, und noch dazu direkt importiert, ist fürchterlich teuer. Wenn ich Chinese wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich weiterverkauft.

05.01.2014 – zurück

Donnerstag, 23.01.2014

...in Shanghai, draussen 8°C, in der Sonne 15°C, drinnen auch 8°C, für Anfang Januar immerhin ein Wärmeeinbruch. Unser Haus war natürlich nicht geheizt, und wie will man nun einen Pappkarton warm bekommen? Abwarten und Tee trinken, in unserem Fall selbstgebauter Glühwein aus chinesischem Changyu Wein (Chateau Changyu, könnt Ihr googeln) mit deutschen Glühwein-Teebeuteln. Wirklich warm wird es einem zwar nicht, aber der Glaube hilft.

04.01.2014 - letzter Tag Myanmar

Samstag, 04.01.2014
Noch sind wir dabei, die Zeit rumzukriegen. Klingt komisch, ist aber so. Die dreieinhalb Tage sind dann doch lang. Wir sitzen in Myanmar und wissen nicht so genau, was wir anfangen sollen. Fazit: Myanmar ist toll zum Rumreisen, die Menschen freundlich, die Umgebung entspannt, als Land hochinteressant. Wir wurden wenig abgezockt. Wenn ein Taxi 80 USD kosten soll, das gleiche aber mit dem Bus für 3,50 EUR zu haben ist, dann muss man halt Bus fahren. Macht eh mehr Spass und ist OK, wenn es nicht zu lange geht. Denn die Sitze sind schmal, die Federung nicht mehr vorhanden, und der Auspuff endet offensichtlich im Innenraum. Die Fähre über den Yangon River kostet die Einheimischen 7,5 Ct, uns aber 2 USD, dafür mit offizieller Erklärung: der Fahrpreis ist subventioniert, der Ausländerpreis von der Regierung festgelegt. Also OK. Dafür dürfen wir auf dem Ausländerdeck oben sitzen, hat einen Anflug von Apartheid. Das Land hat sich im letzten Jahr anscheinend stark geändert, vieles aus dem Reiseführer ist veraltet. Geld wechseln ist kein Thema mehr, ATM sind vorhanden, nur hin und wieder werden Nicht-1a-Dollarnoten höflich nicht akzeptiert. Die Staatsbank nimmt sie nicht an, somit kommt der Händler nicht an sein Geld. Er kann höchstens weitertauschen, so lange, bis sie als Wechselgeld wieder bei einem Foreigner landen. Alles ist inzwischen in Landeswährung zahlbar, nur Kreditkarten sind wegen der schlechten Telefonverbindung noch selten, kommt sicher bald. Was haben wir nun außer der Busfahrt mit dem local Bus ins nächste Dorf gemacht? Nicht viel. Im Dorf auch nicht viel, weil, da war nicht viel. Wir sind durch die Stadt gelaufen. Sie ist ganz anders als die Städte, die wir bisher gesehen haben: viele tolle Kolonialbauten, jedoch alle in einem fortgeschrittenen Stadium des Verfalls, es fehlt das Geld, sie zu erhalten. Manche stehen leer, manche werden genutzt. Es gibt die ersten Verkehrsstaus zwischen den vielen Straßenhändlern, und es ist warm. Vom Norden kommend ist es hier ganz anders, da es auch nachts kaum abkühlt. Neben den Touris gibt es auch ein paar Expats (wir haben einen Blick dafür). Erkennbar daran, dass es mehrere coole Europäerläden gibt. Heute waren wir im Shangri-la zum Lunchbuffet, so geht die Zeit auch rum. Jetzt sitzen wir wieder im Café, vollgefressen wie wir sind, heute ist Feiertag, und die Tourimärkte haben zu, also können wir nicht mal in einen Kaufrausch fallen. So freuen wir uns über die 28grd, und warten, dass die Zeit vergeht. Morgen in Shanghai sind es 0 bis 10, nix mehr mit draußen Kaffee oder Bier trinken. Möchte ich nochmal hierher? Ich hätte Spass dran, mit dem Fahrrad durch das Land zu fahren, so wie jetzt muss ich nicht nochmal herkommen. Es müsste sogar gehen, von China mit dem Rad hier einzureisen. Wir werden unterwegs oft gefragt, woher wir kommen. Wie heißt nun die richtige Antwort? Ludwigsburg ist falsch, dann wünschen uns immer alle einen guten Heimflug nach Deutschland. Da sind wir aber nicht zu Hause und fliegen wir auch nicht hin. Regensburg wäre als Heimat richtig, aber sonst falsch. Shanghai oder China sind richtig, kommen uns aber nicht so einfach über die Lippen. Die Burmesen fühlen sich mit der Antwort nicht ernst genommen. Also was nun? Ich habe mich für die empfängerorientierte Variante entschieden: Für Asiaten komme ich aus Deutschland, für den Rest aus Shanghai. Bei Licht betrachtet, ist Shanghai unser zu Hause, und nicht unser Zweitwohnsitz, steht sogar im Pass. Noch 3 Std bis zur Fahrt zum Flughafen. Nächste Woche ergänze ich noch ein paar Fotos, also nochmal rückwärts blättern.

01.01.2014 - Feiertage werden überschätzt

Freitag, 03.01.2014
Ehemalige Hauptstadt Burmas: Yangon, auch mal Rangoon, unsere letzte Station. Wir haben am Strand fast nix gemacht, den Sonnenaufgang in Bagan gesehen, das 'Balloon Thing' aus Vernunftgründen gelassen, und Weihnachten in Mandalay gefeiert. Wenn man's genau betrachtet, weder Weihnachten noch gefeiert. Die Bescherung im Hotelzimmer, logisch, und jeder hatte etwas für den anderen dabei, so weit, so gut. Am 24. selbst waren wir mit einem Auto in der Umgebung unterwegs, Holzbrücke, Pferdekutsche, alte Stadt, Meditationszentrum, als Touritag nicht schlecht, nicht wirklich die Einstimmung auf den Heiligabenb. Dafür gab es ein Weihnachtsdinner, oder besser 2: eins am 24. und eins am 25. Trotz Nachfragen waren wir natürlich beim Falschen, am 24. Erst wollten sie uns nicht reinlassen, dann vielleicht, dann gegen nochmal Zahlen, schließlich sind wir am Ende eines Reisegruppentischs wie die Mofs gelandet. Stimmung auf dem Nullpunkt, und das innerhalb von 15 Minuten. Gerettet hat uns der Manager, ein Schwabe aus Ravensburg, der verstanden hat, dass wir uns jetzt nicht auf der Straße ein Curry organisieren wollen. So hatten wir unseren Tisch und einen netten Abend, aber eben nett und nicht Weihnachten. Realistisch betrachtet war es auch nicht anders zu erwarten, schließlich sind wir in einem buddhistischem Entwicklungsland, wo soll da das Christkind auf einmal herkommen? Das Dinner war viel besser als das am 25., wie wir nachher rausgefunden haben, daher auch das Theater. Am 25. haben wir uns Mandalay angesehen, geht so, um am 26. sind wir weitergeflogen: Weihnachten wird überschätzt. In Myanmar ist Winter. Am Strand ist es abends ein wenig kühler, in den Bergen auf etwa 1.000 m Höhe ist es tags heiß, aber sobald die Sonne weg ist, wird es a...kalt. In Pyuin U Lwin haben wir recht schnell verstanden, warum die Bedienung im Restaurant Daunenjacke und. Handschuhe trägt. Normal ist nämlich, weiter draußen im Garten zu essen, drin ist bei geöffneten Türen und keiner Heizung kein spürbarer Unterschied zu draußen. Dummerweise wird das Essen sofort kalt. Das Gefühl ist vergleichbar dem Zelten auf einer Mopedtour im Frühjahr oder Herbst, nur dass wir beim Essen nicht auf Alukisten gesessen sind. Das gleiche in Kalaw: nettes Frühstück auf der Dachterrasse, mit tollem Blick über die nebelverhangene Kleinstadt mit den ersten Sonnenstrahlen, mit Faserpelz und was das Zwiebelprinzip sonst noch so hergibt. Silvester wird ebenfalls überschätzt: mitten auf dem Inlesee im schwimmenden Ressort zu Preisen des Walldorf Astoria in Paris. Das Ressort ist schick, nette Pfahlbauten, Pool, Bar für den Sundowner (öffnet nach dem Sonnenuntergang) und New Year's Eve Dinner. Es gibt sogar ein persönliches Geschenk für jeden, die typischen Stofftaschen mit eingesticktem Namen des Gastes, Schals, warum auch immer ich einen Holzflaschenöffner bekommen habe, wird ein Mysterium bleiben. Dinner bis 10, dann Abrocken im Ballsaal. Die Chefin bittet um Verständnis für die Qualität der Musik ihrer begeisterten Angestellten, sie seien nun mal keine Profis. Um halb 11 lehrt sich der Saal, um 11 ist Schluss. Die Kinder sind schon früher schlafen gegangen, und ob es einer glaubt oder nicht: Stille steckt an, wir sind schlafen gegangen! Wenn mir meine über 80-jährige Großmutter erzählt hat, dass sie Silvester vor Mitternacht ins Bett geht, habe ich das nie nachvollziehen können. Ich kann es immer noch nicht nachvollziehen. Zum Ausgleich sind wir um halb sechs aufgestanden, denn unser Boot zum Flughafen fuhr um halb sieben. Ich habe mich damit getröstet, dass nur wenige Menschen den Inlesee am Neujahrstag vor Sonnenaufgang erleben (außer dem Bootsfahrer, der musste um halb sechs losfahren, um pünktlich zu sein, und außer den ganzen Fischern, die jeden Tag so früh arbeiten). Unser Flug ist nicht um halb zehn, sondern um Viertel nach elf geflogen, wegen Nebel. Das ist immer so, aber wir waren nicht cool genug, entsprechend spät aufzutauchen, bei nur einem Flug am Tag (es sind tatsächlich drei, aber die anderen waren alle ausgebucht. Das weiß ich, da wir nicht freiwillig so früh aufgestanden sind). So sind wir mittags in Yangon, und haben noch volle 3 1/2 Tage. Ganz schön viel für Yangon. Aber wenn nur noch der Early Bird Flug zu haben ist und der Heimflug um Mitternacht startet, werden aus zwei Tagen ganz schnell dreieinhalb. Mal sehen, was uns einfällt. Auf jeden Fall keine Pagode mehr, wir sind schon tempeled out. Dumm nur, dass der Reiseführer nichts bietet außer alle Pagoden durchzudeklinieren, plus die Moscheen, Tempel und Kirchen. Wir werden es mit Einkaufen, Kaffeetrinken und Rumlaufen probieren. Zeitungslesen ist schwierig, das Internet ist zu schlapp. Wann erfindet jemand Nachrichtenseiten, die mit wenig Datenvolumen auskommen? Von der Tagesschau App habe ich mich schon verabschiedet, und Spiegel online ist auch zu fett, entweder werden die Seiten in Minuten aufgebaut, oder eben gar nicht. Frohes Neues Jahr!