Berichte von 08/2014

29.08.2014 – Der Vertrag

Sonntag, 31.08.2014

Wir sind stolz auf unsere Elite Ayi: sie kann chinesisch und Pinyin schreiben, und Worte im Lexikon finden. Für Ayis bzw. grundsätzlich Chinesen vom Land ist das ungewöhnlich. Sie können normalerweise soviel Zeichen wie ich, nämlich keine. Unsere kommt aus Anhui, wie die meisten hier, und sucht ihr Glück nun in der Grossstadt. Wie auch immer sie es geschafft hat, sie hat 2 Kinder, die nun hier in die Schule gehen sollen. Und das ist nicht einfach. Leute wie sie fallen unter ‚Foreign Workers‘, davon gibt es in Shanghai etwa 7 Millionen, die hier als Ausländer zählen und ein Leben zweiter Klasse führen: Krankenversicherung schwierig, Ausbildung der Kinder nicht möglich. Das ändert sich nun, deren Situation wird verbessert, es ist halt an ein paar Bedingungen geknüpft. Also kam sie mit einem der typischen auf chinesisch und englisch geschriebenen Verträge: Sie braucht einen Arbeitsvertrag mit uns, damit ihr Kind auf die Schule gehen kann. Soweit, so gut. Nur: Schulanmeldung ist nächstes Jahr, es muss aber jetzt sein, warum? Und: auf dem Vertrag steht ein dritter Partner: eine Agentur! Die kennt und braucht von uns keiner. What to do? Chinesen nehmen Verträge nicht ernst, Deutsche aber schon. Ihr Standpunkt: unterschreib’s einfach, unser Standpunkt: mal den Juristen fragen. Und der sagt: Finger weg von einer Agentur. Meine Frau war bei der Agency, bei uns gleich um die Ecke: ein paar grummelnde Chinesen sitzen auf dem Boden eines kleinen Ladenlokals und daddeln auf ihren Smartphones, englisch und Langnasenkontakt unerwünscht. Das ist also die Agentur, die Personal an Expats vermittelt.

Die Story, man in so einer Situation erzählt bekommt, ist nie die Wahre, sie enthält allenfalls Hinweise auf die Wahrheit. Wir haben es uns so zusammengereimt: die Agentur hilft bei dem ganzen Papierkram, vermutlich mit Hilfe von etwas Guanxi, und will dazu Kohle sehen und die Kontrolle behalten, klassisches Abhängigkeitsmodell. Vermutlich hat unsere Ayi dafür bezahlt und ist jetzt in der Zwickmühle, wenn wir nicht mitspielen. Geld weg und keine Schulanmeldung. Allerdings versteh ich nicht, warum sie nicht einfach irgendeine Unterschrift drunter setzt, was auch keiner merkt, dann wär das Thema erledigt. Vielleicht kommt das noch.

Sie ist erstmal ein wenig verzweifelt abgezogen, wir haben es nämlich auf die deutsche Art gelöst: Alle Passagen mit der Agentur gestrichen und die Unterschrift angeboten. Und das klappt natürlich nicht, denn damit kommt sie bei dem Menschfänger nicht durch. Deshalb hat sie uns ein paar Tage später freudestrahlend eine neue Lösung angeboten: ein neuer Vertrag ausschliesslich auf chinesisch, sei harmlos, können wir unterschreiben. Wie zu erwarten: es war der gleiche wie vorher, nur ohne englisch! Jetzt kann man ihr böse sein, wer lässt sich schon gern verarschen, andererseits weiss sie einfach keinen Ausweg und macht das auf ihre Weise. Wär ja ganz lustig, wenn es nicht täglich solche Nummern gäbe. Unter der Woche passieren die gleichen Themen, und jedesmal muss man gegenhalten.

In dem Stadium des chinesischen Vertrags sind wir immer noch, Lösung nicht in Sicht. Die chinesische Variante in so einer Situation ist: Ausssitzen und Wegducken (die deutsche ja manchmal auch, ohne politisch werden zu wollen). Fortsetzung folgt.

31.08.2014 – Zu alt für Elektromobilität

Sonntag, 31.08.2014

Den Mopeddiebstahl haben wir kompensiert, nun steht die Garage wieder voll mit der Chang und 2 E-Rollern, die Welt ist wieder in Ordnung. Und nachdem hier die Kids mit irgendwas um die 60 (km/h, nicht Alter) durch den chinesischen Strassenverkehr flitzen, dachte ich mir, ein wenig Training könnte nicht schaden. Helm tragen ist übrigens selten hier. Die meisten Expat-Teenies fahren ohne, ist ja uncool, mit dem OK der Mütter, die sich weigern, in dem Strassenverkehr Auto zu fahren! Weil zu chaotisch und zu gefährlich! Nun ja, also haben wir ein familieninternes Moped-Sicherheitstraining veranstaltet. Und guess what: bei der ersten Übung, wir laufen einmal um den Roller, habe ich als der Big Biker mit was auch immer Meilen das Ding schon hingelegt! Wie! Ganz einfach: um drumrum zu laufen, muss man das Ding festhalten. Und wenn man es auf der rechten Seite am Gasgriff festhält, fährt das Ding bei der kleinsten Drehung los, wenn man vorher nicht den Schlüssel auf ‚aus‘ dreht hat, so einfach ist das. Ich komm noch aus der alten Schule: laut ist an, leise ist aus. Hier gilt: Licht an ist an, Licht aus ist aus. Ich bin wohl zu alt für Elektromobilität, die auch im Ruhemodus immer startbereit ist.. Immerhin: Ich hatte die Lacher auf meiner Seite.

23.08.2014 – Roller anmelden

Sonntag, 31.08.2014

Neue Story: angeblich müssen jetzt die Elektroroller angemeldet werden, und zwar bis Stichtag 1. September. Warum und wieso, keine Ahnung. Als Ausländer erfährt man das durch Hörensagen, und kann es glauben oder nicht. Wir haben es mal geglaubt. Dazu gibt es dann Geheimtips, auf welche Polizeistelle man gehen soll. Die einen nehmen es sehr genau, die anderen verzichten immerhin auf die Fapiao, die offizielle chinesische Steuerquittung. Denn die gibt es bei dem freundlichen Rollerhändler unseres Vertrauens in tausend feuchten Sommern nicht. Also haben wir uns aufgemacht, mit der Chang voraus (sie fährt!), und den Rollern hinterher. Und bei der genannten Adresse ging es tatsächlich um nichts anderes, also Roller zu registrieren! Alles chinesisch, netterweise hat sich nach kurzer Zeit ein netter Mensch unser angenommen und uns an allen vorbei die Roller registriert: 2 Yuan für die Passkopie, Adresse, Handy- und Fahrgestellnummer drauf, dann kommt ein Wichtel in blauer Montur und befestigt kabelbinderartig einen blauen Würfel am Lenker mit einer Nummer. Erledigt, keine Gebühr. Aufwand: 10 Minuten. Was wirklich mit den Stapeln Kopien geschieht, ich weiss es nicht. Hebt die wirklich einer auf?

Die Saga ist, dass ab September die Roller mit der grossen 60 V Batterie nicht mehr zugelassen werden – zumindest nicht umsonst ohne Beziehungen. Die anderen will halt keiner haben, weil zu langsam. Ausserdem gilt unsere Nummer wohl 9 Jahre, ab September gibt es nur noch 3. Heisst, danach muss der Roller verschrottet werden. China hat für Fahrzeuge Zulassungen mit Verfallsdatum, auch PKW müssen nach 12 Jahren aus dem Verkehr genommen werden, scheinbar ist kein Oldtimersammler in der Regierung. Ich glaube zwar nie und nimmer an die 9 Jahre Lebensdauer, aber: wer kontrolliert das in dieser Stadt? Ich bin gespannt. Wir können hier jetzt auf jeden Fall 9 Jahre legal Roller fahren.

20.08.2014 – ausgegoogelt

Sonntag, 31.08.2014

Google ist tot, Friede seiner Asche. Ich will keinen Börsencrash auslösen: der Zugang hinter der Great Firewall ist gekappt.. Ab Juni war er zeitweise tot, kam immer mal wieder zurück, jetzt ist es amtlich: Mausetot. Scheinbar in Ungnade gefallen, in Folge kann man hier über Google nix mehr suchen und, viel schlimmer, Google Maps ist geht nicht. Komischerweise funktioniert Android auf den Smartphones weiter, ist nicht konsequent. Letzte Woche wurde veröffentlicht, dass Regierungsbeamte keine Appleprodukte mehr verwenden dürfen, dann bleiben nur noch Windows Phones. Dabei ist Maps hier fast unverzichtbar: Wenn man in dieser inzwischen angeblich 30 Millionen Stadt mal wieder nicht weiss, wo man ist, oder den Stau umgehen will, oder, oder, ist Google Maps das kleine Helferlein: Hier bin ich, hier kenn ich mich aus. Aktuelles Routing einschließlich Verkehrslage. Hintergrund ist wohl, einerseits ungeliebte Inhalte zu blockieren und andererseits chinesische Lösungen zu promoten. Die gibt es schliesslich für alles: Baidu als Suchmaschine, und irgendwas für Maps. Nur funktionieren sie mit Schriftzeichen, das nutzt der gemeinen Expat-Langnase gar nichts. Apple hat ja diese fulminanten ‚Karten‘, mit denen man wahrscheinlich nie ankommt. Notanker: mobiler VPN – wenn er denn funtioniert.

Andererseits: wozu Google, wenn die Verbindung so lahm ist. Chinesische Seiten gehen ja einwandfrei, aber ausländische durchlaufen so viele Filter, dass es eine Sache von Stunden ist, eine Hotelbuchung zu machen oder eine Online-Zeitung zu lesen. Ich weiss nicht, ob Online-Zugang zum Sozialwarenkorb gehört? Wenn ja, zählen wir zu den Kommunikations-Armen, vielleicht definiert als: weniger Internetspeed als der Mittelwert der Bevölkerung.

14.08.2014 – Shanghai

Sonntag, 17.08.2014

Es gab wieder Fischkopf in der Kantine, aber bitte nur einen pro Person.

Hab ich die Geschichte der ersten Metrolinien schon erzählt? Eine schöne Geschichte für die Hassliebe beiden grossen Expatgemeinden in Shanghai. Welche? Nein, nicht Koreaner und Italiener, Franzosen und Deutsche natürlich, jeder findet den anderen ätzend. Ein leuchtendes Beispiel sind die deutsche und französische Schule vereint auf einem Gelände in Puxi, also westlich vom Fluss. Man betreibt erfolgreich den Eurocampus, in dem man sich einfach aus dem Weg geht, nichts gemeinsam macht, Schulfeste finden z.B. lieber getrennt statt. Und das klappt so gut, dass jetzt in Pudong, also östlich vom Fluss, ebenfalls beide Schulen auf ein gemeinsames Gelände gehen. Das nennt man Erfolgsmodell, oder alte Ehe. Jeder weiss genau, warum er den anderen ätzend findet. Die Deutschen finden die Franzosen arrogant, und was sagt man den Deutschen nach? Vielleicht das (aus meinem interkulturellen Training): http://youtu.be/6y5pex09n48.

Zurück zur Metro; Die erst Linie Shanghais ist die Linie 1, ganz einfach, als Nord-Süd-Verbindung gebaut 1993. Und von wem? Den Deutschen. Und alle haben sich damals angeblich gewundert, warum die gründlichen Deutschen an jedem Eingang erstmal ein Plateau gebaut haben, das man 2 Stufen hochlaufen muss. Reine Geldverschwendung. Also gab’s für die 2. Linie, die Linie 2 (!), eine neue Ausschreibung. Und wer hat den Zuschlag erhalten? Genau, nicht die Deutschen sondern die Franzosen, die waren nämlich billiger. Sie haben zumindest die Stufen eingespart und das Ding ohne die blöden Dinger gebaut. Man kann zur Linie 2 einfach so in den Untergrund steigen. Viel praktischer. Und jetzt? Wie wir wissen gibt es in Shanghai immer wieder sinflutartige Regenfälle, ber der sich z.B. die Strassen in Seen verwandeln. Linie 2 säuft regelmässig ab und wird stillgelegt, Linie 1 nie! Wasser steigt keine Treppenstufen hoch. Nun wird nachgerüstet. Stimmt die Geschichte? Keine Ahnung, hat mir mein chinesischer Kollege erzählt. Wenn nicht, ist sie auf jeden Fall unterhaltsam.

Morgen esse ich übrigens keinen Fischkopf, morgen fahren die letzten verbliebenen Langnasen wieder zu Dimos, Currywurscht essen. Und zum Abschluss noch ein paar Alltagsfotos.

09.08.2014 - Taiwan und Taifun

Sonntag, 17.08.2014

1 Woche Urlaub. Es könnte sich so anhören, als würden wir hier dauernd Urlaub machen, aber soll ich von der Arbeit erzählen?

Also 1 Woche Taiwan, diesmal die Südspitze. Dort gibt es einen Nationalpark, nette Strände und Korallen. Also Wandern, Radeln, Tauchen und Strand. Klingt do gut oder? Theoretisch! Wenn nicht gerade Taifun wäre, der ja bekanntlich von dort kommt: Taiwan = Tai Feng, sagt schon meine Chinesischlehrerin, gell! Unter’m Strich waren Wellen und Strömung für’s Tauchen zu stark, und aus dem gleichem Grund die Strände gesperrt. Taiwaner haben zu viel von Japanern: immer ordnungs- und obrigkeitsbewusst. Wenn da so eine rote Flagge hängt, dann geht keiner rein, auch der Anarchoausländer nicht. Denn überall sitzen ein paar Jungs rum und holen die wieder raus, die tiefer als bis zu den Knöcheln reingehen. Radln war noch auf dem Plan, war aber zu warm und schwül, und Wandern. Wir sind am Vormittag ein wenig auf den angelegten Wegen des Nationalparks rumgelaufen, immer eine Flasche Wasser dabei. Nachmittags haben wir uns in klimatisierte Gebäude verzogen, soweit sind wir schon. Entweder Starbucks, kein Witz, oder in das dortige Meeresmuseum. Mantarochen und Belugawale aus 1 m Nähe bei angenehmen 22°C aus dem Unterwassertunnel zu beobachten, hat was. Und einen Starbucks gibt es da auch, aber ohne Wifi.

Fazit: es ist eine nette Ecke, vorerst reicht’s aber erstmal.

Sowohl Hin- wie Rückflug waren übrigens pünktlich, scheinbar übt das Militär am Sonntag nicht. Es geht das Gerücht um, dass es gar nicht um das Manöver geht, sondern die Grenzen und Flughäfen so akribisch gefilzt werden, um flüchtenden Regierungsbeamte zu stellen. Ist aber nur ein Gerücht.

02.08.2014 – Für die Jahreszeit zu kalt

Samstag, 02.08.2014

Früher war alles besser, früher war auch die Zukunft besser (Karl Valentin). Shanghai ändert sich, nicht immer zum besseren. Neueste Errungenschaft: beim Carrefour muss man jetzt 1 Yuan-Münzen in den Einkaufswagen stecken – da kann ich gleich in Deutschland zum Edeka gehen. Als nächstes folgt wahrscheinlich die Mülltrennung. Nachdem ich kurz davor bin, meinen inneren Widerstand zu überwinden und auch Batterien einfach in den Müll zu schmeissen, ist langsam Schluss mit lustig.

Wenigstens gib es noch ein paar Konstanten, die sich vermutlich länger halten. Auf jeden Fall der Verkehr: das Gewühl verschärft sich eher, weil es einfach täglich mehr Fahrzeuge werden: 9.000 pro Monat laut Shanghai Lotterieergebnis. Das Verhalten ähnelt stark meinen Erinnerungen an das Skifahren am Arber: wir haben es damals aktives Anstehen genannt. Hier ist es das gleiche, nur mit Autos und LKW, deren Fahrer zwar nicht mehr unter 15 sind, aber eine ähnliche Fahrpraxis aufweisen wie ich damals auf Skiern, etwa 1 Jahr. Hier ein paar Eindrücke auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Interessant ist das dritte Foto: das ist die Strasse der deutschen Schule, die normalerweise in zwei Richtungen befahren wird. Wenn aber in der einen Richtung Stau ist, kommt irgendwann der erste auf die Idee, die Gegenfahrbahn ausnutzen, denn es gilt: me first! und so sieht es dann aus. Muss man sich wohl so erklären, dass der Erfinder des Buddhismus keinen Strassenverkehr kannte, deshalb ist da alles erlaubt.

Dazu ein paar alltägliche Bilder: die Dame mittleren Alters ist ein Unfallgegner eines Taxis, Wie auch immer es passiert und was auch immer passiert ist: Sie wird so lange mit dem schmerzverzehrten Gesicht mitten auf der Strasse stehen bleiben, und sie steht wirklich mitten auf der Strasse, bis ihr irgendwer eine Summe entsprechend ihrer Erwartung in die Hand drückt, vermutlich 200 RMB. Dann wird sie in Sekundenschnelle verschwinden. Der Kontrahent ist ein Shanghaier Taxi, Ein Laowai (westlicher Ausländer) wäre für sie wie ein 6er im Lotto: Schmerzensgeld, Arbeitsausfall und ein neues Moped wären das mindeste, nachdem sie im Dunkeln ohne Licht bei Rot quer vor das Auto gefahren ist.

In der Kantine gibt es weiterhin Fischköpfe. Der Mensch braucht Konstanten im Leben, deswegen ist im Allgemeinen die Sosse in einer Kantine immer die gleiche (Zitat Monaco Franze), bei uns ist es der Fischkopf. Die Zahl der Expats nimmt ab und damit die Zahl derer, die das bizarr finden. Auch wenn sich Aus- und Inländer einig sind, dass das Essen noch Potential hat.

Dann gibt es noch den Mopedhändler unseres Vertrauens, der hier alle mit den E-Scootern versorgt (auch uns, Listenpreis etwa 330 EUR) und am Sonntag so eine Art Jugendtreff geworden ist. Vermutlich werden hier Stromkabel abgesägt und Dioden aufgebohrt. Dazu mein Friseur, der jetzt seine Preise um 50% erhöht hat: von 10 auf 15 RMB. Vielleicht ist das ein Argument für eine Gehaltserhöhung, sonst ruiniert mich der Gang zum Friseur noch. Vielleicht hängt er das Schild nur auf, wenn ich komme. Und nicht zu vergessen die immer wieder interessante und beeindruckende Skyline von Pudong. Die Chinesen hinter dem Gitter sind übrigens keine Strafgefangenen, sondern die Schlange, die auf die nächste Fähre über den Huang Pu (gelber Fluss) wartet, Fahrpreis 2 Kwai. Und wenn man dann spätabends aus der Kneipe kommt, suchen sich die einen ein Taxi (beim letzten Mal nach dem Fussballspiel in der Früh um 3 musste ich 2x wieder aussteigen, weil der Fahrer keinen Bock hatte, zu uns auf’s Dorf zu fahren) und die anderen steigen standesgemäss in ihr vor der Tür wartendes Vehikel: Ausländer ins Taxi, Locals in den Royce. Hätten wir mal was Gescheites gelernt. NIcht zu vergessen: Tanzen ist eine der Lieblingsbeschäftigungen der M,ädels, und zwar abends und am Wochenende, und das überall, auch vor dem Carrefour (der mit den Einkaufswägen).

     

Und, um zum Anfang zurück zu kommen, es ist zu kalt: wir haben 28 bis 32°C, um die Jahreszeit wären 35 bis 38°C normal. Feucht ist es aber weiterhin. Mir ist schon der Kaffee im Mahlwerk der Jura verklumpt, und den Wein haben wir auch wieder durch’s Haus getragen: im Herbst in die Garage, da er auf dem 40°C Boden eher abkocht, im Sommer aus der Garage, da ist es dann zu warm. Ob wir wollen oder nicht, wir brauchen die Klimaanlage, sonst wird die Bude zu feucht und uns verrottet unser Hausstand. Der Grund ist der oder die Taifune, laut meiner Chinesischlehrerin heisst es Taifun, weil der Wind aus Taiwan kommt. Sozusagen ein politisch nicht korrekter Sturm. Im Moment herrsch Warnstufe ‚blau‘, das ist die niedrigste von 4, gestern fuhren keine Züge und viele Flüge fielen aus. Zusammen mit den offiziell angekündigten Militärübungen im August, wegen denen im Moment 25% der Flüge ausfallen und der Rest Verspätung hat. Also eigentlich sollte ich besser Mopedfahren. Leider weiss man vorher nie, welcher Flug ausfällt. Wir werden es sehen, wir begeben uns morgen ins Auge des Tigers: wir fliegen für eine Woche nach Taiwan, dahin, wo der Wind herkommt.

Abschlussbemerkung: dort ist vielleicht mehr Wind, aber es gibt hoffentlich ein vernünftiges Internet. Vor 20 Jahren wäre Internet noch nicht im Sozialwarenkorb gewesen, hier ist es inzwischen zum K… langsam. Und das seit Monaten. Ich freu mich drauf, mal wieder vernünftig eine Seite öffnen zu können. Hier das Testergebnis unserer High Speed Verbindung, wahrscheinlich drängeln sich wieder ein paar andere vor.

 

01.08.2014 – Upgrade

Samstag, 02.08.2014

Dieses Jahr ist alles etwas anders: die Familie ist zum Ferienbeginn nach Deutschland geflogen, kommt aber in Raten zurück. Erst die Mama, weil der Papa ja so blöd mitten in den Ferien Geburtstag hat, und eine Woche später die ‚Kleine‘. Ab 12 darf man bei Lufthansa unbegleitet fliegen, also auf geht’s. Natürlich haben sich alle Gedanken gemacht, und wir haben eine mehrfache Sicherungskette mit Handy und WhatsApp aufgebaut, einschliesslich mehrerer Anlaufstellen und Kontrollfunktionen wie Aufstehen in der Früh um 2, um per Kontrollanruf zu verifizieren, dass sie beim Umsteigen in Frankfurt sowohl den Grenzer überwunden wie das richtige Gate gefunden hat. Alles paletti, kein Problem: um 3 dann die WhatsApp: ‚sitz in der Business‘! Unsere Heimflüge sind Holzklasse, hier wollte jemand wohl der alleinreisenden jungen Dame etwas Gutes tun: Mit 13 Upgrade auf Business! Scheint ganz OK gewesen zu sein: Beim Schlafen ist sie vom Sitz gerutscht (LH hat immer noch die alten schrägen Dinger), das Essen war mittelmässig und die Filme die gleichen wie beim Hinflug; dazu wurde sie auch noch zum Frühstück geweckt. Aber sonst war’s gut. Coole Sache, so schnell fliegt man mit 13 Business.

28.07.2014 – Wie im Film

Samstag, 02.08.2014

Heute werde ich älter, wie jeden Tag, diesmal rund. In einer Email, die ich bekommen habe, stand: die Hälfte des Urlaubs ist vorbei. So ähnlich fühlt es sich an. Früher hat man an solchen Tagen so tolle Sachen wie Schwimmbad, Topfschlagen, Schnitzeljagd oder Waldspielplatz gemacht, heute geht man Essen. Ich habe mich für das M on the Bund entschieden, das mag ich von den ganzen teuren Bund-Dingern am liebsten. Sie haben die coole Terrasse, wenn man draussen sitzt und seinen Aperitif trinkt, glaubt man die ganze Zeit, man sitzt vor einer grossen Leinwand: die Pudong-Skyline samt Fluss liegt direkt vor einem, ein bisschen unwirklich. Ganz grosses Kino, was das kommunistische China da aufbietet. Kann ich jedem nur empfehlen. Bis 30°C kann man prima draussen sitzen, ein hoch auf den zu kalten Sommer.

26.07.2014 – Huang Shan

Samstag, 02.08.2014

Warum nicht mal ein Wochenendausflug ähnlich wie ‚daheim‘. Also ab in die Yellow Mountains Huang Shan. Das sind 450 km von Shanghai, alles Autobahn, und wenn man mal das Einzugsgebiet von Shanghai hinter sich hat, also nach etwa 100 km, dann wird der Verkehr dünn und es geht ganz gut. Trotz 4 Spuren + aktiv genutzter Standspur ist es am Anfang eher langsam, einerseits drängelt jeder dauernd vor und andererseits traut sich keiner, die Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 km/h auszunutzen. Also muss man Slalom um die 70 bis 100 km/h Hindernisse fahren, wobei gilt, je weiter links, desto langsamer. Nach etwa einer Stunden wird es besser und man kann mit ungestörten 140 und Tempomat, mehr gibt das Fahrwerk dieses Buick nicht her, auf der rechten Spur fahren. Die ist frei, die wenigen Verbliebenen fahren verlässlich links, und rechts Überholen ist in China nix schlimmes.

Also alles wunderbar, abends angekommen, übernachtet, und am nächsten Morgen auf die Gelben Berge http://en.wikipedia.org/wiki/Huangshan . Geht mit einer Doppelmayr Seilbahn, man könnte auch laufen, muss aber nicht, und schon beginnt das chinesische Bergwandern: Treppensteigen! Egal wo, man läuft auf einem 2 m breiten, gepflasterten Weg, jeder Höhenunterschied wird mit Treppen bewältigt. Was für ein Aufwand. Dennoch: endlich mal wieder etwas anderes, fast freie Bewegung bei guter Luft! Wir haben oben übernachtet, zum stolzen Preis von etwa 150 USD, das Hotel wäre 40 wert gewesen, aber es gilt Angebot und Nachfrage. Obwohl Regen angesagt war, sind wir nur wenig nass geworden, und in den Wolken sind die Berge sowieso immer. Huang Shan ist eine etwa 1.500 m hohe Bergkette mit Spitzen bis zu 1.860 m, ausgebaut als komplettes Treppenhaus. Das Tal in der Mitte bietet einen canyonartigen Blick, sehr zu empfehlen, und es macht viel Spass, an einem normalen Wochenende mit normal vielen Chinesen dort rumzulaufen. An einem Feiertagswochenende mit normal ganz ganz vielen Chinesen würde ich das nicht wollen!

Der höchste Berg ist wegen Bauarbeiten gesperrt (vermutlich Treppe defekt), auf den zweithöchsten Tian Du 天都峰mit 1.810 m darf man über eine steile, teilweise sehr enge und ausgesetzte Treppe rauf. Superklasse! Von oben kommend, fängt man bei 1.600 m an, man kann von einer Seite rauf und auf der anderen runter. Wenn man das ganze von unten macht, startet man bei 1.400 m. Und das geht eindeutig in die Waden! Wenn ich es vorwegnehmen darf: niemand ist gewohnt, 2 Tage Treppen zu steigen, der Muskelkater danach ist fies. Ausser den Lastenträgern: trotz Seilbahn werden die Buden, Restaurants und Hotels per Träger versorgt, und die steigen mit den Lasten an einer Bambusstange über der Schulter hängend den ganzen Tag rauf und runter. Und wer nicht selber laufen will, kann sich tragen lassen. Ob das auch über den engen Zugang auf den Tiandu geht, weiss ich nicht, die anderen Wege sind auf jeden Fall kein Problem. Selbst die Preise sind offiziell angeschrieben, wie Busfahren.

Im Internet habe ich während der Vorbereitung viel über Schwierigkeiten bei der Orientierung und fehlende Karten gelesen: Papperlapapp! Man kann eine für Ausländer lesbare Karte für 10 Kwai in jedem Shop kaufen, im Hotel gibt es eine chinesische, die sogar noch besser ist. Und wenn man die Schriftzeichen vergleicht, findet man sich prima zurecht. Die Orientierung ist einfach, es ist ein grosses ‚U‘, am besten geht man auf der einen Seite rauf und auf der anderen runter. Transport mit dem Bus und der Seilbahn ist gut organisiert, Chinesen können Massen sehr gut abfertigen. Und: es ist super sauber! Auf dem ganzen Berg herrscht Rauchverbot und wird wegen Strafe auch eingehalten. Nicht mal Müll liegt rum, sehr selten, aber wahr. Die Hot Springs am Sonntag nachmittag haben wir uns geschenkt, obwohl die Gegend dafür bekannt ist, wäre sicher eine gute Massnahme gegen den Muskelkater gewesen.

Leider war die Heimfahrt nervig: Platschregen ist im chinesischen Verkehr kein Spass, es war wie Sonntagnachmittagsverkehr vom Allgäu nach Stuttgart, nur eben die chinesische Ausgabe. Leider wurde ich unterwegs 3x geblitzt, und damit meine ich nicht das spektakuläre Dauergewitter, das zwar nett anzusehen, aber eben für den Regen verantwortlich war. Deswegen hat’s zurück auch 5 Stunden gedauert. Aber es war es wert, kann ich jedem ans Herz legen. Und: auch wenn es geschäftsschädigend ist, ein Führer ist überflüssig.