Berichte von 07/2015

28.07.2015 – wenigstens ein paar sind da

Donnerstag, 30.07.2015

So ganz allein wollte ich dann auch nicht feiern. Früher war es toll, da hatte ich immer zu Beginn der Sommerferien Geburtstag, und weit genug von Weihnachten weg für die optimale Geschenkausbeute. Jetzt ist es mitten in den Ferien. D.h. die einen sind schon weg und die anderen noch nicht da. Ein paar versprengte ‚schon wieder da‘ habe ich noch gefunden. Für ein paar Bier (Bitburger!) und einen Burger hat’s gereicht.

30.07.2015 – Personal

Donnerstag, 30.07.2015

Im Haus ist wieder was kaputt (in der Küche fallen die Kacheln von der Wand, draussen stinkt es nach Fäkalien und in der Garage ist ein Loch in der Scheibe: sieht nur nach Einschuss aus, ist aber keiner). Also muss wieder ein Handwerker her, der am besten kommt, wenn ich nicht, die Ayi aber schon da ist. Dabei entgleitet mir so langsam die Kontrolle. Lili, unsere Ayi, macht jetzt mit dem Vermieter und dem Fahrer jedesmal alles aus, ohne es mir zu sagen. Wenn ich ihr etwas mitteile, ist die lapidare Antwort nur noch: weiss schon. Heute hat sie mich gefragt, warum mein Fahrer am Montag nicht kommt?! Das weiss noch nicht mal ich! Die beiden rotten sich zusammen, am Ende gründen sie noch einen Betriebsrat und verlangen eine Steinkühlerpause.

Überhaupt Lilis Kommunikation. Wie die anderen 1.299.999 Chinesen auch kommuniziert sie über WeChat (cooles Tool!), schreibt aber nicht nur ohne Punkt und Komma, sondern, wie mit Schriftzeichen auch, ohne Leerzeichen. Dafür wenigstens Pinyin. Der bisher grösste Knaller war diese Nachricht: ‚nawoxiagexingqiyimaihuluobomingtianzaoshangwobadianquyiyuanhuanyaodagaibadian-banzuoyoudaonidejiaduibuqi’. Wer rausfindet, was das heisst, dem gebe ich ein Bier aus.

Jetzt stelle ich mich schon mal seelisch drauf ein, dass am Montag der Fahrer nicht kommt, Lili entscheidet, was später repariert wird, und der Vermieter mit ihr ausmacht, mich wieder am Sonntag früh aufzuwecken. Die drei kommunizieren auch noch mit meiner Assistentin (per WeChat natürlich), die wissen alles über mich!

26.07.2015 – keine deutsche Wertarbeit

Donnerstag, 30.07.2015

Wie versprochen zum Pass: der durchschnittliche Expat checkt statistisch jede Woche einmal in ein Hotel, 2 Flüge und eine halbe Zugfahrt ein. Und für alles und jedes braucht er seinen Pass. Ohne geht gar nichts, nicht mal Zugfahren. Und jedesmal wird dieser Pass kopiert, gescannt oder durch ein Lesegerät gezogen. Und das geht so: Aufklappen, Plastikseite raushängen lassen, umdrehen, und ordentlich überspreizen, um das ganze auf einen Kopierer oder Scanner zu legen. Noch schlimmer sind die Scanner zum Durchziehen, da wird der Arme gleich falschrum wieder zugeklappt. Das macht der Plastikfalz endliche Male mit, und dann ist er ab. Kollegen standen mit rausgefallener Plastikseite in Bali an der Passkontrolle, oder der Pass kommt von der Visastelle zurück (in einen kaputten Pass kleben wir nix rein), oder sie versuchen nachts um 1 in Indien einzureisen. Super. Das Konsulat entschuldigt sich zwar vielmals, aber das nutzt auch nichts. Im Internet stehen viele Ratschläge von Betroffenen: bloss nicht kleben, gilt als Urkundenfälschung! Erst kauft man sich für teuer Geld den extra dicken Pass, und dann geht der schneller kaputt als der dünne voll ist. Angeblich soll im Oktober einen verbesserte Version rauskommen (habe ich den Spruch nicht schon mal gehört, beim Mopedhändler vielleicht?), ich werde mir nachher mal meinen Pass ganz genau ansehen.

25.07.2015 – Dies uns das

Donnerstag, 30.07.2015

Es ist wieder Sommer, oder besser Sommerloch: meine Kollegin verweist auf die Väter Bachelor Parties. Ja und nein. Dieses Jahr ist weniger los. Einige haben sich vollständig verabschiedet, einige sind schon in Deutschland, diesmal gibt es deutlich weniger Steaks und Bier, schade.

Sonst? Shanghai docktert weiter an seiner Nummernschildvergabe rum, um die Balance zwischen Verstopfung und Wohlstand zu finden. Neueste Idee: es wird verlost, Teilnahme gegen eine feste Gebühr. Damit möchte man das Preisthema besser kontrollieren. Entweder ist er zu hoch, oder er ist gedeckelt. Gleichzeitig soll damit der Internet-gesteuerte Betrug unterbunden werden. Ob das mit einer Internetauktion besser klappt? Gleiches Verfahren soll auch bei der Vergabe der Startplätze angewendet werden. Damit sich niemand mehr mit 10 Rechnern gleichzeitig anmeldet. Zurück zum Nummernschild: Die Chancen sind im Moment 8.288 Schilder auf 152.298 Bewerber (April) zum Preis von 80.709 RMB, schlappe 11.800 EUR bei dem jetzt starken Wechselkurs. Zusätzlich soll noch begrenzt werden, wie viele Familienmitglieder ein Auto in Shanghai anmelden dürfen, im Gespräch sind 2. Die Regelung führt dazu, dass in Städten wie Shanghai und Peking die Fahrzeugdichte, gemessen an zugelassenen Fahrzeugen, überraschend gering ist: ein grosser Teil wird illegal im Umland angemeldet!

Das geht nur über sogenannte Agenten, die einem für alles und jedes ihre Dienste anbieten, Mopedzulassungen zum Beispiel. Einer meiner Mitarbeiter hat sich mit sowas selbständig gemacht, scheint mehr Geld zu bringen als Ingenieur. Er ist nun Agent für alles rund um´s Fahrzeug: Zulassung, TÜV, Versicherung; und sollte man mal zu viele Punkte vom Führerschein abgeben müssen, auf Beidu kostet ein Punkt derzeut 130 RMB. Für den Agent kein Problem. Ich wollte ihn herausfordern: Mopedzulassung für weniger als 800 RMB und schneller als 2 Wochen. Er hat noch nicht angenommen.

Shanghai ist jetzt Chinas teuerste Stadt für Expats, stolzer Platz 6 auf der Weltrangliste. Europäische Städte sind nicht mal unter den ersten zehn, oder gehört die Schweiz doch zu Europa? Deutsche Städte sind weit davon entfernt. Dafür kann man jetzt als Ausländer ab 4 Jahren in China eine permanent residence oder auch green card (müsste das nicht red card heissen?) beantragen. Dann ist man das lästige Visumverlängern los. Und man bekommt die Chinesische ID Karte und muss nicht dauern seinen Pass malträtieren, dazu ein anderes Mal.

Weitere Statistik? 1,45 mio chinesische Paare bewerben sich im Moment für die Erlaubnis auf ein zweites Kind (meine Chinesischlehrerin auch), klingt viel, es sind aber nur 13% derer, die dazu berechtigt wären. Kinder sind in China teuer, und zwei einfach zu teuer. In den deutschen Nachrichten ist ausser Griechenland nicht viel zu lesen, wenn man von den CSU Jokes wie Betreuungsgeld und Maut absieht. Dabei geht völlig unter, zumindest in der Tagesschau, dass hier gerade die Börse abgeschmiert ist (leider). Auch die drei Taifune haben auch nicht mehr in die Schlagzeilen gepasst. So selektiv können Nachrichten sein.

23.07.2015 – Nachtrag vom Juni

Donnerstag, 23.07.2015

Ich habe es echt vergessen, dass muss ich noch erzählen: Plum Season im Juni, viel Regen, ähnlich wie der Monsun in Indien. Und dazu: vor unserem Werk wurden gefühlt 500 Lastwagenladungen Dreck entsorgt. Der Berg liegt nun genau zwischen Strasse und Wassergraben. Also läuft das Wasser komischerweise nicht mehr ab, und die Strasse wird zum Wassergraben. Da kann man seinen teuren SUV mal so richtig testen, wenn man sich traut. Oder eben nicht. Wir wären besser mit dem Boot in die Arbeit gefahren. Es war wohl so schlimm, dass ein Teil unserer Kollegen per Shuttlebus gar nicht angekommen sind. Kann ich gar nicht verstehen, jeder Elektroroller hat den Wattest auch bestanden.

21.07.2015 – 1:0

Donnerstag, 23.07.2015

Grosse Ankündigung: Bayern München spielt in Shanghai, schon vor Wochen. Ja wirklich, Bayern München. Und tatsächlich das Original, kein Fake. Ist so eine Promotion Tour. Erwartet habe ich, dass sie gegen 1.FC Pudong oder SpVgg Huangpu spielen, aber nix da: Inter Mailand! Warum jetzt Bayern gegen Inter in Shanghai spielen muss, wo man doch einfach mit dem Auto von Mailand nach München fahren kann, wird mir ein Rätsel bleiben.

Auf jeden Fall bin ich hingegangen. Habe mir für 799 RMB eine offizielle Karte gekauft. Vor dem Stadion, immerhin Shanghai Stadium, hätte es die auch für 300 RMB gegeben; aber das ist wie mit den Aktien, ex post und ex ante: hinterher weiss Mann es immer besser. Und es war gar nicht schlecht. Den halben Liter grünen Tee im Plastikbecher habe ich mir nicht gekauft, Bier gibt es nämlich keins, Rund 20.000 Chinesen zu erleben, die laut ‚Superbayern, Superbayern‘ skandieren, ist nett.

Das Stadion war höchstens halb ausverkauft, vor allem die Inter Seite war gähnend leer. Das Spiel war eher so lala. Ich bin mit meiner günstigen Karte hinter der Eckfahne gesessen, im chinesischen Bayernblock, Seitenlinie hätte offiziell 2.000 RMB gekostet. 85 der 90 Minuten befanden sich alle Spieler ausser Neuer bzw. seinem Auswechselspieler in der Interhälfte. D.h. in der ersten Halbzeit alle vor meiner Nase, in der zweiten alle am Horizont. Lahm hat die ersten 10 Minuten gespielt, Müller und Neuer immerhin die erste Halbzeit. Gegen Ende dann ein lustlos um den Inter Torwart rumgespieltes Tor, Bayern ist mit 1:0 nach Hause gefahren, sogar mit Pokal. Würde ich wieder hingehen? Warum nicht.

1. Halbzeit 2. Halbzeit

11.07.2015 – Chan-Hom

Donnerstag, 23.07.2015

Als Tiger gestartet, als Bettvorleger gelandet.

Gestern hat es begonnen: Flughafen Hongkong geschlossen, 3 Taifune über dem chinesischen Meer bewegen sich auf das Festland zu. Ich hatte mir schon Gedanken über meinen Heimflug am Freitag gemacht. Der war dann ereignislos und pünktlich, Shanghai hat mich mit ein bisschen Wind, deshalb blauem Himmel und astreiner Luft begrüsst, wozu einmal kräftig Durchlüften doch gut ist.

Die Bahn des Taifuns war mit ‚am Samstag mitten über Shanghai‘ vorhergesagt. Und ein bisschen habe ich mich drauf gefreut, mal mitzubekommen, wie es so richtig kachelt. Wegen der guten Luft war ich noch Laufen, Männergrillen ist wegen Sturmwarnung ausgefallen, denn immer noch galt: das wird ein Supertaifun, oder Typhoon, oder tai feng (der Wind, der aus Taiwan kommt, gleiches Schriftzeichen: 台风). Wie ist es geendet: mit einem lauen Lüftchen und ein wenig Regen. Stimmt, im Garten sind ein paar Blumentöpfe umgefallen, ein paar Äste auf der Strasse, aber das war’s. Sonntag nachmittag kam die Sonne wieder raus, der Regen hörte auf, der Tai Feng ist schon am Samstag abgedreht und auf dem Meer geblieben. 2 Stunden nach dem Ende des Windes War der AQI von 20 wieder auf den vertrauten 80, alles wie immer. Pusteblume.

07.07.2015 – Chongqing zum …

Donnerstag, 23.07.2015

Montag früh habe ich Büro eine Flasche Waschmittel auf meinem Schreibtisch gefunden: ein Geschenk der Labor Union, ich habe diesen Monat Geburtstag, und am Monatsanfang werden alle beschenkt, auch der Laowai! Hier wird praktisch gedacht, die Ayi wird es zu schätzen wissen.

Über Chongqing habe ich ja schon viel geschrieben, erneuter Ausflug in die grösste Stadt der Welt am Zusammenfluss des Jangtsekiang und Jialing, zwei Flüsse mit den Namen zweier Motorradmarken. Jangtsekiang ist der Chang Jiang = grosser Fluss, der an Shanghai vorbeifliesst, Namensgeber für mein Hightech Gerät und Jialing ist der JV Partner von BMW und baut die F650. Der Himmel fast wolkenlos, passt so gar nicht zum Klischee, also guter Blick auf die Landschaft. Und die ist grundsätzlich ansprechend, eine Hügelgegend mit kleinen Reisfeldern und vielen Schotterstrassen, ideal für MTB oder Mopedtouren (mit der Jialing?). Je näher man kommt, desto dichter wird die Dunstglocke und trüber die Sicht. Bei der Landung sieht man gar nichts mehr. Bääh, Klischee erfüllt.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass es diesmal viel besser war als bisher. Der Himmel erkennbar, und der offizielle AQI um die 30 bis 40, das ist sensationell. Leider: sobald man im Hotelzimmer die Klimaanlage angeschaltet hat, und Chongqing ist heiss, stieg der Wert für PM2,5 auf über 250. Zu dumm, wenn man ein Messgerät dabei hat. Wenn es draussen mal ganz OK ist, kann man sich immer noch drinnen die Packung geben. Jetzt weiss ich auch, warum ich jeden morgen mit Kopfweh aufgewacht bin. Ich dachte schon, es liegt am Chongqing Bier. Zum Schluss: vor dem Hotel stand wieder eines der individualisierten chinesischen Autos, möchte ich nicht vorenthalten.

 

05.07.2015 – und wieder zurück

Donnerstag, 23.07.2015

Diesmal hatte ich keine so rechte Lust, wieder zurück ‚nach Hause‘ zu fliegen. Sonst war es nach einiger Zeit immer gut, lange genug in Deutschland gewesen, diesmal irgendwie nicht. Vielleicht weil ganze Familie da und das Wetter einfach super war: Sonnenschein, klarer, blauer Himmel und jeden Abend stündlich Sonnenuntergang mit Drinks auf dem Marktplatz. Ist jetzt nicht unbedingt der Normalfall, aber man kann sich dran gewöhnen. Da macht sich der Gedanke breit: wenn die Menschheit schon dabei ist, sich systematisch zu vergiften, muss ich unbedingt dahin fahren, wo sie damit anfängt? Und wenn so ein Gedanke mal im Kopf ist, ist der schwer zu entfernen. Der Flug hat blöd angefangen. Erst verlangt der Autoverleiher einen Aufschlag, weil ich die Felge dieser Karre aus Versehen am Bordstein verkratzt habe. Und dann verlangt die blonde Praktikantin beim Check-in von mir, dass ich meinen 34 kg Koffer auf 32 kg reduziere. Warum hatten sie keine Chinesin am Schalter? War kein Problem, der zweite Koffer hatte nur 24 kg, aber ich grinse jedesmal, wenn ich Leute sehe, die mitten auf dem Flughafen zwischen den Menschmassen am Boden in ihren Koffern rumwurschteln. Jetzt gehöre ich auch zum Club. Ich werde es vermeiden, nochmal im Sommer am Sonntag mittag ab Frankfurt zu fliegen, so voll ist nicht mal Shanghai Pudong. Nicht zu vergessen die halbe Stunde in der Schlange beim Zoll, bis die ganzen Gucci Handtaschen vor mir abgestempelt waren. Dafür habe ich beim Anstehen vor dem Start den WM Siegerflieger gesehen, leider ein bisschen weit weg. Und die angekündigten Hitzegewitter haben noch ein paar spektakuläre Wolkenbilder geboten. Die sind sowieso das Beste am Fliegen. Die Ankunft wie erwartet. Über Russland war der Himmel noch blau, Shanghai liegt unter einer Dunstglocke, dazu 17°C mit Regen, wo bin ich hier, muss das sein?

 

01.07.2015 – 40°C

Dienstag, 14.07.2015

Heute hat das Autothermometer tatsächlich 40°C angezeigt. Und hier gibt es im Hotel keine Klimaanlage, sowas aber auch. Dafür hatten wir eine Woche nette Abende mit Freunden vorzugsweise auf dem Marktplatz, mit Vollmond und allem drum und dran. Herzlichen Dank an alle, die wir wieder treffen konnten und die uns noch nicht vergessen haben. Was habe ich sonst noch gemacht? War mal in der Garage die Mopeds streicheln, alle noch da. Ein bisschen Einkaufen, das Freigepäck will ausgenutzt werden. Günter hat mir seine alte GoPro vermacht, die werde ich zum Tauchen verwenden.

28.06.2015 – Jetzt mal anders rum

Dienstag, 14.07.2015

Premiere: die ganze Familie ist gleichzeitig in Ludwigsburg. Das gab es seit April 2012 nicht mehr. Eigentlich hätte das seit gestern so sein sollen. Aber wie das so mit Sätzen ist, die das Wort eigentlich beinhalten: stimmt nicht. Denn vorgestern war der letzte Schultag, und seit vorgestern Abend fliegen die Fluchtflieger nach D, das ist so etwas wie der umgekehrte Rosinenbomber. Falls jemand von der LH mitliest: ich schlage vor, die Tickets für diese Flüge mit 20% Zuschlag direkt an der deutschen Schule zu verkaufen, so wie früher die Unicef Bildchen. Ich bin sicher, sie sind nach 10 Minuten weg; ich hätte für die Idee gerne die Hälfte dieser 20%.

Also fliegt die grösste deutsche Auslandsschule geschlossen ab eben jenem Abend aus, oder eben nicht, wie dieses Mal. Ein LH-Flug nach dem anderen wurde abgesagt. Die eine Begründung ist Unwetter in Frankfurt (das in D keiner kennt), die andere Militärübungen auf der Luftstrasse zwischen Shanghai und Peking (was schwer zu belegen ist). Da muss man durch, quasi die A6 der chinesischen Luftfahrt, offensichtlich war nur noch der Standstreifen frei, für den nur noch selektive Genehmigungen erteilt wurden. LH war nicht dabei, und das rund 3 Tage lang. Hat sich jemand in den Tagen davor ungeschickt geäussert? Auf jeden Fall war der Flug 30 h später da. So habe ich gelernt, es ist gar nicht so leicht, im Internet einen gecancelten Flug zu finden, der dann doch fliegt. Geht nur, wenn man unter Flightradar weiss, wo man auf der Karte suchen muss. Das Flugzeug gibt es, es ist mit den Flugdaten jedoch weder auf Flightradar noch auf Flight aware zu finden, ein Geisterflug.

Sonntag abend: wenn schon in Schwaben, dann schwäbisch essen gehen. Wir hatten uns auf Post Cantz geeinigt, nicht die schlechteste Adresse für gutes schwäbisches Essen nach einem Jahr China. Benchmarkessen: Dazu gehören Weissbier, Schokoladeneis und Rostbraten, bitte medium, mit Spätzle. Ist schon mal aufgefallen, dass es zwar das schwäbische Wort Roschdbrate für das swabian steak gibt, manchmal sogar in der Speisekarte gedruckt, aber keinen schwäbischen Ausdruck für medium, rare oder well done? Das ist vielleicht der Grund, warum unser Roschbrate ‚durch‘ war, also well done. Haben wir angemahnt; kein Problem, der Kellner nimmt das Ding wieder mit, und kommt nach 3 Minuten mit der Botschaft zurück: der Chef sagt, das ist medium!? In China hätte ich gesagt ‚klar, typisch Chef‘, diesmal war ich sprachlos. Es kann einen auch in LB erwischen. In Shanghai wäre es bei der Preislage kein Problem gewesen, ein richtiges Stück Fleisch zu bekommen. Ich will nicht nörgeln, bin ich dafür 8.000 km geflogen? Man kann sich der Vergleiche nie erwehren, und China Bashing ist eher en vogue, aber das geht schon mal als freundlicher Empfang in der Wirklichkeit durch. Und der Kellner spricht zwar nicht chinesisch, aber ebenso wenig schwäbisch wie der in Shanghai. Ich seh‘ schon, die Wiedereingliederung nächstes Jahr wird auch nicht besser als der Schritt nach China.

20.06.2015 – Einmal Deutschland und zurück

Dienstag, 14.07.2015

Gestern vor dem Abflug (Nachtflug) am Klassenfest teilgenommen, und gleich eine Mutter kennengelernt, die aus einem Ort kommt, den niemand kennt, sagt sie: Amberg. Ich war überrascht, sie aber umso mehr, als ich ihr gesagt habe, dass ich da übermorgen hinfahre! Und auch noch Leute treffe, die sie quasi kennt, die zumindest in der gleichen Firma arbeiten. Von der Oberpfalz ins Reich der Mitte, so einfach ist das.

In Shanghai bei freundlichen 28°C abgereist, und am nächsten Morgen bei 8°C und Regen auf der Autobahn durch den Spessart gefahren. Und da wusste ich noch nicht, dass ich ein paar Tage später bei 40°C in Deutschland abreise um mitten im Sommer in Shanghai bei 17°C wieder anzukommen. Das Wetter ist absurd.

So habe ich erstmal ein paar Tage gefroren, ausser T-Shirts nämlich nichts dabei. Ich war in der deutschen Elvis-Stadt. Ja, die gibt’s: Bad Nauheim. Immer noch kalt, das Durchschnittsalter nochmal älter als ich, aber an der ersten Ecke ein chinesisches Paar, das qu mai dongxi (Sachen kaufen gehen) will. Sie haben ein wenig komisch geschaut, als ich sie angegrinst habe.