Berichte von 10/2015

23.10.2015 – In D

Montag, 26.10.2015

Jetzt nicht motzen, ich komme schliesslich von da. Erst ein Anpfiff um 6 Uhr an der Passkontrolle, ich habe aus Versehen die Schlange ‚non EU passports‘ genommen. Nachts war ich Zeuge, wie so ein armer Kerl auf dem Fahrrad von den Blauen (frueher waren sie gruen) wegen Fahren auf der Strasse hochgenommen wurde. Er hatte im Gegensatz zu meinem Hotelfahrrad sogar Licht, da habe ich mich besser verzupft. Bin ich also wieder im Heimatland, wo man bis vor kurzem ueberzeugt war, als Einziger auf der Welt eine nicht gekaufte Weltmeisterschaft ausgerichtet zu haben. Wie naiv darf man sein? Ich will nicht politisieren, nur habe ich hier so viele Geschichten ueber Naivitaet in China geschrieben, da muss ich fairerweise auch das zufaellige Aufeinandertreffen dreier Kleinigkeiten (WM, VW, Aussetzen des Dublin Abkommens) erwaehnen. Auf einmal lebt das regelwuetigste Volk der Welt (ausser der Schweiz vielleicht) ohne Regeln, wer haette das gedacht? Und das auch noch in seinen Kernkompetenzen Fussball, Auto und Buerokratie. Soviel dazu.China haelt sich nie an Regeln, aber wenigstens offiziell.

16.10.2015 – Jazzkonzert im Konsulat

Montag, 26.10.2015

Schon klar, warum der Expat allgemein hier nicht mehr weg will. Es ist einfach cooler als daheim. Ja wirklich! War ins Konsulat zum Jazz eingeladen. Man trifft da immer jede Menge Leute (immer die gleichen), wird vom Konsul persönlich begrüsst (er macht auch nur seinen Job) und kann auf Bundeskosten ein Glas Wein (oder 2) trinken. Das ganze in der besten Jahreszeit im coolen Konsulatsgarten mitten in der Stadt. Sebastian Schunke ‚Berlin Quartet‘, mit coolem Schlagzeuger aus Uruguay. Gibt es in LB nicht, denn da gibt es nicht mal ein bayerisches Konsulat.

Der Abend endete ausnahmsweise mit einer denkwürdigen Taxifahrt. Erst habe ich voellig ungewoehnlich in der French Con kein Taxi bekommen, nicht mal auf der Huaihai. Wenn ich Auto fahre, stehen sie mir zu hunderten im Weg, jetzt nada, nix. Nach der gefühlten Ewigkeit von bestimmt 30 min habe ich eins ergattert, sagt der mir: er käme aus Pudong, hier kennt er sich nicht aus, auch die Yannan kennt er nicht. Das ist als haette ein Muenchner Taxler vom mittleren Ring noch nie was gehoert und vom Olympia Stadion auch nicht. Für dumm verkaufen kann ich mich selber, die kennt sogar jeder Ausländer. Telefonieren und dumm stellen hat ihm nichts genutzt, am Schluss habe ich ihn per Apple Maps (Fon noch 3% Akku) zur Yannan dirigiert. Beim nächsten Mal sage ich ihm, er soll rüberrutschen. Daheim angekommen wollte er von mir wissen, wie er jetzt wieder in die Stadt kommt, und war selig, als ich es ihm erklärt habe. War er besonders abgezockt, oder nur besonders doof?

18.10.2015 – Shanghai Running im Gucun Park

Montag, 26.10.2015

Da war ich noch nie, empfehlenswert! Er liegt an der linken oberen Ecke der S20, man kann es auch Nordwest nennen. Gross, viel besser als der Century Park. Shanghai Running organisiert einen Halbmarathon und 10 km, wollen wir als Vorbereitung für den 08.11. nutzen, der Shanghai-Halb-Marathon, (wieder ein ‚zum letzten Mal‘).

Wie befuerchtet habe ich für Shanghai einen Platz bekommen, jetzt gibt es keine Ausrede mehr. Meine chinesischen Kollegen sind wieder leer ausgegangen. Also muss ich mich wenigstens ein bisschen vorbereiten.

Den Rest des Tages habe ich mit Vorbereiten meines Deutschlandflugs verbracht. Dieses Wochenende ist Jazzfestival in Shanghai, da wäre ich gerne hingegangen, aber alles geht nicht. Ich beschäftige mich mehr und mehr mit dem ‚zurück‘ bzw. ‚danach‘, das steckt jetzt im Kopf. So wie ’letztes Mal Shanghai Marathon‘. Heute Nachmittag fällt mir das bei den Einkaufslisten auf: Während ich bisher immer soviel Duschgel und Kaffee mitgenommen habe wie ich mit aller Gewalt in den Koffer stopfen konnte, achte ich jetzt schon drauf, bloss kein overstocking zu haben. Nicht dass ich nachher den ganzen Kaffee übrig habe! Also wieviel Duschgel, Kaffee, Käse und Deoroller brauche ich denn noch? Reichen 10 kg Kaffee fuer 9 Monate? So probier ich es jetzt mal, ihr koennt gerne mitraten. Wollen wir wetten?

02.10.2015 – BKI

Montag, 26.10.2015

Das ist der Flughafencode von Kotakinabalu, der Stadt auf Borneo. Diesmal habe ich etwas geschafft, was mir noch nie gelungen ist: ich war da und habe nicths davon gesehen! Gar nichts. Vom Flughafen ins Hotel, und nach 6 Tagen das Ganze zurueck. Ausser zum Tauchen, das war das Ziel, habe ich das Hotel nicht verlassen. Ich wollte unbedingt Tauch-Routine bekommen, und deshalb ein paar Tage am Stück Tauchen. In der Früh auf das Wasser, abends zurück, Essen im Hotel. Meine Frau hat die Stadt getestet, und fand es nicht interessant genug, dass wir alle hingehen. Sorry an alle Kota Fans, die Ignoranz hat gesiegt.

Der Zweck heiligt die Mittel, Tauchen war astrein. Mit jetzt 3 zertifizierten Amateuren in der Familie machen wir nun Terzett Tauchen. Übung macht tatsächlich was aus, wie ueberraschend, jetzt bin ich in der Lage, meine Tauchtiefe selbständig ohne grosse Amplituden zu bestimmen, sogenanntes Taucherjojo. Echter Fortschritt, das war nicht immer so, zur Freude meiner Familie.

Tauchen mit DiveDownBelow, sehr nett! Tauchbasis auf der Insel im Nationalpark, lauschig, nette Guides, Wassertemperatur knapp 30°C. Vormittags mit anständiger Sicht, nachmittags mit der Flut kann es schon mal trueb werden. Hai und Schildkröte im Programm enthalten. Und mehrere Filmchen mit Guenters GoPro, jetzt habe ich sogar Submarine-Selfies. Nach 5 Tagen war es dann auch gut. Wir wollten so wenig Reisezeit aus Singapur und so viel Tauchzeit wie möglich; geschafft!

Der Rückflug war schon wieder ein Drama, warum eigentlich immer? Buchen wir so komisch, stellen wir uns an, oder ist das einfach Pech? Silk Air hat den Rückflug nach Singapur mal eben gecancelt, nach langer Diskussion endlich eine Alternative angeboten, über KL. Und dann den Flug KL – SIN auch gestrichen. Uns dafuer ohne Ansage umgebucht, dass wir in SIN noch 1 h bis Abflug nach Shanghai hatten. Mit Gepäck und Terminalwechsel. Und der nochmal später, da wegen Haze keine Landeerlaubnis. Gerettet hat uns der Spezialtranport mit so einem Golfkart, Ergebnis endloser Telefongespraeche, Flugzeigwechesl in 20 min. Unser Gepäck hatte ein ‚hot transfer‘ Label (kannte ich noch nicht, hat trotzdem nicht gereicht). Glueck gehabt, nächster Flug wäre Freitag gewesen (statt Dienstag), nicht weil MU sonst nicht fliegt, nein, sie fliegen 3x pro Tag. Golden Week, ganz China will wieder heim. Zu Hause wartet schon der Besuch aus Deutschland. Die haetten sich gefreut, weitere 3 Tage Fahrer und Ayi ganz fuer sich zu haben. Oder auch nicht. Also alles gut gegangen, Besuch begruesst, puenktlich zur Schule und in die Arbeit, nicht nörgeln, ist ja gut gegangen.

26.09.2016 – Haze

Montag, 26.10.2015

5 Tage in Singapur, ich darf da arbeiten, in China ist Golden Week, Feiertag, Schule geschlossen. Also fährt die Familie mit. Singapur ist nicht gerade mein Favorit, ich finde es mehrheitlich teuer und langweilig. Immer 28°C, die Sonne geht Konstant um 7 auf und um 7 wieder unter. Für alle, die sich ein Leben in FlipFlops am Strand vorstellen: da seid ihr richtig (falls Ihr genug Geld habt). Die Familie faehrt mit, die Kids wollen mal ein Leben zwischen Bentley und Badelatschen sehen. Wenn die Luft auch schwül und feucht ist, dann ist sie wenigstens klar, war die Erwartung. Von wegen: in Singapur herrscht ‚haze‘, was eine irrenführende Beschreibung ist: Indonesien hat das Geschäft mit dem Palmöl für sich entdeckt. Jedes Jahr um diese Zeit wird dort der Urwald abgefackelt, um mehr Platz für Palmölplantagen zu schaffen. Vor 2 Jahren war es dramatisch, dieses Jahr ist es spät, lange und auch dramatisch. In ganz Singapur hat man das Gefühl, an einem Lagerfeuer zu stehen, so riecht und schmeckt die Luft. Sicht wie Shanghai, keine Sonne. In Malaysia fällt deswegen sogar die Schule aus, sie wollen auf Schadenersatz klagen. Ist die Menschheit nicht phänomenal intelligent?

27.09.2015 – 10 km

Montag, 26.10.2015

Rennen bei 28°C, der ‚The Straits Run‘, start um 7 Uhr. Zum Spass mitgemacht, d.h. 5 Uhr aufstehen. Die Warnung meines Kollegen habe ich nicht ernst genommen, wo kann die Luft schlechter sein als in China? Singapur übertreibt. Bis ich da war. der Index zeigt 300. also PM2,5 = 300 µg/m³, blöd, dass genau jetzt daheim in Shanghai ein Wert von 30 herrscht. Das waere in Stuttgart immer noch ein Desaster, in Shanghai ist das Bestwert. WMF – wia ma’s macht, macht ma’s verkehrt. Am Sonntag Morgen zum Glueck eine Lagerfeuerpause, nur noch 70. Erst Nachmittag wieder 3-stellig. The Haze. Ergebnis waren 56 min, fuer die Temperatur OK. Danach direkt zum Brunch, um alle Kalorien wiederherzustellen.