Berichte von 02/2016

14.02.2016 – Arbeitstag in der Arktis

Sonntag, 14.02.2016

Brrrr, ist das kalt!! Wir sind wieder bei 16°C im Haus. Und bei 16°C am Schreibtisch zu sitzen, ist schlicht zu kalt für mein Gemüt. Von den 20°C draussen ist nix mehr übrig, 0°C und Graupelschauer, das Haus kühlt sofort aus. Angeblich kalte Luftmassen aus dem Norden. Die Luftqualität wird schlagartig besser, wegen dem Wind, der unser Haus auskühlt. Entweder schlechte Luft oder frieren.

Und das Spiel beginnt von vorn: SMS an den Vermieter, ich schreibe Text, er schreibt ‚ok‘?! Vor ein paar Tagen habe ich noch über unsere Nachbarn in der Daunenjacke geschrieben. Jetzt bin ich der Underdog: ich habe keine. Auch so ein paar Handschuhe wären gut, damit mir beim Tippen die Finger nicht einfrieren. Vielleicht nehme ich meine Fahrradhandschuhe. Niemand verbietet, sie beim Arbeiten einzusetzen. Ist das noch lustig oder nur ätzend? Es ist ätzend. Neben meinem Schreibtisch habe ich den elektrischen Heizer aufgestellt, bringt bei der Raumgrösse nicht mal einen psychologischen Effekt. Wie viele SMS muss ich noch schreiben, bis was passiert?

Ich arbeite heute, und habe mir gedacht, das kann ich auch von daheim aus machen und die Fahrerei sparen. Letzten Samstag wurde der letzte Donnerstag reingearbeitet, heute der vergangene Freitag, damit alles seine Ordnung hat. Wäre ich mal lieber wie meine Kollegen ins Büro gefahren, dort und im Auto ist es schön warm.

13.02.2016 – CNY +5 letzter freier Tag

Sonntag, 14.02.2016

Morgen (Sonntag) wird wieder gearbeitet. Und heute: Regen. Also weder Hafen, noch Flaschenöffner, noch Mopedfahren (was wegen der Lichtmaschine eh nicht geht). Also Abhängen, ein bisschen Abiturvorbereitung, und das GS Modell zusammenflicken.

Jetzt kommen wieder die Push-Nachrichten: AQI steigt stündlich, abends um 7 ist er bei 206, die US Botschaft meldet PM2,5 in Höhe von 159. Verkehr, Feuerwerk, oder was?

12.02.2016 – CNY +4

Sonntag, 14.02.2016

Unruhige Nacht: Megaknaller um Mitternacht. Heute ist der Tag 4 nach CNY, da geht es um’s Geld, wer richtig laut böllert, bekommt in diesem Jahr viel Geld. Denn nur der wird wirklich gehört. Ich würde als Gott vor dem Lärm ja davon laufen, chinesische Götter sind da wohl anders. Wird ganz schön schwierig, aus den 1,3 Mrd den lautesten rauszusuchen.

5:15 a.m.: Treffen für die Fahrt zum Bund, nach wenig Schlaf, wegen dem Geldlärm. Habe ein bisschen damit gehadert, denn das Ganze ist nicht legal. Mit meinem Kennzeichen darf ich nicht in die Stadt fahren, ab dem äusseren Ring ist Schluss. Und wer gibt schon gerne sein Moped ab? Aber no risk no fun. Es war nicht kalt, meine Tochter hat beschlossen, im Seitenwagen mitzukommen, also alles bestens. Ein bisschen hat mich die feuchte Luft beunruhigt. Auf der Fahrt in die Stadt habe ich vor lauter Wasser auf dem Visier eigentlich nichts gesehen, vor allem die als Kanaldeckel getarnten Schlaglöcher nicht, nur die Polizeiautos. Sind es immer so viele, oder fällt das nur im Dunkeln so stark auf? Blaulicht heisst hier ‚im Dienst‘, auch wenn die Insassen schlafen. Auf manchen Strassen standen sie im 100 m Abstand. Am Anfang waren wir mit unserem schlechten Gewissen noch beunruhigt, aber es hat sich niemand für uns interessiert. Alles gut.

Wir waren rechtzeitig am Bund, und haben gesehen, dass wir nichts sehen: Nebel wie in London, nicht mal das Ufer auf der anderen Seite war erkennbar. Schöner Mist. Abwarten hat auch nicht geholfen, es wurde nur schlimmer. Also ein paar Nebelfotos, einen Kaffee in der Wukang Lu, um 9 waren wir wieder daheim.

Jetzt geht nicht nur der Anlasser nicht mehr, zwischendrin hat sich auch noch die Lichtmaschine verabschiedet. Mit 8,4 V bin ich auf der Batterie nach Hause gefahren. Werde wohl mal auf WeChat bei Jane den Garantiefall einfordern.

Nachmittag wieder Sommerwetter: warm und sonnig, als wäre nichts gewesen. Und zwar so sonnig, dass man meint, der Frühling ist das. Jetzt auf in die Stadt, Alststadt Walk zwischen Huang Pi und Dong Tai Road. Ein Teil der alten Viertel ist schon abgerissen, ein Teil wird gerade geschleift, und ein Teil steht noch.

Manche der Mikrogassen sind so eng, dass es sogar mit dem Radl schwierig wird. Das meiste sind 1- oder 2-Zimmer-Wohnungen, Toiletten zentral öffentlich, fliessend Wasser draussen in der Gasse. Jeder Winkel wird genutzt, Fahrräder und Kinderwägen hängen an der Decke, die Wäsche und gewaschenen Schuhe über der Gasse. Toll ist, dass man als Ausländer einfach so durchschlendern kann, und dabei noch freundlich gegrüsst wird. Man muss weder Angst haben noch wird man schief angeschaut. Und das in einer der grössten Städte der Welt! Ich war zwar noch nicht da, möchte es aber in Sao Paulo nicht probieren. Mein Fuss war danach doppelt so dick vom hatschen, aber es hat sich gelohnt.

Der Antikmarkt der Dong Tai Lu wurde vor kurzem geschleift, netterweise findet man überall die Wegbeschreibung zur neuen Location. Statt dessen wird gebaut, Hochhäuser mit den üblichen westlichen Ketten wie Fourbucks (der Laden, in dem es keinen Kaffee unter 4 Bucks gibt). Und Autohäuser, leider heute zu, sonst hätte ich mir noch einen ausfassen können.

Was isst man CNY abends: Schweizer Rösti bei Geneva, mit Weissbier vom Fass. Es muss nicht immer Chicken Kung Bao sein.

11.02.2016 – CNY +3

Sonntag, 14.02.2016

Es regnet tatsächlich, also Abhängen zu Hause. Kaum zu glauben, ich habe frei, ein Auto vor der Tür, und hänge einfach so rum. Ein bisschen einkaufen war ich noch, ich brauche Kleber, um mein Mopedmodell zu flicken. Die Büro-Ayi hat mir beim Staubsaugen (!) das Modell der GS vom Schrank gefegt. Das sieht jetzt so aus, wie ich hoffe, dass es nie aussieht, wenn ich vorher draufgesessen habe. Ist aber alles nicht so schlimm, meine Assistentin hat sie angewiesen, sie sollte in Zukunft vorsichtig sein. Schöner Mist.

10.02.2016 – CNY +2

Sonntag, 14.02.2016

Das Wetter wird immer besser, es hat tagsüber bestimmt 20°C. Wir fahren nach Westen, über die Dörfer zum Tai Hu (Tai See). Dieses Fahren durch die Pampa ist nicht unbedingt schön, aber interessant. Die Alternative sind ewige Geradeausstrassen mit Ampeln, auch auf dem Land wird das Schachbrettmuster durchgehalten, oder die immer gleiche Hu Qing Ping (das ist die, die bis Katmandu geht, aber dafür haben wir heute keine Zeit), also Pampa. Der Nachteil ist, die Strassen sind schlecht, und das ist nix für die Chang, oder vielmehr den, der draufsitzt. Gefühlter Starrahmen. Egal. Man muss gar nicht weit rausfahren, und schon sieht es so aus, wie sich viele China noch vorstellen: kleine Hütten ohne Heizung, Fahrräder, Elektroroller, tausende Brücken und Kanäle mit Holzkähnen und Frachtschiffen, dazu der unvermeidbare Müll. Am See selbst, wir waren an der Nordostecke, riesige Schilder zur Golfanlage, ein Yachthafen und eine nagelneue Uferpromenade, direkt neben den ollen Dörfern. Wie lange noch?

Nette Tour, dass mittendrin der Strom weg war und nun der Anlasser seitdem nicht mehr geht, ist nicht tragisch, geht ja auch ohne.

Wir kombinieren ‚Die Zum Bund Radeln Idee‘ mit dem Moped und beschliessen, übermorgen per Krad zum Sonnenaufgang zu fahren, denn morgen soll es regnen.

Heute Abend gehen wir zu 20, Eltern und Kids (!!), ins Kempinski: mit 50% Voucher für das Abendbuffet. Klingt toll, ist aber Durchschnitt. Liegt vielleicht daran, dass diese Buffets alle mehr oder weniger gleich sind. Und 85 RMB für ein Bier sind teuerer als eine Wiesen Mass oder ein Kaffee auf dem Markusplatz. Die Kids hatten bald alles probiert, was sie essen mögen (Nudeln, Eis und Kuchen), und wollten in die nächste Bar. War dann doch zu langweilig mit den Eltern. Die sind noch in die Char Bar auf den Absacker, meine Lieblings-Freiluftbar in Shanghai. Die Kids sind dafür teilweise heim, recht so, schliesslich sollen sie für ihr Abi lernen.

09.02.2016 – CNY +1

Sonntag, 14.02.2016

Irgendwas müssen wir machen, die Tage rauschen einfach so vorbei, und nichts passiert. Ganz anders als sonst, wenn wir verreist sind. Blöd nur, dass ich mit dem Fuss nicht viel unternehmen kann. Ein Freund von uns ist heute früh kurz entschlossen zum Bund geradelt, neuer Sonnenaufgang-Versuch. Superschicke Bilder auf WeChat. Radeln geht aber leider auch nicht.

Nachmittag wird die neue Dichtung geliefert: für das Moped, nicht die Heizung! Die Original-Tankdeckeldichtung wird ja immer nach einem Tag doppelt so gross, also haben wir über einen Bekannten aus Deutschland eine Platte kraftstoffbeständiges Material bekommen, das Ausschneiden organisiert, und schwupps, 3 Monate später, ist die neue da. Muss ich gleich ausprobieren, also für morgen zum Kradfahren verabredet. Gleich mal testen: trotz 3 Monate stehen, mit dem ersten Tritt da! Reifen aufpumpen nicht vergessen, die sind immer nach 4 Wochen platt.

Auf meiner ‚unbedingt noch machen‘ Liste steht der Flaschenöffner (ja genau, ich war immer noch nicht oben). Nutzen wir die Zeit, das Wetter und die wenigen Leute, fahren wir dahin. Unsere Tochter war vorgestern ohne Anstehen oben, das wollen wir auch. Bis wir da sind, ist es 45 Minuten vor Sonnenuntergang, und die Schlange ist rund 45 Minuten lang. Wir haben es kurz probiert, aber dann den Versuch abgebrochen. Andermal. Stattdessen zum Yu Garden, dort ist Lichterfest. Und das Gegenteil von ausgestorben. Es sind so viele, dass die Polizei den Zugang regelt/regeln muss. Viele kitschige Figuren und noch mehr Laternen, und noch viel viel mehr Leute. Nach einmal Durchschieben lassen haben wir beschlossen: reicht. Aber wir waren da.

 

08.02.2016 – CNY, Jahr des Affen

Sonntag, 14.02.2016

Es ist da, das neue Jahr. Das Gefühl ist wie zweiter Weihnachtsfeiertag. Alles ruhig, keiner unterwegs. Bis mir auffällt, dass nur hier die Welt stillsteht. Deutschland arbeitet, als sei nix gewesen, und der Dax rauscht einfach so ab, während hier die Börsen eine Woche zu haben. Keine Hochachtung vor dem Affen.
Unseren Vermieter muss ich nochmal stören, es wird nämlich weiter kälter. Wenigstens ist es draussen nicht mehr so kalt. Das Wetter wird immer sonniger, bis auf die Luft, der Himmel wäre blau, und die Temperaturen sind schon zweistellig, auch drinnen.

07.02.2016 – CNY Abend

Sonntag, 14.02.2016

CNY ähnelt unserem Weihnachten, am Neujahrsabend feiert die Familie zusammen. So wie bei uns auch nimmt das übrigens ab, die jüngere Generation hat keinen Bock mehr, eine Woche bei den Alten auf dem Dorf zu feiern, sie verreist lieber ins Ausland. Inzwischen sind angeblich 40% der CNY Reisen Fahrten in den Urlaub. Die Zahl ist ein bisschen hoch, der Trend ist korrekt. Errungenschaft der modernen Gesellschaft.

Wir waren stattdessen beim Käfer-Brunch, schlecht gehen lassen kann man es sich ein anderes Mal. Die gefühlt halbe deutsche Schule war auch da. Die andere Hälfe der Schule haben wir auf dem Spaziergang gegenüber vom Bund nach dem Brunch getroffen. Der Weg geht vom Käfer an den Fluss an Paulaner, Starbucks und Häagen-Dazs vorbei, typisch chinesisch eben. Schon erstaunlich, dass man einfach so in einer 23 Mio Stadt Bekannte trifft. Das Wetter hat sich in sonnig gebessert, in der Sonne war es sogar ein bisschen warm. Die Uferpromenade war voll mit Besuchern aus dem Umland: sie fallen mit ihrem Äusseren auf, und sie betrachten die Ausländer interessiert, kein Shanghaier würde das machen, sieht er ja dauernd. Sonst ist Shanghai ausgestorben, in 25 Minuten mit dem Auto auf der Yannan nach Pudong, Rückweg 18 Minuten. Normalerweise dauert es 1 Stunde, können auch 2 sein. Das Metro Foto hat ein Bekannter gepostet, so leer habe ich sie noch nie gesehen.


Vollgefressen zurück, und zum ‚Silvesterfeiern‘ zu Freunden. Unsere Nachbarn haben ihr Haus auch entsprechend aufgebrezelt, mit roten Lampions und so. Beim Vorbeigehen konnten wir mal einen Blick ins Haus werfen. Ist ein bisschen wie Stalking, normalerweise geht das nicht: alle Vorhänge zu. Diesmal nicht. Die Einrichtung mit geradlinigen, weissen Möbeln westlich, dafür sitzen alle in Daunenjacken traditionell vereint am Tisch. Warum heizen, wenn es auch so geht? Erklärt, warum unser Vermieter meint, ein bisschen weniger Wärme ist doch auch kein Proble. Bei den Gaspreisen auch kein Wunder.

Das neue Jahr wird traditionell mit Krach begrüsst: Feuerwerk! Lärm ist wichtiger als Licht, daher der Chinaböller. Ist dieses Jahr zur Luftreinhaltung innerhalb des mittleren Rings verboten, ausserhalb jedoch nicht. Rund um unseren Compound war es trotzdem weniger als sonst, haben wir uns sagen lassen. Ist ja das erste Mal, dass wir zu diesem Event in Shanghai sind. Wir haben ein paar der Böller mit den extra gebauten Abschussrampen Kaliber 110 abgefeuert, um lärmmässig mithalten zu können. Den Benchmarktest haben wir bestanden.

06.02.2016 – CNY -1

Sonntag, 14.02.2016

Heute ist Samstag, ich darf arbeiten. Einer der Tage, die nach Regierungskalender sein müssen. Wenigstens ist fahren in Shanghai jetzt prima, keiner mehr unterwegs, die Strassen sind leer, alle weg. Die Luft ist trotzdem schlecht: AQI 200. Offiziell ist immer der Verkehr verantwortlich, jetzt gibt es keinen mehr, und jetzt? Feuerwerk ist deshalb auch verboten, der Verkauf sowieso, das Abfackeln erst Recht.

Mr. Shen war genervt, da er mich noch durch die Gegend fahren musste. Wir nerven uns gegenseitig, Prognose kritisch. Die Company hatte um 1 dicht gemacht, da hatte er sich heimfahren vorgestellt, wie seine Shifu Kumpels auch. Jetzt hat er wieder so einen doofen westlichen Chef, der erst länger arbeitet, und sich auf dem Heimweg noch seine Thrombosetablettenration für CNY abholen muss. Was soll ich ihm sagen? Ich mag meinen Job auch nicht immer.

Im Haus ist es mittelwarm, ich friere die meiste Zeit, muss an den Blutverdünnern liegen, eigentlich bin ich nicht besonders verfroren. Draussen ist es immer noch kalt, nachts unter 0, der Winter bleibt hartnäckig und länger als sonst. Eigentlich prädestiniert für Glühwein, nur ist unser Changyu aus.

04.02.2016 – 18

Sonntag, 14.02.2016

Erster 18ter Geburtstag in dieser Familie! Deshalb haben wir in den Tagen davor Stunden in einem ungeheizten Fotoladen verbracht (Fotobuch), und für heute Abend den Flying Chef bestellt. Er kommt mit allem, was er braucht, hängt die tote Ente in der Küche auf und wünscht auf deutsch Guten Appetit: Ergebnis seiner 9 Jahre in Frankfurt als Koch in einem chinesischen Restaurant!

Begonnen hat der Taag erstmal kühl. Die Nachtarie hat nicht viel gebracht, jetzt neues, grosses Problem: das Ersatzteil kommt aus Ningbo, aber erst morgen! Den Hinweis auf die Feier und die Gäste hat unser Fángdōng (房东 chinesisch für Vermieter, wobei das 2. Zeichen interessanterweise ‚Westen‘ bedeutet??) sofort verstanden. Gastfreundschaft hat eine 1.000 Jahre alte Tradition in China, bei Gästen muss alles stimmen. Er hat tatsächlich jemanden mit einem gebrauchten Ersatzteil organisiert. Und noch einen Heizlüfter vorbeigebracht. Aber: Glump ist Glump (schreibt man das so?), diese provisorisch verrohrten Gasburner aussen am Haus sind schlicht am Ende. Morgen kommt nochmal einer und baut das Original Ersatzteil ein; so kurz vor CNY ist das eine Leistung. Aber vermutlich keine Lösung.

Gefeiert haben wir den ganzen Tag, Kerzen zum Frühstück, Geschenke nach einer kurzen Unterbrechung durch Unterricht, Pizza zu Mittag, nochmal ein bisschen Unterricht, die obligatorische Geburtstagstorte (angeliefert, mit Teller und Plastikbesteck), Feuerwerk mit einer Waschmaschine (heisst so, weil die Kartons die gleiche Grösse annehmen können; alles incognito da verboten) und eben die Ente, plus etwa 8 weiteren Gängen. Netter Tag!


Zwischendrin noch eine kleine Aufregung: Rollerunfall. Unsere Tochter sass hinten drauf, als ihnen beim Abbiegen von hinten eine Ayi reingefahren ist, auch mit Roller. Passiert ist nichts, sie hat sich jedoch vorsorglich gleich mal hinfallen lassen. Unfall mit einer Langnase vor CNY ist die Chance, sorry to say, aber sie kann da schlecht ohne Deal nach Hause fahren. Der herbeigerufene Polizist hat ruhig auf die widersprüchlichen Aussagen verwiesen, beide Roller konfisziert und für den nächsten Tag auf das Polizeirevier eingeladen. Die Ayi, ganz nach Klischee, schweigt die ganze Zeit, selbst als der Polizist ihr deutlich gemacht hat, dass sie nur auf Geld aus ist. Dafür hat sie sich die Schulter gehalten, das leicht aufgeschlagene Knie präsentiert (ungeschickt hinfallen lassen) und theatralisch vor sich hin gewimmert. Am nächsten Tag Festellung der Polizei: die Ayi sei zwar von hinten reingefahren, dafür waren die beiden ohne Führerschein zu zweit unterwegs, das sei nicht erlaubt, und sie waren zu schnell!? Damit erledigt, Schadensansprüche bitte untereinander klären. Worauf die Ayi sofort ihre Rechnung präsentiert hat: Krankenhaus, Schmerzensgeld und beschädigter Roller 2.000 RMB. Geeinigt haben sie sich auf 1.000. So schnell geht es, ein bisschen Rollern, und schon für nix zahlen. Lektion im interkulturellen Training. Und das nur, weil der Junge auch noch so nett war, den Roller aufzuheben anstatt die Frau einfach stehen zu lassen. Typisch neuer Expat in Shanghai, in 3 Jahren passiert ihm das nicht mehr.

Nochmal zu 18: Das ist hier gar nicht so bemerkenswert wie daheim. Abends Weggehen und Feiern wird dadurch nicht wirklich anders, solange Ausländer erwachsen genug aussehen und gross genug sind, sind dem keine Grenzen gesetzt. Autofahren geht auch mit 18 nicht, der chinesische Führerschein ist für Anfänger in Shanghai teuer und langwierig, Umschreiben nach Deutschland geht gar nicht; also keine Option. Wählen geht auch nicht: Landtagswahlen als Ausländer eh nicht, da kein Wohnsitz, also kein Bundesland (und auch kein Freistaat), und zur Bundestagswahl haben wir das letzte Mal die Unterlagen erst nach der Wahl erhalten, erinnert ihr euch? Entschuldigungen darf man sich in der Schule auch nicht selber schreiben (warum eigentlich nicht?). Also bleibt der Wow-Effekt aus. Immerhin: es gibt ein eigenes Visum über die Schule, unabhängig von den Eltern. Die Behörden betrachten Kinder über 18 visatechnisch nicht mehr als Familienmitglied. Wird gerne mal übersehen, das sagt einem nämlich keiner, uns zumindest nicht. Entweder man prüft aufmerksam das Verfallsdatum, oder man ist gut vernetzt. Im schlimmsten Fall darf das ‚Kind‘ nicht mehr einreisen. Es soll schon Dramen am Flughafen gegeben haben: keine Einreise, Kind zurück ins Flugzeug, wohin auch immer.

03.02.2016 – Für die Jahreszeit zu kalt

Sonntag, 14.02.2016

Zumindest drinnen, 18°C sind nicht wirklich gemütlich. Unser Vermieter kümmert sich rührend, er klingelt im 3 Stunden Abstand und fragt, ob es warm ist. Ist wirklich nett, er gilt als Ausnahme, der Normalfall ist: Geld eintreiben und gut. So nett er auch ist: es wird davon auch nicht warm. Die Heizung hat ein Problem, sie geht im 10 s Rhythmus an und aus, und der Worker kommt permanent mit einer neuen Wundererklärung. Der Fussboden bleibt lau, das Duschwasser wird täglich kühler. Heute war er das letzte Mal um 10 Uhr da, abends! Mit dem Spezialisten. Um halb 11 haben sie begonnen, das Wasser im Heizkreislauf auszutauschen. Die These war wohl: das dreckige Wasser verstopft Ventile. Es würde nur 2 Stunden dauern, und wir könnten schon mal ins Bett gehen, sie können das auch allein. Haben wir auch gemacht, keiner von uns wollte einen Handwerker bis um 2 in der Früh beaufsichtigen. Sie können über den Ayi Eingang raus, wir haben die Küchentür abgesperrt, somit war symbolisch alles OK. Der Grund für die Nacht und Nebel Aktion muss CNY (Chinese New Year) gewesen sein: wahrscheinlich ist der Shifu ab morgen auf dem Weg zu seiner Familie. Umso höher muss man beiden die Mitternachtsorgie anrechnen, zeugt von hoher Motivation. Wie lang sie wohl da waren? Keine Ahnung.