16.04.2016 - Tantchen No. 3

Mittwoch, 20.04.2016

Schon ein ganz alter Hut, habe ich völlig vergessen. Dabei keine unteressante Geschichte. Die Hemmschwelle der empfundenen Merkwürdigkeiten ist scheinbar gestiegen. Um was geht’s?

Wir wollten eine neue Ayi, oder besser, wir wollten die bisherige nicht mehr. Ayi Wang hat viel weg-, aber nichts aufgeräumt, und war eher zupackender Natur. Das haben weder mein Mopedmodell (da bin ich eigen) noch das Geschirr so überlebt. Und auf Blechgeschirr wollten wir nicht umsteigen, auch wenn man das einfach ausbeulen kann. Kann passieren, Arbeitsverhältnisse müssen nicht auf ewig angelegt sein, und Ayis sind üblicherweise nicht verbeamtet. Also haben wir, also meine Frau, ich erzähle das Ganze nur, eine neue mal vorbeischauen lassen. Um am gleichen Tag eine WeChat von Ayi Wang zu bekommen: ‚willst Du mich nicht mehr?‘ Natürlich in Characters, so clever ist sie nicht, haben wir also ignoriert, aber doch über das Ayi Netzwerk gestaunt. Hier bleibt nichts geheim. Schlimmer als ein schwäbisches Dorf.

Also am nächsten Tag die Ansage des Endes. Sie war sofort kooperativ, wir müssten nur die vertragsgemässe Kündigungsfrist von 3 Monaten einhalten, heisst bezahlen, dann alles prima. Welcher Vertrag? Ach stimmt, es gibt ja gar keinen. Sie war jedoch weiter kooperativ, wir sollen einfach 1 Monat zahlen, dann alles prima. Die Frage, ob wir das kaputte Zeug gegenrechnen sollen, hat sie nicht verstanden.

Das wollten wir natürlich auch nicht, und damit hat die Kooperationswilligkeit abgenommen: kein Problem, wir zahlen einfach den Monat, dann rückt sie den Hausschlüssel wieder raus. Und zur Untermalung würde sie die Polizei rufen, wegen dem Vertrag und so. Teurer Hausschlüssel, Schlüsseldienst ist billiger. Und so ist die Stimmung so ein wenig gekippt (ich erzähle das nur weiter, ich war in der Zeit im sicheren Büro!): eine handfeste Ayi, telefonierend wie ein Börsenmakler, und eine nicht zahlungswillige Taitai ihr gegenüber, und das alles in unserem Wohnzimmer; dabei die wahren Geschichten im Ohr von Ayis, die sich mitten im Gespräch auf den Boden werfen und behaupten, geschlagen worden zu sein. Gibt Schmerzens- statt Schlüsselgeld. Das Bild der zur Salzsäure erstarrten Ayi in jeglicher denkbaren Pose ist fast täglich im Strassenverkehr nach einem Rollerunfall zu sehen, das mag man nicht im Haus haben.

Was tun? Unter Leute gehen, also zu Compoundmanagement, und dort weiter verhandeln. Auf jeden Fall unter Zeugen. Und da ist es wie immer: selbst die Chinesen reden auf die Ayi ein, dass erstens die Polizei eh nicht kommt, sie zweitens kein Recht auf Kohle hat und sie drittens den Schlüssel rausrücken muss, da er ihr schlicht nicht gehört. Die Reaktion: trotzige Salzsäule bis zur unendlichkeit. Verständlich, sie hat nichts zu verlieren und viel Zeit. Wir erinnern uns an den Rollerunfall vor ein paar Wochen. Wie ist es ausgegangen? Mit 200 Kuai ist sie von dannen gezogen, ohne Schlüssel. 200 RMB für eine Story, ist noch im Rahmen und wird als Erfahrung abgehakt. Obwohl, so ein bisschen ärgert es einen dann doch.

Von der Neuen weiss ich nicht mal mehr, wie sie heisst. Mein Moped hat sie auf jeden Fall schon runter geworfen. Mal sehen, wann sie sich auf den Boden wirft.