Berichte von 04/2012

29.4.12 – mit dem Fahrrad durch Shanghai

Montag, 30.04.2012

Mein Kollege leiht mir sein Fahrrad, ich möchte damit die Kurzstrecken wie Einkaufen etc. erledigen. Ich habe es mir bei ihm abgeholt und die rund 15 km selbst ‚überführt‘. Es gibt ja ein vollständiges Radwegnetz, sogar mit Fahrradampeln unter den Monster-Hochstrassenkreuzungen, und dank meines Moped Garmin im Fahrradmode war die Strecke zielsicher zu finden. Dennoch, für unsere Kinder ist das eher nix. Solange man einfach nur parallel zur Strasse im abgesperrten Bereich fährt, geht es ganz gut, die wenigen Taxis, die das als Alternative benutzen, hatte ich im Griff, schwierig sind Einfahrten, Kreuzungen und kleinere Strassen ohne hart abgegrenzten Radweg: da wird schnell klar, dass ich mich am Ende der Nahrungskette aller Fahrzeuge befinde. Hier ist peripheres Sehen stark gefordert, es gilt, stur und emotionslos geradeaus zu schauen, vor allem, wenn es eng wird, aber dabei den Überblick über alles zu bewahren. Ich hab’s geschafft, manchmal hilft der Langnasenstatus auch, aber nicht verlässlich.

27.04.12 – das zweite Gespräch

Montag, 30.04.2012

Heute kommt der zweite Kandidat, diesmal zu mir ins Büro, quasi mit Referenz. Wir diskutieren zu viert, unser Cheffahrer kommentiert (chinesisch), unsere Assistentin übersetzt (1 Satz englisch, 5 min chinesische Diskussion), ich frage (englisch), der Kandidat hört zu (schweigend).

Nach 10 min sind wir uns einig: er fängt mal an, wenn wir an die deutsche Schule ziehen, ist es vermutlich vorbei weil zu weit, und jetzt kann er das Auto abends unter der Woche mit heimnehmen. So schnell war ich kompromissbereit, weil ich einfach keinen Bock mehr hatte, im Werksbus um 0700 durchgeschüttelt zu werden. Meine Frage nach dem Anfangsdatum hat er geschickt gekontert: er ist davon ausgegangen, mich heute gleich heimzufahren! Auch gut.

Ja, und dann war es soweit: Abends bin ich zu meinem Auto gestiefelt, Zhu Xiansheng hat mir im Anzug die Tür aufgemacht, und mich dann ganz langsam und vorsichtig heimgefahren. Vor lauter Vorsicht hat er sich erstmal verfahren… Hoffentlich ändert sich das noch. Aber: er hupt nicht, raucht nicht, und fährt ausgeglichen, das ist viel wert.

28.04.12 – Samstagsarbeit

Montag, 30.04.2012

Heute ist Samstag, und wegen des 1. Mai nächsten Dienstag ein ganz normaler Arbeitstag. Meine Pläne, die 3 Tage wegzufahren, habe ich begraben. Alleine macht es wenig Spass, die Wettervorhersage verheisst Regen, und ich habe keine Lust, am Sonntag schon wieder früh aufzustehen und wegzufliegen.

Also werde ich mir wetterabhängig Shanghai ansehen, und einfach mal nix tun.

Abends war ich beim deutschen Club Schanghai, es fing ziemlich deutsch an, kein Wunder, viele Deutsche, vor allem Praktikanten, abgesehen von ein paar chinesischen Mädels, die sich selbst eingeladen hatten, weil sich da ja viele Deutsche treffen (und das ziemlich offen ansprechen). Irgendwann war der Laden voll, die deutsche Nummer gelaufen und das Ganze hat sich in einen Salsa-Abend verwandelt. Coole Sache, und wieder stellt sich die Frage: das ist also das kommunistische China…

Zu dem Thema: mein Anfängerfehler verfolgt mich immer noch. Ich habe mir Ende Februar ein paar Ordner und Bücher per DHL hierherschicken lassen. Bis zum Zoll hat es 5 Tage gedauert, seitdem liegt das Zeug dort, laut Tracking Number ‚out of our control‘. Bis jetzt ist es nicht gelungen, das Paket da rauszubekommen, ich kann nicht mal sagen, ob es noch existiert und was noch da ist. Wir haben schon Unmengen an Kopien eingereicht, Visastempel, Pass, Meldebescheinigung, nutzt aber nix. Mal sehen. Lessons Learned: bloss keine Bücher privat schicken (per Amazon aus Deutschland kein Problem!), es scheitert an der Zensur. Die Kernfrage ist nämlich: beinhalten die Bücher und Ordner kritische Themen?

25.04.12 – Der Führer war ein armes Schwein…

Montag, 30.04.2012

…er hatte keinen Führerschein. Ist zwar nicht ganz politisch korrekt, aber wahr. Seit heute ist mein Auto da, und ich habe keinen Führerschein und darf nicht fahren! Ein wenig komme ich mir vor wie als Student: alleine Wohnen, und alles muss ich wieder neu rausfinden, und jetzt auch noch den Führerschein machen, ich dachte, das hätte ich in meinem Leben erledigt.

Aber eins nach dem anderen. Mein Auto ist da, ich musste nachdrücklich verhindern, dass die Frontscheibe mit einer schwarzen Folie verklebt wird, sonst klappt alles: vollgetankt, Autobahnkarte, tip top. Und jetzt brauch ich einen Fahrer. Die Konditionen habe ich inzwischen herausbekommen, jetzt heisst es, Kandidaten zu finden. Zwei haben sich inzwischen angeboten, die ‚Bewerbungsgespräche‘ sind morgen und übermorgen.

Übrigens habe ich rausgefunden, warum meine Apartmenttür nicht schliesst (wen’s interessiert, der kann weiterlesen): Das Codeschloss funktioniert mit einer Batterie, und wenn die schlapp macht, dann bleibt’s halt auf. Der Ingenieur tauscht sie aus, in wahrsten Sinn des Wortes, es zirkuliert einfach eine endliche Menge an Batterien im Haus, die immer durchgewechselt werden. Nun weiss ich, warum ich als eine der ersten chinesischen Lektionen den Satz ‚meine Zimmerkarte ist kaputt‘ gelernt habe. Damals habe ich ihn für eine nette Übung gehalten, inzwischen habe ich ihn schon mehrmals eingesetzt! (im ersten Stadium der schlappen Batterie geht die Tür nicht auf!).

26.04.2012 - 1.315

Montag, 30.04.2012

Ich brauche einen Führerschein. Und da ich inzwischen rausbekommen habe, wie man an ein Changjiang-Gespann kommt, mach‘ ich den Mopedführerschein gleich mit. Für den Führerschein muss man 1.315 Fragen wissen, früher waren es nur 100. Die Fragen gibt es immerhin auf chinesisch und englisch. Und für das Moped sind es nochmal 800 Fragen, aber das macht dann auch nichts mehr aus. Man kann die Prüfung sogar auf deutsch ablegen, das empfiehlt sich jedoch nicht, da jede Sprache aus dem chinesischen per Übersetzungsprogramm erstellt wird. Und die Übersetzung ist oft so verworren, dass sich nicht mal der Sinn erschliesst. Also besser die Fragen exakt lernen, und dann versuchen zu beantworten. 100 Fragen bekommt man gestellt, 90 müssen richtig sein, schummeln geht wohl nicht mehr. Es ist durchaus normal, 3 Anläufe zu brauchen (ich will gar nicht vorbauen…).

Hier sind zwei meiner Lieblingsfragen, es geht kaum um Verkehrsregeln, sondern mehrheitlich um Unfälle und liegengebliebene Autos sowie Geld- und Gefängnisstrafen. Jeder darf mal raten und seine Antwort im Kommentar abgeben, die Auflösung stelle ich später ein!

 

5.9.1.6 车辆落水后,驾驶人自救的错误方法是

A.关闭车窗阻挡车内进水

B.迅速用手动方式开启车门

C.等待水浸满驾驶室,使内外水压相等

D.用大塑料袋套在头上,将脖子匝紧

答案:?

5.9.1.6 After a vehicle falls into water, the wrong method for the driver to rescue himself is to ________.

A. Close the window to prevent water from flowing into the vehicle

B. Immediately use hand to open the door

C. Let the water to fill up the driver’s cab so that the water pressure both inside and outside is equal

D. Use a large plastic bag to cover the head and tight the neck closely

Answer: ?

7.1.1.2 遇伤者被压于车轮或货物下时,错误的方法是

A.设法移动车辆

B.采取相应的救护方法

C.拉曳伤者的肢体

D.搬掉货物

答案:?

7.1.1.2 When a wounded person is under the wheel or cargo, the wrong method is to ______.

A. Manage to move the vehicle

B. Take relevant rescue methods

C. Pull the limbs of the wounded

D. Remove the cargo

Answer: ?

 

Um sich zum Führerschein anzumelden, gibt es wie erwartet eine Prozedur aus Foto, Formularen, Laufzetteln und einem Gesundheitstest. Und wie immer, wird alles von sehr, sehr vielen Leuten begleitet, eine Frau sitzt vor einem Leimtopf und macht nichts anderes, als für die Kunden die Fotos auf’s Formular zu kleben. Die Fotos werden vor Ort gemacht, und wenn es nicht gefällt, darf man nochmal. Die Formulare sind auf chinesisch, und das Personal spricht eh nur chinesisch. Dennoch, es ist erstaunlich, wie reibungslos die Massen an Personen durchgeschleust werden: Kniebeuge, Stempel, weiter. Ich habe wieder die Unterstützung unserer Assistentin genossen, wir waren ein starkes Team: Sie hat nicht nur die Formulare ausgefüllt und mir gesagt, wo ich als nächstes hin muss, sondern sich gleich in der nächsten Schlange angestellt, während ich Kniebeugen, Faust ballen oder den Sehtest mit dem Löffel absolviert habe. Nach 1 h waren wir durch, das ist Rekord, die Zeitangaben im Internet für die Prozedur schwanken um 3 Stunden!

Zufällig befindet sich gleich neben der Führerscheinstelle ein Changjiang-Laden. Und wenn der Mensch schon mal ein paar Minuten Zeit hat: Jetzt kenne ich schon die Preise, einschliesslich einer Zulassung in der Mongolei. In Shanghai kann man kein Moped mehr zulassen, die Behörden kaufen sogar die Zulassungen zurück, um die 2-Räder mit Verbrennungsmotor von der Strasse zu bekommen. Also muss man alternative Wege gehen, die Lösung liegt in der Mongolei. Die Mopeds sind gebraucht, wieder aufgearbeitet, und man kann aus einem Riesenpaket an Special Effects auswählen, z.B: Fishtail-Endrohr, logischerweise mit den entsprechenden Preisen. Die fertigen Mopeds sehen wunderbar aus, allerdings braucht man glaube ich einen persönlichen Abschleppwagen. Dafür ist es ein original chinesisches Produkt. Es ist sicher cool, die Mädels mit dem Gespann durch die Gegend zu fahren.

Abends dann das erste Vorstellungsgespräch mit einem potentiellen Fahrer, schliesslich darf ich ja mein Auto nicht benutzen. Es hat zwar 20 min gedauert, war aber de facto nach 5 min gelaufen. Auf die erste Frage ‚wie lange fahren Sie schon‘ hätte der deutsche Ingenieur eine Zahl und eine Einheit erwartet, z.B. 5 Jahre. Stattdessen gab es eine 5-minütige Diskussion auf chinesisch, und nicht wirklich eine Antwort. Zu Ende war es mit der zweiten Frage: wo wohnen Sie? Warum? Jeder Expat geht davon aus, dass sein Auto abends bei ihm vor der Haustür steht. Und jeder Fahrer geht davon aus, dass er das Auto abends mitnimmt. Aus der Frage hatte er richtig geschlossen, dass ich hier die Expatmeinung vertrete, und das war’s. Es ist tatsächlich so, dass je nach Wohnort der Fahrer sein Monatsgehalt in U-Bahnfahren investieren würde. Wenn wir als Familie bei der deutschen Schule wohnen werden, wird das noch schwieriger, denn dort gibt es keine U-Bahn. Dann muss er Bus fahren, und das dauert dann noch länger. Entweder wohnt der Fahrer schon in der Nähe, oder er zieht dann da hin, oder er hat ein geeignetes eigenes Transportmittel. Also weitersuchen.

21.04.2012 - Das Outing

Montag, 30.04.2012

Ein Outing ist kein Coming-Out, sondern ein Firmenausflug. In diesem Fall gewerkschaftlich organisiert. Die Mitarbeiter zahlen monatlich einen festen Betrag an die Gewerkschaft, den bekommen sie in Form von z.B. solchen Outings zurück. Und alle freuen sich, wenn jeder daran teilnimmt, auch die Expats (ich habe vorsichtshalber erst gefragt, in Deutschland wäre das eher kritisch).

Im Yangtze Delta liegt die Insel Chongming, man fährt über eine riesige Brücke vergleichbar mit der Öresundbrücke, vermutlich nur länger und höher.

Angekommen, werden viele Fahrräder jeder Art abgeladen, vom Klapprad bis zum Mountainbike, Helme und Handschuhe ausgepackt, dazu das obligatorische Companyshirt, es bleibt ein riesiger Müllhaufen, und los geht’s. Leider ist das Wetter windig und kalt, aber trocken, bis gestern hatte es noch geschüttet (in der Taxischlange!). Die Stimmung ist wieder super, erstaunlicherweise ist die Sicherheit auf dem Fahrrad nicht sehr stark ausgeprägt. Vor allem wenn es eng wird, und das wird es bei vielen Leuten dauernd, werden die Augen gross. Anscheinend fährt diese Generation einfach nicht mehr Fahrrad. Ein wenig befremdlich ist, dass die ganze Zeit der grosse Bus und die Begleitautos direkt hinter uns herfahren, auch auf den engen Fahrradwegen mit den Verbotsschildern. Ich habe mir erklären lassen, das ist vorsorglich für Rennausfälle. Und so sind wir als Karawane mit Fahrrad, Bus und Auto rund 25 km immer den Yangtze entlanggeradelt. Einschliesslich Wenden auf dem Feldweg, wir haben uns nämlich verfahren. Ich habe dabei wieder viel über chinesische Politik gelernt, beim Radeln hat man viel Zeit, und einige meiner Kollegen diskutieren die Themen gerne mit Langnasen. Hochaktuell ist der Fall des gestorbenen Briten in China, und das gesamte Szenario drumherum.

Wir haben es geschafft, nur ein Sturz, und wo sind wir geendet: im Park mit?? Yes, Grillen. Das Programm ähnelt stark dem von letzter Woche, macht aber nix.

20.04.2012 - Baoding

Montag, 30.04.2012

Am Freitag war ich in Baoding, eine typische chinesische Industriestadt rund 3 Autostunden von Peking entfernt. Nicht gerade reizvoll, als Europäer nicht die erste Wahl. Die Strassen sind wie nach Klischee sehr, sehr breit, geschätzt 80 m, die Häuser graue Quader, und wenn der Taxifahrer nachts mit Top Speed alle dieser riesigen Kreuzungen überquert, frage ich mich, ob das wirklich alles so gut ist.

Die Fahrt auf der Autobahn nach Peking ist Disziplin Riesenslalom. Im Prinzip fahren alle auf der Welt gleich: In Indien herrscht Linksverkehr, deshalb fahren alle rechts, in China herrscht Rechtsverkehr, also fahren alle links. Kennen wir von zu Hause. Und was macht man, wenn alle links und ein paar doch noch rechts fahren: Yes, eine prima geteerte Standspur frei zu lassen ist Ressourcenverschwendung. Und so startet der Slalom, drei Stunden lang bis zum Flughafen in langen Schwüngen. Start wieder verspätet, in Shanghai jetzt nur noch ins Taxi und heim… mit allen anderen, die in der 100 m langen Taxischlange im Platschregen stehen. Egal was man macht, es gibt hier einfach sehr, sehr viele Menschen. Der Vergleich zu einem Ameisenhaufen drängt sich manchmal direkt auf. Einfach mal vorstellen, wie es aussehen würde, wenn man den Deckel von einer U-Bahnstation abhebt, und dann den Vergleich zu einem Ameisenhaufen ziehen. Und?

17.04.2012 - Seoul

Montag, 30.04.2012

Ich war in Seoul! Bus, Taxi, Hotel, that’s it - toll. Hätte auch Magdeburg sein können.

Dennoch: Korea ist ganz anders als zumindest das China rund um Shanghai. Die, die schon mal da waren, kennen das, für mich war es neu. Es gibt Hügel, Wald, Wander- und MTB-Strecken, der Strassenverkehr ist diszipliniert europäisch, summa summarum ist Korea von all den asiatischen Ländern, die ich kenne, sehr nahe an Europa. Es gibt viele katholische Kirchen, das wirkt im ersten Moment fast schon befremdlich.

15.04.2012 – 38:50 min und 430 km/h

Montag, 30.04.2012

Ein schneller Sonntag! Erst um 0630 aufstehen, um 8 km zu laufen. Warum? Heute ist das Jinqiao 8 km running event, eine Fun-Laufveranstaltung ohne Zeitnahme, die ersten 50 Jungs und Mädels bekommen je einen Preiss. Zieleinlauf deshalb getrennt nach Er und Sie, es zählt sich leichter. Jeder bekommt ein Company-Shirt, eine Startnummer, Gruppenfoto, es gibt einen 2k und einen 8k Lauf, mit ein paar wagemutigen Kollegen habe ich mich für die Langdistanz entschieden. Dabeisein ist alles, und die Mutigen nutzen den 2k Lauf zum Aufwärmen. Allerdings ist nicht sichergestellt, dass man es durch die Massen rechtzeitig bis zum Start der Langstrecke schafft. Es gibt viele Expats, an den T-shirts könnt ihr die SAPler, KPMGler etc. erkennen. Der schnellste läuft in 25 min um den Kurs, ich darf wenigstens von mir behaupten, der schnellste unserer Mannschaft zu sein, der 8-jährige Sohn unseres Kollegen war allerdings nicht weit hinter mir. Mein Freund Guenter läuft das wahrscheinlich unter 20 min.

Der Lauf führt rund um die Compounds in Pudong, am Rand stehen viele EuropäerInnen mit Fahrrad und Kinderanhänger, fast wie zu Hause. Leider sind es viele lange Geraden entlang der Compoundgrenzen, und die Sonne hat schon ganz schön Kraft, Laufen ist halt doch Kopfsache. Lustig ist das Catering: es gibt verschlossene 0,5 l Plastikflaschenmit irgendwas süssem drin. Erst muss man’s aufschrauben, dann landen die Flaschen um 3 Schluck erleichtert auf dem Boden. Immerhin freut sich die Strassenreinigung, die mehr oder weniger vollen Flaschen werden gleich massenweise eingepackt. Vermutlich gibt es die morgen auf dem Fake Market.

Im Anschluss gibt es ein Company-Grillen: man fährt alle mit einem Bus in einen Park, stellt Grill und Zelte auf, und los geht’s! Schon mal neben der Bärenwiese öffentlich Grillen probiert? Das Ganze in 2 Abteilungen: klassisch die Würste gegrillt vom Chef, und in der Abteilung unserer Produktionskollegen alles: Champions, Fleisch, Mais, Scampi. Sie haben einen tierischen Spass auszutesten, was die Langnase alles isst. Und es ist wirklich alles erstklassig und viel mehr, als man essen kann

Ein bisschen schade ist, dass heute Abend mein Flugzeug nach Korea geht. Quasi Grillabbruch wegen Dienstreise.

Und da heute in Shanghai der Formel 1 Grand Prix stattfindet und ich zum Flughafen muss, probiere ich den Maglev. In nur 8 Minuten…, sozusagen Edmunds Traum, und die Anzeige bleibt tatsächlich kurz bei 430 km/h stehen (gehen wir mal davon aus, dass es auch wirklich so schnell ist). Laut Wikipedia sind es für 50 s Höchstgeschwindigkeit, der Rest ist Beschleunigung und Verzögerung, insgesamt 7:18 min für 30 km, im Schnitt 247 km/h. Ist schon ganz schön schnell, wackelt auch ein bisschen, daher wird das Foto nix. Der Zug schwebt zwischen 10 und 12 mm über der Betonbahn! In Summe ist das Auto doch noch schneller, da man leider erst 35 min Metro fahren muss, der Startpunkt des Maglev liegt ein wenig ab vom Schuss. Jedoch, Stoiber‘s Vision ist nicht ganz umgesetzt, man kann erst am Flughafen einchecken, nicht am Münchner Bahnhof.

Der Abend dann typisch für Fliegen in China: mehr als eine Stunde Verspätung, und dann fährt in Seoul der letzte Bus vom Flughafen in die Stadt genau ‚jetzt‘! Und die Fahrkarte bitte Cash bezahlen! Wo ist der nächste ATM, und wie war das kleine Einmaleins? 1 € sind 1.500 Won, wie viel muss ich jetzt abheben, um den Bus zu bezahlen? 10.000, 100.000?? Wie immer, das Ergebnis war falsch, wenigstens zu viel und nicht zu wenig.

Nicht zu vergessen, heute ist der Geburtstag unserer Tochter, und ich habe ihr versprochen, noch zu skypen! Zwischendurch musste ich mehrmals zu Hause anrufen und den Termin verschieben, dann habe mich mit der Zeitverschiebung verrechnet (Korea ist noch eine Stunde weiter), und bis 0100 Früh mein Versprechen doch noch eingelöst, strenggenommen war es schon nicht mehr der Geburtstag. Sie durfte die Farbe unseres Autos aussuchen, das muss ich heute auch noch bestellen.

Noch 1 1/2 Jahre bis zum Shanghai Marathon 2013!

13.04.2012 - Auto suchen am Freitag den 13.

Freitag, 13.04.2012

Bevor meine Bandscheiben beim Bus-Shocktest jetzt versagen und ich täglich 150 RMB einfach für die Taxifahrt nach Hause ausgebe, möchte ich das Thema Auto erledigen. Diesmal mit der Fachkundigen Unterstützung meines Kollegen von den Finanzen, er spricht beide Sprachen, versteht was von Autos, und hat sich unheimlich Mühe gegeben, um die Autos auch tatsächlich zu finden. Super.

Chrysler (Blechkiste) und Mazda 8 (zu klein - immer an den Fahrer und den Besuch denken) sind rausgeflogen, jetzt habe ich die Qual der Luxuswahl: Buick GL8, fährt jeder, ist einfach richtig gross. Oder BYD M6 aus chinesischer Produktion, (sehr) ähnlich dem Toyota Previa, Motor aber von Mitsubishi, nicht voll- sondern vollstausgestattet, billig (190 TRMB), und obercool: alle Schalter mit chinesischen Schriftzeichen! Leider ist das Foto nix geworden, sonst würde ich es hier einstellen. Einfach mal selber googlen. Unsere Töchter haben nur eine Anspruch: cool soll das Auto sein. Was ist eine coole Familienkutsche? Lincoln Continental?

Bis Montag habe ich Zeit, mich zu entscheiden. Bei der Probefahrt ist das chinesische Modell erstmal nicht angesprungen: Batterie leer, kann passieren. Dafür aber keyless go oder besser: keyless jump start. Beim Fahren knackt so manches, andere Teile scheppern ein wenig in der Eigenfrequenz vor sich hin, muss man einfach schneller oder langsamer fahren, sonst gibt es nichts dran auszusetzen. Wenn er ein wenig grösser wäre, wäre die Entscheidung klar. Wegen Code of Conduct kann ich leider nicht sagen, wer gefahren ist, es war auf jeden Fall ein Erlebnis. Nächste Woche kann ich schreiben, welches Modell den ausreichenden Coolness-Faktor hat.

Übrigens habe ich heute die Fragen für die Führerseinprüfung bekommen: Ich muss noch nachzählen, wieviele es sind, das Dokument ist 56 Seiten lang. Jetzt habe ich nicht mal Punkte, und muss trotzdem den Führerschein nochmal machen. Wenn ich den habe, nehme ich ihn zukünftig, um mir in Deutschland ein Auto auszuleihen!

Einkaufen war ich auch noch, dummerweise ist der City Shop genau gegenüber. Das ist zwar praktisch, Trägheit siegt, denn es gibt dort alles für Expats: das grosse Nutellaglas für 12 € (mag ich Gott sei Dank nicht), Butter für 3,70 €, blöderweise ist der RMB so stark geworden, sonst wären es nur 3 € (wir reden von einem halben Pfund), sogar Franziskaner Weissbier, da habe ich gar nicht nach dem Preis geschaut. Summa summarum wird Shanghai so ganz schön teuer. D.h. ich muss einen Mix China/Europa finden, um auf etwa die gleichen Lebenshaltungskosten zu kommen. Selbst Carrefour hilft da nicht weiter, obwohl er schon preiswerter ist. Interessanterweise gehen in beiden Läden mehr Chinesen einkaufen als Expats, zumindest zu den Zeiten, zu denen ich dort rumlaufe. Sehr viele junge Chinesen kaufen das irrwitzig teure Zeug, vermutlich glauben sie deshalb, dass die Deutschen soviel Geld haben: wenn die immer so einkaufen. Ich gehe dann dafür in den chinesischen Supermarkt.

Es fällt auf, dass ich ausser beim Tai Chi hier mehrheitlich junge Leute auf der Strasse sehe, geschätzt 80%. Vielleicht ist es den älteren hier einfach zu laut, geht mir wahrscheinlich auch bald so.

11.04.12 -der erste Besucher!

Donnerstag, 12.04.2012

Mein erster Besucher aus der Heimat! Günter ist für drei Tage beruflich hier. Es scheint eine fest Institution zu sein, dass ich immer ein paar Tage vor ihm irgendwo bin, wir kennen und seit (ich muss nachrechnen) 34 Jahren, da gab es die Situation schon ein paarmal. Das habe ich übrigens meiner Sekretärin erzählt, für Chinesen haben solche Verbindung eine hohe Bedeutung, sie war beeindruckt.

Und was macht der Mensch in Shanghai, wenn es wichtig wird: er geht Essen, genau! Haben wir auch gemacht, ins ‚South Beauty‘, der Kellner spricht deutsch. Ist eines der besseren Restaurants, der Clou ist, es ist auf der Pudong Seite am Fluss, und es gibt Tische mit direkten Blick auf den Bund. Im Moment ist das Wetter sehr gut und die Luft klar, d.h. ein irrer Blick beim Abendessen. Bis 10 Uhr, dann: geht erstens am Bund das Licht aus, und zweitens macht das Restaurant zu. Macht ja auch Sinn, es gibt schliesslich nichts mehr zu sehen. Der Laden beweist zwar nicht die These, dass man in Shanghai billig essen kann, beeindruckend ist er trotzdem. Da gehen wir mal als Familie hin und setzen uns zwischen die ganzen Geschäftsmenschen. Die Seite der Speisekarte mit der Schildkröte im Ganzen muss ich halt schnell überblättern.

12.04.12 - der erste Blog live

Donnerstag, 12.04.2012

Nichts besonderes, ausser, ich versuche jetzt, diesen Blog einzustellen! Da ich gelesen habe, man solle Blogs erst einstellen, wenn schon was drin steht, habe ich fleissig auf Word getippt. Jetzt wird’s ernst. Inzwischen habe ich auch einen gefunden, den ich hier ansteuern kann, Das hat ein wenig gedauert also auf geht’s, viel Spass beim Lesen (quasi retrospetiv, herzlichen Glückwunsch an alle, die bis hierher gekommen sind!).

08.04.2 - Ostern

Donnerstag, 12.04.2012

Heute ist Ostersonntag. Als erste hat mir meine Tochter aus Tunesien Frohe Ostern gewünscht, sie ist mit ihrem Handy jetzt weltweit online und hat das gleich mal ausprobiert. Der zweite war unser Personaler, netter Zug von ihm, als Singapur-Chinesen hätte er nicht mal dran denken müssen.

Diese Woche muss ich kein schlechtes Gewissen haben bzgl. Verlassen der Familie, die drei haben sich nach Tunesien abgeseilt und spielen dort all inclusive. Wahrscheinlich wird das im Mai eher ein Thema, das schlechte Gewissen, nicht all inclusive.

Einer meiner Freunde hat mich gefragt, ob es denn so ist, wie ich mir das vorgestellt habe. Tja, was habe ich mir überhaupt vorgestellt? Viel Arbeit (ist eingetroffen), einiges zu improvisieren (ist eingetroffen), einfache Organisation von Wohnen und Fahren (nicht ganz), viel neues (undefiniert, ist noch nicht greifbar). Es passiert noch viel, was ich nicht einschätzen kann. Z.B. wollte ich umziehen, da es hier die ganze Nacht laut ist. Die Alternativen waren zwar alle ruhiger (mein Ziel), aber entweder kleiner, noch weiter weg vom Büro, ziemlich runtergewohnt, oder teurer. Fazit: ich ziehe nicht um. Es ist schwer einzuschätzen, ob das im Moment das echte Angebot ist, oder eben nur die für mich bestimmte Teilmenge; ich würde wetten, das es von Anfang an das Ziel war, mich nicht umziehen zu lassen. Aber so war es einfacher, als mir das auszureden: 2 ½ Stunden und eine Taxifahrt. Vermutlich habe ich jetzt auch noch mein Gesicht verloren, weil ich drauf reingefallen bin.

Spannend ist der Alltag im Büro. Meistens ist es nicht nötig, die kritischen Dinge aus dem kulturellen Training zu beachten, da die chinesischen Kollegen schon viel Erfahrung mit Europäern haben. Umso schwieriger ist es, die unvermittelt auftauchenden, wichtigen Zeichen nicht zu übersehen, es ist halt doch nicht Deutschland.

Persönlich verzichte ich im Moment freiwillig auf Dinge, die mir immer wichtig waren: kurzer Weg zur Arbeit (hier fast 1 Stunde), ruhiges Wohnen (hier nicht mal nach Mitternacht), Zeit für die Kinder (zum Skypen…). Das wird ab Juli alles besser, dann fahre ich nur noch 45 min, wir werden wieder ruhig wohnen - und die Kinder werden keine Zeit für mich haben. Dafür bekomme ich noch nicht ganz eine Megacity zu Gesicht. Wenn ich abends heimkomme, dann habe ich nur noch zu wenig Lust, der Tag ist einschliesslich der Fahrt lang, Frühstück um Viertel nach sechs, Abendessen um halb neun (ausser offizielle Essen, die beginnen um sechs Uhr und sind um spätestens halb neun rum). Danach ist es schon eine Herausforderung, noch an diesem Blog zu tippen. Anyway, es ist unheimlich spannend und macht daher wahnsinnig Spass. Es ist ein bisschen wie Studentenleben, es gibt unheimlich viel Neues zu entdecken und die Notwendigkeit, alltägliche Themen neu zu organisieren. Das ist eine irre Chance, und das Tempo bestimme ich schliesslich selbst.

04.04.12 - Shi Shan

Donnerstag, 12.04.2012

Samstag, und das Wetter ist immer noch genial. Der API (Air Pollution Index) liegt für PM10 heute bei 76, Peking schafft locker Werte von 300. Vermutlich ist jetzt die beste Zeit, da weder die Heizungen noch die Klimaanlagen laufen, und somit die meisten Kohlekraftwerke aus sind (nur Ignoranten glauben, das käme von den Autos).

Erste Tat: Laufen. Ich habe inzwischen eine zusammenhängende Laufstrecke länger als 50 min (mein Tempo ist im Moment nicht wettbewerbsfähig), das meiste in verschiedenen Parks, nur wenig Strasse. In China fängt das Leben früh an, d.h. Samstag acht Uhr ist schon mitten am Vormittag. Toll ist, das ich wohl die Hauptzeit des Tai Chi getroffen habe. Einzeln oder in Gruppen, mit und ohne Musik, praktizieren sehr viele Tai Chi, eine besondere Übung: Rückwärtslaufen. Allerdings sind fast alle über 50, ohne Grenze nach oben. Die jüngeren findet man in der Stadt beim KFC oder Starbucks. Es ist eine eigenartige Stimmung, an diesen Gruppen vorbeizulaufen, Tai Chi macht einen sehr konzentrierten Eindruck. Die gesamte Stimmung ist beeindruckend, es gibt sogar ein paar Läufer, und nicht nur Expats. Ich bin froh, dass ich mein Prinzip nicht auf dem Laufband zu laufen, bislang treu bleiben konnte.

Im Moment ist Blütezeit, und das ist etwas besonderes: an (fast) jedem Baum steht (mindestens) ein Chinese und fotografiert die Blüten.

Nach dem Früstück bin ich einem Tip meines Kollegen gefolgt und per U-Bahn nach Shi Shan gefahren. Das sind drei Hügel (shan = Berg) am Rand von Shanghai, auf einem steht eine katholische Kirche. Die Taxifahrer dort habe ich ignoriert und glücklicherweise einen Fahrradverleih entdeckt. Man kann die Fahrräder umsonst (!) ausleihen, gegen ein Pfand von 200 RMB. Wären wir jetzt zu viert, wären das 800 RMB, im Moment der Gegenwert von 100 Eur. Das muss man erstmal haben, es sind 60% des Gehalts unserer Prüffeldmechaniker. China beginnt teuer zu werden, nicht nur die Preise steigen, auch der Yuan wird wieder stärker.

Fahrradfahren klappt problemlos, zumindest um eine Langnase macht sogar der Bus einen grossen Bogen, er hupt nur ein bisschen. Auf den Berg muss man allerdings laufen, es gibt die Kirche, einen Bambuspfad (auf dem die Mädels mit den hochhackigen Schuhen sich gegenseitig fotografierend entlangtrippeln) und einen Bambuspark. Das ist eine Mischung aus Spielplatz und Hochseilgarten für Kinder, nur ohne Sicherung. Viele 1-Kind-Familien sind da, teilweise mit Grosseltern, die Stimmung ist prächtig, es gibt Maiskolben, knallrote Wurst am Holzspiess und Eis in Massen.

Die Gegend besteht aus Feldern und einzelnen Häusern, maximal 2-stöckig, ganz anders als Shanghai, für den Europäer eine Erholung für das Auge. Eine nette Wohngegend, wenn es nicht so weit von der deutschen Schule weg wäre…

Neben dem Hügel ist ein Wohnviertel, umgeben und durchzogen von Kanälen, in das man nicht hineinkommt, entweder Zaun oder bewachte Schranke. Das muss ich mir nochmal im Reiseführer ansehen. Sonst gibt es noch einen riesigen Freizeitpark mit See (Shanghai Sculpture Park), und einen Vergnügungspart mit Achterbahn, das habe ich mir jedoch beides erspart.

05.04.12 - Ein Konto

Donnerstag, 12.04.2012

Ich habe jetzt nicht nur ein Bankkonto, auf dem sogar Geld ist, sondern auch einen online-Zugang und eine beantragte Kreditkarte. Interessanterweise gibt es keine Kontonummer, sondern eine Karte mit einer Nummer im gleichem Layout wie eine Kreditkarte. D.h. Überweisungen gehen von Karte zu Karte. Für das online Banking habe ich eine Anleitung, einen USB, und muss noch eine Software herunterladen.

Faszinierend sind immer wieder die erforderlichen Erklärungen, diesmal DINA5 eng bedruckt: mit chinesischen Schriftzeichen. Erst wenn ich bestätige, dass ich es gelesen und verstanden habe, gibt es Konto, online Zugang und Karte! In Deutschland würde ich mich weigern, etwas zu unterschreiben, das ich nicht lesen kann. Aber hier mache ich das täglich: Cha bu duo. Inzwischen lasse ich die Dokumente gleich unsere Assistentin ausfüllen, das geht schneller; eigentlich könnte sie auch für mich unterschreiben. Bei der Bank wollten sie noch die Handynummer der Ehefrau haben! Wenn die wüssten, dass sie eh nie drangeht... Komischerweise ist es wohl unmöglich, für die Ehefrau eine zweite Bankkarte für das gleiche Konto zu bekommen, wozu dann die Telefonnummer?! Allerdings gibt es einen Service, der ist klasse: bei jeder Transaktion mit der Karte, egal ob Bezahlen oder Geld abheben, bekommt man sofort eine SMS mit Ort, Datum und Summe. Keine schlechte Idee.

Heute habe ich beschlossen, umzuziehen. Erstens ist es ziemlich laut im Verhältnis zur Dorf-Grabesstille zu Hause, und zweitens war heute meine Apartmenttür wieder mal nicht verschliessbar, 7 Minuten vor Abfahrt des Busses! Also vom 7. In den 4. Stock, eines der Mädels an der Rezeption unter den Arm klemmen (glücklicherweise sind sie ja alle ganz leicht), und ihr ruhig und freundlich (Achtung Gesichtsverlust) klarmachen, dass sie bitte auf die Wohnung aufzupassen soll, bis der Ingenieur kommt (hatten wir schon, das ist der Hausmeister). Ich musste ja zum Bus, ob sie wirklich dageblieben ist? Heute Abend war noch alles da.

04.04.12 - Quingming

Donnerstag, 12.04.2012

Am Mittwoch ist Feiertag (Qingming, Tag der Ahnenverehrung, immer am 05.04., ausser in Schaltjahren, dann am 04.04.), und da ist man hier in China ganz pragmatisch: 3 Tage frei ist besser als einer, also wird am Wochenende vorgearbeitet, und dann sind 3 Tage frei. Ich habe am Montag und Dienstag per Handy und Laptop ‚zu Hause‘ gearbeitet und Mittwoch dann den Frühling genossen.

Der Frühling in Shanghai dauert angeblich maximal 3 Wochen, dann wird es Sommer, d.h. die Temperaturen steigen zügig von 5 auf 20 und dann auf knapp 40grdC. Ich habe mir heute den Century Park vorgenommen, quasi der Central Park von Shanghai. 10 Kwai Eintritt, Rasen betreten Standard. Es sieht eher aus wie auf einem deutschen Campingplatz. Chinesen schätzen weisse Haut, deshalb bringt jeder sein kleines Kuppelzelt mit und verkriecht sich darin. Nur eine Gruppe tobt ‚draussen‘ rum: amerikanische Expats. Da das Wetter derzeit wirklich toll ist, man kann sogar die Hochhäuser fast sehen, ist es unheimlich voll, jeder will seinen Zeltfleck haben.

01.04.12 - Schnitzeljagd

Donnerstag, 12.04.2012

In Bangalore kommt man nicht nur nach Mitternacht an, man fliegt auch nach Mitternacht weg. Einer meiner interessantesten Flüge, eine Mischung aus Schnitzeljagd und 1. April. Erst darf ich nicht in den Flughafen, da ich kein Ticket vorweisen kann. Tickets gibt es zwar schon seit Jahrzehnten nicht mehr, die anderen haben halt einen Ausdruck der Buchung dabei, ich nur die Flugnummer auf dem Handy. Aufgabe 1: Suche aus einem Stapel der Passagierlisten aller Flüge von heute deinen Namen heraus und zeige ihn dem Polizisten. Am Business-Schalter dann: Sie haben keine Buchung (ich hätte die Passagierliste von draussen mitnehmen sollen)! Name mit Umlaut: MOSER ist halt falsch. Aufgabe 2: erkläre einem indischen Steward, dass man Ö auch OE schreiben kann. Geht nicht? Dann tipp es auf seiner Tastatur selber ein, geht doch! Dass er dabei immer so nett mit dem Kopf wackelt, hat auch was. Ich habe probiert, es nachzumachen, klappt nicht. Aufgabe 3: Freu dich, dass dein Flug statt um 0120 um 0215 fliegt und du das Privileg der überfüllten Lounge länger geniessen darfst. Schliesslich bin ich der König, da ich das Unmögliche wahr gemacht habe: einen Direktflug von Bangalore nach Shanghai, wow, angeblich gibt es den gar nicht. Stimmt: es gibt zwar einen Flug mit einer Flugnummer, aber nicht so ganz direkt: Umsteigen in Shengdu. Also dort aussteigen, durch die Passkontrolle zur Aufgabe 4: Du bekommst eine handgeschriebene Bordkarte, finde dein Gate. Das Gate habe ich gefunden, auch ganz viele Flüge, nur meinen nicht. Mit ein bisschen Rumlaufen und Fragen (CA si-er-liu) habe ich doch bestanden, leider liegt das richtige Gate am anderen Ende. Ein bisschen Laufen schadet ja nix! Aufgabe 5: Erkläre einem Chinesen, dass du nichts dafür kannst, wenn er handgeschriebene Bordkarten nicht anerkennt. Mit Dummstellen und Herzeigen der alten kommst Du weiter. Warum bleibt der Bus jetzt stehen? Der gleiche Chinese sucht jetzt alle im Bus ab bis er mich freudestrahlend wiedererkennt und die handgeschriebene Bordkarte zurückgibt. Gilt die jetzt doch? Der Abflug verspätet sich, da wir auf weitere Passagiere warten. Das habe ich mir aus der Reaktion der anderen zusammengereimt, die Ansagen sind nur noch chinesisch. Nach rund einer Stunde kommen noch drei. Immerhin deckt mich die Stewardess fürsorglich zu, als ich zu schlafen versuche. In Shanghai bin ich gerade mal 2 1/2 Stunden später als geplant. Ankunft beim National Arrival, das Gepäck jedoch bei International, da das durchgecheckt wurde. Aufgabe 6: finde dein Gepäck. Kleine Hilfestellung: ein Air China Angestellter sammelt mit lautem ‚Bangalore‘-Geschrei alle ein, führt sie zu einer gesicherten Tür, lässt alle höflich durch, schliesst sie hinter uns und ist weg. Vor uns viele Gepäckbänder, und kein Hinweis auf unseren Flug (wie auch, war ja National). Am meisten haben sich meine chinesischen Mitreisenden aufgeregt, sie hätten den armen Kerl hinter dem Air China Schalter am liebsten gelyncht. Wie immer, 4 hinter dem Schalter, 3 schauen unbeteiligt auf ihre Handys, und einer versucht sich aus der Affäre zu ziehen. Irgendwann setzt sich ein Band in Bewegung, und siehe da, die Koffer!.Ich durfte dann noch mit meinen 55 kg Gepäck zu National Arrival laufen, denn dort hat der aufmerksame Taxifahrer seit 3 h auf mich gewartet, schliesslich kam ich ja aus Shengdu!

31.03.12 - Hare Krishna

Donnerstag, 12.04.2012

Samstag, ich habe heute frei, und sehe mir mit einem Fahrer Bangalore an. Erster Halt: Krishna Tempel. Hare Krishna in Dauerberieselung, Schuhe abgeben (Pfandmarke), Ticket kaufen (Ticket), Knipse abgeben (Pfandmarke, Bestätigung), und dann barfuss durch den Tempel laufen. Es gibt auffallend viele Europäerinnen im Alter von ca. 30, die dort intensiv beten. Ich dachte, die Zeit ist vorbei.

Sonst giibt es noch ein paar Tempel, ein paar Tempel, und noch einen Tempel. Nicht zu vergessen einen Park und einen Markt. Wobei der Fahrer mit mir auf den Markt gefahren ist. Das ist ungefähr so, als wollte man bei einem Stones Konzert nach Beginn von hinten bis vor zur Bühne fahren und dort parken. Meinen Vorschlag, ich könne auch aussteigen, hat er zugestimmt: auf dem Parkplatz, gleich da hinten. Eine Tiefgarage, auf der Zufahrt parken Mopeds, unten steht alles, aber wirklich alles voll: Menschen, Autos, Tuktuks, Fahrräder, Mopeds, und raus geht es erst wieder, wenn sich der Bandwurm zentimeterweise bis zur Ausfahrt gewälzt hat, dauert etwa 1 Stunde. Zwischendrin werden Gefährte jeder Grösse ein- und ausgeparkt. Absurd, nichts für Menschen mit Hang zur Klaustrophobie (nicht Platzangst).

Der Gegensatz der lärmigen, vollen Strassen und des Glitzerhotels (Autos dürfen erst vorfahren, wenn sie nach Bomben durchsucht wurden) mit irre viel Personal ist schon merkwürdig. Vorm Büro leben die Leute auf dem Bürgersteig, wenn wir in der Früh vorbeifahren, kochen sie gerade.

29.03.12 - Indien zum ersten Mal

Donnerstag, 12.04.2012

0030 Bangalore Flughafen, auf die Minute! Schon nach den ersten Metern auf der ‚Autobahn‘ steigt die Hochachtung vor meinen Kollegen, die in Bangalore arbeiten. Kurz gesagt: wie Kambodscha, nur voller und lauter. Viele Baustellen, scheinbar schon seit Jahren, und obwohl der Verkehr gar nicht so schlimm ist, führen die ungeschriebenen Gesetze des Miteinander sofort zur Verstopfung. Dazu vor jeder Kreuzung speed bumps von bis zu 30 cm Höhe. Und da man nach Mitternacht ankommt, ist eine Stunde Fahrt durch Baustellen auf der Autobahn in die Stadt, immerhin 35 km, kein wirklicher Spass.

Der Tag war OK, abends Hard Rock Cafe mit Lifeband, Burger statt indischem Essen (super Idee, dafür hätte ich nicht so weit fliegen müssen). Vermutlich finden meine Kollegen indisches Essen inzwischen langweilig, und es gibt offensichtlich wenig indische Restaurants, in die ein Europäer auch hineingehen möchte.

28.03.12 - zurück nach China

Donnerstag, 12.04.2012

Ähnlich wie Anfang März sitze ich jetzt wieder am Flughafen Frankfurt und warte auf meinen Flug nach Asien, diesmal erst Bangalore und dann ‘heim’ nach Shanghai. Letztes Mal war es ein Abschied bei Tageslicht am Bahnhof, diesmal habe ich mich im Dunkeln aus dem Haus geschlichen. Und jetzt ist es anders: damals war klar, ich komme in 2 Wochen wieder, jetzt komme ich erstmal gar nicht zurück, ich bin ausgezogen. Die Mädels sehe ich in zwei Monaten wieder, ein komisches Gefühl. Katalin hat mich allerdings darauf hingewiesen, dass wir uns ja viel früher auf Skype sehen!

 

In Stuttgart war ich erst mal Beginner-mässig beim Zoll, um mir die Mehrwertsteuer meiner ausgeführten Knipse bescheinigen zu lassen. Dazu braucht man den chinesischen Wohnsitz im Pass, eine Tax Refund Rechnung und eine Ausfuhrbescheinigung. Ich habe gar nichts. Der Beamte war zwar sehr nett und hätte sogar meine eingescannte chinesische Meldebescheinigung anerkannt, ohne Ausfuhrrechnung war es doch zu wenig. Dafür hat mir sein netter Kollege in Frankfurt alle Stempel gegeben, offensichtlich vermittle ich einen glaubwürdigen Eindruck. Jetzt sollte es klappen. Ich muss mir unbedingt Shanghai als Wohnort in den Pass eintragen lassen, sieht noch dazu cool aus!

16.03.12 - Erster Versuch, ein Auto zu kaufen

Donnerstag, 12.04.2012

vielleicht ist das ein Auto... Was ist das: ein DINA4 Blatt voller chinesischer Schriftzeichen, dazu ein paar 6-stellige Zahlen? Auflösung: Ein Angebot für ein Auto! Was für ein Auto? Schwer zu sagen! Welche Ausstattung? Noch schwerer zu sagen! Ich war mit unserem Cheffahrer Auto suchen in der irrigen Annahme, das mal eben vor dem Abflug nach Deutschland zu erledigen (meinen Pass habe ich tatsächlich heute früh bekommen!). Er spricht genau so viel englisch wie ich chinesisch, die Mitarbeiter des Autohauses können so viel englisch wie ich finnisch. Eigentlich ist es ganz einfach, ich möchte einen 7-Sitzer mit Klimaautomatik, um unsere vielen Besucher die nächsten Jahre gut gekühlt durch Shanghai fahren zu können. Und nebenbei möchte ich die Familie nicht zu dritt auf die Rückbank quetschen, wenn der Fahrer fährt. Der Rest ist mir egal. Prädestiniert ist die tyische Expatschleuder Buick GL8 aus chinesischer Produktion. Cayenne, Panamera, A8, R-Klasse und 7er fahren eigentlich nur Chinesen, sind scheinbar kostengünstige Autos, oder vielleicht Fakes? Es beginnt vielversprechend: erst Tee trinken, Palaver Fahrer mit Personal, dann auf den Hof, Schlüssel drücken, irgendwo hupt’s, Auto finden und ansehen, Fragen stellen… - Schulterzucken; zurück, Palaver, und das ganze von vorn. Immerhin weiss ich, dass kongtiao Klimanlage heisst und kann sogar danach fragen, die allumfassende Antwort kommt prompt: mei you = gibt’s nicht. Ob das nun heisst ‚gibt’s gar nicht‘ (glaub ich nicht), oder ‚ist in deinem Budget nicht drin‘ (könnte sein) oder ‚haben wir gerade nicht da‘ (auch gut möglich), wer weiss?! Diesmal hilft auch die Standardlösung nicht weiter: persönliche Assistentin anrufen und stille Post per Handy: Frag mal nach … und sag mir dann... Fazit: ein Nachmittag futsch, nix entwickelt, und kein Auto ausgesucht. Dafür eine nette Geschichte erlebt, man lernt ja schliesslich für’s Leben. Und immer ruhig bleiben.

Auf dem Weg sind wir beim Shanghai Harley-Davidson Händler vorbeigekommen, da muss ich unbedingt nochmal hin. Vielleicht fahre ich künftig mit der Harley ins Büro, die kann ich wenigstens alleine aussuchen.

Nichtsdestotrotz war es eine Nullnummer, ist mir aber auch wurscht, denn heute Nacht fliege ich nach Hause. Das entschädigt für vieles.

14.03.12

Donnerstag, 12.04.2012

Auf zum Interview. Um es kurz zu machen, das ‚Interview‘ besteht aus einem chinesischen Dokument, das ich unterschreiben muss. Anfahrt 1h 15 min, dreimal mit dem 23-jährigen Agent telefoniert, um ihn in den Massen von zu interviewenden Expats zu finden, 2 Minuten Anstellen, der Agent schäkert mit der hübschen Polizistin, ‚sign here‘, Ende. Danach bin ich mit der U-Bahn heimgefahren, geht zwar auch nicht schneller, fühlt sich aber so an. Organisiert ist das Ganze perfekt, leider geht das Verhältnis Fahrzeit zu Event gegen unendlich. Morgen soll es dann tatsächlich den Pass mit Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis geben.

07.03.12 - Gesundheit

Donnerstag, 12.04.2012

Auf zum Gesundheitstest. Zwar habe ich bereits einen, sogar ins chinesische übersetzt in Kopie, das Original liegt beim Visumantrag in Deutschland. ‚We need original‘; habe ich nicht, also das volle Programm: Röntgen, Ultraschall, Sehtest (Löffel vor’s linke Auge, Löffel vor’s rechte Auge, Ergebnis: abnormal), Blut, etc. Insgesamt eine lustige Veranstaltung, viele Expats und AuslandschinesInnen (Geschlechtertrennung gibt es in China nicht, auch nicht bei der Personenkontrolle am Flughafen) laufen in den gestellten weissen Bademänteln über die Flure von Station zu Station. Es kostet 370 RMB, quasi die Eintrittsgebühr für China, und zwar Cash! Ich habe noch nicht mal ein Konto, und wenn, dann wäre es leer, sollte mich das überrasschen, das keiner dran gedacht hat? Carol legt mir das Geld aus, Ergebnis wird in 5 Tagen zugeschickt, Samstag zählt als Arbeitstag.

06.03.12 - auf geht's

Donnerstag, 12.04.2012

Das erste Mal im Berufsverkehr ins Büro. Da ich noch kein Auto habe, nehme ich den Werksbus, der zufällig fast vor meiner Haustür hält. Unsere Firma unterhält mehrere Buslinien für die Angestellten, da es seit seit dem Umzug in das neue Werk nicht möglich ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis ins Büro zu kommen. Shanghai will in den nächsten Jahren 600 km (!!) U- und S-Bahn bauen, sicher ist da auch etwas ins Büro dabei. Meine Kollegen schlafen und ich bin die komische Langnase, die entweder Emails bearbeitet oder chinesisch lernt (deswegen schlafen sie ja auch, sie können schon chinesisch). Allerdings ist email schreiben aufgrund der Schlaglöcher und speed bumps (diese Einrichtung zur Geschwindigkeitsbegrenzung nimmt der Fahrer grundsätzlich Top Speed) ein harter Festplattentest.

Im Büro die bittere Erkenntnis: der Prozess für die Aufenthaltserlaubnis dauert üblicherweise rund 3 Wochen, ich möchte/muss aber Ende nächster Woche wieder nach Deutschland: not possible. Da ich meine HR Kollegen vorher genau danach gefragt hatte (Antwort: kein Problem!), entsteht immerhin ein gewisser Ergeiz, und es bewegt sich was: schon morgen der Gesundheitstest, nächste Woche Mittwoch Interview, Freitag (Abflugtag) sollte der der Pass zurück sein.

05.03.12 - angekommen

Sonntag, 01.04.2012

Hochmotiviert habe ich angekündigt, einen Blog zu unserer Shanghai Erfahrung zu schreiben. Nun muss ich auch liefern. Und was schreibt man da so? Ich schreib mal drauflos, wenn in Kürze keiner mehr meine Zeilen liest, dann muss ich entweder nachbessern oder es lassen. Ich bin mal gespannt, was aus dem Experiment wird.

In Shanghai angekommen, holt mich unsere alte Bekannte Carol ab, früher Kitty (Kitty/Carol ist die von der Firma angeheuerte Housing Agentin). Carol ist zuständig für Wohnung und Behörden, und begleitet mich netterweise zu meinem neuen Heim. Dabei erzählt sie mir gleich, dass mit meinem Wohnungsbudget ein Haus neben der deutschen Schule schwierig sein wird. Komisch, da wir doch laut HR Carol auf keinen Fall unser Budget verraten sollen!? Welcome to China.

Ich wohne im 7. Stock, direkt über der Metro, verkehrsgünstig, eine knappe Stunde vom Büro entfernt und mit voller Shanghai-Geräuschkulisse. Bis auf Kleinigkeiten wie die Wohnungstür geht nicht auf, die Wohnungstür bleibt nicht zu und der Teppich lauft bald von selbst raus (wenn die Tür mal wieder aufgeht) abgesehen, ist es OK. Es ist gross, 160 qm (in China zählen die Aussenabmessungen, Wohnfläche eher 120 qm, davon 60 qm Flur) und mit 2.400 EUR (pro Monat, nicht pro Jahr) zwar das Geld nicht wert, für Shanghai aber scheinbar OK. Frühstück ist für exakt 2 Personen im Preis mit drin.