Berichte von 01/2013

29.01.2013 – nachad fahr’ma halt selba

Dienstag, 29.01.2013

Meine Familie hatte sich ja unbedingt einen Fahrer mit dem Namen Wang gewünscht. Den Wunsch konnte ich bis heute erfüllen, ab heute fahre ich wieder selbst. Meine Assistentin hatte mir schon vor 3 Monaten prophezeit, dass es nicht mehr lange gut geht, und so ist es nun, seit heute fahren wir nicht mehr zusammen. Nachdem er wieder zu spät war, nicht wirklich belegen kann, wann er wieviel Geld für das Auto ausgibt, und sein Fahrstil sich weiter in Richtung Kamikaze entwickelt hat, habe ich heute die Notbremse gezogen. Schade, aber sicher besser so. Jetzt geht die Suchnummer wieder von vorne los, und mit dem neuen wird sicher alles besser. Alles wird gut!

Dummerweise hatte ich heute mein GPS nicht dabei, aber Dank Google Earth auf dem iPhone habe ich wieder heimgefunden.

26.01.2013 – 660 + 333 = neuer Versuch

Dienstag, 29.01.2013

Das alles beherrschende Thema: die Luft. Überall stehen die Berichte über Peking. Diese Woche wurde für Peking Euro4 beschlossen, eigentlich benötigt so eine Entscheidung etwa 8 Jahre Vorlauf. Shanghai ist eigentlich genauso, es steht nur nicht in der Zeitung. Ein AQI über 25 ist ungesund, Peking liegt 660 über Shanghai. Es ist ein bisschen wie Fussballweltmeisterschaft, jeder redet über das gleiche Thema. In der Früh herrscht Nebel (Nebel?) mit einer Sichtweite von 30 m, das stört aber nicht weiter. Man schaltet die Warnblinkanlage ein und fährt mit unveränderter Geschwindigkeit (in diesen Momenten würde ich lieber selber fahren).

Letzte Woche wurde in einigen Stadtteilen das Trinkwasser, besser Leitungswasser, abgestellt. Ursache war ein ausgelaufenes Tankschiff im Fluss. Nachdem sich Anwohner über komischen Geruch beschwert haben, wurde das Wasser gesperrt und die Einwohner über Tankwagen versorgt. Komisch, dass es bei uns auf einmal keine Wasserflaschen mehr zu kaufen gab!? Denn hier kommt das Trinkwasser nicht aus der Leitung, sondern aus der 25 l Plastikflasche, die wir regelmässig kaufen. Am besten ist es vermutlich, die nächsten 2 Monate nichts trinken und nicht atmen, dann ist alles gut.

Übrigens: jetzt kostet das Shanghai Kennzeichen zum ersten Mal mehr als 75.000 RMB. Und es wird immer schwieriger, in den Innenstadtbezirken zu wohnen, zu viele Menschen, zu viele Autos; dort wohnen inzwischen rund 11 der 23 Mio Shanghaier. Die Leute sollen in die Aussenbezirke = Vorstädte ziehen, das ist da, wo wir wohnen. Da werden noch die Hunde zum Trocknen aufgehängt, und da hat es noch Platz.

Abschliessend zur Stimmungslage: es könnte besser sein. Nicht nur, dass mein Anzug futsch ist, auch sonst funktioniert höchstens die Hälfte. Vielleicht wäre es am besten, nicht nur das Trinken und Atmen einzustellen, sondern gleich in einen Winterschlaf zu fallen. Ab März wird es dann sicher wieder besser.

Damit habe ich den Blog wieder hergestellt, und hoffe, dass er mir nun erhalten bleibt.

24.01.2013 – Indien die 2te

Dienstag, 29.01.2013

Die Engländer haben Indien ein tiefes Vermächtnis hinterlassen: Jawohl Sir, eye eye Sir, yes Sir, certainly Sir! Gerade, dass ich beim Frühstück nicht mit Sahib begrüsst werde. Ich war 4 Tage da, habe aber leider nicht viel gesehen. Bin jedoch zufällig mehrfach über die gleiche Idee gestolpert: Leh! Erst habe ich auf dem Hinflug in der Tourenfahrer (per App) über eine Reise mit der Bullet nach Leh gelesen, und meine Kollegen haben ebenfalls davon erzählt! In China kaufen sich verrückte Expats eine CJ750, in Indien die erfolgreicheren Yuppies und die Expats eine Enfield Bullet 500, Wartezeit 9 Monate. Die einen als Fortbewegungsmittel, quasi Manta, die anderen zum Spass. Auf der Tour fährt man über den Khardung La, mit 5.602 m angeblich der höchste Pass der Welt, in eine Berggegend nahe China. Man fliegt in den Norden Indiens, leiht sich so ein Ding aus und fährt los, beste Reisezeit September. Kommt auf die Todo Liste!

Meine Expat Kollegen bewundere ich immer noch, es ist nochmal schwieriger als Shanghai, Fahrten von selbst kurzen Strecken dauern ewig, keine Strasse ist wirklich vollständig geteert, der Verkehr besteht aus allem, und jeder benimmt sich wie beim Marathon kurz nach dem Start. Und es ist fürchterlich dreckig. Diesmal für Fortgeschrittene, da wir in Chennai auf der Fahrt zum Flughafen spät dran waren. Und mein indischer Kollege hat dem Taxifahrer vermittelt, es sei seine Schuld. Normalerweise dauert die 50 km Fahrt im Berufsverkehr 2 Stunden, wir hatten nur 1 h 15 min und haben es geschafft. Nach der Eisfahrt bei Peking denke ich jetzt erneut über eine Gefahrenzulage nach. Ich bin nicht schreckhaft, diesmal habe ich es vermieden rauszuschauen. Am gruseligsten ist es, mit 80 (das geht manchmal auf einer Länge von 250 m) mit 5 cm Abstand an einem Mopedfahrer in Badelatschen vorbeizufahren.

Bei der Abreise habe ich dann dummerweise meinen Anzug im Hotelschrank hängen lassen: weg! Ich war ziemlich sauer, dass dieses 5 Sterne Hotel nicht mal einen vergessenen Anzug aufheben kann: certainly Sir!

15.12.2013 – e mal 20

Dienstag, 29.01.2013

Nein, keine neue Einsteinsche Formal. Jetzt lerne ich seit über einem Jahr chinesisch, und kann immer noch nicht vernünftig reden, geschweige denn verstehen. Frust. Ich probiere gerade verschiedene Methoden aus, vom altehrwürdigen Vokabelheft über MP3 für Amerikaner (Thema des ersten Dialogs: Sie treffen eine Chinesin und fragen, ob sie englisch kann…) bis zu den iPhone Apps (mit dem Ding kann man sein ganzes Leben bestreiten, nur essen kann man es nicht, dafür Essen bestellen). In der App bin ich aus Versehen auf das Wort für hungrig gestossen: è. Es gibt mindestens 20 Bedeutungen für ‚e‘: Fischadler, angeekelt, Schluckauf, Felsvorsprung, Nachtfalter, …! Wer noch ein paar findet, Bescheid sagen. Da ich immer noch und meist erfolglos versuche, mit meiner Assistentin Chinesisch zu reden, habe ich meinen Frust anhand des ‚e‘ artikuliert. Und es passiert, was immer passiert: sie versteht mich nicht, ‚e‘ gibt‘s nicht! Ich habe es ihr aufgeschrieben, ein e, Englisch ii: gibt‘s nicht! Bis ich ihr, App sei Dank, das Schriftzeichen gezeigt habe: Ach ja, ua! Um ehrlich zu sein, die richtige Aussprache für e kann ich mit dem Alphabet gar nicht vernünftig aufschreiben. Wen’s interessiert, am besten bei leo.org selber nachschauen und vorsagen lassen: es gibt 4 e-Töne und 20 Bedeutungen (mindestens). Damit bin ich bei den 3 Grundübeln dieser Sprache angelangt. 1. sie hat etwa 250 Silben, durch die 4 verschiedenen Töne etwa 650 Laute, und damit bildet sie mindestens 15.000 Zeichen = Bedeutungen ab, na super! Und wer jetzt noch nicht genug hat, kann ja mal ‚a‘ probieren. 2. Grundübel: ein falscher Ton ist ein falscher Ton ist ein falsches Wort ist einfach unverständlich. Es ist absurd, das ganze Land ist bei allem ungenau, cha bu duo! Wenn das Moped fertig ist, funktioniert die Lichtmaschine nicht, wenn der Wasserhahn neu ist, wackelt er, wenn die Terassentür fest ist, pfeift es durch, wenn die Heizung repariert ist, fällt sie am nächsten Tag wieder aus, und und und… Aber bei der Sprache gibt es kein Pardon: uuaa heisst angeekelt und uaa heisst Gans, und e heisst gar nix! Das 3. Grundübel: ich kann nix lesen! D.h. es fehlt ein Kanal, die Sprache zu befreifen. Hier bin ich der Analphabet.

09.01.2013 – 8 Grad

Dienstag, 29.01.2013

8°C! ich war in Bengbu, und das war die Temperatur in meinem Hotelzimmer. Eine Kleinstatt mit 700.000 bis 1,5 Mio Einwohnern, leeren Strassen, und keiner Heizung im Winter. Da kann so ein Hotelzimmer schon mal kühler sein. In der Früh hatte ich dessen Temperatur mit meinen 37 immerhin auf 9°C aufgewärmt. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass ich dort den bisher grauenhaftesten Beijiu trinken musste, der mir bislang untergekommen ist. er hatte immerhin eine ordentliche Heizleistung. Eigentlich hätte ich mit der Klimaanlage heizen können. Ich habe alle chinesisch beschrifteten Knöpfe durchprobiert, ausser kalter Luft kein Ergebnis. Also bin ich so ins Bett gegangen, man soll ja eh kalt schlafen.

Super Sache: ich durfte persönlich dabei sein, wie ein chinesischer Künstler mit dem breiten Pinsel Kaligraphien auf Papier macht. Erstens ist es faszinierend zu sehen, wie das geht: mit viel Wasser und immens hoher Geschwindigkeit! Mit der Höhe über dem Papier wird der Pinsel spitzer oder breiter, und damit der Strich, und alles findet in einer Bewegung zielsicher statt. Sieht kinderleicht aus. Und zweitens war er selbst hochinteressant, vor allem seine Frisur. Mit ein wenig Glück bekomme ich ein Bild von ihm, er wollte es noch malen und mir dann schicken. Warten wir’s ab.

Die Fahrt dorthin war mein erstes Mal im chinesischen High Speed Train. Superklasse, laut Anzeige 300 km/h, und absolut leise. Tolle Sache.

12.01.2013 – Yin und Yang und Aua

Dienstag, 29.01.2013

Jeder ist auf der Suche nach dem echten China, nicht dem für die Ausländer, so auch ich. Nichts liegt also näher, auch mal einen chinesischen Arzt auszuprobieren. Volltreffer: In der Praxis nur Chinesen (ursprünglich!), alles modern und neu (Geheimtip!), ein paar der Ärzte und Helfer können ein wenig Englisch (Weichspüler Variante!). Behandelt werde ich wie im Film: Zunge, 2x Puls, Abtasten. Das Ergebnis ist auch wie im Film: dieses und jenes ist schief und ausser Form, die Meridiane sind blockiert wie Shanghai‘s Hochstrassen und müssen befreit werden. Und das geht wie im Film: Drücken und Nadeln! Und wer immer noch behauptet, dass TCM (nicht die Tchibo Marke!) entspannend und angenehm sei, dem vermittle ich gerne meinen Geheimtip. Massage heisst mit Ellenbogen und Daumen zielsicher die blockierten Stellen zu malträtieren, ich muss die Luft anhalten oder schreien. Es ist unglaublich, welche Gewalt eine zierliche chinesische Ärztin anwenden kann. Beim Geräusch, wenn die Schachtel der Einmal-Akupunkturnadel geöffnet wird, bekomme ich inzwischen Schweissausbrüche, quasi in Pavlovsches Syndrom. Die Nadel wird dann zielsicher in eine meiner Energieautobahnen gesteckt, so dass ich deren Verlauf von einem Autobahnkreuz zum nächsten erfühlen kann, und dann folgt die unheilschwangere Frage: do you feel sore or pain? Unabhängig von der Antwort wird weiter gedrückt und gedreht, bis die Stelle völlig bewegegungsunfähig scheint. Und dann: kommt der Strom, die Nadeln müssen springen! Und so liege ich dann mit zuckenden Gliedern auf der Bahre und freue mich, dass ich meinen Geheimtip gefunden habe!

Es gibt übrigens western und traditional medicin, was ist eastern und modern?!

Wen es interessiert, mein Moped existiert noch, ich habe es heute sogar gesehen. Das Kennzeichen ist in Arbeit, das Getriebe wird getauscht, und die Mängelliste wird angeblich abgearbeitet. Damit meins zur Kategorie der ‚manche haben einen‘ (Rückwärtsgang) gehört, denn so war es ja ausgemacht.

27.01.2013 – all you can eat

Sonntag, 27.01.2013

Weil ich neugierig bin, habe ich mir wieder die Statistik meines Blogs angesehen, im Moment bis zu 40 Besucher pro Tag (Nachtrag: war der Peak ein eifriger Mitleser, der danach die Löschung empfohlen hat?), das ist neuer Rekord. Ich kann auch sehen, über welche Suchbegriffe der Blog gefunden wird, ich muss mit meinen Titeln vorsichtiger sein: der Spitzenreiter ist ‚Ramsauer neuer Bussgeldkatalog 2013‘!

Was tut der Mensch, wenn ihm die Luft zu schlecht, das hiesige Essen zu knochenhaltig, und die dauernde Internetsurferei zu langweilig ist? Genau, er fängt an europäisch zu essen. Ich bin überzeugt, dass es hier nur deshalb so viele Angebote für Sonntagsbrunch gibt. Also nix wie hin! Es endet in dekadenter Überfüllung, immerhin habe ich diesmal vorher nichts gegessen. Ich lerne von meinen schwäbischen Kollegen.

Das aktuelle Thema in der Zeitung: ganz China macht sich auf nach Hause. Ganz China? Ganz China! Das Jahr des Drachen lóng geht zu Ende und das Jahr der Schlange 蛇 shé beginnt am 10. Februar. Alle, die im Jahr der Schlange geboren sind, gelten als tiefsinnig und weise. Probleme werden mit dem Verstand und der Logik und selten aus dem Bauch heraus gelöst. Sie haben in Geldsachen ein glückliches Händchen, sind aber auch sehr geizig und verleihen selten Geld. Sie neigen ein wenig zu Egoismus. Dabei empfinden sie immer Sympathie und Mitgefühl für andere und helfen Menschen, die weniger erfolgreich sind. Anderen Menschen bringen sie jedoch wenig Vertrauen entgegen und übernehmen viele Aufgaben selbst, im Bewusstsein, dass sie dann richtig gelöst werden. Sie passen am besten zu Menschen, die im Jahr des Ochsen oder des Hahns geboren sind.‘ (Zitat Internet Seite www, nicht, dass mir noch einer meinen Blog aberkennt). Ob Ihr dazugehört, dürft Ihr selbst rausfinden!

Zu Neujahr fährt man als Chinese heim! Das klingt nett, heisst aber für viele, besonders die ‚foreign workers‘, es ist das einzige Mal im Jahr, an dem sie ihre Familie sehen. Leider alle gleichzeitig, und je ärmer, d.h. je weniger Urlaub, umso gleichzeitiger. Den üblichen Ticketpreis von 300 RMB für den Bus sparen sie sich ein Jahr zusammen. Das sind 90% der Reisen, der Bus ist das billigste Reisemittel, die typische Reisezeit sind 10 bis 15 h, je nach Entfernung und Strassenzustand. Die Schnellzüge sind zwar schnell, bis zu 300 km/h, aber zu teuer. Laut Zeitung werden zu Chinese New Year 7,41 Mrd. Reisen einfach erwartet. Keine Ahnung, wie die Zahl zustande kommt, vermutlich wird jedes Umsteigen als Einzelfahrt gezählt (der aufmerksame Leser erinnert sich an die Metro in Shanghai! Wann war das nochmal?), es ist auf jeden Fall ganz schön viel! Und es ist dieses Jahr wieder 10% mehr als letztes Jahr. Wer wagt eine Prognose?

Übrigens gibt es eine amtliche Arbeitsregelung: in der Neujahrswoche sind Montag bis Mittwoch amtlich frei, und da die Regierung so nett ist, sind Donnerstag und Freitag auch frei. Damit jedoch die 7% Wachstum erhalten bleiben, werden die beiden zusätzlichen Tage am Samstag und Sonntag ausgeglichen. Immerhin sind das 7 Tage am Stück frei, also nicht meckern! Wir werden auf die Philippinen fahren, und danach kann ich ganz entspannt am Wochenende arbeiten.

Schlusssatz: der aufmerksame Blogverfolger wird feststellen, dass Teile meines Blogs fehlen, die schon mal da waren. Ich habe sie nicht gelöscht…

07.01.2013 – der neue Bussgeldkatalog oder auch: Ramsauer auf chinesisch

Montag, 07.01.2013

Yes, auch China hat einen Bussgeldkatalog und ein Punktesystem. Und um dem Verkehrschaos Herr zu werden, wurde das Ganze zum 01.01. verschärft. Das System ist recht einfach, Ramsauer hätte seine wahre Freude. Jeder hat 12 Punkte, und wenn er was falsch macht, verliert er welche. Sind alle 12 weg, muss er zu einem Kurs und einen Test machen (in Bayr auch Depperltest genannt), wenn das nicht klappt, ist der Lappen weg. Nach einem Jahr wird alles resettet, und man hat wieder 12 Punkte, so ähnlich wie Monopoly, gehe über Los.

Die hauptsächliche Neuerung ist, statt 3 Punkten kostet Überfahren einer roten Ampel jetzt 6, d.h. man hat nur noch 2 Schuss frei. Übrigens weiss keiner, wann die 12 Monate rum sind: Kalenderjahr, Zulassungsmonat des Autos oder Führerscheindatum, wie immer, es ist genau geregelt, aber so ganz genau weiss man’s nicht. Und tatsächlich, seit dem 01.01. bleiben alle an der roten Ampel stehen! Denn, wenn schon denn schon, um es wirklich 1000-prozentig zu machen (ich weiss, 130% der Deutschen können nicht Prozentrechnen), gilt jetzt auch Überfahren der gelben Ampel wie Rot! Parken auf der Autobahn, Stehenbleiben und langsames Wenden auf der 4-spurigen Strasse, in den Gegenverkehr Abbiegen, gegen die Einbahnstrasse Fahren und Überholen auf der Standspur sind weiterhin unerheblich.

Seit mehreren Tagen hat China jetzt ein grossen Thema: inzwischen werden sogar Einstein und die Grundsätze der Dynamik zitiert, angeblich ist es auch in China nicht möglich (und da ist ja bekanntlich nichts unmöglich), bei Erkennen der gelben Ampel direkt an der Haltelinie sofort stehen zu bleiben. Es mehren sich die Geschichten von Auffahrunfällen, das Verkehrsministerium rät, eben langsam auf eine Ampel zuzufahren und vorbereitet zu sein. Dabei war das Ziel der Aktion, den Verkehrsfluss zu verbessern. Nun, heute wurde die Gelb-Regel erst mal on hold gesetzt, die Strafen ausgesetzt, bis auf weiteres. Abwarten.

Und wenn wir schon beim Autofahren sind: Heute früh hat sich mein Fahrer gemeldet, er kann nicht kommen, er muss seine Mutter ins Krankenhaus bringen. Normalerweise ist das die chinesische Art zu sagen: ich komme nicht mehr. Seitdem ist er nicht mehr erreichbar, mal sehen. Ich bin erstmal selber in die Arbeit gefahren, und konnte mich deshalb nicht auf meine Chinesischstunde vorbereiten. Immerhin bin ich an jeder roten Ampel stehengeblieben!

Und wieder mal ein bisschen Statistik: China erlebt den kältesten Winter seit 30 Jahren, in Shanghai wurden 8,02 Mio m² Land verkauft, es gibt eine Grippewelle ohne Schweinegrippe, und 44.364 Paare haben sich in Shanghai scheiden lassen, davon 400 Expats. Der bekannteste Fall erzählt von einer Frau, die darauf bestanden hat, dass ihr Hund mit im Bett schlafen darf, und der hat den Ehemann nie ins Bett gelassen. Die Ehe wurde nach 4 Wochen geschieden, weil er es seiner Mutter erzählt hat, und die bei der anderen Mutter die Scheidung durchgesetzt hat. Die jungen Einzelkinder heute haben keine Streitkultur, so die Nachrichtenmeldung.

 

05.02.2013 – und sie ist wieder weg

Montag, 07.01.2013

Meine CJ750 ist schon wieder weg. Warum? Ich habe eine kleine Mängelliste geschrieben (typisch deutsch), und der Händler hat sie wohl tatsächlich gelesen. Also hat er sie zur Beseitigung abgeholt. Und als ich nachgefragt habe, warum er denn das Moped rückwärts aus der Garage geschoben hat, wo es doch einen Rückwärtsgang hat, war die salomonische (oder konfuzianische?) Antwort: manche haben einen, manche nicht…! Wo ich doch explizit mit mit und nicht mit ohne bestellt habe. Tja, und seitdem ist sie weg. Heute habe ich mal nachgefragt, wo sie denn bleibt, Antwort: zum Fahren ist es eh zu kalt! Wo er Recht hat, hat er Recht. Auf jeden Fall soll ich in etwa 10 Tagen ein Moped mit Zulassung bekommen, und dann ist es vielleicht auch wärmer.

02.01.2013 – Besuch

Montag, 07.01.2013

Wir haben Besuch aus Deutschland, Anette und Georg sind in Shanghai. Woher kennen wir sie? Ich erst mal gar nicht, der Rest der Familie hat die beiden während einem China VHS-Kurs zu Hause kennengelernt. Sie haben ein Sabbatical, und reisen durch Asien, nach Nepal und Hongkong jetzt Shanghai. Wir haben sie direkt nach Ihrer Ankunft abgeholt und sind mit ihnen Essen gegangen, alte chinesische Tradition, erstmal was essen! Wie klein die Welt doch ist! Eigentlich wollten wir auch ein wenig mit der 4D Show an Silvester protzen, aber das wurde halt nur ein Pappbecher Sekt (semi seco) auf einer Strassenkreuzung. Man kann nicht alles haben. Nachdem die beiden Nepal erfahren und ausgerüstet sind, sind sie auch auf unsere gefühlt arktischen Temperaturen gut vorbereitet, Stadtbummel bei -2°C. Es ist einfach saukalt.

Sie haben 2 Nächte bei uns gewohnt, und wir haben unsere Erfahrungen ausgetauscht: Sabbatical und Trekking in Nepal gegen Expatfamilie mit Schulkindern in Shanghai. Es war sehr nett und für uns eine willkommene Abwechslung. Wir wünschen den beiden viel Spass und weiter tolle Erlebnisse in ihrem Sabbatical!

01.01.2013 – Neujahrsradeln

Montag, 07.01.2013

Nach dem nassen, kalten Regen und Schnee haben wir jetzt blauen Himmel bei rund 0°C, durch die Sonne ist es prima auszuhalten. Trotz der langen Nacht bin ich gar nicht so spät aufgestanden. War auch gut so, um kurz nach 10 stand der Vermieter mit samt dem Heizungsmechaniker vor der Tür, seit gestern ist unsere Heizung im 1. Stock wieder ausgefallen. Und in Null-Komma-Nix waren es nur noch 12°C. Wir haben wieder mal alle im Schlafsack geschlafen, zu warmes Schlafen soll ja auch nicht gesund sein.

Und weil’s so schön ist, bin ich mit dem Radl ein wenig durch die Pampa gefahren. An einem Ziegelumschlagshafen vorbei, statt Kran gibt es eine ausgefeilte manuelle Logistik, die Flussfrachter werden manuell entladen! Wasser gibt es hier genug, die ganze Gegend ist flach und von vielen Kanälen durchzogen, samt der dazugehörenden Schifffahrt (der Grundwasserspiegel in Shanghai liegt 80 cm unter der Oberfläche). Wir wohnen ja schon irgendwie auf dem Dorf, wo die Hunde zum Trocknen draussen hängen. Es gibt immer wieder ein paar Häuser, sind das Dörfer, Bauernhöfe, Weiler? Ich weiss nicht, auf jeden Fall gibt es eine Infrastruktur wie z.B. Metzger. Ich habe aber nur geknipst und nichts gekauft (ich hatte keinen Rucksack dabei, also wohin mit den Gänsen?).

31.12.2012/01.01.2013 – Prost Neujahr in 4D

Dienstag, 01.01.2013

Wir wollten Silvester am Bund feiern, und wir haben Neujahr am Bund gefeiert. Angekündigt war der Wahnsinns-4D-Countdown ab 20 vor 12!

Zusammen mit einem Kollegen und Besuch aus Deutschland sind wir zu zehnt in Ladolle losgelaufen, immer die Beijing Lu entlang, im gemässigten Marschiertempo in Richtung Bund. Zugegebenermassen, wir waren knapp dran – aber wir hätten es noch geschafft, nicht zum Countdown, aber vor 12. Wenn nicht die Staatsmacht den Zugang an der letzten Querstrasse vor dem Bund mit einer menschlichen Mauer abgeriegelt hätte. Also haben wir das neue Jahr auf der Strassenkreuzung Dianchi Lu/Sichuan Lu begrüsst. Immerhin mit Blick auf den Pearl Tower! Wieso und warum? Finden wir vielleicht später raus. Vielleicht war um 20 vor alles zu, vielleicht auch schon vorher, es ging auf jeden Fall nicht weiter. Schlag zwölf war eindeutig erkennbar, es gab ein 4-minütiges Feuerwerk, that’s it. Vielleicht hätten wir dem Besuch nicht so viel über chinesische Dauerböllerei und das stundenlange 4D Laserevent (was ist das eigentlich?) vorschwärmen sollen. Na, sei’s drum. Um Viertel nach 12 ist die Staatsmacht abgerückt, freier Zugang zum Bund. Also entgegen der Menschenmenge auf, und kurz vor halb eins waren wir tatsächlich am Ort der Begierde, nämlich auf der Fussgängerterrasse am Fluss. Es war nicht mehr ganz so voll, die Szenerie super wie immer, die angestrahlten Kolonialbauten am Bund und die Hochhäuser gegenüber – bis um halb eins pünktlich das Licht ausgeschalten wurde! Dunkel! Schluss mit dem Feiern, bis halb eins reicht!

Wir haben uns die Laune nicht verderben lassen und hatten noch viel Spass, zusammen mit vielen jungen Chinesen, die fröhlich das westliche Neujahr gefeiert haben. Kennzeichen: beleuchtete Herzchenohren und hemmungsloses Steigenlassen der sogenannten Himmelslaternen, hier verbietet die wenigstens kein Spielverderber. Vielleicht ging deshalb das Licht aus, dann wirken die Laternen besser.

 

Prost Neujahr und allen einen guten Start!