Berichte von 04/2013

25.04.2013 – Shanghai IAA

Donnerstag, 25.04.2013

Diese Woche ist die Shanghai Auto Show, also die IAA von China. Da muss ich natürlich von Berufs wegen hin. Ich habe sofort mein Lieblingsauto entdeckt, den Hing Qi, oder rote Fahne. Die chinesische Staatskarosse, wird seit ewigen Zeiten in bewährter Manier gebaut, soll heissen, nur mit wenig Änderungen. Hergestellt von FAW = First Automotive Works, na also. Die Karosse stand vor einer Leinwand auf der eine Dokumentation zum Auto gezeigt wurde, siehe die Fotos. Dagegen ist ein Adenauer Benz modern.

Habe ich die Benz-Story schon erzählt? Mercedes hat sich hier keinen Gefallen getan, sie haben wie alle den Namen ins Chinesische über setzt, und zwar in ben-zi, übersetzt ‚dumm tot‘, also der, der dumm stirbt. Kommt davon, wenn man nur schwäbisch kann.

Immer noch kann man das Spiel spielen: nenn mir ein westliches Auto, der, der die Kopie zuerst gefunden hat, ist Sieger. Es gibt sehr viele Hersteller und Marken, die keiner kennt, wie Luxgen, Hawtei (Sieger in der Disziplin kürzester Rock), Lifan, Soueast, je unbekannter, desto auffälliger die Models. Man könnte es auch ‚Chinas next Top Model‘ nennen. Dazu stelle ich keine Bilder ein, ich muss beim Upload jedes Mal versichern, dass ich kein jugendgefährdendes Material einstelle, aber wer das kommunistische China in Farbe sehen will, hier: http://www.focus.de/auto/automessen/scharfe-kurven-im-reich-der-mitte-die-schoensten-girls-der-shanghai-auto-show-_aid_968000.html. Fast schade, dass ich mir als Fahrzeug für Shanghai keines dieser Modelle ausgesucht habe, wäre sicher auch ein Erlebnis geworden. Vermutlich hätte mich dann keiner für voll genommen, da Langnasen ‚richtige‘ Autos fahren müssen.

Auf dem BMW Stand gab es auch ein paar Mopeds, so habe ich hier in Shanghai die neue GS zum ersten Mal live gesehen. Eine Quälerei, sowas hier auszustellen, wenn man es nicht fahren darf.

Mein Moped scheitert tatsächlich an der Zulassung, und offensichtlich ist der Typ ratlos. Ich habe jetzt mal ein bisschen rumgefragt, ob mir einer helfen kann, Ende jedoch offen. Wieder so ein Thema, das die Langnase nicht versteht. Aber es scheint weder mit gutem Zureden, noch mit Drohen, noch mit weiteren Zahlungsangeboten zu funktionieren, es ist angeblich wirklich die Behörde. Abwarten, die Lieferzeit beträgt ja erst rund 9 Monate.

Zu guter letzt: in unserem Compound gibt es eine Harley, der Knabe fährt am Wochenende ungefähr 10 Mal an unserem Haus vorbei. Vielleicht sollte ich ihn mal fragen, ob er mich fahren lässt?

Ab morgen habe ich Urlaub, und wir fahren 2 Wochen durch China, Xiamen, Hongkong und Guilin. Eigentlich ist es die beste Zeit, nur dieses Jahr ist alles anders: es regnet. Mal schaun, ob wir die Reisterrassen als Matsch erleben. Ihr werdet es erfahren, in spätestens 2 Wochen geht es weiter.

22.04.2013 – Tripp Trapp

Donnerstag, 25.04.2013

Ohne eine Schleichwerbung machen zu wollen, aber: einer meiner Mitarbeiter hat 'sein' Kind bekommen. Eben, nicht ein Kind, denn es gibt nur eins, sondern sein Kind. Also habe ich meine deutschen Manieren ausgepackt und zur Sammlung aufgerufen. Mein Vorschlag: der Tripp Trapp von Stokke. Kennt in Deutschland jedes bewusste Elternpaar, in China kein Mensch! Erste Antwort: keine! Zweite Antwort: es gibt so ein Plastikteil auf Rädern, da kann man das Kind vom Tag 0 an reinsetzen, dann kann es gleich ‚laufen‘ und es findet es Super, Werbefoto war in der Mail gleich enthalten. Der bewusste Deutsche findet es 'oh Gott', der Chinese eben gut und modern. Plastik gegen Holz, aufrechtes Kind gegen Montessori. Diesmal habe ich es Chinesisch gelöst: Chef sagt, wo es lang geht, es gibt Tripp Trapp.

2. Problem: in D nimmt man eine Karte und geht sammeln, jeder gibt etwas, fertig. Hier gilt es zu klären, wer gibt wieviel? Denn: da alle eine große Familie sind, muss es sich am Schluss ausgehen, wie der Österreicher sagt. D.h. normalerweise, z.B. auf Hochzeiten, wird genau Buch geführt, wer wie viel im Hong Bao überreicht, und das muss bei der sicher kommenden Gegeneinladung exakt ausgeglichen werden. Es ist also ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Meine Ansage: macht einfach, wie ihr denkt, ich zahle den Rest, ist zu seelenlos, geht nicht.
Aber wir haben es geschafft, Kaufen war einfach (obwohl es keiner kennt), fröhlich überreicht, jetzt kommt die Nutzung! Und das ist wieder schwieriger. Denn: nach der Geburt mietet man sich eine Ayi (professionelles Kindertantchen, richtig teuer!) für 2 Monate rund um die Uhr zum Preis von 12.000 RMB/ Monat, was durchaus einem Ingenieursgehalt entsprechen kann. Und die ist dann der Profi und hat das Sagen. Deshalb gibt es auch sofort Streit mit der Mutter des Vaters, die ja, wenn nicht sowieso schon geschehen, sofort beim schwanger werden bei ihrem Sohn einzieht, und dort das Regiment übernimmt. Und schon prallen zwei Welten=Generationen aufeinander. Im Prinzip ist es nicht anders als bei uns auch, nur viel intensiver: Fulltime bezahlter Profi gegen mitwohnende Schwiegermutter. Mein Mitarbeiter arbeitet seitdem jeden Tag länger! Ein Beispiel der Konflikte: Früher mussten Frauen nach der Geburt 4 Wochen im Bett bleiben und durften sich nicht mal waschen, heute dürfen sie wenigstens Duschen. Ich bin gespannt, was sie aus dem Tripp Trapp machen, vielleicht Räder drunter schrauben?

19.04.2013 – unser Tantchen kommt nicht

Donnerstag, 25.04.2013

Eigentlich ist das gar nicht mein Thema, da in unserer arbeitsteiligen Welt die Ayi (wörtlich übersetzt Tantchen!) in die Verantwortung meiner Frau fällt. Ich bin eher für die Themen 'Fahrer fährt nicht' oder Heizung heizt nicht' zuständig. Jetzt haben wir aber 'Tantchen kommt nicht'.

Wie schon erzählt, eines ihrer zwei (?!) Kinder liegt im Krankenhaus, mit Lungenentzündung. Und das in den Zeiten von H7N9. Das schlimme dabei ist: als Langnase weiß man nie, stimmt's oder stimmt's nicht? Das ist ein bisschen absurd, denn beide Fälle sind nicht gut, keiner möchte ein krankes Kind, und keiner will angelogen werden. Dennoch wissen wir: ‚meine Mutter ist krank, ich komme nicht‘ heißt übersetzt: du zahlst mir zu wenig, ich habe etwas Besseres gefunden, sorry.
Nicht gekommen ist sie logischerweise von jetzt auf gleich, und konnte natürlich nicht sagen, wann sie wiederkommt. Terminansagen sind wohl eine deutsche Eigenschaft. Aber jetzt hat sie einen Vorschlag (allerdings erst, nachdem wir mehrfach nachgefragt haben): sie möchte am nächsten Montag, d.h. nach 3 Wochen wiederkommen. Komisch, das ist der Ferienbeginn, an dem Expats meist verreisen, wir auch, ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Wäre ja eigentlich nicht schlecht, dann kann sie aufräumen, während wir nicht da sind, aber woher soll ich nun die positive Erwartung nehmen, dass sie 2 Wochen ohne Aufsicht das Haus 25 Stunden die Woche auf Hochglanz poliert? Es ist eher ein ungeschriebenes Gesetz, dass das Gehalt zwar niedrig ist, dafür aber nicht mal die Hälfte der Zeit gearbeitet wird (deswegen fahren Fahrer auch nicht gern). Und zwar immer dann, wenn keiner zuschaut, denn so fühlt sich keiner schlecht, niemand ärgert sich über zu wenig arbeiten oder angetrieben werden, eine Form von Yin und Yang.
Nun war das Arbeitsverhältnis in letzter Zeit etwas belastet: Erst wollte sie bei uns duschen, was ja noch OK ist, wir haben extra eine Tantchendusche im Haus, und sie hat halt gar keine. Dann hat sie gefragt, ob sie ihre Wäsche bei uns waschen kann. Eigentlich auch nicht so schlimm, komisch nur, dass die Frage genau dann kam, als am Dienstag ausnahmsweise mal einer von uns zu Hause war, und 3 Minuten später ist die Waschmaschine schon gelaufen. Zufall? Dafür sind Jobs wie Hemden Bügeln oder Boden wischen etwas für eine ganze Woche statt ein paar Stunden. Gibt es dazu Refa Werte? Nicht zu vergessen die freiwilligen Zusatzleistungen, sämtliche Batterien werden bei uns geladen. Damit hat sie quasi ein vom Arbeitgeber bezahltes Dienstfahrzeug, der der Elektroroller immer bei uns aufgeladen wird. Alles nicht so schlimm, wir werden daran nicht zugrunde gehen, wenn es dafür einfach klappen würde.
Wir haben sie jetzt freundlich gebeten, erst nach unserem Urlaub wieder zu kommen, bis dahin faltet halt niemand meinen Schlafanzug und legt ihn aufs Bett, und wir tragen unseren Müll wieder selber raus, ging die letzten 25 Jahre auch.
Ein bisschen Gewissensbisse hatten wir dann doch, schliesslich gibt es in Deutschland eine grosse Debatte, wie familienfreundlich sich ein Arbeitgeber zu verhalten hat. Ein Chinese würde für nicht geleistete Arbeit einfach nicht zahlen, und da Tantchen keinen Urlaub haben, ist die Sache einfach. Wir haben uns jetzt mit uns selbst darauf geeinigt, dass wir ja Langnasen sind, und daher eine Woche Kinderbetreuung zahlen. Wenn das Kind tatsächlich krank ist, dann kann es schon sein, dass sie sogar heimgefahren ist. Als Foreign Worker ist sie u.U. hier nicht krankenversichert, und muss allein deshalb heimfahren. Dazu ist es in China notwendig, dass die Angehörigen die Kranken im Krankenhaus versorgen. Ja, wenn...! Summa Summarum: WMF! So richtig durchschauen wir hier nie, was Sache ist, also hilft nur raten.

20.04.2013 - Wasserflasche

Donnerstag, 25.04.2013

Nachdem ich in einem Blog einen Bericht über die Joghurtbecher gelesen habe (Inhalt viel zu flüssig, Becher nicht stapelbar, deshalb trinkt man sie übrigens mit dem Strohhalm und sie sind völlig Müsliuntauglich), erzähle ich heute die Geschichte von der chinesischen Wasserflasche: es ist unmöglich, sie aufzumachen und Wasser zu trinken, ohne eine Überschwemmung zu erzeugen. Die Flaschen sind aus einem labbrigen Kunststoff, so dass sie voll ihr Eigengewicht nicht wirklich tragen. Und sie sind randvoll, Oberflächenspannung ausnutzen nennt man das. Wenn man so etwas nun zum ersten Mal aufmacht, braucht man einige Kraft, den Stöpsel aufzudrehen. Also was macht man, genau, gut festhalten. Wenn man so ein Labberding ordentlich festhält, und es gleichzeitig bis oben hin voll ist, was passiert? Genau, sobald der Verschluss nur wenig auf ist, startet der Verdrängungswettbewerb, alles muss raus. Und das 'alles' läuft am Flaschenhals runter auf die Finger. Wasser geht ja noch, Eistee oder Cola dagegen, da klebt die Hand gleich fest.

18.04.2013 – was essen wir denn nun?

Donnerstag, 25.04.2013

Mir sagt ja wieder keiner was (ich war in Deutschland): Tote Sau im Fluss. Ein chinesischer Schweinebauer hatte wohl Pech mit seinem Bestand, er ist ihm schlicht verreckt. Was macht man nun mit einer 5-stelligen Zahl toter Schweine? Prima, wenn ein großer Fluss vorbeifließt! Und platsch ist das Problem gelöst. Dumm nur, dass der gleiche Fluss mitten durch eine der Grossstädte fließt. Die Zahlen schwanken, ausländische Zeitungen nenne 13.000 Kadaver, auf jeden Fall ganz schön viel tote Sau am Bund, das bleibt nicht unbemerkt. Der Running Gag unter den Chinesen war: wie mache ich Fleischbrühe? Wasserhahn aufdrehen und warm machen. Jetzt gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten: die Polizei holt sie raus oder jemand anders holt sie raus. Man kann sie entsorgen, oder zerlegen, oder verkaufen, oder selber essen.

3 Wochen später zitiert die Zeitung einen Bauern mit: ‚ihr wisst ja gar nicht, wieviel tote Schweine ihr in den letzten Jahren gegessen habt, stellt Euch mal nicht so an‘. Das Entsorgen eines Schweins kostet 50 RMB, das illegal verkaufte Fleisch bringe 1 RMB/kg. Und der behördliche Tierentsorger bestätigt, schon lange nichts mehr zu tun gehabt zu haben. Hmmm! Will ich das so genau wissen?

Der Fluss ist nicht nur eine Attraktion und ein Transportweg, er ist auch eine der Leitungswasserquellen für Shanghai, wohlgemerkt, Leitungswasser, nicht Trinkwasser. Es wird täglich offiziell bestätigt, das Wasser erfüllt weiterhin den chinesischen Leitungswasserstandard.
Blöderweise stand gleichzeitig der größte Mineralwasserhersteller in der Zeitung, in seinen Flaschen haben Käufer schwarze und rotbraune Partikel gefunden. Ein Zusammenhang mit der Lackiererei und dem Chemiebetrieb direkt neben einer der Wasserquellen wird ausgeschlossen, vor allem sei das Wasser auf jeden Fall entsprechend dem Standard trinkbar gewesen. Also alles prima.
Der Schweinefleischskandal ist nun durch, jetzt haben wir H7N9, und niemand isst mehr Hühner, nur noch Eier! Selbst bei den privaten Familien werden die Hühner geschlachtet, nur nicht in den Schrebergärten der Schule, da gackern sie fleissig weiter. Sie haben ja jetzt Platz, nachdem der Hund aufgegessen ist.

Es ist ein bisschen strange, dass Luft- und Lebensmittelqualität so viel Raum einnehmen, mehr noch als Verkehr, dabei könnte jeden Tag 'mein schönstes Straßenverkehrserlebnis' schreiben. Meine Kollegen raten mir, ja kein Obst zu essen, das nicht mehrfach intensiv gewaschen oder noch besser geschält wurde. Sie würden so etwas nie essen, und nie ihrem Kind geben. Z.B. die superroten Erdbeeren, die es derzeit an jeder Ecke zu kaufen gibt, vorzugsweise an U-Bahn Eingängen. Gemüse? Wird nicht drüber gesprochen. Medikamente im Fleisch? Kein Thema, abgesehen vom europäischen Pferdefleischskandal. Meine neue Theorie ist, dass wir alle nur deshalb nicht krank werden (Hurra hurra!), weil in der Luft kein Virus überleben kann, und wir gleichzeitig durch das Fleisch so viel Antibiotika aufnehmen, dass wir gegen alles gerüstet sind.

16.04.2013 – im allgemeinen und so

Donnerstag, 25.04.2013

Vieles, wenn auch nicht alles, ist immer noch fremd hier. Und an vieles kann ich mich nur schwer (oder gar nicht) gewöhnen. Mit meinen Kollegen geht es meist um die gleichen Themen, typisch deutscher Ausländer könnte man sagen, aber wo kann der Mensch schon auf dem Weg zur Arbeit wahre Abenteuer erleben? Das ist ein echtes Privileg, nur weiss ich es nicht immer zu schätzen.

Trotz allem, es gibt auch überraschende positive Situationen: In Deutschland ruft mich die Chinesische Bank abends um 8 an und fragt, ob ich tatsächlich meine Kreditkarte benutzt habe (ich war tanken): In China macht sich meine Bank nachts um 3 Gedanken, ob alles mit rechten Dingen zugeht! Und die netten Mädels rufen mich nachts um 11 drei Minuten nach der Internetbuchung an, um mich auf einen Fehler in der Buchung hinzuweisen, und korrigieren ihn dann gleich. Wow! Allerdings gibt es das auch so: Ein Ausländer lässt seine Unterlagen in einem Taxi liegen, und hat nichts ausser den Orten, wo er aus- und eingestiegen ist,  kein Kennzeichen, keine Taxinummer, nix. Er geht zur Polizei, und in 10 Minuten ist das Taxi durch die Auswertung der Überwachungskameras an den jeweiligen Orten identifiziert! Ist zwar toll, aber: you never are alone! Er hat übrigens alles wiederbekommen.

13.04.2013 – Heizung aus, Grillanzünder raus

Samstag, 13.04.2013

Es wird warm, heute 25°C, wir werden die Grillsaison auf der Terrasse eröffnen. Jetzt ist genau die Jahreszeit, in der die Temperaturen angenehm und die Mücken noch nicht da sind, dauert etwa 2 Wochen. Mopedfahren wäre jetzt nicht schlecht.

Zum Grillen braucht man Kohle und Grillanzünder. Die sind wie so vieles fürchterlich teuer, deshalb hat mir ein Kollege eine bessere Methode verraten: chinesischer Baijiu mit 52%: man kann ihn für alles nehmen, zum Scheiben reinigen, Entfetten und als Anzünder. Aber nicht als Frostschutzmittel in der Scheibenreinigungsanlage des Autos, das Überleben die NBR Dichtungen nicht. Und trinken kann man ihn eigentlich auch nicht, oder nur manche. Dafür ist er ungeschlagen billig: 36 Kwai für 1 Liter, die Grillanzünder im Ausländerladen kosten 45 Kwai. Bester Start in die Grillsaison. Übrigens zusammen mit Bayern, laut BR3 hat’s da heute auch zum ersten Mal 25°C. Wir hören jetzt BR3, SWR3 ist zwar nett, hört sich aber auch im Ausland ab.

Und es gibt wieder ein paar Zahlen: das Nummernschild kostet jetzt 90.000 RMB, das sind rund 11.000 €. Das Kontingent wird jetzt um 2.000 pro Monat erhöht, damit die Preise sinken. Vor 4 Wochen war das Kontingent noch die Lösung gegen die Luftverschmutzung und das Verkehrschaos. Und laut der China Daily sind in 2010 1,2 Mio Chinesen an PM2,5 gestorben, weltweit 4,2 Mio, insgesamt seien das 7.600 Jahre Leben, die vernichtet wurden. 88,37% der Städte haben eine gesundheitsschädliche Luftqualität, siehe Xi An, Shanghai, Peking, und die weiteren Städte auf dem Screenshot meiner neuen App. Das Land vergiftet sich selbst, da hilft nicht mal Satire.

Man könnte für Shanghai zwei KPI einführen: ich schlage den AQI und die Datenrate vor. Das eine ist meist 3-stellig, das zweite oft 1-stellig. Seit rund einer Woche kommen wir manchmal nicht über 8 kB/s raus. Es scheint, dass die aktuellen Ereignisse wieder zu verstärkter Kontrolle führen. Erst dachte ich, nur wir haben das Problem, aber meine Kollegen erzählen das gleiche.

Aber es wird besser: ab jetzt werden die Lebensmittelqualität verbessert und die Umweltverschmutzung eingedämmt. Eine wesentliche Quelle der Wasserverschmutzung ist entdeckt, die die Flüsse beeinträchtigt: die Waschmaschine! Die meisten Bewohner der Hochhäuser stellen die Waschmaschine auf den Balkon, das Abwasser läuft einfach am Haus entlang runter. In Zukunft soll das Wasser in die Kanalisation geleitet werden, dann ist der Fluss wieder sauber. Und das Wasser aus der Kanalisation geht dann wohin?

08.04.2013 – ohne Ayi

Samstag, 13.04.2013

Das Kind unserer Ayi hat Lungenentzündung und ist im Krankenhaus. Sie sagt, es sei kein H7N9. Wir glauben das jetzt mal, obwohl die Situation komisch ist: wir haben so halb verstanden, was los ist. Sie kommt erstmal nicht, wann sie wiederkommt, keine Ahnung, wann sie sich wieder meldet, wissen wir auch nicht. Hilfe haben wir ihr angeboten, da hat sie nicht reagiert. Wie schätzt man so etwas ein?

‚Meine Mutter ist krank‘ heisst in China ja ‚weil Du mir zu wenig zahlst, habe ich mir was Neues gesucht und komme jetzt nicht mehr‘. Im Büro lesen jetzt alle das China Mond Buch.  ‚Mein Kind ist im Krankenhaus‘ nehmen wir jetzt mal für bare Münze. Und mit Lungenentzündung ist schliesslich nicht zu spassen.

Wir lernen jetzt, unseren Haushalt wieder selbst zu führen, wie geht das doch gleich?

07.04.2013 – e-mobility

Samstag, 13.04.2013

Wir sind jetzt voll Öko, d.h. in unserer Garage steht ein neues 2-Rad. Diesmal gehört es meiner Frau. Wir gehen mit der Zeit, und folgen dem e-mobility Trend: Wir fahren Elektroroller! Zusammen mit dem GL8 ist das quasi ein Hybrid. Oder ist der GL8 schon ein Mild Hybrid, immerhin hat er einen Anlasser, mit dem er auch 3 m weit fahren kann, bevor der abraucht?

Jetzt kommt meine Frau tatsächlich eher zum Moped als ich, liegt vermutlich daran, dass ich erst vor 8 Monaten bestellt habe. Das Ding ist ziemlich drollig, läuft nach Tacho mehr als 50, bremst nur unmerklich und stinkt in der Garage genauso wie die CJ750. Allerdings nicht wegen undichtem Vergaser nach Sprit, sondern nach Plastik. Mal riechen, wie lange es dauert, bis die leichtflüchtigen Bestandteile verschwunden sind, hoffentlich nicht alle Weichmacher. Eine Zulassung haben wir dafür leider nicht, das scheint in Shanghai inzwischen problematisch zu sein. Eigentlich darf man dann gar nicht fahren, es bauen halt alle auf den Ausländerstatus. Hoffentlich klappts, das Ding ist zwar nicht so teuer, aber so billig auch wieder nicht, dass man es sich einmal im Monat konfiszieren lassen kann. Inklusive Regencape kostet es weniger als ein anständiges Fahrrad in Deutschland, in unserem Fall 2.700 RMB (hoffentlich schreibt mir jetzt keiner, wir hätten uns über’s Ohr hauen lassen). Und er hat Blinker (sogar 4), Licht, Lenker, und das Beste, Werner wollte das schon in den 80ern haben: einen Bierdosenhalter!

Thema Zulassung: das scheint der Roadblocker für mein Moped zu sein. Stimmt, da war noch was, seit Weihnachten ist sie wieder weg! Lieferzeit bisher 8 Monate. Die Version, die ich jetzt verstanden habe, besagt: weil sie weiss ist und nicht schwarz oder oliv, stellt sich die Zulassungsstelle irgendeiner Provinz an. Ich erinnere mich daran, dass ich die Farbe frei wählen konnte, alles sei möglich. Jetzt klingt es eher nach ‚ich kann jede Farbe haben, solange sie schwarz ist‘. Der Satz ist etwa 100 Jahre alt, gilt aber noch immer. Aber, es besteht noch Hoffnung, denn wenn sich die Zulassungsstelle weiter anstellt, dann gibt es angeblich noch einen Freund in einer anderen Provinz, und der … Ich bin mal gespannt, ob und wo das Ding dann tatsächlich zugelassen ist.

Gestern hatte ich noch einen kurzen Frustmoment: Beim Überqueren der Strasse auf einmal ein Geräusch, dass ich nur zu gut kenne!? Eine nagelneue 1200 Adventure, mit Shanghaikennzeichen! Der Typ drauf hat meinen Blick wohl gesehen, auf jeden Fall ist er betont langsam an mir vorbeigefahren und hat dabei gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd. Das waren mal eben 5 Frustminuten. Andererseits ist es keine Kunst, mit rund 48.000 € ist man dabei, 38.000 für das Moped und 10.000 für das Kennzeichen. Dann lieber die CJ750, zugelassen in der Mongolei. Erste Entzugerscheinungen machen sich langsam breit, ich bin schon kurz davor, den Motorradkatalog 2013 auswendig zu lernen.

05.04.2013 – Beijing Nan – Shanghai Hong Qiao

Samstag, 13.04.2013

Letzter Tag Peking. Nach dem Regentag gestern und den saukalten Temperaturen wieder Sonne und warm. Also auf den Kohlehügel und einen Blick über die verbotene Stadt geworfen. Warum die verbotene Stadt so heißt, weiß ich, was es mit dem Kohlehügel auf sich hat, kann mir ja einer im Kommentar schreiben. Und wir wollten in die Hutongs, nur schlappe 4 km weiter. Taxifahren haben wir gar nicht mehr probiert, nach den Erfahrungen der letzten Tage, Busfahren war die Parole. Leider kommt der Bus nicht, und der, der kommt, ist so voll, das keiner von uns rein will. Also zu Fuß, und das zieht sich. Wir wollten die Strecke aufteilen, einen Teil bis Starbucks und einen Teil ab Starbucks. Wenn einer die einzige lange Starbucks-freie Strasse in Peking sucht, wir haben sie gefunden! Am Schluss hat's so lange gedauert, dass noch ein beschleunigtes Abschlussessen rausgesprungen ist, wir uns von unseren Verwandten verabschiedet haben (sie fliegen morgen früh wieder heim, die Schule fängt wieder an), und auf: Hotel, Bahnhof, Shanghai.

Alles prima, bis auf den defekten Zug nachts um 9 auf freier Strecke. Statt um 10 waren wir um 1 in der Früh daheim. Nicht vergessen, wir sind extra Zug gefahren, weil die Flüge immer Verspätung haben! Das Krisenmanagement war uns auf jeden Fall vertraut: Durchsagen nur noch auf Chinesisch, keiner mehr zu sehen. Angeblich blockiert ein defekter Zug die Strecke, immerhin diesmal nicht 'due to air traffic control'. Wenigstens sind wir pünktlich losgefahren.

02.04.2013 – Peking

Samstag, 13.04.2013

Drei Tage zu neunt in Peking, mit Bus und Guide! Am ersten Tag ein klarer Himmel, wie ich in Peking noch nie gesehen habe, nachts konnten wir sogar Sterne sehen, in Chongqing wissen sie nicht mal, was das ist. Wir haben den grossen Platz erwandert, die verbotene Stadt gesehen, und die grosse Mauer. Angeblich 2.000 km lang, über Stock und Stein quer durch die Pampa gemauert. Ich würde gerne mal mit dem Rucksack 3 Tage auf ihr entlangwandern. Ich war bis zum Ende des renovierten Teils, ab dort geht auf den zerfallenen Resten ein Trampelpfad weiter. Geht also, ich werd’s mir merken. Dort sitzt eine Chinesin und verkauft Cola, Bier und Andenken. Die meissten Touris laufen nicht mal bis dahin, dauert etwa 1½ Stunden, sie schleppt ihr ganzes Zeug die steilen Stufen rauf und runter, und hofft, etwas zu verkaufen. Hartes Brot.

Ätzend waren die Taxifahrer in Peking, entweder haben sie uns gar nicht erst mitgenommen, oder sie wieder aus dem Auto geworfen. Ersteres vermutlich wegen Ausländer, zweiteres wegen zu kurzer Strecke. Falls Ihr mal auf den Taxifahrer #254827 trefft, nehmt einen anderen, er fährt nur die Strecken, die er will. Und ich war zu nett, anstatt mich zu ärgern, ich hätte einfach sitzen bleiben sollen. Komisch, als ich das letzte Mal mit meiner blonden Cousine in Peking war, ist mir das nie passiert.

Nachts sind wir mangels Alternative mit den elektrischen Rikschas heimgefahren. Sie tauchen aus dem Nichts surrend auf, ein bisschen wie Star Wars, handeln ewig rum, fahren einen dann endlich heim, und verhandeln dann nach. Gefühlt hätten wir uns auf dem Hotelhof fast geprügelt, und ich war zu europäisch, sie einfach stehen zu lassen. Es gibt noch viel zu lernen…

Auf dem Nachtmarkt waren wir auch, für ein paar Fotos gut. Die besten Bilder sind die aufgespiessten Skorpione, wer will, bekommt sie frittiert und kann den Snack frisch essen. Wir waren gegen Ende da, da ist der Skorpion am Spiess nicht mehr ganz so lebendig. Eigentlich rudern die Tiere auf den Spiessen kontinuierlich mit den Beinen, aber wer 4 Stunden auf dem Spiess steckt, hat dann irgendwann keinen Bock mehr. Wer Skorpione nicht so mag, findet genug Alternativen ähnlicher Kategorie, wie Maden, Vogelspinnen, alles, was so zum Knabbern geeignet ist. Vermutlich isst das aber ausser Touris sowieso keiner.

Drei Tage hat uns in Peking Diana begleitet, unsere Fremdenführerin, die wir samt Bus und Fahrer gemietet haben. Entweder war sie wirklich überzeugt, oder Inhaber dieses Berufs müssen eine bestimmte Einstellung zumindest propagieren. Botschaft #1: in Peking ist alles besser als woanders, besonders Shanghai. Botschaft #2: China ist deutlich besser als alles andere, besonders Deutschland (das ist noch schlechter als Shanghai). In China ist alles 3.000 Jahre alt (bestätige ich, wenn ich mir die Fenster unseres Hauses ansehe); Das Essen in China ist ungeschlagen und unvergleichlich zum Rest der Welt (stimmt, aber wir zwei sehen das vermutlich aus unterschiedlichen Perspektiven, sie war 2 Jahre in Berlin, dort gibt es nur Bauernessen mit Bier); und nicht zuletzt kümmert sich in China jeder um den anderen, im Vergleich zur westlichen Welt (sehe ich jeden Tag im Strassenverkehr, aber ich glaube, das meint sie nicht). Wir haben lieber nicht diskutiert, dafür geduldig zugehört, immerhin konnte sie uns viel über die Stadt erzählen, war schon OK. Trotzdem hat sie versucht, uns zum chinesischen Teppichhändler zu schleppen. Die jahrtausendalte traditionelle Fussmassage konnten wir noch abwehren, die traditionelle Teezeremonie hat uns ereilt: 4 Tees kochen, probieren, und dann den Preis nennen. Wir sind standhaft geblieben, obwohl sie uns den süssen Tee zum Schluss serviert haben, und die Kinder sofort Hurra geschrien haben, das Modell Supermarktkasse. Leider haben die Zeremonienmeisterinnen unsere Weigerung gar nicht sportlich genommen, sie haben uns nicht mal verabschiedet. War ja nicht unsere Idee.

Am dritten Tag waren wir beim Lamatempel, ein deja vu. Letztes Mal war es kalt, diesmal war es kalt und nass. Der Tempel ist beeindruckend, aber bei dem Wetter eben auch kalt und nass.

01.04.2013 – Kein Aprilscherz, mit dem Zug nach Peking

Montag, 08.04.2013

Ich glaube, ich muss meine Theorie überarbeiten: ich bin ja der festen Meinung, die undurchsichtige Luft ist das Ergebnis der Kohlekraftwerke, andere verweisen auf die Baustellen. Tatsächlich ist es so, dass auch 50 km nach Xi An die Luft noch genauso aussieht, ausser Luft sieht man fast nix. Und entlang der gesamten Strecke, und sie führt nicht durch viele Metropolen, gibt es keinen Quadratkilometer, der nicht aufgerissen ist, umgegraben wird, oder auf dem mindestens ein Kran steht. Irre, was da los ist, s. Fotos. Vielleicht ist das gar nicht schlimm, das ist alles nur Sand!?

Dazu habe ich wieder eine neue App, sie zeigt die 3-stelligen Zahlen auf der Karte an, sehr informativ, dunkelgrün ist gesund, und rot ist nicht erforscht. Keine weiteren Fragen. Wer wissen will, wo Xi An liegt: bei der 263.

Es gibt übrigens einen richtigen Hype in China: China hat anscheinend zum ersten Mal eine First Lady. Auch genannt Michele aus Peking. Die Frau des neuen Staatschefs begleitet ihn auf seiner ersten Auslandsreise, das gab's noch nicht wirklich, und tritt medienwirksam in Erscheinung, kein Vergleich zu Joachim Sauer. Sie trägt Designerkleider, und zwar chinesische, und der Medienhype entspricht mindestens dem von Lady Di, nur hat sie 1,3 Mrd Follower statt 3 Mio.

31.03.2013 - Xi An, das achte Weltwunder

Samstag, 06.04.2013

Als Expat gehört Xi An zu den must see, so wie Neuschwanstein oder die Verbotene Stadt. Die Stadt an sich ist wie jede typisch chinesische Stadt, groß, Verkehrschaos trotz breiter Strassen, viele Hochhäuser, viele Baustellen, und 150 m Sichtweite. Nach 15 min kratzt es im Hals. Schon ein wenig trostlos, hier hinkt der Vergleich mit Neuschwanstein. Es gibt eine Stadtmauer, die rechteckig 14 km lang um die Altstadt führt. Ein 12 m breiter und 12 m hoher Fahrradweg quasi. Man kann sich Hardtail MTB ausleihen und in 100 min einmal rumfahren, sogar als Tandem. Die Federung ist angebracht, da der gepflasterte Weg echtes MTB Feeling aufkommen lässt. Es macht Spass, man hat einen guten Blick auf die Stadt, sowohl die schönen wie die weniger schönen Ecken, kann man machen.

Und dann kommt das 8. Weltwunder, die Terracotta Armee! In Kürze: der Kaiser der Han Dynastie 200 v.C. hat für sein Leben nach dem Tod vorgesorgt, er wollte auch da eine schlagkräftige Armee haben. Sein erster Gedanke war, er begräbt einfach seine Armee lebendig für später, das hat man ihm aber ausgeredet. Also hat er statt dessen Figuren bauen lassen, mindestens 7.000, und begraben. Und 1974 haben ein paar Bauern beim Brunnen Bohren einen Kopf gefunden. Und jetzt ist es ein Weltwunder. Es ist beeindruckend, besonders, wenn man sich die Geschichte vorstellt, aber einmal im Leben reicht. Xi An liegt ja nicht gerade um die Ecke, d.h. man fliegt hin, man kann 1 bis 3 Tage dort verbringen, 1 ½ reicht, dann hat man viel gesehen und bekommt noch regelmässig Luft.

30.03.2013 – Xi An

Samstag, 06.04.2013

Wir sind mit unserem Familienbesuch neun Mann hoch, davon vier Kinder und eine Seniorin, und wollen zusammen die Osterwoche nutzen und ein bisschen durch China reisen: erst Xi An und dann Peking. Erst die ehemalige Hauptstadt, danach die jetzige.

Von zu Hause zum Flughafen war einfach, drei Taxis geordert, alle Mann zum Flughafen, fertig. Und so sollte es in Xi An auch sein, logisch. Zuerst: kein Taxi in Sicht, keine erkennbare Taxischlange oder Taxistand. Sind wir richtig? Oder lieber unten, oder hinten oder dort drüben?? Dann auf einmal ein freies und sogar williges Taxi. Hurra, aber wir sind neun!? Macht nix: Kollege. Zweites Taxi kommt, die restlichen Koffer werden reingeräumt, wir sollen einsteigen. Durchzählen, hier stehen noch 6 Mann, der Beifahrersitz ist bereits mit Koffern belegt, sowie die Hälfte der Rückbank. Denn der Kofferraum ist bereits zur Hälfte mit Material für Notzeiten belegt, wie ein Kolben mit Pleuel, eine Lichtmaschine, Werkzeug, nicht zu vergessen der Gastank. Irgendwann die Eingebung, wir brauchen ein drittes Taxi, aber woher nehmen? Wieder telefonieren, bis tatsächlich ein drittes kommt. Und jetzt passiert, womit einfach keiner gerechnet hatte: während der Versuche, die übrigen Koffer zu verstauen, schiebt irgendjemand die beiden kleinen Mädels samt Oma ins erste Taxi, und weg ist es! Ratz fatz. Ungläubiges Staunen weicht schnell aktivem Handeln: schnell Einräumen, Einsteigen und hinterher.
Xi An ist nicht Shanghai, hier spricht einfach keiner englisch. Also die Chinesisch Grundkenntnisse ausgepackt, erstmal in der Jugendherberge angerufen und den direkten Kontakt hergestellt. Den bis jetzt weiss noch keiner, wo wir hinwollen, auch das vorauseilende Taxi nicht! Adresse geklärt, unser Fahrer ruft es im Fahren dem zweiten zu, diesmal durch#s Fenster und nicht per Handy, nur das erste Taxi bleibt verschwunden.
Macht nix, rufen wir halt die Kinder an. Schliesslich haben wir beiden ein Handy gestiftet, sogar mit Telefonkarte, und dazu das Angebot, die Gebühren zu übernehmen, damit das Kind ja immer erreichbar ist und in kritischen Situationen jederzeit Hilfe sofort zu Stelle ist. Deswegen sind die Kontakte der Telefone auch vorbelegt mit allen erdenklichen Nummern von Papa, Mama, Nachbarn, Assistentinnen, Freunden etc, damit bloss nix schiefgeht. Also sind wir bestens gerüstet. Dachten wir. Dass das Kind sein Guthaben mit SMS verdaddelt und dann nicht sagt, dass die Karte leer ist, kam in unseren Notfallszenarien nicht vor. Und dass ein Handy im Flugmodus auch noch problemlos Temple Run spielt, und damit seine Hauptfunktion erfüllt, haben wir auch nicht einkalkuliert. Auf deutsch: erstens waren wir naiv und zweitens können wir die Kinder nicht anrufen.

Während der Fahrt ist unser Taxi auf einmal abgebogen, und das zweite geradeaus weitergefahren, aber das war dann das Problem Prio 2. Prio 1 waren Oma und zwei Mädels mit nicht erreichbaren Handys irgendwo in Xi An, ohne Adresse, ohne Chinesischkenntnisse und mit wenig Englisch. Wenn das jetzt schiefgeht, und wir erzählen die Geschichte hinterher, wo auch immer, würden wir mildernde Umstande bekommen?

Um es kurz zu machen, wir haben irgendwann die Jugendherberge erreicht, fast zeitgleich mit dem zweiten Taxi, und 2 Minuten später das dritte Taxi. Aus dem 3 fröhliche Familienmitglieder ausgestiegen sind und nicht verstanden haben, wo das Problem ist. Morgen gehen wir zuerst das Guthaben aufladen.

Das Qixian Youth Hostel in Xi An ist übrigens äußerst empfehlenswert, es liegt in alten Hutong Gebäuden in der Altstadt und gehört zu den 10 spektakulärsten Hostels der Welt, zusammen mit z.B. dem Schiff in Stockholm. Wer nach Xi An will, eine heiße Empfehlung für eine nette, saubere und zentral gelegene Unterkunft.

26.03.2013 – Singapur

Samstag, 06.04.2013

Es ist ganz einfach, wenn es draussen schwülheiss und drinnen saukalt ist, dann ist man entweder in New York oder in Singapur. In New York ist das nur im Sommer so, in Singapur immer. Für den Aufenthalt in geschlossenen Räumen ist ein Pullover Pflicht, draussen besser T-Shirt und kurze Hose. Lamborghinis, Ferraris, BMW M3 und vor allem Ducatis sind gut vertreten, bei einem Speed Limit von 90 km/h wird die Singapur Version vermutlich nur mit dem ersten Gang ausgeliefert. Das Nummernschild kostet ca. 80 T€, verfällt dafür nach 10 Jahren, und da halte nochmal einer die Shanghai Regelung für teuer. Das ist auch der Grund, warum es keine alten Autos gibt, nach 10 Jahren wird alles nach Vietnam oder Thailand verkauft, ein zweites Schild ist schlicht unwirtschaftlich. Schnell fahren kann man hinter der Stadtgrenze, in Malaysia, da ist es zwar auch verboten, aber das Ticket ist mit ca. 20 € günstig. Und dann haben alle was davon, die einen rasen geradeaus, und die anderen kassieren.

Wir waren in der Früh im botanischen Garten laufen, hatten wir schon, jede Chance nutzen. Obwohl es wirklich ein Garten ist, das Gefühl es eher wie im Treibhaus: es riecht stark nach den Pflanzen, ist 28°C warm bei 90% Luftfeuchtigkeit. Um halb sieben ist es noch dunkel, aber schon recht voll, offensichtlich ist das die Morgenläufer-Meile.

Einen Safaripark gibt es auch in Singapur: auf fast freier Wildbahn ohne erkennbare Zäune gibt es Elefanten, Hyänen, Giraffen etc. Echt nach Singapur Wildlife Experience fährt man entweder mit einer Bahn durch oder läuft auf geteerten Wegen. Den Weg der Bahn kreuzt man dabei auf einem Zebrastreifen bewacht von 2 Uniformierten! Singapur ist gut organisiert, sehr ordentlich, und das Essen hat eine immens hohe Qualität. Wer mal die Chance hat, dort einen Tag zu verbringen, sehr empfehlenswert. Nachts waren wir im Kneipenviertel, es gibt einen Meeresarm durch die Stadt, an dem sich die Kneipen aufreihen, angesichts der Kneipen, der Szene und der Gebäude kann man New York vergessen, der Bär tobt hier.

16.03.2013 - Business

Samstag, 06.04.2013

Der Mensch ist ja nie mit dem zufrieden, was er hat. Alle, die die 11 Stunden Holzklasse fliegen, finden die folgenden Bemerkungen wahrscheinlich merkwürdig, dennoch: In der Businessclass mit China Eastern zu fliegen ist eine echte Einstimmung auf China. Es ist wie China. Deutsche Zeitschriften? Wozu? Das kann die Stewardess sowieso nicht lesen. Das gleich gilt für deutsche Filme. Kann man noch verkraften, bemerkenswerter ist, dass man als Flug-Gast eindeutig stört. Die Essensauswahl verläuft wie im chinesischen Restaurant. Das Mädel (eines der Merkmale in Asien: es sind immer Mädels) hält einem die chinesische Karte unter die Nase, und will die Antwort sofort! Aus ihrer Sicht ist es kleinlich und zeitraubend, dass ich die deutschen oder englischen Seiten suche, und dann noch überlegen muss. Wenn die Zeit gekommen ist, das Essen abzuräumen, dann ist das so, ob ich aufgegessen habe oder nicht. Den Kaffee gibt es auf 2x, die eine Hälfte in der Untertasse, den Rest in der Tasse. Was kann sie dafür, dass sie auf dem Weg ein wenig ins Wackeln geraten ist. Klingt alles etwas arrogant, weiss ich, ist aber original welcome to China. Wer nochmal die Servicewüste Deutschland propagiert, einfach mal 2 Wochen nach China fahren.

Diesmal war es ein besonderer Flug, meine Schwiegermutter ist mitgeflogen, deswegen ist mir das vermutlich nur aufgefallen: Das MU-Madel findet es komisch, dass die Dame kein Chinesisch und kein Englisch kann, steht doch alles da. Sie drängelt tierisch, wenn ich übersetze oder erkläre, stimmt, bei 11 Stunden Flug wird die Zeit schnell knapp. Und wer in der Business eine zuvorkommende Behandlung, kalten Weiss- und warmen Rotwein (mei you) erwartet, der ist anscheinend von gestern oder unflexibel. Vermutlich sollte jemand, der nicht chinesisch kann, aus deren Sicht einfach mit jemand anders fliegen.

Mit diesem Mitflug beginnen jetzt die Besuche. Wir waren immer gespannt, wieviele derer, die uns auf jeden Fall besuchen wollten, dann tatsächlich kommen. Die nächsten 3 Wochen haben wir schon mal Familienbesuch. Für uns ist es spannend, was unser Besuch zu Shanghai sagen wird. Vieles empfinden wir bereits als normal, wir sind schliesslich jetzt Insider, zumindest so ähnlich.

Einer meiner Kollegen hat in dem Zusammenhang vorgeschlagen, unserer Personalabteilung das Buch ‚Und in China essen Sie den Mond‘ zu schenken. Denn sie wissen nicht, was sie tun, oder auch, sie können es sich einfach nicht vorstellen. Das Buch beschreibt amüsant das erste Jahr einer deutschen Expatfamilie mit Kind in Shanghai, und es stimmt wirklich. Leser dieses Blogs können sich das Buch zwar sparen, die Stories sind weitestgehend die gleichen (ich habe nicht abgeschrieben!), aber wer will: es ist einfach und schnell durchgelesen und für ein paar Lacher gut.

05.03.2013 - 1

Samstag, 06.04.2013

Hier bin ich wieder, sorry für die schöpferische Pause, die letzten Wochen war ich war kaum zu Hause (kommt noch), und hatte einfach keine Zeit.

365 Tage sind genau jetzt um, yes, ein Jahr in China! So schnell geht’s, und schon ist’s rum. Vor genau einem Jahr bin ich in Shanghai gelandet, und die Mischung aus Doku-Soap, Komödie, Lustspiel und Drama nahm seinen Lauf. Lustigerweise verbringe ich meinen ‚Jahrestag’ in Deutschland, in einem Hotel mit einem Chinarestaurant mit dem geistreichen Namen Shanghai! Ich war letzte Woche in Japan, jetzt fuer 2 Wochen in Deutschland, und dann gibt’s noch 4 Tage iSingapur, also feiere ich den Jahrestag im Ausland. Klingt nach Klischee, und ist es vermutlich auch, dennoch: die Zeit ist irre schnell vergangen. Wenn das gefühlt so weitergeht, dann ist die Zeit rum, bevor ich es richtig bemerkt habe. Das war das erste Drittel, wie beim Eishockey.

Ausser Arbeiten und Freunde besuchen nutze ich die (europäischen) Auslandsaufenthalte für so wichtige Dinge wie Laufen bei sauberer Luft und Prüfen meines Facebook Accounts, beides in Shanghai nur bedingt möglich. Die Luft ist inzwischen kontinuierlich giftig, und die Great Firewall kann man zwar untertunneln, nur funktioniert das bei mir nie. Übrigens ist auch die Webseite des einzigen deutschen Fernsehsenders in Asien nicht zugänglich: Deutsche Welle Asien. Habe ich nur durch Zufall gemerkt, weil ich mir das Fernsehprogramm im Internet ansehen wollte. Also weiter Überraschungsfernsehen (leider ist das Programm so schlecht, dass es keine echte Option ist)!

Als zweites folgt die Königsdisziplin für den China-Heimaturlauber: Einkaufen. Wie immer, mit zwei Koffern nach Westen, einer voll einer leer, und mit zwei vollen wieder nach Osten. Inhalt? Anzüge, Schokolade, Kaffee, Duschgel, Lebensmittel. Anzüge!? Wo das doch in China so billig ist? Stimmt, aber das gilt auch für Qualität und Passform. Von wegen und massgeschneidert. Als klassischer männlicher Einkäufer will ich in den Laden gehen, anprobieren, zahlen und gehen. Jegliches Dran-Rum-Machen bzw. Ändern ist mir ein Graus, und ohne geht’s meistens nicht. Also eben im Westen. Einen ähnlichen Wert wie Edelmetall haben Parmesan, Backpulver, Nutella und Käse, das werden simple A-El-De-I-Artikel zu begehrenswerten Luxusgütern. Unsere Kinder haben einen eineindeutigen Wunsch: Schokolade, so viel wie die Gepäckgrenze hergibt. Es wäre ein Geschäftsmodell, für Expats ein Schokoladenabo anzubieten, ähnlich dem Bio-Gemüsekorb des Biobauern: jede Woche gibt es 7 Tafeln mit stochastischer Geschmacksauswahl frei Haus geliefert. Vielleicht greift das mal einer auf, ich weiss schon, wer das erste Abo abschliesst.

Aber zurück zum Thema: ein Jahr ist um, schade oder Hurra? Weder noch! Es war spannend, ich möchte (fast) keins der Erlebnisse missen, und ich hab’s ja nicht anders gewollt. Ich bin gespannt, was jetzt folgt, schliesslich bin ich ja jetzt Profi mit über einem Jahr Erfahrung!