Berichte von 05/2013

28.05.2013 – Fisch 2

Dienstag, 28.05.2013

Das Wetter hier ist ähnlich ungewöhnlich wie in Deutschland (Schneefallgrenze 600 m): nach der Hitzewelle ist es jetzt wieder kühl, also nur noch 25°C.

Und wir sind alleine zu Hause, die Mama ist in Deutschland. Also allein sind wir ja nicht, wir sind eher zu dritt allein, also zu dritt. Aber doch allein mit der Ayi, dem Fahrer und den Hausaufgaben, irgendwie. Und weil wir so allein und nicht wirklich lebensfähig sind, wurde die Ayi angewiesen, noch bevor wir verlassen wurden, für uns zu kochen. Und zwar fleischlos, wie von einem Teil intensiv gefordert. Und das hat sie auch gemacht: Gekocht, kein Fleisch. Am Abend lag ein eher kleiner aber ganzer Fisch in einer braunen Sosse im Teller, wie ein Fisch halt so aussieht, Kopf, Schwanz, etc. Unser fleischloses Teenieessen. Kommentar: Ess ich nicht. Vermutlich hätten wir den Test eh nicht bestanden, da wir in verteilten Rollen das Fleisch vom Rumpf gegessen, Kopf und Flossen aber unangetastet gelassen haben. Wo der Kopf doch das beste ist, heute in der Kantine gab es extra Fischkopf, bis auf die Hauptknochen kann man ja alles essen, besonders gut sind die Bäckchen (kennen wir) und die Augen (!?). Ich bin nur froh, dass ich morgen nicht zu Hause bin, wenn sie den höchstens halb gegessenen Fisch entdeckt, wahrscheinlich kocht sie nie mehr Fisch für uns.

24.05.2013 – und es ist zu heiss…

Samstag, 25.05.2013

Bekannt ist das Spiel: heute schon die Heizung einschalten, oder erst morgen? Wir haben noch eins: heute schon die Klimaanlage einschalten? Die Temperaturen steigen eindeutig über 30°C, nachts ist es noch bei 24°C. Also kann man theoretisch durch entsprechendes Fensteröffnen den Luftaustausch nutzen (es geht auch ohne Festeröffnen, aber halt nicht so schnell). Wenn da nicht die Mücken wären. Unsere Fliegengitter sind halt nur teilweise dicht, wie soll es anders sein, und die chinesischen Mücken haben eindeutig einen darwinschen Evolutionsschritt hinter sicher: sie finden die Risse am Rand zielsicher. Also hat die ganze Familie Mückenstiche. Angeblich ziehen Expats deshalb genervt nach 3 Jahren in Hochhäuser, allerdings mindestens in den 8 Stock, habe ich mir sagen lassen, denn dann gibt es keine Mücken mehr. Bis auf die, die Aufzug gefahren sind.

22.05.2013 – Fisch

Samstag, 25.05.2013

Ich bin wieder mal in Japan, und stelle fest, einfach Fisch essen geht nicht. Man muss genau wissen, von welchem Teil des Fisches, das bestimmt den Fettanteil und damit den Genuss, mager ist gar nicht so gut. Und dann wird der Fisch mit Millilitern Sojasauce, Milligramm Kräutern etc in Verbindung gebracht, und dann ist es prima. Ich glaube, mir fehlt als Geschmackslegastheniker dazu das Training und die Sensibilität. So fein kann ich gar nicht unterscheiden. Ich fand das Sushi einfach super, aber das ist genau genommen viel zu oberflächlich.

Eine weitere Neuheit: Bier, das bei -5°C getrunken wird, http://www.thebeerreporter.com/beer-news/kirins-new-ichiban-shibori-frozen-draft/. Angeblich wird es so runtergekühlt, dass es tatsächlich so kalt ist, und der Schaum friert dann, quasi ein Häagen Dasz Bier. Stimmt aber nur bedingt, ich schätze mal Trinktemperatur +5°C, und der Schaum eher normal. War wohl nix. Vielleicht beim nächsten Mal.

21.05.2013 – neues aus der Zeitung

Samstag, 25.05.2013

Neben den täglichen Klassikern wie korrupte Funktionäre und Gift im Essen (ganz aktuell: grosse Mengen Cadmium im Reis, und ein wenig in Flussfischen, bloss gut, dass hier nicht so viel Reis gegessen wird) eine Randnotiz: Shanghais Rolltreppen sind gefährlich! Anscheinend können sich lange Kleider darin verheddern, von zwei akuten Fällen wird berichtet. 2 aus geschätzt 6 Mio Frauen, das ist ungefähr so signifikant wie die offiziellen 33 H7N9 Fälle in der 23 Mio Stadt. Aber keine Sorge, die Treppen werden jetzt umgebaut. Ist ja immer gut, wenn etwas für die Sicherheit getan wird, was mir nur nicht einleuchtet: wer trägt in Shanghai lange Röcke? Muss eine Touristin gewesen sein, vermutlich Studiosus Reisen.

18.05.2013 – Zulassung

Sonntag, 19.05.2013

Moped die wievielte? So langsam habe ich das System verstanden, es hilft mir nur nix. Da es keine neuen Motorradzulassungen gibt, bekommen Motorräder eben alte. Es gilt das Gesetz der Antiquitäten, sie werden mit der Zeit immer weniger und teurer. Das wird genutzt, mit den Dingern wird echter Handel betrieben. Blöderweise ist die Farbe in der Zulassung festgeschrieben, und um nun legal zu sein, braucht man eine bestehende Zulassung mit der richtigen Farbe, in meinem Fall weiss. Und an die kommt mein Händler offensichtlich nicht dran. Er kann nur schwarz oder oliv. Inzwischen habe ich eine Quelle, die viele Zulassungen auf Lager hat, und sie mir frei Haus für stolze 10 Scheine anbietet, Erledigung in 2 Tagen. Also habe ich begonnen, mit beiden zu verhandeln. Wie immer, Chinesen sind sehr schnell im Erkennen von Absichten, jetzt habe ich eine Zulassung mit richtiger Farbe im Angebot, bei der allerdings im Computer der Zulassungsstelle ‚schwarz‘ steht. Ist das nun legal, halb legal oder nicht legal? Wo doch jeder weiss, dass man in China bloss nix scharz-weiss sehen soll, eher grau. Vielleicht sollte ich das Moped grau spritzen lassen? Und nun der Knüller, angeblich gibt es diese Woche eine Zulassung! D.h., nächste Woche könnte ich fahren! Ihr dürft gespannt sein.

Wer jetzt übrigens in Echtzeit bis hierher mitgelesen hat, kann nochmal zurück zum 27.04. blättern. Ich habe ein paar Bilder eingefügt, das ging mit dem iPad nämlich unterwegs nicht.

 

17.05.2013 – Tierliebe

Sonntag, 19.05.2013

Ob man es glaubt oder nicht, die Expat-Mütter suchen nach Beschäftigung, die sie entweder an der Schule oder im Fake Market finden, oder in der Rettung hilfsbedürftiger Tiere, vorzugsweise Katzen. Da steigt schon mal eine Mutter in eins der vielen stehenden (!) Gewässer hier, um eine Katze vor dem Ertrinken zu retten, frisch geworfene Katzen vom Compoundeingang werden mit nach Hause genommen, und streunende Katzen werden zwecks Schutzimpfung zum Tierarzt gefahren. Eine Mutter hat sich soweit engagiert, dass sie eine streunende Katze zum Tierarzt gebracht hat, um sie sterilisieren zu lassen. Ein paar Tage später hat sie herausgefunden, die Katze gehört zum übernächsten Nachbarn im Compound! Kein Witz.

Wem Katzen als Bechäftigung zu langweilig sind, der konzentriert sich auf Shopping. 2x im Jahr gibt es die Carrefour Weinaktion: alles 20 bis 30% billiger, kollektiver Kaufrausch mit französischer und chinesischer Unterstützung. Wir waren natürlich wieder dabei, schliesslich ist Wein neben Nutella und Käse hier ein begehrtes Luxusgut. Mitten im Probieren sind wir mit dem Chef des hiesigen Carrefour ins Gespräch gekommen, er hat uns seine Geheimtips bzw. Entdeckungen verraten. Allerdings erst, nachdem unser Einkaufswagen schon voll war. Das Ergebnis hat dann so gerade noch in unseren Kleinbus gepasst.

Warum zeige ich das? Natürlich nicht, um unseren unmässigen Weinkonsum in den Blog zu stellen, nein, es soll all die Unentschlossenen ermuntern: wer uns besuchen kommt, darf mittrinken. Und wer uns ein Glas Nutella und ein Kilo Kaffee mitbringt, ist auch herzlich zum Frühstück eingeladen.

 

11.05.2013 – Missverständnis

Sonntag, 19.05.2013

Warum auch immer, vor dem Heimflug ist unsere Tochter am Flughafen umgekippt. Die Reaktion war wie erwartet, viele schauen unbemerkt, warum da ein Kind bewusstlos auf dem Boden liegt, aber keiner hilft. Wir haben’s gemerkt, als wir uns während des Eincheckens mal umgedreht haben. Also habe ich an der Information gefragt, ob es sowas wie eine Krankenliege gibt, immerhin heisst das Guilin International Airport. In gar nicht so langer Zeit waren 6 chinesisch sprechende Weisskittel da, haben den Blutdruck gemessen (60/110), und sind wieder gegangen. Gibt es hier irgendwo ein Bett (das chinesische Wort für Liege kenne ich nicht)? Antwort: Meiyou, sie muss dann in die Klinik. Will ich nicht, ich will ja schliesslich in 2 Stunden fliegen, also nutzen wir weiter den Fussboden. Beim Rumlaufen habe ich dann zufällig die Krankenstation entdeckt. Und da ich ein wenig sauer war, erstens gefragt, ob sie sich jetzt hier hinlegen kann, und zweitens, warum sie mir das nicht gleich gesagt haben!! Antwort, hätten sie doch, Klinik!

Jetzt bin ich über ein Jahr hier, und laufe immer noch rum wie der Analphabet, ich kann nix lesen, wenig sagen, und noch weniger verstehen. Und ich befürchte, das wird bis zum Schluss mehr oder weniger so bleiben.

Wir sind übrigens ganz gut heimgekommen, der Kreislauf hat sich wieder erholt.

 

09.05.2013 – Menü mal andersrum

Sonntag, 19.05.2013

 Neben Radeln muss man dort Bootfahren, geht aber leider nicht, der Fluss ist durch den Regen 2 m höher als sonst und eine braune Brühe, Schifffahrt eingestellt. Normalerweise kann man angeblich sogar Schwimmen, aber nicht sicher jetzt.

Was macht man, wenn einer Geburtstag hat? Richtig, Essen gehen. Und wenn es mitten in China einen französischen Koch gibt, dann dorthin. Es gab richtige mehrgängige Menüs auf der Karte, alles klar. Woran ich nicht gedacht hatte: Ich wollte ein chinesisches Gericht im Menü haben, was passiert? Genau, in China ist die Reihenfolge ja egal, also gab’s erst das chinesische Hauptgericht, das ist halt am schnellsten fertig, dann mittendrin die Suppe, und kurz danach den Salat. Der wird immerhin nicht kalt. Ich hab’s gelassen, auf der Reihenfolge zu bestehen, es hätte ausser einem kalten Hauptgericht und völligem Unverständnis eh nix gebracht.

 

08.05.2013 – Yangshuo

Sonntag, 19.05.2013

Genug Regen in den Reisterrassen, weiter nach Yangshuo. Die Bergstrasse zurück, mit einem kurzen Abstecher auf eine wirkliche Bergstrasse, besser unbefestigter Feldweg steil aus dem Tal raus. Warum? Durch den vielen Regen ist der Hang abgerutscht, und die eigentliche Strasse ist bis zum Nachmittag blockiert. Wir hatten aufgrund des Preisunterschieds kurz überlegt, statt privatem Fahrer mit dem Bus zu fahren, der hätte diesen Feldweg nicht nehmen können. Wieder mal was richtig gemacht.

Yangshuo ist ein Ort, den man an chinesischen Feiertagen besser meidet, wir haben uns deshalb die Woche nach den 1. Mai-Feiertagen ausgesucht, Golden Week ist wohl völliger Wahnsinn. Der Ort liegt zwischen den vielen Karstfelsen am Li Fluss, wenn man sich ein Fahrrad schnappt, kann man dem Rummel leicht entgehen. Die Stadt erinnert an Rimini, Fussgängerzone mit Massen an Restaurants und Läden. Nach den 1 ½ Wochen China intensiv waren wir stilecht im bayerischen Biergarten essen, Schweinshaxe, Bratwurscht und Schneider Weissbier, aber nicht weitererzählen.

Es gibt logischerweise viele Hotels, ein paar wenige deutsche, einige Holländer und Belgier! Das führt zu einer Nationalitätenkonzentration, auch genannt Ghettobildung: alle holländischen Reisenden landen beim Holländer, die Belgier beim Belgier, und die Bewohner eines deutschen Compounds aus Shanghai treffen sich geschlossen in einem Ressort. Ergebnis einer Self fullfilling prophecy: der erste fährt hin, behauptet es sei toll, und schon kommen die nächsten. Eins der Oranje Teile heisst Giggling Tree, wir wollten eigentlich unbedingt hin. Glücklicherweise waren wir nicht da. Mag ganz nett sein, ist aber ewig weit von der Stadt weg. Wir waren auch beim Holländer www.yangshuo-village-retreat.com, retreat heissen dort alle, war nur 20 Minuten zu Fuss von der Stadt weg und ist OK.

 

07.05.2013 - Tiantouzhai, Longsheng Guilin, 龙脊金田酒店

Sonntag, 19.05.2013

Kleiner Nachtrag: das 20 Kwai Frühstücksbuffet haben wir gestrichen, völlig ohne Zugeständnisse an die westliche Welt: kein Kaffee, dafür Reis, Nudeln, und gekochte Rüben. Dann lieber einen Kaffee am Flughafen.

Ab in die Reisterrassen. Der Hinweg wäre die Superreportage für jede Mopedzeitung: erst eine richtige Bergstrasse mit Pass und Kurven, dann eine Schotterstrasse in einem engen Tal entlang eines Flusses, teilweise durch den Regen der letzten Woche halb verschüttet. Ich kann mir schon vorstellen, wie man hier mit der GS mit automatisch verstellbarem Fahrwerk, Antischlupfregelung im vollautomatischen Geländemodus eine coole Fotoreportage abdruckt. Hier fährt man das mit dem schwarzen Santana.

Vom Parkplatz gilt es rund 40 min zu unserem Guesthouse zu laufen. In den Terrassen liegen kleine Dörfer, je 10 bis 50 Häuser, nur zu Fuss über Steinpfade mit vielen Treppenstufen erreichbar, mit Auto oder Moped geht nix. Unten stehen Frauen undefinierbaren Alters als Lastenträger, sie haben sich sofort unseres Rollkoffers angenommen. Was ist nun richtig? Als Westler die beiden Rucksäcke mit 25 kg selber tragen, schliesslich habe ich das immer schon so gemacht, oder wie alle anderen die Dinger für 4 € von einer der 20 bis 100 Jahre alten Frauen tragen lassen, schliesslich verdienen sie sich damit ihren Lebensunterhalt? Ich hab's selber getragen, und es war nicht so einfach, dem rasenden Rollkoffer auf diesem Steinpfad zu folgen. Ganz im Gegensatz zu einer chinesischen Familie: da sie kein Gepäck dabei hatten, haben sie ihr Kind, geschätzt 6 Jahre, von einer der Frauen tragen lassen. Wahrscheinlich ist das auch eine 3.000 Jahre alte Kultur.

Wir wohnen bei Hannah www.tianranju.info, auf den Lonely Planet Seiten sind wir drauf gestossen. Scheint untern den sogenannten Travellern der Tip zu sein, vorausgesetzt, man wohnt bei der richtigen Hannah, denn erstens ist sie inzwischen umgezogen, und zweitens ist ein erfolgreicher Name schnell kopiert. Offensichtlich ist uns das gelungen.

Abends haben wir noch eine kleine Runde zu den durchnummerierten Lookouts gedreht. Wir waren bei Nummer 2. Heute sind wir eingeregnet. Die Situation ist wie auf einer Berghütte, Warten auf besseres Wetter. Rein touristisch ist jetzt die weniger interessante Zeit. Die Reisterrassen sind trocken, oder besser nicht geflutet. In einem Monat sind sie voll Wasser, dann kann man die berühmten Spiegelfotos machen. Im Juli wird alles grün durch die wachsenden Reispflanzen, und im Oktober gibt es die Herbstfarben (heisst das dann rice summer?) und die Reisernte. Daher ist es mehr so der Chill out event, oder auf deutsch Nixtun. In Verbindung mit grüner Landschaft und sauberer Luft für Shanghai schon Event genug, man wird bescheiden. Shanghai hat aktuell einen AQI von 120, das ist immerhin nur knapp über gesundheitsgefährdend.

 

05.05.2013 - Zurück aufs Hauptland

Dienstag, 07.05.2013

In der Früh bin ich entlang der HGK Bay Laufen gegangen. Obwohl mein Magen noch nicht fit ist, und nicht viel drin ist, wollte ich mir das nicht entgehen lassen. Die Promenade beginnt an der Pier, gleich beim Hotel, immer direkt am Wasser. So kann man man mit Blick auf die Hochhauskulisse, das Wasser und die Schiffe vor sich hin laufen. Auf dem Hinweg kurz nach 7 war noch alles frei, auf dem Rückweg der Teil mit den Handabdrücken der chinesischen Schauspieler, einschliesslich Bruce Lee, schon ziemlich voll. Bis auf den 2,5 m breiten Streifen am Geländer. Dort stehen die posierenden Mädels (vorwiegend), rechts davon die dazugehörenden Knipser. Dazwischen ist alles frei, auf wie vielen Fotos ich jetzt wohl drauf bin?

Da wir teilassimilierte Schwaben sind, optimieren wir unsere Reisekosten, und fliegen nicht ab HKG sondern ab Shenzhen. Also per Taxi zum Busbahnhof, von dort mit dem Bus zur Grenze, über die Grenze laufen und weiter per Bus zum International Airport Shenzhen. Ob der Zeitaufwand die Ersparnis rechtfertigt, rechne ich jetzt lieber nicht mehr nach, das Busticket ist logischerweise auch nicht für umme. Aber gehen wir mal davon aus, dass es die richtige Entscheidung war. Der Rückweg klappt viel besser als der Hinweg, erstens weil mir nicht so kotzübel ist, zweitens kennen wir uns aus, und drittens waren tatsächlich die Anschlüsse schneller. 3 Std dauert der Spass aber doch, bis wir wieder im Reich der Mitte ohne FB und YT angekommen sind. Seit März gibt es ein Gesetz, dass die Mitnahme von Milchpulver aus HKG zum Mainland limitiert, s. Foto. Da Milchpulver in China verschrien ist, es jedoch die fast einzige Chance ist, Milch zu trinken, wurde es wohl massenhaft in HKG eingekauft, zu Lasten der heimischen Hersteller und der Verfügbarkeit in HKG selbst. Also wird das geregelt.

Unsere Ärzte haben übrigens geraten, wir sollten auch die Medikamente in HKG einkaufen, dort bekommt man verlässlich wirksame Originale... Da unser Weiterflug nach Guilin morgen Früh geht, und wir schliesslich Ferien haben, haben wir uns für die Anreise heute schon entschieden, und übernachten im Airport Hotel. Aus gutem Grund heisst es nicht 'international'. Dem fliessend chinesisch sprechenden Madel am Empfang konnte ich nur durch Vorlage der ausgedruckten Internetbuchung den Fluchtweg zu 'meiyou' abschneiden, sonst hätten wir ziemlich sicher auf der Parkbank übernachten müssen. Wenigstens gab's im chinesischen Restaurant eine Karte mit ein paar englischen Begriffen, das dazugehörende Western Restaurant hatte nämlich zu, hatte es jemals auf? Sie haben sich dann doch Mühe mit uns gegeben, nett ist trotzdem immer, wenn sie auf Zettel mit chinesischen Zeichen zeigen und uns fragend anschauen. Es steht doch schliesslich da! Erst ein kan bu dong führt langsam zur Erkenntnis, der Laowei ist überfordert. Wie auch immer, wir haben ein lustiges Abendessen gehabt, mussten mittendrin zahlen, und um 10 haben sie mitten im Essen das Licht ausgeschaltet, für den Fall, dass wir uns ihrer Arbeitszeitregelung nicht bewusst sind. Schluss mit lustig. Mal sehen, wie morgen das Frühstück wird, der Preis von 20 Kwai ist im Zimmerpreis enthalten.

 

04.05.2013 - Hongkong Victoria's Peak

Dienstag, 07.05.2013

Um ehrlich zu sein, so doll ist HKG nun auch wieder nicht. Wenn man nicht der chinesischen Lieblingsbeschäftigung nachgehen will, dem Powershopping, dann bleiben die sogenannten Sehenswürdigkeiten. Und wenn ich alles, was Tempel und Buddha heisst, abziehe, wird's dünn. Und Essen als zweite Hauptbeschäftigung fällt weiter aus, Xiamen sei Dank. 


Toll sind die Kneipenviertel wie Soho, es ist alles sauber, und damit eine für Westler gut aufbereitete Variante von China. Somit als Erholung oder Alternative sicher geeignet, und, zumindest derzeit, ohne den Singapur Treibhauseffekt. Der Knalleffekt jedoch bleibt aus.

Eine der Attraktionen ist der Gipfel. Man steht rund 1 Stunde an, fährt mit einer alten englischen (bei der Überarbeitung waren Schweizer dabei) Seilbahn rauf, kann 2,7 km um den Gipfel laufen, noch ein wenig höher auf eine Aussichtsplattform, dann stellt man sich wieder an und fährt runter. Hier können wir unsere U-Bahn Erfahrung gut nutzen, sonst würden wir jetzt immer noch anstehen. Die vielen Mainland Touristen kennen das englische Anstehen nicht, Drängelei auf Kindergartenniveau. Dafür bekommt man einen tollen Blick auf die Stadt, vorausgesetzt, es ist nicht so diesig wie fast immer. Der Rundweg würde einen guten Eindruck von der Inselwelt vermitteln, wenn endlich mal einer die Sicht frei schneiden würde. Er ist so zugewachsen, dass man überall sein könnte. Cool sind die zerfallenen Häuser, teilweise sogar zu kaufen, das wäre eine schicke Wohnlage. Vorausgesetzt, man kann das Anstehen an der Bahn umgehen und baut Schallschutzfenster ein. Die Geräuschkulisse hier oben ist ähnlich wie der mittlere Ring, so laut hört man die Schifffahrtsgeräusche aus der Bucht. Die Aussichtsplattform selbst ist eigentlich ein grosses Kaufhaus mit einer Dachterrasse, beides wie immer laut mit einem unheimlichen Gedränge und Geschiebe, auch hier gilt: einmal reicht.

Von wegen und Powershopping, am Schluss haben wir ein wenig mitgemacht und waren bei ping guo gong se einkaufen.

Nicht zu vergessen, Herr Müller Lüdenscheid hat in Hongkong die Ente zu Wasser gelassen. Wieder eines der ‚ich war überall auf der Welt‘ Projekte, Diesmal vom holländischen Künstler Florentijn Hofmann: www.florentijnhofman.nl/dev/, auch zu sehen unter www.spiegel.de/panorama/riesen-ente-schwimmt-im-hafen-von-hongkong-a-897769.html. Und wir durften dabei sein. Natürlich war das ein Riesenauflauf, und wieder ein Anlass für die Mädels, sich fotografieren zu lassen.

01.05.2013 - Xiamen

Dienstag, 07.05.2013

Xiamen liegt auf und in einer Inselwelt am Meer. Gegenüber die Pianoinsel, auf der aus den 20ern europäische Villen der damaligen Konsulate und Botschaften stehen, inzwischen meist verfallen. Wenn man über dem Ufer auf der Terasse von Fourbacks sitzt und sich das Verkehrschaos drunter wegdenkt, könnte man sich auch am Comer See befinden.

Die Terrasse ist die Loge für Schauspiel in 4 Akten. Es ist Maifeiertag alle haben frei, bis auf die Bauarbeiter (!), es ist irre viel los, und ein Laster hat wohl eine Frau angefahren, wobei, nix genaues weiss man nicht (1. Akt). Sofort bildet sich eine mittelgrosse Menschenmenge, zusammen mit wechselnd 8 bis 12 Polizisten, die im Wesentlichen eins tun: nichts. Ein Polizist filmt kontinuierlich, ganz offen, davon besonders immer eine Person (der Bösewicht? 2. Akt). Der Fahrer steigt nicht aus, muss er scheinbar nicht, versucht aber immer wieder, vorwärts oder rückwärts die Bühne zu verlassen. Darauf reagiert die Menge samt Polizei, indem sie sich geschlossen vor oder hinter den Laster stellen und durch dramatisches Festhalten das Wegfahren verhindert. Eine Frau (die Hauptdarstellerin?) steht dauerhaft trotzig vor dem Laster, während ein grosser Polizist mit schusssicherer Weste (der Held?) immer wieder auf den Bösewicht losgeht. Es kommt zu einzelnen Raufhändeln. Einzelne Polizisten betreten per Moped oder Zivilfahrzeug die Bühne und gehen wieder ab (3. Akt). Nach etwa 11/2 Stunden mit Bildung verschiedenster Grüppchen, Festhalten (Verhaften?) und Selbstbefreiung (der Respekt vor einer Uniform ist nicht besonders gross) teilt sich die Menge, und der Laster fährt davon (Abgang der Protagonisten, Ende 4. Akt und Schluss). Was jetzt wirklich vorgefallen ist und wie es ausgegangen ist? Kann man nicht sagen, es erschliesst sich der Langnase so wie eine Peking Oper. 

Den Tag haben wir mit Essen Gehen abgeschlossen. Die vielen Meeresgetiere, die es in Plastikschüsseln überall lebend zu kaufen gibt, wollten nicht alle von uns essen, also haben wir uns für ein schickes Lokal mit grossem Garten entschieden, Spezialität Schnecken. Angeblich die besten in ganz China, denn sie würden die Regierung beliefern. Meine Tochter hat Kartoffelbrei gegessen, und sich schon während des Essens übergeben, mich hat die Lebensmittelvergiftung am nächsten Tag ereilt. Wenn es so etwas in diesem Land gäbe, würde ich sagen, ich habe wohl von der Charge für die Opposition gegessen. Auf jeden Fall weiss ich, das war mein letztes Mal Schnecken, nicht nur in China. Mein Magen meutert jetzt noch, wenn ich dran denke.

30.04.2013 - Neues über China

Dienstag, 07.05.2013

Wieder mal was gelernt: Bauarbeiter in China sind nicht in der IG Bau. Soweit so gut. D.h. sie arbeiten rund 10 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, und ebenso an den Nationalfeiertagen, an denen sonst alle frei haben, ausser den Mitarbeitern der Geschäfte und Restaurants natürlich. Gewundert hat's mich schon, es zeigt wieder, dass das europäische Chinabild (Kulturpflege, Zen-Buddhismus, Ahnenverehrung und Yin Yang Lebensweisheiten) vielleicht etwas für deutsches Bildungsbürgertum als Zielgruppe für Yogakurse und Feng Shui (gesprochen: Fang Schu-ey) Bücher ist, mit der Realität jedoch wenig gemein hat. Urlaub haben Bauarbeiter sowieso keinen, d.h. tatsächlich: keinen! Sie werden einfach solange bezahlt, wie sie arbeiten, und zwar erst nach dem Abschluss der Arbeiten. Wenn die Strasse nach 3 Monaten fertig ist, dann gibt es das Geld. Da sie Essen und Bett gestellt bekommen, brauchen sie ja zwischendrin nix. Damit versteht man den Chinesisch Neujahrs Reisewahn umso besser, es ist das einzige Mal im Jahr, an dem sie die Familie sehen, unbezahlt natürlich. Und deshalb kommen viele aus diesem 'Urlaub' nicht zurück, jede halbwegs brauchbare Alternative ist besser. Es erklärt auch, warum das Bauen hier so schnell geht, und es erklärt auch, warum manches nicht so ganz perfekt ist. Wenn die Fachkraft aus Westchina lötet und schraubt, können die Fussbodenheizung oder das Gasrohr schon mal undicht werden. Dann soll er lieber die Klimaanlage anschliessen, da fliegt höchstens die Sicherung raus. Die täglichen Berichte von eingestürzten Gebäuden, die etwa 15 Jahre alt sind, könnten damit zusammenhängen.

Und noch einen habe ich gelernt: wenn ein sehr cleverer oder intelligenter Mensch früh stirbt, geht man davon aus, dass Gott ihn zurückgeholt hat: Er war zu gut/schlau, so dass die Gefahr bestand, er könnte hinter Gottes Geheimnis kommen. Deshalb hat Gott z.B. Steve Jobs zurückgeholt. Erfahren habe ich das, als ich erzählt habe, dass ein recht intelligenter Freund von mir leider früh gestorben ist. Für meinen chinesischen Kollegen war das nicht verwunderlich.

Und noch einen: Laut Zeitung bekommen ab diesem Monat alle Militärfahrzeuge neuen Kennzeichen. Mit so einem Schild sind einige Privilegien verbunden wie keine Strafzettel, keine Steuer und keine Mautgebühren. Anscheinend werden sie manchmal nicht ganz korrekt bei X5, Porsche etc. eingesetzt. Das Geschäftsmodell geht wohl so: jemand, der Zugriff zu solchen Schildern hat, lässt ein vom Staat bezahltes Oberklassemodell damit zu und vermietet es an eine Privatperson, lt Zeitung geht das für 80.000 RMB pro Jahr, vermutlich ist die Summe höher. Damit ist beiden geholfen, der eine bekommt etwas Geld, der andere ein paar Privilegien, zusätzlich vermittelt er die Botschaft, dass er einen einflussreichen Militär kennt. Dem soll jetzt ein Riegel vorgeschoben werden: alle Schilder sollen getauscht werden, bestimmte Automarken sind nicht mehr erlaubt (Bentley, Phaeton, Mercedes, BMW, Range Rover, Porsche, allerdings gilt die Regel nicht für SUV), und es wird kontrolliert; nicht vor Kasernen, sondern abends auf den Parkplätzen der Nachtclubs. Kritische Stimmen sagen, solche Anläufe gab es schon mehrfach und sie haben alle nichts geholfen, denn die normale Polizei darf die Rechtmässigkeit dieser Schilder gar nicht überprüfen. Und nicht vergessen, die Zahl der Fakeschilder ist vermutlich gleich hoch.

Von wegen und Schilder: Shanghai plant, Roller ohne Schild und mit Nicht-Shanghai Schildern aus dem Verkehr zu ziehen, da die Unfallzahlen immens hoch sind. Was heisst das für unseren Fuhrpark? Hier übrigens unser neues Ökogerät:

 

28.04.2013 - Hakka 2

Dienstag, 07.05.2013

Fortsetzung der 3-tägigen Hakkatour mit 2 Führerinnen und einem Fahrer. Alicia kommt aus der Gegend und spricht den hiesigen Dialekt (oder Sprache?), den Sophie genauso wenig versteht wie wir. Speziell ist unser Fahrer, Name unbekannt, er schafft es jedesmal, oben auf dem Hügel mit Tempo 30 anzukommen, und das mit einem 3 l V6 GL8. Warum? Er hat die Eigenart vieler Chinesen: alle 3 s nimmt er für 1 s den Fuß vom Gaspedal!?  In der Ebene ist das Dank Automatikgetriebe und Fahrzeugmasse wurscht, bergauf aus den gleichen Gründen eben nicht. Dummerweise ist die Gegend bergig. Jdesmal, wenn vor ihm ein auto ist, wird gehupt, und das ist ziemlich oft. Jedesmal vergisst er dann das Gasgeben, oder er nimmt den Fuss gleich wieder vom Gas, und so wird's nix mit dem Überholen, das passiert auch ziemlich oft. Also beginnt das Spiel von vorn. An der Windschutzscheibe prangt ein großes VIP Schild, das sich wohl auf ihn bezieht, seine 2 Handys klingeln ununterbrochen, die Geräuschkulisse ist enorm. Kritisch wurde es, als er auf der Autobahn links dauerblinkend und hupend bergauf bei 65 angekommen ist, und ihn andere aus Frust nach dem Rechtsüberholen so geschnitten haben, dass nur noch eine Vollbremsung den Zusammenstoß vermieden hat. Immerhin hat er das trotz telefonieren geschafft. Was übrigens in China eine Ausnahme ist, eigentlich regt man sich offiziell nicht auf, sieht nie hin, damit ist der andere quasi nicht da, und wenn man vorbei ist, lässt man die Situation unkommentiert stehen und bereitet sich auf die nächste vor, die meisst nur Sekunden entfernt ist.

Zusätzlich zu den Hakka Häusern, die als Museum oder Modell dienen, haben uns Alicia und Sophie in ein Dorf geführt, in dem die Leute einfach nur leben. D.h. mit allem Federvieh und Müll bewohnen sie das Riesenhaus. Laut Alicia, die aus dem Nachbartal stammt, ist das hier schon ganz schön arm. Leider liegt wirklich alles voller Müll, einschließlich Batterien und zerbrochenen Energiesparlampen, der nächste Platschregen wird es schon richten. Erstaunlicherweise ist das in touristisch aufbereiteten Häusern nicht anders. Sogar neben dem Hausaltar, auf dem Bilder, Räucherstäbchen und Figuren stehen, liegt drunter und daneben alles voll Müll, es scheint niemanden zu stören. Stellen wir uns vor, in der Kirche liegt neben und unter dem Altar weggeworfenes Spielzeug, Batterien, Lappen, kaputte Schuhe, etc.

Am Nachmittag stand Radeln auf dem Programm, cycle for 2 hours through the landscape, yeah! Jetzt wurde es wieder Chinesisch: Erstmal waren keine Fahrräder da, also Handy raus und telefonieren. Dann gab's welche, aber nur 2. Es könnten ja 2 von uns auf dem Gepäckträger sitzen? Wollten wir nun nicht. Also weiter telefonieren, vielleicht aus dem Nachbardorf. Das Mieten sei leider sehr teuer, 100 RMB. Die Botschaft laut Sender-Empfänger-Modell war: lasst es doch lieber! Aber wie das halt so ist, unsere Botschaft war: jetzt erst recht, ich will Radeln! Nach einer Stunde und viel telefonieren die Lösung: es würden 2 Fahrräder gekauft! Weil es schon so spät ist, sollten wir morgen Radeln. Auch OK. Doch auf einmal sind die Räder da: 2 Mini-Klappräder, ein Modell Mao von 1920 und ein Kaufhausmodell in gelb, 2 noch eingepackt. Alle wie immer in tiefster Sattelstellung, also perfekt für europäische Gundschüler. Aber: morgen müssen die Räder irgendwie zurück sein, also geht morgen leider nicht. Heute oder gar nicht, wieder Botschaft gegen Botschaft: also heute. Wie nun die Sättel in die Höhe bringen, also die 13er Mutter öffnen? Nach einigem Palaver, nicht verstehen (wollen) schliesslich: Es gibt einen 12er und einen 14er, das passt cha bu duo. Der chinesische Verleiher, also der Manager, macht sich natürlich nicht die Finger schmutzig, da muss der Laowei schon selber schrauben. Statt um drei sind wir um 6 losgefahren. Mein Fahrrad war quasi ein Fully, das Hinterrad war tatsächlich gefedert, der gesamte vordere Teil hat sich in jedem Schlagloch an der Grenze zwischen plastischer und elastischer Verformung bewegt, perfektes Dämpfungsverhalten. Nach immerhin 300 m ist leider die linke Kurbel abgefallen. Vermutlich wurde sie nach dem Kauf nur mit den Fingern festgezogen, und das reicht auch in China nicht. Deshalb gibt es heute im Dorf Hu Keng Zhen einen Chinesen, der noch vielen Freunden und Verwandten erzählen wird, wie 4 Langnasen aus dem nichts vor seinem Haus standen und um eine Zange gebeten haben. Und eine Langnase, die wieder eine Story für den Blog hat! Er hatte einen 'Engländer', wenn einer weiß, was das ist. Nett, aber für die Mutter einer Kurbel leider untauglich. Viel besser war die Spitzzange seiner Nachbarin, die sie mir ungefragt gebracht hat. Das ist das nette an China, in solchen Situationen sind die Leute gegenüber Ausländern aufgeschlossen, freundlich und hilfsbereit. Neben einer interessanten und überaus freundlichen Konversation auf Chinesisch hatten wir eine Kurbel, die immerhin fast 1 km fest war!

Soweit sind wir noch bergauf gefahren, dann hat es uns gereicht. Bergab zurück geht auch ohne Kurbel. Alle waren angeblich völlig überrascht, dass wir schon so bald wieder da waren. Der Verleiher fand es nun angemessen, dass ich ihm die Sättel wieder runterschraube, das war wohl die Bedeutung seiner wedelnden Handbewegung. Ting bu dong, keine Reaktion heisst: Mach's selber.

Übernachtet haben wir danach mitten in den Bergen, und ich glaube, chinesischer geht nicht mehr. Keine Langnasen, keine Buchstaben, einfach nur eine Kleinstadt, Wir haben ein Restaurant gefunden, am geöffneten Kühlschrank ausgesucht, was gekocht werden soll, waren im Kramladen daneben einkaufen, immer ein wenig unter Beobachtung, einfach mitten in China. Nach all den Touri und sonstigen Flugreisen eine Bereicherung, und es geht ganz einfach. Mit ein bisschen gutem Willen verhungert man nicht und findet ein Bier, manchmal sogar ein kaltes.

An dieser Stelle nach den vielen Bermerkungen zu Fahrstil (grauenhaft), Planung (nicht vorhanden), Umweltbewusstsein (hä?) und gegenseitiger Umgang (dich kenn ich nicht) eine nette Bemerkung: Viele Chinesen sind fröhlich, aufgeschlossen und nett. Wenn man ihnen lachend begegnet, lachen sie auch, versuchen zu helfen, und sie sind meisst freundlich. Immerhin sind wir ja die unkultivierten Ausländer. Schwierig wird es nur dann, wenn sich die Meinungen nicht decken, denn Konflikte untereinander werden nach bestimmten Riten verhandelt, mit Laoweis scheint es kein verfügbares Muster zu geben, und damit keinen erprobten Lösungsweg.

27.04.2013 - Hakka

Dienstag, 07.05.2013

Hakka?! Die Hakka sind ein chinesisches Volk in der Fujian Provinz, bekannt durch ihre aussergewöhnlichen Wohnhäuser. Hakka Häuser sind 3- oder 4-stöckig, gebaut als Kreis oder Rechteck mit einem Durchmesser oder einer Länge von 40 bis 50 m, und dem grossen Hof in der Mitte. Im Prinzip ein Reihenhaus in Kreisform. In so einem Haus wohnten 200 bis 600 Menschen eines Clans, je nach Größe, unten die Gemeinschaftsräume, oben die Wohnräume. Viele sind heute noch bewohnt, allerdings vorwiegend von den Alten oder Kindern. Die einen können nicht mehr, die anderen noch nicht gehen. Allen anderen ziehen entweder in ein modernes Haus, oder gleich ganz weg um zu arbeiten und Geld zu verdienen. Die Gegend ist nicht gerade ein industrielles Zentrum, sie ist eher zu vergleichen mit dem Friaul. Auch wenn solche Vergleiche immer ein wenig albern sind, ich glaube, das trifft es ganz gut. Die Landschaft ist hügelig und bewaldet, etwa 600 m hoch, kleine Dörfer und Bergstraßen (also ein ideales Mopedrevier ...). Wir freuen uns über die ruhige, Grüne Landschaft und die saubere Luft. Man kann einfach so im Wald rumwandern und durchatmen, allerdings gibt es kein Wegenetz. Typisch chinesisch gibt es gepflasterte Wege zu Aussichtspunkten in maximal 10 Minuten Entfernung, alles andere wäre nicht High Heels tauglich.

In der ersten ersten Nacht haben wir in so einem Haus übernachtet, eine nette Erfahrung, aber einmal reicht. Die chinesischen Touristen übernachten grundsätzlich im Hotel daneben, sofern vorhanden, nur die Langnasen stehen ja immer auf authentisch.

Das Gebäude besteht aus einer Lehm-Aussenwand, unten etwa 2,5 m dick, oben noch etwa 1 m. Auf der Innenseite bildet die galerieartige Holzkonstruktion einmal im Kreis rum die Räume, man läuft auf der Innenseite entlang, davon gehen die Zimmer ab. Das Ganze ist als Burg gegen Feinde gebaut, daher haben nur die obersten Stockwerke Fenster nach aussen. Jedes Haus hat eine Achillesverse, an einer Stelle ist die Wand nur wenige Zentimeter dick, der Notausgang. Ein wohlgehütetes Geheimnis, damit der Feind ha nicht die Stelle erkennt. Wir hatten sogar ein Bad, und mussten nicht wie damals die Gemeinschaftswaschräume unten im Hof benutzen, also gar nicht so authentisch. Im Bett war über dem Holzbrett ein Laken gespannt, Das letzte Mal, dass ich so hart geschlafen habe, war auf einer Hütte im Ötztal, wo ich die Nacht auf dem Holztisch im Gastraum verbringen musste.