Berichte von 11/2013

15.11.2013 – Schule

Sonntag, 17.11.2013

Heute waren wir zum Social Event in einer Middle School, der groessten in Jiading, 1.500 Schüler. Den ganzen Nachmittag auf dem Sportplatz bei einem AQI von 220, was eigentlich gar nicht mehr geht. Wir wollten mit den Schülern gemeinsam lernen und spielen, und es war super. So ein Event folgt natürlich klaren Regeln, wer wem wann etwas sagt und wann und wie Gastgeschenke ausgetauscht werden. Dann gab es eine Diabolo Vorführung, die Schule ist bekannt dafür, bei der die Schüler jeden Strassenkünstler locker abgehängt hätten. Und danach haben wir uns mit so lustigen und für Europäer ungewohnten Spielen wie Wasserbecherstaffel (der volle Becher wird mit den Zähnen gehalten), Luftballonplatzen (2 Mann/Frau heben eine/n hoch und setzen ihn/sie auf den Luftballon, bis er platzt), Reifentreiben und Fahrradrennen (der langsamste gewinnt) mit den Schülern die Zeit vertrieben. Das Spiel mit dem Metallreifen konnten übrigens die ‚Alten‘ am besten, die Schüler haben sich nicht besser angestellt als wir. Beim Fahrradfahren waren wir klar im Vorteil, die meisten chinesischen Kinder können nämlich gar nicht Radln, das ist wohl eine Fortbewegung von damals, über die man heute hinausgewachsen sein sollte. Dabei wäre es eine einfache Methode gegen Luftverschmutzung. Die Kinder können Englisch, wenn auch mit kaum Übung im Sprechen, sind jedoch unheimlich aufgeschlossen. Wir haben alle Fragen nach wieviele in deiner Familie, woher kommst du und wie heisst du geduldig beantwortet. Die meissten waren übrigens auch 4 in der Familie, hätte ich nicht erwartet. Es war superklasse, das machen wir nochmal.

14.11.2013 – Heizung

Sonntag, 17.11.2013

Es ist immer dasselbe, der Sommer ist vorbei, es wird kalt, wir wollen heizen. Also schalten wir die Heizung ein, oder besser: den Warmwasserboiler, der mit den Rohren in unserem Fussboden verbunden ist. Denn wir haben ja ein Haus mit Fussbodenheizung. Nur, wie jedesmal, er lässt sich nicht einschalten. Also wieder den Vermieter anfunken, damit er den Shifu beauftragt, damit der… Schon am nächsten Tag war der Ingenieur da, aber nur kurz, hat dann irgendwas Chinesisches gesagt, und weg war er. Der Boiler ging, aber im Haus blieb es dennoch kalt. Weil irgendwas kaputt ist, was er erst besorgen muss, nächste Woche, hat sich dann rausgestellt. Was er uns verschwiegen hat: zur Sicherheit hat er dem ganzen Haus das warme Wasser abgedreht, ohne Vorwarnung. Jetzt haben wir nicht nur keine Heizung, wir können auch nicht Duschen, sauber! Warum auch immer habe ich wenig Zutrauen in den Shifu, der den Fehler beheben soll. Ausgestattet mit einem Firmenfahrzeug (Elektroroller), Spezialwerkzeug (Hammer) und mobiler Onlinekommunikation (Handy) taucht er unangekündigt aus dem Nichts auf, und verschwindet nach 10 min im Nichts. Manchmal leiht er sich auch Werkzeug, wobei er Schlitzschraubenzieher für Kreuzschlitzschrauben und Beisszangen für Muttern bevorzugt. Ich glaube, es ist ein notwendiges Ritual, das es Feng Shui Maessig zu durchlaufen gilt. Heizungen und Klimaanlagen kann man nicht einfach so einschalten, dazu gehört umfassendes Handauflegen durch einen Shifu.

13.11.2013 – Zhongwen hen nan

Sonntag, 17.11.2013

Wegen allem möglichen fällt mein Unterricht dauernd aus, meistens, weil ich nicht in Shanghai bin. Meine Sprachkenntnisse sind immer noch frustrierend bescheiden und werden nicht wirklich besser. Jetzt stolpere ich über die vielen gleichen dian und jian, die ich nicht auseinanderhalten kann. Also habe ich ernsthaft erwogen, die Zeichen zu lernen. Denn die sind eineindeutig, zumindest in 90% der Fälle. Was sagt meine nette Lehrerin: wie lange ich noch hierbleiben wollte? 1 ½ Jahre? Dann sollte ich es vergessen. 3 Jahre? Dann gibt sie mir eine Chance! Super Aussichten. Ich habe die Entscheidung erstmal vertagt.

Etwas Nettes habe ich gelernt, manchmal ist die Sprache ein bisschen logisch: Yuè heisst Monat und auch Mond. Warum: weil der Mond in einem Monat einmal um die Sonne kreist. Rì (gesprochen als kehliges schre) heisst Tag und auch Sonne, da, genau, einmal rum ist ein Tag. Und deswegen heisst Rì běn日本auch Japan (das ben ist aber nicht das von dumm wie bei Ben zi = Mercedes-Benz = der, der dumm stirbt!), das Land der aufgehenden Sonne, mit der Sonne auf der Flagge, da die Japaner hier in der Gegend als erste die Sonne aufgehen sehen (bissiger Kommentar meine Lehrerin: das glauben sie zumindest). Kann ich mir jetzt gut merken.

Was nichts mit Chinesisch zu tun hat: die Downloadzeiten sind im Moment unterirdisch, die ganze save.tv Arie macht gar keinen Sinn, da wir die Filme einfach nicht aus der Cloud auf den Rechner bekommen, 8 kB/s sind die Regel, vielleicht sollten wir USB Sticks per Brieftaube verschicken.

11.11.2013 – Single Day

Sonntag, 17.11.2013

In Deutschland beginnt heute der Fasching, hier ist Single Day. Wegen Single = 1 ist das der 11.11., mit seinen kleinen Brüdern, dem 11.01. und dem 01.11. Dazu noch den Super Single Day 11.11.2011, aber der kommt so schnell nicht wieder. Was passiert am Single Day? Es gibt jede Menge Discount bei online-Käufen über Taobao, dem chinesischen Ebay. So klemmen sich alle Kaufwütigen um 0 Uhr ans Internet und steigern bzw. kaufen, was sie sich schon immer gewünscht haben. Laut Statisitik aus der Zeitung: Umsatz in den ersten 55 s 100 MioRMB, in den ersten 6:07 min (!) 1 MrdRMB und in den ersten 8:42 Stunden 12,1 MrdRMB, insgesamt 35 MrdRMB. Am Dienstag morgen waren vermutlich deshalb alle unausgeschlafen, ich bin auf dem Weg in die Arbeit an 5 Unfällen vorbeigefahren. In Bayern würde man sagen: Fön, hier ist es der Single Day. Und nicht nur für Singles, nein, für alle. Und woher kommt der Single Day? Der Besitzer von Taobao hat ihn eingeführt. Keine schlechte Idee.

08.11.2013 – AQI 264

Sonntag, 17.11.2013

Eine Woche Peking, bei einem blauen, klaren Himmel und einer Sicht, wie ich Peking noch nie erlebt habe. Es war schwer, weiter zu arbeiten anstatt Fotografieren zu gehen.

Auf dem Rückweg habe ich am Flughafen meine Jacke im Taxi liegen lassen, und noch schlimmer, ich habe es erst 1 Stunde später gemerkt. Um vorzugreifen: ich habe sie wieder. Hohes Lob auf die Pekinger Taxifahrer, die ich noch vor einiger Zeit verflucht habe. Ich hatte die Fapiao, die offizielle Steuerquittung mit dem roten Stempel. Auf der stehen die Zulassung des Taxis, die Nummer des Taxiunternehmens und dessen Telefonnummer. Dort angerufen, und sie haben mir die Jacke 3 Tage später nach Shanghai geschickt. Ich hätte nie geglaubt, dass ich das Ding jemals wieder sehe, schliesslich haben Pekings Taxler nicht den besten Ruf. Also Kommando zurück, ich behaupte das Gegenteil.

Peking hatte diese Woche gutes Wetter mit einem AQI um die 70, Shanghai dagegen den schlimmsten Tag seit langem, AQI 264. Dabei sind die Shanghaier ganz froh, in Shanghai zu sein, weil es da ja besser ist. Die ersten Expats verlassen inzwischen Peking, um der schlechten Luft zu entfliehen, und gehen nach Shanghai. Das gilt auch schon für weitere Städte wie z.B. Changchun, die Chinesen fühlen sich dort nicht mehr so wohl. Hinter vorgehaltener Hand werden die zunehmenden Raten bei Lungenkrebs diskutiert, in der Zeitung steht der jüngste Fall aus Peking, ein 8 Jahre altes Mädchen. Dann also lieber Shanghai mit nur 264, klingt doch viel besser.

Es daher gar nicht mehr so schlimm, dass ich beim Shanghai Marathon nicht mitlaufe, wer mag schon unter diesen Bedingungen trainieren. Als Massnahme hat die Stadt ein Warnsystem eingeführt: wenn der AQI 12 Stunden über 200 liegt und für die nächsten 24 Stunden keine Besserung zu erwarten ist, gilt der Heavz Pollution Alert. Bei 6 h über AQI 300 gibt es den Severe Pollution Alert. Dann greifen Einschränkungen: Schulen werden geschlossen, Feuerwerk und Grillen im Freien sind verboten. Zum Glück ist die Grillsaison vorbei.

03.11.2013 - -20%

Sonntag, 17.11.2013

Jedes Jahr 2x: Das Weinzelt, Jia Le Fu veranstaltet die ‚Buy 4 get one free‘ Aktion, und unsere Rotweinvorräte sind für das Überwintern zu klein. Diesmal haben wir uns stark zurückgehalten, schlappe 6 Kartons, aber wieder mit einer Empfehlung des Store Managers, ein unheimlich lustiger Kerl. Der Winter kann kommen. Er (der Store Manager, nicht der Winter) hat eine nette Art, einen zum en gros Einkauf von teuren Flaschen zu überzeugen. Da hilft nur standhaft bleiben. Diesmal hat er mir sogar einen Fahrer für das Auto angeboten, damit ich mit ihm weitertrinken kann. Ich habe es freundlich nüchtern abgelehnt.

02.11.2013 – Vierzg Kilomeda weida oder: schon wieder Moped

Sonntag, 17.11.2013

Premiere! 40 km am Stück ohne Liegenbleiber mit der Chang, Rekord! Dabei hat es gar nicht so ausgesehen: 10 m von unserer Hofeinfahrt ist sie das erste Mal liegengeblieben. War bisher die Schranke vom Compound der Benchmark, hat es jetzt nicht mal bis dahin gereicht. Dabei habe ich vor der Reise noch die guten Bosch Kerzen eingesetzt, und aus dem linken Zylinder einen fetten Russklumpen gezogen. Es liegt nicht an den Kerzen, der linke Vergaser ist eher ein Fluter. Der Sprit läuft einfach so ein den Zylinder. Die Blösse, nach ein paar Minuten schon wieder daheim aufzutauchen, wollte ich mir nicht schon wieder geben. Bei der Verabschiedung haben eh wieder alle so komisch gegrinst. Mit viel List, Tücke, Kicken und Anlasser orgeln (genau, das Ding hat einen E-Starter!) lief sie irgendwann wieder. Mit aufgeladenem Handy-Akku habe ich es dann gewagt.

Erstmal zum Mopedhändler meines Vertrauens: ohne lange Diskussion, er bestellt 2 neue Vergaser. Und dann nach Shi Shan. Das sind rund 20 km einfach, und ist eigentlich meine Sonntag Nachmittag Radlrunde. Und ich bin wieder zurückgekommen, zwr mit völlig verrussten Endrohren, aber aus eigener Kraft, ich schätze mal lambda 0,3 und Russ 10, was zur Kategorie Brikett gehört! Mit den neuen Vergasern wird sicher alles besser, und ein neues Vorderrad brauche ich noch: die Felgen sind nicht die stabilsten, die Löcher in den Strassen tief, die chinesische Felge hat die chinesische Strasse nicht überlebt. Zwar ist sie noch ganz, aber krumm, mindestens eine Tripel-8. Ich mach mich mal auf die Suche nach besseren Felgen und Vergasern, wäre doch gelacht.

Ein wenig neidisch bin ich geworden, als ich von einem Deutschen gehört habe, der letztes Jahr mit seiner Chang tatsächlich nach Hause gefahren ist, durch Russland. Meiner traue ich im Moment nicht mal den Weg ins Büro zu. Vielleicht liegt es auch nur am mangelnden Glauben, ich sollte mehr zutrauen zu dem Ding entwickeln.