Berichte von 12/2014

26.11.2014 – Shark fin

Donnerstag, 18.12.2014

Da hatte ich mir fest vorgenommen, ein paar Sachen in China auf keinen Fall zu essen. Dazu gehoert allein aus ethischen Gruenden Haifischflosse. Alles paletti, bis ich jetzt in genau dem Land, das ich als das Mekka des Essens bezeichnet habe, wieder Essen war. Ein besonders findiger Kopf ist auf die Idee gekommen, in Japan chinesisch Essen zu gehen. Das ist ja noch gar nicht so schlimm, stark japanisch gepraegt verspricht hohe Qualitaet. Aber was gibt‘s? Haifischflosse, und mein japanischer Tischnachbar strahlt. Was soll man da in Gegenwart von japanischen Geschaeftspartnern und Kollegen machen? Einen Gewissensaufstand aus ethischen Gruenden, quasi Wehrdienstverweigerung? Oder Mund halten und runterschlucken? Habe mich fuer die zweite Variante entschieden. Und als Antwort auf die Bemerkung ‚very delicious‘ ein freundliches Schweigen. Hoffentlich lesen meine Kinder den Blog nicht (zumindest nicht diesen Eintrag). Die Strafe folgte gleich auf dem Fuss: Seegurke! Gehoert auch zu den „ess ich nicht“ Dingen, weniger aus ethischen Gruenden, mehr, weil ich das glibbschige, braune Wabbelding nicht besonders appetitanregend finde. Very delicicious...

29.11.2014 – Japanische Kultur und naechste Todsuende

Donnerstag, 18.12.2014

Nach einer ganzen Woche Japan noch ein Samstag Tokyo. Leider sind die Heimfluege so, dass ich erst am Nachmittag wieder zu Hause bin, das ist der Preis fuer ‚es muss unbeding Hongqiao – Haneda sein‘. Dachte mir also, kann ich den Samstag statt Fliegen ein bisschen Sightseeing machen. Das Ganze unterstuetzt von meinem japanischen Kollegen. Abholen um 10 vor 10, puenktlich auf die Minute, als erstes in den Park. Ein superschoener, japanischer Park/Garten mitten in Tokyo, vom Kaiser persoenlich genutzt. Die Teiche sind Salzwasser, gefuellt von der Tokyo Bay, Teehaus in der Mitte, immer schoen mit beiden Haenden anfassen. Alles klasse, bis auf den Platschregen! In der Frueh waren wir noch laufen, bei gefuehlt 20grd und fast blauem Himmel, also habe ich optimitisch den Regenschirm im Hotel gelassen. Schwerer Fehler! Damit haben wir das Teehaus genossen, weil warm und trocken, und dann den Park absolviert. Immerhin hat uns die Frau im Teehaus ihren Schirm geliehen, sehr zuvorkommend! Von da mit dem Schiff, Tokyo hat ein Kanalsystem, nicht ganz so ausgepraegt wie Amsterdam, aber viel mehr als bisher vermutet, nach Asakusa zum Schrein. Davor aber, da es einfach kalt und nass war, Mittagessen im Restaurant: Strikt japanisch. Ein grosser Raum, als Tische liegen etwa 4 cm dicke Holzbretter auf dem Boden, der Gast sitzt im Schneidersitz davor. Traditionell gibt es Dozeu, koennt ihr googeln, englisch uebersetzt sind es roaches, es handelt sich um 8 cm lange Fische, die in den Reisfeldern im Schlamm wohnen, mit Zwiebelringen auf einem Holzkohlenoefchen erhitzt. Beim Essen vorher besser nicht so genau ansehen.

Mittendrin die harmlose Frage: ob ich eine Suppe dazu moechte, es gaebe Misosuppe. Klar, natuerlich. War eine Art, die ich noch nicht kannte, trueb statt klar, und ein paar Brocken drin. Antwort auf die interessierte Frage: very big Fisch! Whale! Wird in Japan bekanntermassen ausschliesslich zu Forschungszwecken gefangen. Very delicious. Bin ich jetzt Forscher? Nun kann ich mich daheim endgueltig nciht mehr sehen lassen.

Danach Edo Museum: die Geschichte Tokyos. Ich muss unbedingt googeln, wann in Japan das Rad eingefuehrt wurde, bis 1868, dem Beginn der Meiji Zeit, ist auf keiner Darstellung ein Rad zu entdecken. Zum Schluss der 4. Hoehepunkt des Abends: unsere Assistentin aus dem Buero singt in einer Bar im Viertel Kawasaki Jazz. In Kawasaki gibt es keine Mopeds, aber jede Menge rote Lichter: Red light district. In der Bar etwa 90% Frauen, und ab 8 ‚Moon River‘ mit Klavierbegleitung. Weniger das, was ich unter Jazz verstehe, auf jeden Fell gut. Und eine der netten Erfahrungen in Tokyo. Zusammen mit meinen Kollegen ein lustiger Abend, mal anders als der Bueroalltag mit dem ‚offiziellen Gesicht‘. Mit dem letzten Zug haben wir noch heimgefunden. Ein runder Tag, japanische Kultur, japanische Geschichte und japanische Forschung.

16.11.2014 – Ueber den Wolken

Sonntag, 14.12.2014

Darueber gibt es sogar Buecher, deshalb spar ich mir die vielen Klischees, 2 Spezialitaeten muss ich aber loswerden.

Beeindruckend ist die Feuerzeuglogistik: Wir sind in einem Land der starken Raucher, die Mitnahme von Feuerzeugen an Bord ist verboten. Deshalb stehen vor jeder Sicherheitskontrolle grosse Behaelter, in die man sein Feuerzeug werfen kann/soll. Die sind immer ganz schnell voll. Soweit, so gut. Clever ist, dass diese Behaelter, sobald sie voll sind, zum Ankunftsausgang gekarrt werden, und da bedient sich jeder wieder. Schick oder?

Die zweite Story ist eher nervend. Chinesen reisen inzwischen viel, auch nach Japan, Korea und Singapur. Wenn ich von dort zurueckfliege, ist der Flug der chinesischen Gesellschaft, und die sind nun mal die guenstigsten, brechend voll mit Urlaubsheimkehrern, die gerade einkaufen waren. Es werden Mengen an Kartons mit elektrischen Geraeten wie Reiskochern (!sehr beliebt!) im ‚Handgepaeck‘ an Bord geschleppt, was bedeutet, wer zu spaet im Flugzeug ist, sucht vergeblich nach einem Platz fuer sein eigenes Bordgepaeck. Wenn einem das passiert, wird das Gepaeck irgendwo im Flugzeug verstaut, und zwar ewig weit hinten, so dass man sicher als letzter aussteigt. Weit hinten deshalb, weil die Mitflieger immer als erste aussteigen wollen, und deshalb ihre Reiskocher nicht ueber ihrem Sitz, sondern im ersten freien Fach nach dem Einstieg verstauen. So haben sie taktisch einen Bewegungsvorteil, wenn es darum geht, bereits nach dem Aufsetzen die Pole Position zu besetzen. Wer sitzenbleibt bis zum Stillstand am Gate, hat es nicht verstanden und quasi schon beim Abflug verloren.

Nach langem wieder mal ein Statistik Update: Das Nummernschild bleibt guenstig, es ist im Mittel konstant fuer 73.633 RMB zu haben. Das ist guenstig, so lange man es nicht mit dem sehr stark gewordenen RMB in Euro umrechnet: 9.700 EUR. Angekommen bin ich hier bei knapp 1:10, inzwischen naehern wir uns dem Schilling-DM-Kurs mit 1:7 (das waren noch Zeiten!). Beeindruckend ist weniger der Preis, vielmehr das Verhaeltnis von 7.400 verfuegbaren Schildern pro Monat zu 95.600 Bietern. Man munkelt, dass viele unbedingt jetzt noch ein Auto zulassen wollen, da sie weitere Zulassungsbeschraenkungen in den grossen Staedten fuer die Zukunft befuerchten. Als Massnahme gegen die Luftverschmutzung. So gesehen ist China noch guenstig: in Singapur kostet so ein Schild 87.000 SGD, das sind immerhin 54.000 EUR, gueltig fuer 10 Jahre. Fuer Mopeds werden noch 4.000 SGD abgerufen, auch noch 2.500 EUR. Dafuer kann man sie wenigstens zulassen, in China ist das mit den Mopeds ja so eine Sache: da kosten sie Mopedschilder inzwischen rund 10.000 RMB im Haendlernetz, und angeblich 40 bis 100 tausend RMB fuer Shanghai, es gibt unterschiedliche Zahlen. Da das Haendlernetz starken Schwankungen unterworfen ist, weiss man nie, ob man fuer sein Geld ueberhaupt etwas bekommt. Jetzt weiss ich es zu schaetzen, das ich ‚zu Hause‘ einfach so ein Moped gegen minimale Gebuehren zulassen und damit rumfahren kann, wie im Schlaraffenland.

15.11.2014 – Tennis

Sonntag, 14.12.2014

Habe ich schon erzaehlt, dass ich Tennis lerne? War eigentlich als Familienhappening geplant. Weil: wenn das alle koennen, dann koennen wir in diesem Land mal was zusammen machen. Und schliesslich hat unser Compound einen Tenniscourt. Vor 10 Jahren gebaut, seitdem kein einziges Mal gepflegt. Loriot wuerde sagen: der Platz ist gerade nicht Turnierreif. Nun fuer mich langts. Begonnen haben wir zu dritt, denn eine der Familie kann das schon. Hat kurzzeitig gut geklappt, bis der erste Teenie das fruehe Aufstehen am Sonntag als zu grosse Huerde empfunden hat, und kurze Zeit der zweite nachgezogen hat. Seitdem habe ich das Privileg des Einzelunterrichts. Meine Fortschritte sind aehnlich rapide wie mein Chinesisch, allerdings ist die Lernfrequenz hoeher. Vielleicht sollte ich den Chinesischunterricht auch auf das Wochenende legen. Faszinierend ist, dass mein chinesischer Tennislehrer auch waehrend der Stunde Hand und Ohr nicht vom Handy laesst. Manchmal mit, manchmal ohne Spielunterbrechung wird telefoniert und gechattet, ist wohl immer unheimlich wichtig. Und ich dachte, wenigstens dabei sei mal Ruhe. Wie macht das ein Schwimmlehrer?

14.11.2014 – Gold

Sonntag, 14.12.2014

Habe mir so eine Karte ersessen, damit pampern einen die Fluggesellschaften und versuchen die Kundenbindung. Habe ich gleich ausgenutzt und in Peking die China Eastern Lounge ausprobiert. Ist wirklich super: eine Mischung aus Wartesaal Koelner Hauptbahnhof und Bahnhofsmission. Wenigstens gibt es Cola umsonst. Zeit Totschlagen in ollen, roten Sesseln, genauso durchgesessen wie die im Flugzeug, damit man schon mal weiss, was einen erwartet (aber keine goldenen Kissen!). Erinnert fatal an Jugendherbergen der 80er oder das katholische Jugendheim meiner Pfadfinderzeit. Die Lounge in Shanghai ist genauso, scheint ein Standard zu sein. Wenigstens ist es graduell ruhiger und besser zum Arbeiten als auf den Plastikhockern am Gate.

13.11.2014 – jetzt alle mit Helm

Sonntag, 14.12.2014

Inzwischen sind wir alle motorisiert, waehrend ich das umfallsichere Dreirad fahre (gilt uebrigens nicht fuer Rechtskurven), wagt sich der Rest der Familie auf das Elektro-2-Rad. E-Mobility ist schliesslich der Hype. Leider fuehren auch elektrische Ausrutscher mit 2 Raedern zu Prellungen und blauen Flecken, immerhin zu nichts Schlimmerem. Zwar mit dem Manoever des letzten Augenblicks erfolgreich den Frontalzusammenstoss mit einem franzoesischen Teenie nebst Sozia auf ebenso einem Roller verhindert; warum faehrt er auch auf der falschen Seite gegen die Einbahnstrasse! Aber doch mit Abstieg und Aufschlag. Jetzt werden die Wunden kuriert, und es fahren wirklich alle mit Helm.

11.11.2014 – blauer wird’s nicht

Sonntag, 14.12.2014

Peking. Am 11.11., hier nicht der Faschingsanfang, sondern der Single Day: 4-mal die 1. Hatte ich letztes Jahr beschrieben: Fred Ma, der Eigner von Taobao, hat den 2 x 11 Tag eingefuehrt, an dem man bei Taobao mit steigendem Rabatt den Tag ueber ‚mai dong xi‘ machen kann, mit dem besten Deal in den letzten Sekunden vor Mitternacht. Also Sachen kaufen, vor oder nach dem Essen, der anderen chinesischen Lieblingsbeschaeftigung.

Gleichzeitig mit mir war in Peking das APEC Meeting, beinahe haette Obama im gleichen Hotel wie ich wohnen duerfen. Ein irres Sicherheitsaufgebot und lustigerweise die Info, alle Fluege und Zugtickets nach Peking seien ausverkauft, nur noch 1st Class Fluege sind zu haben. Bis dahin wusste ich nicht mal, dass es auf dieser stuendlichen Massenabfertigungs-Flugbusverbindung mit den durchgesessenen Sitzen sowas ueberhaupt gibt. Ich hatte mein Ticket schon seit ein paar Monaten, d.h. ich bin sozusagen zwangsweise 1st Class geflogen. Immerhin lag auf jedem Sitz ein goldenes Kissen, hat mich eher vor die unloesbare Aufgabe gestellt: wohin bloss mit dem Ding bei den enggestellten Sitzreihen? Wuesste gerne, was sie am Ende der Woche mit den tausenden goldenen Kissen gemacht haben. Sonst war es wie immer, ausser: puenktlich! Das ist auf dieser Strecke fast wie ein 6er im Lotto. Offensichtlich ist man bemueht, einen guten Eindruck zu machen.

Peking hat sich wegen dem hohen Besuch ordentlich ins Zeug geworfen: Alles, was qualmt, wurde in der Stadt und den angerenzenden Provinzen dicht gemacht, Behoerden, Schulen und Unis geschlossen, die Leute fuer 6 Tage in Urlaub geschickt. Mit durchschlagender Wirkung: der Himmel war strahlend blau. Dafuer gibt es in China jetzt einen Terminus Technicus: die Farbe heisst ‚APEC-blau‘. Und zwar nicht nur auf Weibo, sondern ganz offfiziell in der China Daily. Sehr schoen, so ein blauer Himmel. Ein paar Wochen vorher gab’s noch die Fotos vom Peking-Marathon mit den Gesichtsmasken (die uebrigens schwer zu finden sind, aber das ist ein anderes Thema). Dazu: Google war verfuegbar! Damit der Staatsgast aus dem Ausland mal eben was nachschauen kann. Die Technik ist schon faszinierend. In Pudong z.B. geht Google Maps, aber nur im Flughafen, der Kartenabschnitt daneben zeigt ein freundliches weiss.

Es wurde viel gepostet, sowohl Himmel Fotos wie auch Luftwerte, und besonders der Vergleich mit Shanghai: waehrend Peking mit dem rekordverdaechtigen AQI von 50 glaenzt, punktet Shanghai mit 238, weia! Aber nur ein paar Tage. In der naechsten Woche war die Welt wieder in Ordnung: Shanghai zwar immer noch bei 240, aber Peking wieder auf dem Weg zum gewohnten Niveau, Zwischenstand 180. Einmal tief Durchatmen bitte. Das geht mir jedes Mal durch den Kopf, wenn ich mein Buero lueften moechte, ‚lueften‘ geht, ‚frische Luft reinlassen‘ klingt dagegen komisch.

04.11.2014 – Yà lì shān dà dì

Mittwoch, 03.12.2014

Habe wieder was gelernt: wenn Chinesen von etwas grossem sprechen, dann von Ya li shan da di . Habe ein wenig gebraucht, was das ist, jetzt weiss ich’s: Alexander der Grosse. Er scheint China beeindruckt zu haben. Also: Grosse Sache = Alexander!

02.11.2014 - 马拉松Mǎlāsōng

Mittwoch, 03.12.2014

Musste wieder mal sein, der Shanghai Marathon. Allerdings nur die halbe Sache, der ‚richtige‘ vertraegt sich mit meinem regelmaessigen Training 1x pro Monat nicht. Ergebnis, um es gleich rauszuruecken: 1:58. Ist nicht doll, den Umstaenden entsprechend, wenigstens unter der peinlichen 2 h Schallmauer geblieben. Sonst haette ich mich ja daheim gar nicht mehr sehen lassen koennen.

Die Organisation steigert sich jedes Jahr, wie die Teilnehmerzahl. Sogar meine Chinesischlehrerin ist mitgelaufen, es hoert sich an, als wuerde inzwischen jeder Malasong laufen. Sie meinte allerdings die 5 km Strecke, zaehlt alles unter Malasong. Fuer mich war es die Schweinehund-Nummer, Aufstehen um 4 Uhr 30, Um den Staffellauf Auto – Metro – Laufen – Rennen zu absolvieren. Schon lange nicht mehr mit der ersten Metro in der Freuh gefahren, brechend voll, Ausstieg Nanjing Ost mit extra Malathon Ansage, vro 2 Jahren hat das noch keine Sau interessiert. Der Weg zu den Bussen war knatschvoll (da Start und Ziel nicht am gleichen Ort sind, gibt man sein Zeug bei einem zugeteilten Bus ab und holt es sich am Ziel wieder). Unmengen von Militaer und Polizei haben alle Zugaenge flaschenhalsartig kontrolliert, das gibt eine lokale Menschenverdichtung. Der Zugang zur Startaufstellung war von menschlichen Pfosten, also Militaer im Stillgestanden (fuer wie viele Stunden?) dicht bewacht, zusammen mit 2 Gitterreihen keine Chance, sich vorne reinzudraengeln. Wir mussten uns von ganz hinten zu unserem Startblock durchwuehlen. Mit dem fruehen Aufstehen war ich immerhin 5 Minuten dem 7 Uhr Start da.

Punkt 7 zum Start hat es angefangen zu regnen, und bis People Square, rund die ersten 4 km, war das Tempo von der Crowd bestimmt. Erst danach war ein in gewissen Grenzen frei waehlbarer Speed moeglich. Ab Huaihai haben mich eine harte Wade und miese Knieschmerzen eingebremst, mein Koerper wird zu alt fuer aus-dem-Stand-Rennen. Grosser Vorsatz: naechstes Jahr trainiere ich und laufe eine ordentliche Zeit. Das ist die letzte Chance in Shanghai (nach heutiger Planung).

Der Spass war kurz nach 9 vorbei, eigentlich schon vorher, denn ab Huaihai, rund km 8, ist man aus dem Kern der Innenstadt raus und es wird langweilig. Schneller rennen rentiert sich, dann ist das Drama schneller rum, wenn man kann. Nachdem vor 2 Jahren die japanische Sponsocompany rausgemobbt wurde, ist jetzt BMW im Geschaeft, also war das Pacecar ein I3, und fuer den vollen Marathon 2 R 1200 RT, ganz schoen fies.

Mittag war ich wieder daheim, meine Wade pflegen, und weil es inzwischen wieder trocken war, ein bisschen Mopedfahren. Bei einem der Feierevents habe ich einen weiteren Chang Besitzer kennengelernt, wenn man zu zweit faehrt, hat man wenigstens einen zum Abschleppen J.

Wir haben einen Tip ausprobiert: erst die Hu Qing Ping Gong Lu 30 km nach Westen, das ist die grosse Strasse, die an unserem Viertel vorbeifuehrt und bis Tibet geht. Man kommt an einem kuenstlichen Wasserfall vorbei, nichts besonderes, und dann an einem Flugzeugtraeger. Ja, richtig gelesen: Flugzeugtraeger! In einem Vergnuegungspark, und zwar genau der, bei dem ich auf meiner ersten Ausfahrt zum Drachenbootrennen nie angekommen bin, steht Chinas erster Flugzeugtraeger, im Massstab 1:1 nachgebaut. Aus Beton! Oben stehen ein paar Hubschrauber und MIGs drauf, Besichtigung erwuenscht, muss ich unbedingt mal machen.

Nach diesen Highlights kommt man an das Westende der durchaus rieseige Tai Hu Sees, von dem zweigt ein grosser Kanal ab, den man kilometerweit entlangfahren kan. Waehrend auf der Hu Qing Ping der typisch chinesische Verkehr tobt, also Autos kommen von rechts und fahren ohne zu schauen auf die Strasse; Ueberholen endet schlagartig vor dem Vorderrad mit Stillstand, weil er dann lieber rechts abbiegen will; nicht zu vergessen die dauernden Spurwechsel zur Positionsverbesserung, auch wenn ich direkt daneben fahre. Unterbrochen wird das Spiel von Autos, die wegen Telefonieren, Diskutieren oder Nachdenken unvermittelt stehenbleiben, oder von Ampeln, die durchaus beachtet werden. Verschaerft wird das ganze noch durch ein riesiges Outlet, also sozusagen eine Schikane, dort treten alle Varianten gleichzeitig auf. Und wenn man das alles mit der Chang und ihren 2. Weltkriegsbremsen hinter sich gebracht hat, dann kann man quasi allein diese Uferstrasse langfahren. Coole Sache.

Insgesamt waren wir rund 100 km unterwegs, Dauer rund 5 h. Auf dem ‚Highway‘ (Uebersetzung von Gong Lu) konnten wir zwar hin und wieder Top Speed 60 km/h ausreizen, meistens bewegt sich der Verkehr aber mit 35 km/h. Und auf der Uferstrasse setzen die Schlagloecher und das Fahrwerk die Grenzen. Stossdaempfer sind Serienausstattung, sogar ein gefederter Sattel, leider nur mit gefuehlt 3 mm Federweg, und der Sattel bohrt seine Innereien in den Hintern. Alle Schlagloecher werden von martialischen, metallischen Geraeuschen begleitet, weil immer irgendein Teil auf ein anderes schlaegt, also lieber Gemach.

Bin uebrigens wie jeder Europaer mit Licht gefahren, wozu habe ich eine neue Lichtmaschine!? Das macht hier der normale Mensch nicht mal nachts. Typisch Langnase.