Berichte von 04/2015

24.04.2015 – Auto Show

Samstag, 25.04.2015

Wie veranstaltet man eine Auto-Glitzershow auf einer Baustelle? man macht es einfach. Das Messezentrum ist umgezogen, in den Neubau ganz bei uns in der Nähe. Und ist irgendwie gerade so fertig geworden. In den 3 Jahren, die ich jetzt hier bin, ist aus ein paar Blocks mit leeren Flächen und Wohnhäusern ein Riesen Zentrum geworden. Von aussen sehr schick, innen eher unfertige Katakomben. Für mich klasse: ich kann mit dem Radl hinfahren, habe ich auch gemacht, einhändig. Zum ersten Mal mit dem Fahrrad in die Arbeit unterwegs, und das in China.

Gut, es gibt noch nichts zu essen, ausser ein paar provisorisch aufgestellten Campingtischen. Und die Orientierung ist nicht so einfach, weil die vorgesehenen Wege mit Absperrungen verbaut sind: Seit dem Unfall am Bund werden Massen sehr strikt gelenkt. Und man irrt ein wenig zwischen Messe- und Baumaterial herum, in der Halle merkt man aber nichts. Nur, wenn man zur nächsten will.

Was gab’s? Viele gleiche uninteressante Autos, mehr Mopeds als beim letzten Mal, HD hat sogar einen eigenen Stand. Keine Räkelmodels an den Autos, nach der letzten Messe wurden die untersagt und durch Hostessen ersetzt. Eine hat mir sehr gewissenhaft die Vorteile des F013 erklärt. Auf meine Frage, ob ihr das Ding gefällt, aber mit dem Kopf geschüttelt. Zum Glück war ihr Chef nicht in der Nähe. Als High Tech definiert man grosse SUV mit Hybrid als Öko: was sagt mir das, wenn die erste Welt der dritten ein 2,5 t Auto mit ein bisschen E-Motor als Fortschritt für die Beförderung von einer Person darstellt? Jetzt bloss keine Gesellschaftskritik. Tesla ist durchaus cool, muss ich mal probefahren, und BMW meldet sich, wie man ihre Mopeds hier überhaupt zulassen kann.

21.04.2015 – Schlimmer Finger

Samstag, 25.04.2015

Ich war zum dritten Mal dieses Jahr beim Volleyball, hurra. Findet jede Woche statt, zum mitmachen muss ich halt in Shanghai sein. Dummerweise habe ich versucht, den Ball mit einem Finger zu spielen. Jetzt ist er ab. Der klassische Kapselbruch, Zeigefinger rechts mittleres Gelenk. Das vordere Gelenk ist eklig blau, und der Finger mimt den grossen: er ist doppelt so dick wie normal. Ich soll jetzt 3 Wochen eine Schiene tragen, weder Finger noch Schiene passen in einen Mopedhandschuh. Da bin ich nun extra heimgeflogen, um Volleyballspielen und an einem Termin am nächsten Vormittag in Shanghai teilnehmen zu können. Gespielt habe ich, den Termin jedoch im Krankenhaus verbracht. Das geht zwar hier immer schnell, fast so schnell wie das Durchziehen der Kreditkarte nachher, ätzend ist es trotzdem. Immerhin war ich bis zum nächsten Flug am Abend fertig. Wollen wir mal hoffen, dass der Finger danach wieder fit ist. Komme mit der Metallschiene auf jeden Fall durch keine Sicherheitskontrolle.

19.04.2015 – Expatwochenende

Freitag, 24.04.2015

Ein Expat Wochenende wie aus dem Bilderbuch: Freitagabend Film in der deutschen Schule. Samstagabend Weinprobe bei einem Schweizer, der in Shanghai als Ingenieur gearbeitet hatte, dann in Südafrika ein Weingut übernommen hat, und nun in Shanghai einen Laden betreibt. Und heute Brunch beim Paulaner. Hartes Expatleben, muss unbedingt wieder Hardship verhandeln. Einer meiner deutschen Kollegen war gestern Abend dabei, er glaubt wahrscheinlich, dass das hier immer so ist.

Beim Heimfahren knackten im Gedrängel die Aussenspiegel, und ich musste ein bisschen mit einem neureichen Tuaregfahrer rumkaspern. Hat wohl nicht für den Cayenne gereicht. Ist nix kaputtgegangen, sonst wären wir vermutlich eine ganze Zeit auf der Strasse rumgestanden. So gab es nur ein paar auf englisch ausgetauschte Stellungnahmen, dann war es gut.

By the way: Ich habe die Kommentare zum Block gelesen, und sehr wohl bemerkt, dass ich ein paar Kandidaten abgeschreckt habe. Deshalb angemerkt: so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Manchmal nervt der Verkehr, manchmal nervt was anderes. Kann aber auch erheiternd sein, je nach Laune. Deshalb füge ich ein paar Verkehrsbildchen an. Wer keinen Bock drauf hat, kann Metro fahren.

18.04.2015 – Höhenkrankheit

Freitag, 24.04.2015

Wir bereiten uns auf Tibet vor, nächstes Wochenende geht es los. Lhasa, oder auch Lāsà, liegt auf 3.650 m, Shanghai auf 0. Statistisch werden 25% der Reisenden höhenkrank. Deshalb nehmen wir ein chinesisches Wundermittel, das man 2 Wochen vorher ansetzen muss. Unser Fahrer hat es besorgt, und mit 140 Kwai ist es für hiesige Verhältnisse teuer. Meine Sekretärin war bestürzt über den Preis, hat allerdings nichts mehr kommentiert, als sie die Quelle kannte. Wie komme ich nun an den richtigen Preis? Entweder mir fällt was ein, oder wir zahlen weiter. Auf jeden Fall glauben wir an die Wirkung.

12.04.2015 – Formel 1

Freitag, 24.04.2015

Wenn ich schon in Shanghai wohne, muss ich mindestens einmal zur Formel 1 gehen, habe ich mir gedacht. Vorher Karten kaufen habe ich vor lauter Rumreisen versemmelt, also eben ohne, wird schon gut gehen, irgendeine Lösung gibt es in China immer.

Es fängt damit an, dass die Fahrt zur Rennstrecke kurz vor dem Ziel an einem Kreisverkehr endet, dessen Ausgang die Polizei kontrolliert. Langer Rückstau, bei dem alle durch links- und rechtsüberholen versuchen, schneller weiter als die anderen zu kommen. Das ganze kulminiert in einem Nadelöhr bei den Ordnungshütern. Zwischen den Autos, die in allen Richtungen im Kreisverkehr stehen, laufen Leute mit roten Zetteln rum und rufen Preise. Man kann also etwas kaufen, was man vielleicht braucht, von einem, den man nicht versteht, der dafür so aussieht, dass man ihm gar nix abkaufen möchte, und mit Sicherheit ist es überteuert und ein Fake. Also erstmal nicht kaufen, sagt der interkulturell geschulte Expat. Am Nadelöhr schickt uns der Polizist mit einer lässigen Handbewegung weg, warum? Wieso? Keine Ahnung. Ein paar ganz wenige dürfen durchfahren, der Rest versucht, wie wir auch, im Kreisverkehr gegen die ganzen Geistersteher anzukommen, um irgendwas zu tun. Nur was?

Also mal einen der Broker gefragt: sie verkaufen Parkausweise, liang bai kwai, er meint nicht weiss, er meint 200 RMB. Wie am Fake Markt: zu teuer, weiterfahren, den nächsten anquatschen, am Schluss geht es für 50 (falls es jemand billiger geschafft hat: will ich gar nicht wissen!). Damit zurück zum Kreisverkehr, erneut ins Gewühl.

Wir dürfen anstandslos durchfahren, und haben angeblich ein Ticket für P5. Wo konnte man das Parkticket offiziell kaufen? Ich weiss wirklich nicht, ob es überhaupt offizielle Parkscheine gibt. Erste Hürde überwunden, jetzt kommt die zweite: keine Schilder P5, und jeder Versuch scheitert erstens an ‚hier falsch‘ und zweitens ‚Ticket ungültig‘, wie erwartet. Wir sind ein paar Minuten durch das Autogewusel geirrt und haben jede verfügbare Einfahrt ausprobiert, am Schluss sogar Nummer 5, aber: Ticket gilt nicht. Zu Fuss geht das ja, aber mit einem GL8 rumzudrängeln, umzudrehen und einen neuen Anlauf zu nehmen, ist nichts für schwache Nerven. Am Schluss habe ich eine Einfahrt zielstrebig mit mittlerer Geschwindigkeit genommen, drauf geachtet, dass ich niemandem über den Fuss fahre, mich taub gestellt, und die Karre auf dem zu 2/3 leeren Parkplatz in sicherer Distanz zur Einfahrt abgestellt. Falschparker werden übrigens abgeschleppt. Warum kann man nicht einfach am Parkplatzeingang offiziell Parkkarten verkaufen, so dass jeder legal reinkommt und weiss, wo er hin soll?

Original und Fake, was ist was?

Jetzt brauchte ich noch eine Karte zum Reinkommen, gesetzt hatte ich auf die Nepper-Schlepper, die Firmenfreikarten last minute für teuer Geld verhökern. Am Schluss tat es ein Presseausweis, wahrscheinlich, weil ich meine Knipse mit dem Tele dabeihatte. Und der war bestimmt echt. Immerhin gab es für kleines Geld einen schönen Rasenplatz an der Haarnadelkurve.

Sonst noch was? Ach so, das Rennen: Habe gleich nach dem Ende im Internet nachgeschaut, Hamilton mit Start-Ziel Sieg, ziemlich öde. Einmal hat sich einer verbremst, dazu ein kleiner Rempler, sonst sind sie schön geordnet hintereinander hergefahren. Ganz anders als meine Anfahrt. Ist zu langweilig, nächstes Jahr gehe ich nicht mehr hin.

05.04.2015 – Kyoto

Freitag, 24.04.2015

Immer noch die beste Wahl für Kyoto: das Fahrrad. Bei einem halben Tag mit fast Sonne und einem ganzen Tag mit teilweise Platschregen leider nicht ganz so ideal. Die Stadt hat sich mächtig ins Zeug gelegt, die Kirschblüte zum Event zu machen, mit Lichtinstallationen und spätabends geöffneten Tempeln, aber nass ist nass. Auch der Philosophenweg vom Silbertempel ist bei Regen mit dem Radl kein Vergnügen mehr. Und die Blüten leiden auch. Summa summarum: wir haben die wichtigsten Tempel gesehen, wir haben die Blüten erlebt, und bei blauem Himmel und Sonne kann jeder gute Fotos machen.

02.04.2015 – Tokyo und die Kirschblüte

Sonntag, 19.04.2015

Ohne es drauf anzulegen: wir sind zum Peak der Kirschblüte in Tokyo, einfach so! Rund um den Gräbertag, tomb sweeping day, ist die Schule 4 Tage zu, die nutzen wir zum Wegfahren. Da diesmal die Flüge nicht gar so unverschämt teuer waren, und die Hotels sowieso immer sauteuer sind, ist Japan fällig. Ich finde Japan immer toll, doch der Funke ist nicht so ganz auf den Rest der Familie übergesprungen. Vielleicht lag es am Wetter, oder an den Erwartungen, oder es passt einfach nicht. Donnerstag war der Tag, an dem die Firmen ihr Mitarbeiterpicknick unter den Kirschblütenbäumen machen. Die Beginner, die vor zwei Monaten in der Firma angefangen haben, müssen früh mit der blauen Plane einen guten Spot reservieren. Wenn das nicht perfekt ist: so schnell enden hoffnungsvolle Karrieren. Von wegen und nur die Deutschen legen ihre Handtücher aus. Japaner und Deutsche haben mehr gemeinsam, als man denkt.

Also Yoyogi Park, Meiji Shrine, Einkaufsstrasse, auf das Rathaus (Aussichtsplatform ohne Eintritt), und der Fischmarkt. Der hat allerdings gelitten: Touris dürfen erst ab 9 rein, dann ist die Show vorbei, und das Sushi in den kleinen Restaurants ist nicht mehr der Geheimtipp, sondern schlecht und teuer. Das war mal klasse, jetzt würde ich empfehlen, es zu lassen. Dann lieber die Teezeremonie im Teehaus des Hamarikyu Gartens, macht mehr Spass, auch wenn man nach 10 min nicht mehr sitzen kann. Netterweise hat uns mein Kollege nach Hause zum Essen eingeladen. Das war die Erfahrung: wie lebt man in Japan!

 

Am Schluss musste ich mir einen Yukata kaufen, nicht weil ich ihn brauche, sondern weil ich ihn haben wollte. Da kommt uns die derzeitige Währung entgegen: Wenn wir die Yen-Preise in Euro umrechnen, heisst es ‚lieber nicht‘. Sobald wir in RMB umrechnen, kurzes Grinsen, ach wie günstig (!), jetzt habe ich zwei davon. Einen gab es im Ausverkauf am Strassenrand für schlappe 50 RMB.