Berichte von 05/2015

24.05.2015 – neue Blogfunktion

Sonntag, 24.05.2015

Ich habe mein Kontingent von 500 Bildern überschritten und musste bei den netten Administratoren von Auslandsblog.de upgraden. Dazu gehört eine automatische Nachrichtsfunktion. Wer möchte, den kann ich auf die Liste setzen, dazu brauche ich die Emailadresse. Also entweder als Kommentar, da sehe ich (und ich meine nur ich) die Emailadresse, oder mir direkt schicken (wer kann). Geht auch über Facebook (da schau ich aber selten rein), WhatsApp oder WeChat. Reicht jetzt erstmal bis 1.000 Bilder, das sollte es tun.

23.05.2015 – neues aus Shanghai

Sonntag, 24.05.2015

Wir sind Teilnehmer an einer DAAD Initiative: sie bringt deutsche Familien und chinesische Studenten zusammen, die deutsch studieren. Das Ziel sind gemeinsame Aktivitäten. So haben wir Christina kennen gelernt, unser ‚Patenkind‘, und Bertha. Bertha hatte eigentlich eine andere Familie, die kam aber nicht, also haben wir jetzt 2, denn Christina und Bertha sind Freundinnen aus Tianjin. Ihr Deutsch ist phänomenal, da muss ich mit meinem Chinesisch im Boden versinken, eine deutsche Unterhaltung klappt einwandfrei, ich bin tief beeindruckt. Wir haben mal mit einem Gang durch die deutsche Schule angefangen, nächstes Wochenende wollen Christina und Bertha uns die Tongji zeigen.

Was gibt es sonst? Shanghai geht gegen die Verkehrssünder vor, jetzt sollen die ewigen Linksfahrer dran glauben, die an der Ausfahrt im rechten Winkel von links nach rechts fahren. Wie? Sie werden per Überwachungskamera erfasst und dann mit Hilfe von Anzeigetafeln geächtet: der Fahrer mit dem Kennzeichen xxx ist gerade unvorschriftsmässig abgebogen! Ich bin gespannt.

Christina hat schon den Führerschein, die Prüfung besteht aus Abbiegen, Rückwärts fahren und Einparken, auf dem Übungsplatz wohlgemerkt, und das Ganze kostet immerhin 7.000 CNY. Dann darf man mit Schein ins Geschehen. Jetzt verstehe ich, warum im Verkehr keiner Abbiegen, Rückwärts fahren und Einparken kann, ihm fehlt das vertraute Umfeld. Und sonst auch nix, weil das hat er nicht gelernt, das lernt er danach, und verhält sich genauso chaotisch wie die anderen. Christina hat aber wie die meisten Angst, Auto zu fahren, deswegen hat sie den Schein gleich in ihrer Heimatstadt gelassen.

Autokauf in Shanghai boomt immer noch, viele befürchten, dass die Zulassungsbeschränkungen noch strenger werden, und kaufen jetzt. Zulassen wird deshalb schwieriger, diesen Monat war angeblich das bislang ungünstigste Verhältnis: 156.007 Personen haben sich für ein Schild beworben, verlost wurden nur 7.482! 4,8%, das ist immerhin viel besser als Lotto.

Und von wegen Schild: ich muss meine Mopedzulassung und Versicherung verlängern. Gutgläubig wie ich bin, habe ich der Besitzerin der Bude, sie heisst auch noch Jane (ihr Kompagnon heisst nicht Tarzan), schon mal die Kohle gegeben, und sie hat mir nächsten Freitag versprochen. Auf meine Ansage: super, am Freitag kommt mein Fahrer und holt die Papiere! kam dann – ähm, schick mir vielleicht besser vorher nochmal eine WeChat. Ich halte Euch auf dem Laufenden, es werden noch Wetten angenommen: Noch im Mai?

Ferrari Hochzeit

17.05.2015 – Made like a gun

Sonntag, 24.05.2015

Der Verkehr in Indien ist noch schlimmer als China, dennoch macht Mopedfahren tierisch Spass. Meine Kollegen waren so nett, ihre eigenen Mopeds auszuleihen. Somit waren wir mit zwei schönen alten 350er Bullet Classic unterwegs, Slogan ‚build like a gun‘.

Am Samstag mit einem Erlebnis der besonderen Art: überall ändert sich das Klima, Shanghai, Japan, Korea, und eben auch Indien. Will heissen: der Monsun kommt nicht im Juni, sondern heute. Ich bin in meinem Mopedleben ja schon mehrfach nass geworden, aber so glaube ich noch nie! Eine GoPro habe ich mir gewünscht, meine Knipse ist nicht wasserfest genug, und das Fon schon gar nicht. Im Stadtverkehr auf der Rückfahrt hat es uns erwischt. Wir haben und untergestellt, so schlau waren wir schon, aber irgendwann ist die Erkenntnis durchgesickert (!), dass wir da bis morgen stehen, nutzt nix! Nicht nur, dass es von oben schüttet, und ich meine ‚schüttet‘, die Strasse steht bis zu 30 cm (ungelogen!) unter Wasser, und an manchen Ampeln hatte ich das Gefühl, mitten in einem Seitenarm der Donau zu stehen. Damit haben auch meine australischen wasserdichten Stiefel ihren Dienst getan, einmal von oben rein, und das Wasser bleibt drin! Und was für ein Wasser: 10% Wasser, 90% Dreck, baa! Am fiesesten sind die ‚manholes‘, Löcher in der Strasse, in der bildlich ein Mann verschwinden kann. Gibt es tatsächlich, davon viele, und in dem See bzw. Fluss sieht man die nicht mehr. Da hilft nur, immer schön hinter einem herfahren, wenn der reinknallt, ausweichen. Schlimm ist, das man kaum fährt, der typische Bumper to Bumper, in meinem Fall eher Bumper to Knie Verkehr ist ein Dauerstillstand. Es wären nur 10 km, aber es dauert rund eine Stunde, auch mit dem Moped, kein Durchkommen. Und wenn es sich mal bewegt, dann gibt es die Bugwelle des Autos oder Busses nebenan auf den Schoss. Wir waren nass bis auf die Haut, an allen Stellen, meine Finger sahen aus wie zu lange gebadet.

Der Sonntag hat es entschädigt. Laut Wetterbericht war ja Samstag trocken und Sonntag 90% Regen, beschweren wir uns nicht, prima Kradtag. Wir waren bis 3 unterwegs, diesmal Nachmittag, im Norden von Bengalore, wenn man von den grossen Strassen runter ist, kann man nett durch die Dörfer fahren. Leider gilt auch hier: die Schilder kann kein Mensch lesen, d.h. ohne Google Maps und vollen Akku geht gar nichts. Indien wird oft mit China verglichen, aus meiner Sicht hat es ein echtes Asset: Megaschnelles Internet ohne Beschränkung, wow! Nix ist blockiert, eine Spiegelausgabe ist in 1:30 geladen, das dauert in Shanghai 2 Tage (und 3 Versuche). Das weiss nur zu schätzen, wer in China ins Internet muss.

Kleine Einschränkung, beim Fahren immer schön auf die Betonschweller vor und nach dem Dorf aufpassen, sie sind hoch, steil, aber nicht markiert. Mit 70, schneller will man mit der 350er nicht fahren, machen sie keinen Spass mehr. Mein angeknackster Finger war übrigens kein Problem, die Vorderradbremse (Trommel) funktioniert eh nicht besonders. Sehr nett übrigens, dass mich 80% der entgegenkommenden Inder winkend und rufend drauf aufmerksam gemacht haben, dass das Licht an ist! Ist schliesslich Tag, was soll das Licht? Braucht nur mehr Sprit, und das ist in Indien ein wichtiges Argument. Die Leute machen deshalb sogar die Mopeds an der Ampel aus.

Am Nachmittag wollten wir noch zum Cricket Spiel, dachten wir. Vergleich der Bundesliga in Brasilien: es ist kein Sport, sondern eine Religion. Die Tickets waren vermutlich auf Monate im voraus ausverkauft, von wegen und mal eben an der Kasse. Wir haben uns den Anfang im Fernsehen angesehen, so waren es immerhin nicht 4 Stunden. wären es eh nicht gewesen, bei Regen wird sofort abgebrochen, oder gar nicht erst angepfiffen, ohne Geld zurück. Deshalb, auch in Indien gilt die schwäbische Hausfrau, wollten wir auch nicht vorher kaufen, siehe Erfahrung von gestern und Wettervorhersage.

Auch Tata Nano gibt es in Gold

13.05.2015 – Indien zum …

Sonntag, 24.05.2015

Flüge nach Indien sind immer ein Graus: gehen abends weg, OK, kommen Ortszeit um 1 bis 2 an, in der Früh! Dafür gab es beim Abflug einen Fensterplatz, einen klaren Himmel, einen Freiflug über den Bund und fast über unser Haus, zumindest über Hongqiao. Lassen wir gelten. Die Einreise ist immer eine gute Einstimmung auf das Land: x Stempel, ein gelebtes 10-Augen-Prinzip, und alles langsam. Geeignet für meditatives Runterkommen, wenn ich nicht so müde wäre. Allein um in diesem Flughafen Delhi ins Flughafenhotel zu kommen, wird 3x mein Ausdruck der Flugroute geprüft (die Inder nennen das Ticket, obwohl Tickets seit rund 20 Jahren abgeschafft sind: ohne Zettel geht nix), der Pass, und das Gepäck durchleuchtet. Wahrscheinlich leuchtet das inzwischen von selber. Das Leuchten hat eine halbe Stunde gedauert, weil irgend so ein Heinz einen Kübel Wasser vor der Leuchtmaschine verschüttet hat. Worauf die Leuchtbeamten sich in den gebührenden Sicherheitsabstand gebracht und auf den Typ gewartet haben, der zu der ‚ich muss aufwischen‘-Kaste (Kasten sind übrigens abgeschafft, genauso wie arrangierte Ehen) gehört. Als der fertig war, ging’s weiter, in der Früh um 3!

  

07.05.2015 – Schlimmer Finger

Sonntag, 10.05.2015

War heute nochmal beim Arzt: das gebrochene Gelenk geht schon wieder, das erste Gelenk macht jedoch keine Anstalten, sich selbständig zu bewegen. Sehne gerissen? Der Arzt rät zum Abwarten. Entweder es wird wieder, oder Aufschneiden, Schiene nochmal 2 Wochen tragen. Blödes Gefühl.

05.05.2015 – Rennabbruch

Sonntag, 10.05.2015

Gestern nochmal einen ganzen Tag Lhasa, ein bisschen fotografieren, ein paar Pilger, die Berge, und das Lasten-E-Bike im original KTM Look. Heute geht es heim. War es nun toll? Ja, war es, wenn wir auch hauptsächlich im Lhasa gekreist sind. Das Erdbeben war schlimm, jeder hat die Nachrichten gesehen. Tibet ist das Dach der Welt, das höchste Land der Erde, ich bin froh, dagewesen zu sein. Unterschätzt habe ich die Höhe, eindeutig, besser nicht mal eben da hinfahren, das kann schlecht ausgehen. Ich habe 3 Tage gebraucht, bis es zumindest nicht mehr unangenehm war, geschnauft habe ich bei jedem Anstieg immer noch. Wir waren leider viel Autofahren und wenig rumlaufen, angesichts des Dramas auf der anderen Seite des Berges ist das zu verkraften. Bleiben halt noch ein paar Ziele offen: EBC, Strasse nach Kathmandu (mit dem Rad?), Mopedfahren in Tibet, immerhin haben wir unsere ursprüngliche Idee mit Plan D zu einem Drittel abgehakt.

02.05.2015 – Plan D

Sonntag, 10.05.2015

Nun also Zedang und Kloster Samye, Autofahren, Aussteigen, Rein- bzw. Raufgehen, wir mussten uns entscheiden zwischen dem Namtso Lake oder eben Zedang. Wie man‘s macht … Zedang ist immerhin das älteste Kloster, dort wurde Tibet quasi gegründet. Am nächsten Tag haben wir uns zu Fuss von 4.000 auf 4.300 m zu einem Nonnenkloster hochgeschleppt. Wir wollten ja wandern. Wirklich erlebt haben muss man die Klosteraktivitäten. Gebetet wird kollektiv mit einem Vorbeter. Bei den Mönchen macht das der vermutlich Ranghöchste mit übertrieben tiefer Stimme. Man darf daneben sitzen und zuhören, es ist schaurig. Für Nonnen ist eine normale Stimme ausreichend, nicht weniger beeindruckend. Debattierübungen im Freien kann man sehen, geschätzt 50 Mönche üben zu zweit: Der Abschluss eines Arguments ist ein weites Ausholen und Klatschen, das man als Ohrfeige missverstehen könnte. Und das alles geht jeweils stundenlang.

Unseren Plan D haben wir übrigens abgebrochen: Wir sind nach 2 Tagebn bei Samye im Klosterhotel gelandet, basic mit Gemeinschaftswaschräumen, und das Ganze schlappe 2 h von Lhasa weg. Unser Guide wollte es uns als mindestens 3,5 h verkaufen, der Fahrer hat es unter 2 geschafft, wollte halt auch heim, der Gute. Ich verstehe es, die Hotelnacht in Lhasa ist ein Mehrfaches teurer als die 180 RMB in Samye, aber EBIT Optimierung auf meine Kosten muss nicht sein.

01.05.2015 – Plan C

Sonntag, 10.05.2015

Am nächsten Tag auschecken und los geht’s auf die Tour. Dem Hotel weinen wir keine Träne nach, Dusche kalt, Frühstück mit Yakmilch oder heissem Wasser. Beim nächsten Mal ein anderes Hotel. Damit sind wir uns mit Freunden aus Shanghai einig, die wir getroffen haben. Sie haben auch alles umgeplant, so gab es gestern Abend gemeinsames Yaksteak bei einem Holländer: Dunya.

Erst Autobahn, dann eine hypergniale Passstrasse von 3.700 auf 5.000 m (schnauf! Seit heute sind meine Kopfschmerzen zumindest unter 4.000 m besser), danach am See entlang nach Gyantze. Dachten wir! Auf dem Pass gefühlte tausende chinesischer Touristen, immer leicht erkennbar am Drängeln, der Hello Kitty Kleidung und dem Dauer-Selfie. Dann wirklich schick am Seeufer entlang, bis zur Polizeikontrolle, an der sie unserem Fahrer den Führerschein abnehmen. Warum? Strasse gesperrt, wenn wir ins nächste Dorf zum Essen wollen, gerne, aber ohne Schein. Den gibt’s beim Zurückkommen wieder. Sehr effektiv. Im Restaurant im nächsten Dorf viele Fahrer ohne Führerschein und Westler mit zerplatzten Plänen. Wir brauchen Plan D.

Es gibt kaum Infos, nur so viel: Rückkehrer aus dem gesperrten EBC berichten, dort ist alles OK, warum darf man da nicht mehr hin? Unser Ziel Shigatse scheint inzwischen voll von Autos zu sein, da die Weiterfahrt nach Kathmandu wegen dem Erdbeben unmöglich ist. Warum aber, wie wir später erfahren werden, ist die Strasse dann am nächsten Tag wieder auf?

Heute wissen wir das noch nicht, ärgern uns wieder ein bisschen, und basteln einen Plan D! Ausnahmesituation gepaart mit chinesischer Entscheidungsfindung, am besten einfach damit arrangieren. Erstmal zurück nach – genau: Lhasa. In ein besseres Hotel, nochmal mit Freunden Yaksteak essen. Es ist gar nicht schwer, ein besseres Hotel mit vernünftigem Frühstück und einer heissen Dusche zu finden, man muss nur drauf bestehen. Für alle, die nach Lhasa fahren, gut aufpassen, wo man hingesteckt wird! Gegenüber von Dunya ist übrigens Ganglamedo, mit einem Megabecher Merlot für schlappe 25 RMB, zu empfehlen für einen langen Abend, wenn Plan C in Plan D umgebastelt werden muss.

29.04.2015 – Lhasa und drum herum

Sonntag, 10.05.2015

Potalla Palast, leider bewölkt, gross und mächtig, schicksalsträchtig, auffi muas i. Ein irres Gebäude. Der Zugang ist offiziell organisiert, um den Massen Herr zu werden, inzwischen kommen 2 Mio chinesische Touristen im Jahr nach Lhasa, man bekommt eine genaue Uhrzeit und eine Zeitvorgabe für’s Durchlaufen. Ist aber alles halb so wild. Bin tief beeindruckt. Um den Palast sehr viele Touristen mit schwarzen Jacken und Kameras, komisch, oder?

Jetzt mag ich nicht alle Klöster aufzählen, und schon gar nicht die Lamas und Götter, die durchgezählt werden. Die Geschichte Tibets kann sich jeder selber durchlesen. Beeindruckend ist es in der Stadt rund um den Jokhang Tempel. Pilger müssen den Tempel im Uhrzeigersinn umrunden und vor dem Tempel beten (dazu muss man sich unendliche Male aus dem Stand auf den Bauch legen und wieder aufstehen), nur dort rumzulaufen und zu schauen ist einfach toll. In den Tempeln sind die mit Yakbutter betriebenen Kerzen Standard, ein ganz spezieller Geruch. Wenn einem leicht komisch ist, das wirkt das wenig entspannend.

Toll ist auch die Fahrt zum Ganden Kloster, auf der G318. Was ist daran so toll? Die G318 geht von Shanghai nach Kathmandu, in Shanghai als Huqingping Highway fast an unserem Haus vorbei. Aus dem Compound zur Huqingping, links abbiegen, und immer geradeaus, nach rund 5.000 km Ankunft in Kathmandu. Wie man am Kilometerstein sieht, sind wir 4.601 km von daheim weg auf der gleichen Strasse. Der Fluss ist der Ganges, der in Tibet beginnt, und es gibt tatsächlich Dünen, Ergebnis von Sand und Wind.

28.04.2015 – 1.500 m höher

Sonntag, 10.05.2015

Den Sonnenaufgang habe ich verpennt, ich habe fürchterlich schlecht geschlafen, mir ist schlecht und ich habe Kopfweh. Zwar ist der Zug sehr leise, kein Vergleich mit meiner DB Autorereisezugerfahrung, keine Schienenstösse, dichte Fenster, nur die angebliche Sauerstoffanreicherung im Abteil ist laut. Ist das wirklich Sauerstoff, oder nur laute Luft, die da aus den Düsen kommt? Immerhin ist ein Arzt ist an Bord, den wir auch noch brauchen werden.

Den höchsten Punkt über 5.000 m haben wir auch verpennt, gegen 8 fahren wir konstant auf einer 4.500 m Hochebene. Die Landschaft ist nicht sonderlich abwechslungsreich, ich finde sie klasse! Parellel zur Zugstrecke gibt es die nagelneue Strasse, hauptsächlich von LKW befahren, Moped wäre eine gültige Alternative. Uns setzt die Höhe zu. Ich habe grottiges Kopfweh, meine Frau hat sich im Morgengrauen bereits übergeben, und unsere Tochter wird erstmal ohnmächtig. Der Arzt kommt, Sauerstoff in die Nase, Sauerstoffgehalt im Blut messen, abwarten. Allein mein Kopf sagt mir, ein wenig tiefer wäre nett, ich warte auf den Abstieg auf die 3.700 m von Lhasa, und hoffe, dass es hilft. Leider ist das Frühstück vorbei, als wir die Ereignisse abgewettert haben, leerer Magen und kein Kaffee machen es nicht besser.

Es ist so weit, wir sind wieder tiefer, und kommen pünktlich auf die Minute in Lhasa an, nach 1.956 km. Alle Papiere werden nochmal kopiert, dann stehen wir in Lhasa. Ab ins Hotel, unser Guide (jetzt haben wir auch einen) wartet schon.

Erster Akt im Hotel, vor Einchecken, Essen etc: Unser Veranstalter informiert, der Zugang zum EBC ist jetzt zu, wir brauchen Plan C! Wir sind zu angeschlagen, um jetzt vernünftig nachzudenken, ärgern uns ein bisschen, sehen aber ein, dass das auch nichts nutzt, und planen irgendwas. Morgen Lhasa, dann Ganden Monastery, und dann über Nebenstrassen nach Shigatse. Die Hauptstrasse ist nämlich auch zu.

Erstmal wollen wir was Essen, Höhe und niedriger Blutzuckerspiegel ist eine schlechte Kombination. Vom Hotel in die Stadt ist es nicht weit, aber es kommt mir so vor. Tibetisch Essen ist eher indisch, es gibt indischen Reis, nicht die China-Klebeversion, auf jeden Fall Yak, und gegessen wird mit Gabel und Löffel, wie in Indien. Keine Stäbchen. Indien ist hier gefühlt näher als China.

Danach meint es unser Guide gut und läuft schon mal ein bisschen mit uns durch die Stadt, mir ist das zu viel. Ich will nur noch ins Hotel. Schlecht geschlafen und Kopfweh, hätte nie gedacht, dass mir die Höhe so zusetzt.

27.04.2015 - Qinghai Tibet Zug

Sonntag, 10.05.2015

Wir wollten es richtig machen, von Xining 2.280 m per Zug in 22 Stunden nach Lhasa 3.700 m: die höchste Eisenbahnstrecke der Welt, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Lhasa-Bahn. Xinings Bahnhof ähnelt einer Mischung aus Flughafen und Raumstation, wie alle neuen Schnellzugbahnhöfe. Wir werden genau, aber korrekt kontrolliert, besonders unser Tibetvisum, allerdings spricht hier niemand mehr englisch, Mandarin oder gar nix. Wir haben 'Softsleeper' gebucht, ein 4er Abteil mit 2 Stockbetten. Es gibt auch 'Hardsleeper', 6 parkbankähnliche Pritschen im gleichen Volumen. An der Eingangstür steht im Stillgestanden die Wagenführerin und prüft genau alle Dokumente, erneut das Tibetvisum, und lässt sich ohne die Miene zu verziehen fotografieren.

Wer fährt mit: deutsche Reisegruppem! Wir sind nur zu dritt, denn unsere ältere Tochter hatte was besseres vor und ist auf die Philippinen geflogen, die 4te ist eine junge Chinesin, die sich erstmal zu ihren Kumpels in ein anderes Abteil verzieht. Anscheinend hat sie verloren und muss nun bei den Laowai übernachten. In den Speisewagen darf man erst ab 6, vorher dort Karten spielen ist nicht. Um 6 ist es schwierig, einen Platz zu bekommen: die deutschen Gruppen bestehen darauf, sie hätten reserviert, dabei kann ich gar kein Handtuch entdecken! Mit Hilfe des Zugpersonals finden wir einen Tisch. Wir gelten bei den Touris als Exoten, wir sind ohne Führer unterwegs, d.h. und fehlt die Hausmacht.

26.04.2015 - Xining

Sonntag, 10.05.2015

Xining ist erstmal ernüchternd: um die Stadt werden Massen von rechteckigen Wohnmaschinen gebaut, die Umsetzung des rechten Winkels im Großformat. Ob da mal einer einzieht? Rund 30 km außerhalb der Stadt liegt das 6-größte buddhistische Kloster Chinas KumBum, schon 100% tibetisch. So ein Kloster besteht aus Versammlungshalle, Wohnungen, Hochschulinstituten, und natürlich Tempeln. Als erstes Kloster dieser Größe noch sehr interessant, ob sich das durchhalten lässt, wird sich zeigen. Wir sind nun über 2.500 m Höhe, auch wenn es nur gemässigt den Berg rauf geht, schon ein paar Stufen einen Tempel rauf sind anstrengend! Der Flachlandtiroler aus Shanghai = Meereshöhe schwächelt! Wir lassen uns Zeit, laufen rum, fotografieren, die energische Taxifahrerin hat uns 1:45 eingeräumt, dann will sie wieder zurück. Vor dem Kloster parkt ein alter 508, MB nicht Peugeot, umgebaut als Wohnmobil, mit Aachener Kennzeichen. Das ist das erste Fahrzeug mit einem nicht-chinesischen Schild, das ich in China sehe. Habe zwar schon einiges über Europa-China Reisende gelesen, aber noch keinen getroffen. Jetzt zumindest das Auto.

Nachmittags der Versuch, umzubuchen. Als erstes den Flug Kathmandu - Shanghai stornieren. Gebucht bei Ctrip, kurz dort anrufen, stornieren kein Problem, kostet schlappe 500 RMB pro Ticket. Den Hinweis auf das Erdbeben, und den zwischenzeitlich gesperrten Flughafen dort nimmt der Typ ungerührt entgegen. Ich soll bei China Eastern selber anrufen. Wozu habe ich dann eine Agentur? Kleiner Tipp für Ctrip Kunden: wenn man eine Flachpfeife erwischt, auflegen und nochmal anrufen. Beim zweiten Versuch habe ich eine aufgeweckte Mitarbeiterin in der Leitung, die zumindest versprichst, nachzufragen und zurückzurufen. Dann noch schnell die Hotels in Kathmandu storniert, geht nur noch direkt bei Booking, die Hotels selbst antworten auf Emails nicht mehr, wahrscheinlich kein Strom. Jetzt brauchen wir nur noch einen neuen Heimflug: wir entscheiden uns 2 Tage nach unserer Rückkehr vom EBC ab Lhasa zu fliegen, kurz ein Spezialangebot gebucht, Plan B ist fertig. Ach ja, Ctrip ruft zurück, am Sonntag entscheidet China Eastern gar nichts, melden sich morgen.

Xining hat ebenfalls schon einen dichten Verkehr, Stau, und eine Strasse mit westlich anmutenden Bars und Cafés wie das Greenfield Café, genau das richtige für uns. Es scheint in Xining eine Expat Community zu geben, anders sind die vielen Cafés nicht zu erklären. Ich weiß bloß nicht, warum. Dann gibt es eine Moschee, einen kleinen Park in der Stadtmitte, und sonst nicht viel.

Von wegen und Verkehr: in Shanghai auf der Hochstraße, Tempolimit 80, hat ein übermütiger Zeitgenosse nachts bei Regen seinen LaFerrari geschrottet. Nur 499 gebaut, Preis 3 MioEur, die 22 MioRMB in China sind nicht weniger. Nur weil man sich so was kaufen kann, heißt noch nicht, dass man es auch fahren kann.

Noch eine Episode aus Xining: wir wurden verfolgt, ziemlich lang sogar. Ich habe es gar nicht bemerkt, unsere Tochter schon. Wir haben es drauf ankommen lassen und sind in die langweilige Schuhabteilung eines Kaufhauses abgebogen. Dauerte nicht lange, dann war der Typ auch da. Da ihm dämmerte, dass wir auf ihn gewartet haben, fing er an zu telefonieren und hat sich dann verzupft. Wozu das Ganze? Keine Ahnung. Sind wir so interessant?

25.04.2015 - Auf nach Tibet

Sonntag, 10.05.2015

Tibet steht seit langem ganz oben auf meiner 'must see' Liste, wir haben 2 Wochen Schulferien, die wollen wir nutzen. Man sagt, Frühjahr ist zwar noch kalt, aber dafür ist der Himmel blau und die Sicht gut. Zuerst mit der höchsten Eisenbahn der Welt nach Lhasa fahren, weiter zum Everest Base Camp (der Insider sagt EBC) auf der Tibet Seite, und schliesslich nach Nepal und ein bisschen Wandern. Ich möchte diesmal nicht dauernd mit dem Auto rumgurken und Ölwannen zerstören, sondern zu Fuß unterwegs zu sein und mal draussen rumlaufen. Fahren und fliegen mache ich schon genug. Erstmal Xining. Erstens wollten wir alles richtig machen und von dort den Zug nehmen, zweitens die große Stadt in der Mitte Chinas sehen. Geographisch liegt Xining grob in Chinas Mitte, Hauptstadt der Qinghai Provinz, mit nicht viel drumrum. Völlig entspanntes Abfliegen Samstag Mittag, fast pünktlich, mit Zwischenstopp in Xi‘an, gleiches Flugzeug, einmal aus- und einsteigen. Während der 20 Minuten lese ich die WeChat meines Tennislehrers: Erdbeben in Nepal, willst du da wirklich hin? Überprüfung bei tagesschau.de bestätigt, Beben der Stärke 7,8 um 11:56 Ortszeit. Nepal hat die Zeitzone UTC +5:45, ein bisschen schräg, China hat UTC +8, d.h. Nepal ist uns 2:15 h hinterher, obwohl gleicher Längengrad wie Tibet. Das Beben war also vor einer halben Stunde! Die Meldungen sagen Tote im 2- und Verletzte im 3-stelligen Bereich, sonst noch nichts. Erster Gedanke: wenn in einem Land wie Nepal ein schweres Erdbeben nahe einer Großstadt stattfindet, heißt das nichts Gutes. Aber erstmal weiterfliegen.

Am Flughafen Xining sind wir ganz clever und smart: wie immer, der Taxipreis in die Stadt geht nicht nach Taxameter, sondern ist Verhandlungssache. 100 Kwai fragt der Kutscher ab. Wir wollen uns nicht ausnehmen lassen und steigen wieder aus. Es gibt einen Bus, ich frage nach dem Preis und verstehe als Analphabet wieder mal 70%, aber nicht die entscheidenden 30%. Sie erklärt mir, die Taxifahrer wollen immer 100, dabei kostet es nur 21. Hurra, bestätigt, gut, dass wir wieder ausgestiegen sind! Nachverhandeln bringt aber nichts, also jetzt bloß nicht das Gesicht verlieren und Bustickets kaufen. Das waren die 21: 3 Tickets für 63, Abfahrt in einer Stunde. In Xining nochmal ein Taxi für 14 von der Bushaltestelle ins Hotel, immer noch rund 20 Kwai gespart, und nur 1,5 Stunden später angekommen, Sieg auf der ganzen Linie. Jetzt erstmal Nachrichten, die Zahl der gemeldeten Toten und Verletzten ist schon 4-stellig, die Entscheidung fällt leicht: Nepal streichen wir. Erstmal essen gehen, ist schon spät, Details morgen.