Berichte von 04/2016

16.04.2016 - Tantchen No. 3

Mittwoch, 20.04.2016

Schon ein ganz alter Hut, habe ich völlig vergessen. Dabei keine unteressante Geschichte. Die Hemmschwelle der empfundenen Merkwürdigkeiten ist scheinbar gestiegen. Um was geht’s?

Wir wollten eine neue Ayi, oder besser, wir wollten die bisherige nicht mehr. Ayi Wang hat viel weg-, aber nichts aufgeräumt, und war eher zupackender Natur. Das haben weder mein Mopedmodell (da bin ich eigen) noch das Geschirr so überlebt. Und auf Blechgeschirr wollten wir nicht umsteigen, auch wenn man das einfach ausbeulen kann. Kann passieren, Arbeitsverhältnisse müssen nicht auf ewig angelegt sein, und Ayis sind üblicherweise nicht verbeamtet. Also haben wir, also meine Frau, ich erzähle das Ganze nur, eine neue mal vorbeischauen lassen. Um am gleichen Tag eine WeChat von Ayi Wang zu bekommen: ‚willst Du mich nicht mehr?‘ Natürlich in Characters, so clever ist sie nicht, haben wir also ignoriert, aber doch über das Ayi Netzwerk gestaunt. Hier bleibt nichts geheim. Schlimmer als ein schwäbisches Dorf.

Also am nächsten Tag die Ansage des Endes. Sie war sofort kooperativ, wir müssten nur die vertragsgemässe Kündigungsfrist von 3 Monaten einhalten, heisst bezahlen, dann alles prima. Welcher Vertrag? Ach stimmt, es gibt ja gar keinen. Sie war jedoch weiter kooperativ, wir sollen einfach 1 Monat zahlen, dann alles prima. Die Frage, ob wir das kaputte Zeug gegenrechnen sollen, hat sie nicht verstanden.

Das wollten wir natürlich auch nicht, und damit hat die Kooperationswilligkeit abgenommen: kein Problem, wir zahlen einfach den Monat, dann rückt sie den Hausschlüssel wieder raus. Und zur Untermalung würde sie die Polizei rufen, wegen dem Vertrag und so. Teurer Hausschlüssel, Schlüsseldienst ist billiger. Und so ist die Stimmung so ein wenig gekippt (ich erzähle das nur weiter, ich war in der Zeit im sicheren Büro!): eine handfeste Ayi, telefonierend wie ein Börsenmakler, und eine nicht zahlungswillige Taitai ihr gegenüber, und das alles in unserem Wohnzimmer; dabei die wahren Geschichten im Ohr von Ayis, die sich mitten im Gespräch auf den Boden werfen und behaupten, geschlagen worden zu sein. Gibt Schmerzens- statt Schlüsselgeld. Das Bild der zur Salzsäure erstarrten Ayi in jeglicher denkbaren Pose ist fast täglich im Strassenverkehr nach einem Rollerunfall zu sehen, das mag man nicht im Haus haben.

Was tun? Unter Leute gehen, also zu Compoundmanagement, und dort weiter verhandeln. Auf jeden Fall unter Zeugen. Und da ist es wie immer: selbst die Chinesen reden auf die Ayi ein, dass erstens die Polizei eh nicht kommt, sie zweitens kein Recht auf Kohle hat und sie drittens den Schlüssel rausrücken muss, da er ihr schlicht nicht gehört. Die Reaktion: trotzige Salzsäule bis zur unendlichkeit. Verständlich, sie hat nichts zu verlieren und viel Zeit. Wir erinnern uns an den Rollerunfall vor ein paar Wochen. Wie ist es ausgegangen? Mit 200 Kuai ist sie von dannen gezogen, ohne Schlüssel. 200 RMB für eine Story, ist noch im Rahmen und wird als Erfahrung abgehakt. Obwohl, so ein bisschen ärgert es einen dann doch.

Von der Neuen weiss ich nicht mal mehr, wie sie heisst. Mein Moped hat sie auf jeden Fall schon runter geworfen. Mal sehen, wann sie sich auf den Boden wirft.

17.04.2016 – Verkehrserziehung

Mittwoch, 20.04.2016

Jetzt wird es ernst, nach den Münzen für den Einkaufswagen will die Shanghai Regierung ernst machen und den Verkehr optimieren. Denn es gibt zu viele verstopfte Strassen, oh Wunder. Also werden ab jetzt die Regeln eingefordert, ja genau, es soll welche geben! So schlimm, dass mein Fahrer Angst hat, in die Stadt zu fahren. Er könne dort das Auto nicht mehr abstellen und auf uns warten. Wahrscheinlich will er nur nicht, ist meine unmassgebliche Meinung.

Und wie wird das nun umgesetzt? 1. Aktion: den Ausländern die Regeln beibringen! Laut Shanghai Daily kennen die meisten Ausländer die chinesischen Verkehrsregeln nicht und begehen schlimme Delikte wie Elektroroller fahren ohne Zulassung, zu zweit auf einem Roller, und bei Rot über die Ampel gehen, genannt jaywalking (!). Ausländer wissen wohl nicht, dass das verboten ist und zum Verkehrsstau in der Stadt und auf den Hochstrassen führt. 2. Aktion: arme Schlucker auf dem Fahrrad und Elektroroller wegen Fahren gegen die Fahrtrichtung und sonstigem Hochnehmen, um ein paar Kuai erleichtern, manchmal den Roller konfiszieren. Deshalb stehen jetzt an jeder (!) Strassenkreuzung vier Uniformierte, an jeder Ecke einer. Dass gleichzeitig daneben ein X6 auf der Gegenspur in die Kreuzung fährt, weil ihm die Schlange an der Ampel zu lang war, und dabei fast noch ein Polizeiauto im Dienst (Blaulicht an) auf die Hörner nimmt, stört nicht. Das liegt entweder daran, dass er nicht direkt an einer der Ecken vorbeikommt, dass der Stau, der dadurch auf der Gegenspur entsteht, nicht so schlimm ist, oder dass der Uniformierte lieber arme Schlucker hochnimmt als Grosskopferte im X6. Wer weiss, was der für Verbindungen hat. Das ist aber nur eine schwache Theorie, und durch nichts belegt. Wahrscheinlich ist es ganz anders.

Auf jeden Fall ist davon auszugehen, dass die Massnahmen wirken und in Kürze über deren Erfolg berichtet wird. Schade, dass wir bald gehen, wo doch jetzt der Verkehr besser wird.

15.04.2016 – Geburtstag

Mittwoch, 20.04.2016

Wieder einer, diesmal 15 Jahre. Mit 11 aus Schwaben weg, und nun 4 Jahre später stolze 15 Jahre alt. Viel zu erzählen gibt es nicht, es ist einfach nur ein Moment, den ich mir vor 4 Jahren so nicht ausgemalt hätte. So hat unsere Tochter etwa ein Drittel ihres aktiv erlebten Lebens in Shanghai verbracht. In dem Alter konnte ich mir nichts anderes als die Oberpfalz vorstellen, und China hatte ich höchstens mit Chinakrachern verbunden und mit Leuten, die kein ‚r‘ aussprechen können. Aber dort leben und aufwachsen? Nope.

10.04.2016 – Hase und Moped

Sonntag, 10.04.2016

Was haben Hasen und Moped gemeinsam: beide kosten Geld. Beide sind auch weiss, das ist jetzt aber nicht so wichtig. Der Hase soll kastriert werden, und der super duper Pet Zoo macht das für schlappe 2.000 Kuai. Mein Vorschlag war, die Ayi zu bitten, damit stand ich jedoch ziemlich isoliert da. Mein Moped braucht einen neuen Lack, das Angebot war genauso hoch, und mir war es zu teuer. Jetzt lass ich erstmal den Tank aufhübschen: dessen Lack hat die Spritzspritzer nicht vertragen. Von wegen und Moped: habe in der Mopedzeitung gesehen, dass die K1600 so ein schickes Einstellrad am linken Lenker hat, mit dem man sich durch die vielen Menüs zappen kann. Hat die Chang auch, statt Menü gibt es halt Fernlicht.

Bin nun dabei, Moped Heimschiffen zu organisieren, und lerne täglich dazu. Eine Umzugsfirma braucht eine besondere Lizenz, um Verbrennungsmotoren umzuziehen. Ist wohl neu. Damit wird die ‚und alles in einen Container‘ Idee wieder schwieriger. Hätte mich auch gewundert, wenn es so einfach gegangen wäre. Ein Bekannter von mir versucht das gleiche, wir tauschen nun täglich den Wissensstand aus, wird schon. Wozu gibt es WeChat. Interessant ist dabei, dass immer das, was ich genau brauche, gerade schwierig ist. Als ich sie anmelden wollte, war es ein Drama. Jetzt werden einem die Papiere hinterhergeworfen, kann man sogar auf Taobao kaufen. Dafür war Verschiffen kein Problem, jetzt gibt es wieder neue Bestimmungen. Steckt da Absicht dahinter?

Das Internet ist zwar immer noch schlecht, aber wir können aus der Mediathek streamen. Das gab’s noch nie. Durch Zufall bin ich auf Ku’damm 56 gestossen, für save.tv jedoch zu spät. Die ersten beiden Folgen kein Problem. Das lässt für die dritte hoffen.

Noch 14 Freitage, und immer noch nichts von der Liste abgearbeitet.

09.04.2016 – Alltag 2

Sonntag, 10.04.2016

Ein weiteres Kapitel aus dem realen Leben eines realen Expats in Shanghai: social life. Abgesehen davon, dass das ‚Nicht-Arbeits‘-Leben mehrheitlich von den Frauen organisiert wird, und der Mann einfach mitmacht, was treibt der Expat so am Wochenende? Abends Essen oder Brunchen Gehen, Fussball im LaMesa (wer’s mag), oder Big Bamboo (gehört eher zu den Läden, die man sich sparen kann). Hatte ich mich nicht mal drüber amüsiert, dass Chinesen mehrheitlich einkaufen und essen gehen? Ein bisschen Sport an der deutschen Schule geht noch, solange die Knochen heil sind, für die Harten Gruppenradeln oder Laufen draussen bzw. auf dem Laufband, je nach AQI Empfindlichkeit. Aber: sollten die Mädels mal nichts ausgemacht haben, oder der Mann will mal was mit Kumpels machen: sehr schwierig! Die meisten (die ich kenne) haben hier einen Job, der irgendwas mit Asia-Pacific oder Greater China heisst, und ein HQ in Europa. Das bedeutet, unter der Woche hat kaum einer Zeit wegen ‚business dinner‘; am Wochenende kommt die Arie ‚komme erst Samstag‘, ‚fliege schon am Sonntag‘, oder ‚bin in Deutschland‘. Nur der Samstag Abend ist halbwegs sicher, und dann wieder von den Mädels verplant. Also verlangen Gemeinschaftsaktionen eine langfristige und aufwendige Abstimmung, und am Schluss können doch wieder ein oder zwei nicht. Regelmässige Aktionen sind fast unmöglich: Regelmässig dienstags Volleyball gespielt habe ich im letzten Schuljahr genau zweimal, also regelmässig alle 5 Monate. Die anderen Dienstage waren Schulferien oder eben nicht da. Ich wollte jetzt nicht sagen: was Besseres zu tun. Deshalb komme ich auch nur in die Stadt und an den coolen Bund, wenn wir Besuch haben, so 3x im Jahr. Und dann gibt es noch den Samstag, an dem ich einfach platt und faul bin. Das heisst, Freizeit am Wochenende ist hier anders, und trotz Mail, WhatsApp und WeChat aufwendig zu organisieren.

03.04.2016 – Gräberfest

Sonntag, 03.04.2016

Der chinesische Totensonntag, das Qingming-Fest 清明节findet dieses Jahr an einem Montag, also morgen statt. Davor werden die Gräber auf Hochglanz gebracht, und den Begrabenen alles mitgegeben, was sie so brauchen, hauptsächlich was zu essen.Gräber werden offensichtlich auf Vorrat gebaut, die Grabsteinreihen sind voll, darunter viele unbeschriftete, sie haben nur eine Nummer. Das Grab wird also gestellt, alle sehen gleich aus, und später zugeordnet und mit den notwendigen Informationen versehen.

Wir haben drei Tage frei, und müssen auch nichts reinarbeiten, super. In Deutschland ist der Totensonntag im November, und niemand stellt übertriebene Erwartungen an das Wetter. Wir haben April, und Novemberwetter: grau in grau, und Regen. Mit dem Besuch sind wir gestern bei Regen durch die Stadt gehatscht, der ganze Optimismus hat nicht geholfen, es endete einfach in nassen Füssen. Es tröstet nicht wirklich, dass so ein Shanghai Tower im Nebel auch ganz interessant aussieht. Bei Sonne gefällt er mir besser.

Ich dachte, ich könnte irgendwas Nettes an den drei Tagen machen, Kradfahren zum Beispiel, oder dran Rumschrauben. Nix da, zu kalt, zu nass. Wirklich schade. Das reisst auch der Disneyland Promotionshop nicht raus. Im Juni macht das Disneyland in Shanghai auf, das erste in China.

Und nicht zu vergessen, heute ist Sonntag, was passiert da? Genau, der Handwerker kommt zum Frühstück! Seit Monaten oder Jahren bekommen wir eine neue Geschirrspülmaschine, die ja aus chinesischer Sicht eine völlig unnötige Ausgabe sind: kann die Ayi schneller, besser (nicht unbedingt) und billiger. Unsere neuen Ayi habe ich freundlich drauf hingewiesen, dass man den Stöpsel im Becken nehmen kann, dann muss das Wasser nicht dauernd laufen. Und mit warmem statt eiskaltem Wasser geht es viel besser. Mann ist das deutsch!

Auf jeden Fall ist unsere Spülmaschine hin, und die Ayi nicht immer da, wir wollten eine neue. Obwohl bekannt ist, wann jemand zu Hause ist, kam die natülich, als keiner da war. Macht nix, hat wer auch immer im Heizungskabuff im Trockenen abgestellt. Das wir nicht mehr zur Heizung können, und die Tür dort jetzt nicht mehr aufgeht, unwichtige Kleinigkeit. Und dann: passiert wieder mal nichts mehr!? Bis heute, Vermieter samt Frau (sie kommt immer mit, wenn etwas gar nicht funktioniert) und zwei Shifu, einer des englischen gut mächtig. Und das Ergebnis: Dieses Wochenende sei Feiertag (ganz was neues), Handwerker arbeitet nicht, sie kämen nächsten Freitag (vor 3 Wochen wollten sie auch am Freitag kommen). Und wozu das jetzt, mit 4 Mann hoch? Diese chinesische Weisheit bleibt mir verschlossen. Warten wir den nächsten Freitag ab, und den üebernächsten, und den überübernächsten. Bald brauchen wir sie gar nicht mehr, wir haben noch 15 Freitage.

26.03.2016 – Moped neuer Versuch

Sonntag, 03.04.2016

Mit Blick auf den Sommer entstehen beim Moped ganz neue Themen: die restlichen Kleinigkeiten ausmerzen, und eine Oldtimerzulassung muss her. Also war ich heute wieder bei Jane, bzw. bei Alex, ihren Bruder; Jane kommt wohl erstmal nicht mehr, Familienangelegenheit, Mutter ist gestorben. Lenkkopflager neu, und das Angebot für neu Lackieren beläuft sich auf 2 Scheine. Dazu das für die Papiere, auch im 4-stelligen Bereich. Also eins nach dem anderen.

Bin mal zum Lackierer um die Ecke gegangen, bzw. gefahren, 2. Angebot einholen. Auf dem Weg hat mich ein schwarzer Audi so geschnitten, dass er sich fast einen weissen Zierstreifen auf der rechten Seite eingefangen hätte. Bremsen ist nicht die Stärke der Chang. Weil ich ein bisschen angesäuert war, bin ich ihm hinterhergefahren. Steigt so ein gefühlt 16-jähriger aus und erklärt mir, er habe schliesslich geblinkt. Stimmt, hat er! Das ist für wohl die Absolution für jedes unvernünftige Manöver: habe geblinkt. Wieder was gelernt nach 4 ½ Jahren. Immerhin hat er sich entschuldigt, nachdem ich im prophezeit habe, dass ich ihm im nächsten Leben ungebremst in die Seite fahren werde.

Anschliessend habe ich ganz entspannt mit dem Lackierer auf Chinesisch verhandelt. Er hat das Ding ursprünglich lackiert und behauptet, den Farbton zu kennen. Die Zierstreifen kann er allerdings nicht. Ich überleg nochmal. Und er lackiert nur bei Sonne, also draussen!

27.03.2016 – Ostern und full house

Sonntag, 03.04.2016

Ostersonntag, es gibt selbst importierte Schokoladenosterhasen. Unsere Tochter hat Besuch aus Deutschland, ausserdem übernachtet kontinuierlich eine Freundin bei ihr. Wir wohnen somit hier zu sechst. Am Dienstag kommt noch der Sohn einer Freundin, er schaut auf dem Rückweg von Neuseeland nach Hause bei uns vorbei, dann sind wir sieben. Ostereiersuchen haben wir uns gespart. Dafür unseren Hasen wieder abgeholt.

War die Woche beim Arzt: er meint, in zwei Wochen soll ich mal wieder Laufen probieren und prüfen, ob der Fuss mitmacht. Gehen kann ich schon wieder ganz vernünftig, Seitwärtsbewegungen sind dagegen noch nix. Wäre nach 4 Monaten ein Schritt nach vorn.

24.03.2016 – Doch warm

Sonntag, 03.04.2016

Draussen wird es wärmer, um die 10°C. Drinnen können wir die Temperatur nicht richtig regeln. In der Küche fehlt nur das Handtuch auf dem Boden und der Aufguss im Backofen, fertig wäre die Heimsauna. Dabei steht der Kühlschrank auf einer der heisstesten Stellen unseres Fussbodens, aber das Kälteaggregat schafft das schon. Unser Vermieter wünscht sich übrigens, dass wir bleiben. Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Zahlen wir zuviel oder freut er sich nur über die Deutschen, die sein Haus vernünftig behandeln?

25.03.2016 – Autonomes Fahren

Sonntag, 03.04.2016

Habe auf dem Heimweg wieder wie üblich meine Post durchgewühlt, und einen der unendlich vielen Artikel über das autonome Fahren gefunden. Da hat heutzutage auch jeder was dazu zu sagen. Und während ich so in meinem Auto sitze und lese, fällt mir auf: ich hab‘s schon: mein Auto fährt bereits autonom, mit mir und auch ohne.

Und auf meinen Fahrer ist Verlass. Habe lange überlegt, ob ich darüber überhaupt schreiben soll, könnte falsch verstanden werden. Er ist zuverlässig, jeden Tag fährt er mit der gleichen Geschwindigkeit durch das gleiche Schlagloch. Er ist dynamisch, so wie er durch hochfrequentes Gas Geben und Bremsen mit konstanter Geschwindigkeit hinter einem Auto herfährt, könnte ich das nie. Er ist flexibel, er fährt gekonnt auf zwei Spuren gleichzeitig und hält sich immer alle Optionen offen, entscheidet sich nur oft für die andere (Kassenschlangensyndrom). Und er ist beständig, sein Glaube an die linke Spur der Autobahn ist unerschütterlich, kurzfristig auftretende Realitäten verleiten ihn nicht zum sprunghaften Spurwechsel. Dass die Karre nach Kneipe riecht und er ein gewisses unzufriedenes Karma verbreitet, soll niemanden beunruhigen. Denn was wichtig ist für autonomes Fahren: Er hat mich noch nie hängen lassen, und fährt uns seit 3 Jahren unfallfrei auf zwei Spuren durch alle Schlaglöcher. Muss man erstmal nachmachen.

21.03.2016 – Abschied

Sonntag, 03.04.2016

Da man nie weiss, was noch kommt, verabschiede ich mich heute von meinem Team in Changchun. Von Indien habe ich mich schon verabschiedet. Wie es sich gehoert, mit einem Dinner und vielen Fotos. Ist ein komisches Gefühl, so eine Abschiedstour zu machen. Aber ich wollte ja nicht ewig hierbleiben.

18.03.2016 – und zurück

Sonntag, 03.04.2016

Das war es schon wieder. Bin wieder zurueck. Nach dem ereignislosen MU Flug, obwohl: Premiere! Es gab eine deutsche Zeitung, der Focus war im Angebot. Da kann ich ueber die schönen, aber defekten Sitze locker hinwegsehen. Die Wurscht und den Kaese geschickt durch die Kontrolle gebracht, von unserem muerrischen Fahrer abgeholt, zurueck in Shanghai bei Regen.

20.03.2016 – Changchun

Sonntag, 03.04.2016

Heute Frueh nach Dongbei geflogen, in den chinesischen Nordosten, dōng wie Ost und běi wie Nord. Da mir Mr. Shen mit seinem Unwillen und seinem Fahrstil auf die Nerven geht, bin ich selber gefahren. Dafuer muss ich mich am Sonntag frueh unausgeschlafen nicht mit seinem Unmutgesicht auseinandersetzen.

Habe mir gedacht, bis auf weiteres ist es das vorerst letzte Mal Changchun, also nutze ich den Sonntag Nachmittag fuer Sightseeing: der Palast des letzten Kaisers Puyi, der dort von den Japanern als Marionettenkaiser gehalten wurde. Kommentar meines chinesischen Kollegen: ist das hier klein, das ist ja nichts fuer einen Kaiser. Der wurde aus der verbotenen Stadt hierher deportiert, kleine Abstriche in der Pracht. Der Komplex hat zwar eine Pferderennbahn, die Gebaeude passen jedoch auf den ersten Hof der verbotenen Stadt. Dafuer hatte er noch einen Betonbunker und einen Pool, den er aber angeblich nie benutzt hat. Weil Kaiser in Badehose geht offiziell nicht. Hier wurde übrigens der Film gedreht.

Zum Abendessen Dumplings, die von Changchun sind beruehmter als die aus Shanghai, und in den verschiedensten Varianten zu haben.

13.03.2016 – Nix mehr zu kaufen

Sonntag, 03.04.2016

Das Wetter in Bayern ist bescheiden, meine Einkaeufe habe ich erledigt: es sind nur noch wenige, die Wuensche der Familie haben stark abgenommen. Wir vermissen deutsche Sachen gar nicht mehr so stark, oder wissen wo wir sie bekommen koennen, oder brauchen sie mit dem kommenden Ende einfach nicht mehr (ich habe noch 7,5 kg Kaffee). So ein bisschen Elektronikspielzeug darf es noch sein, das spart Amazon sei Dank die Mehrwertsteuer, das war es aber.

07.03.2016 – haben Sie nicht einen anderen?

Sonntag, 03.04.2016

Der Fuehrerschein ist gemeint. Ich bin ‚zu Hause‘,auf deutschem Boden. Und da ist alles geordnet, geregelt und klar. Mit der Haltung erscheine ich gerädert um 6 Uhr in der Frueh am Mietwagenschalter, und will als Morgenmuffel nicht reden, schon gar nicht diskutieren, sondern einfach nur ein Auto haben. Geben sie mir aber nicht. Ich sage jetzt nicht, welche Vermietung Schwierigkeiten mit Leuten ohne Wohnsitz in Deutschland hat, aber wenn man schon nach einem Raumschiff benannt ist, sollte man spacig genug sein. Meinen chinesischen Fuehrerschein will die whatever Service-Specialist Accountant Manager auf einmal nicht mehr, koennte sie nicht lesen, meintn sie. Stimme ich zu, kann ich auch nicht. Ist trotzdem meiner. Ist sogar in der Kundenkartei hinterlegt. Das letzte Mal wollten sie nur den, und keinen anderen, wegen der Kundenkartei. Also lege ich den deutschen auf den Tisch, den wird sie ja wohl lesen koennen. ‚Wie lange leben sie schon in China?‘ ‚4 Jahre!‘ Schlussfolgerung: ‚Dann ist der nicht mehr gueltig!‘ Was heisst das jetzt? Mietwagenangestellte entscheiden über die Gültigkeit eines Führerscheins? Wenn ich zurueckkomme, muss ich den Fuehrerschein neu machen? Die praktische Prüfung auch? Auch für das Motorrad? Und den Trecker? Und jetzt? Zu Fuss gehen, haben die auch Fahrraeder? Wie lange brauche ich von FRA bis Stuttgart? Sowas ist um die Zeit nicht mein Fall. Irgendwann hat der Manager doch ein Einsehen mit mir, und der Commander von Traumschiff Surprise rueckt eine Karre raus. Sowas sind meine Lieblingssonntage.

Dazu passt: Was haben Mietwagen und Hotelduschen gemeinsam? Sie sind immer anders, und beide sind nicht intuitiv bedienbar. Wer mal versucht hat, bei einem Renault ohne Auswendiglernen der Bedienungsanleitung das Fon mit der Karre zu verbinden, weiss was ich meine. Kälteschock in der Früh um 6 ist noch schlimmer.