22.06.2012 – Mopedfahren

Sonntag, 07.07.2013

Oder zumindest der Versuch. Erst war ich beim Händler, um ein paar der fehlenden Schrauben montieren zu lassen. Nicht, dass ich das nicht selber könnte, das ist eher die Entscheidung zwischen ‚selber geht’s schneller‘ und ‚schliesslich habe ich das Ding mit allen Schrauben gekauft, dann sollen sie sie auch dranmachen‘. Vermutlich wird generell das Vorhandensein von Schrauben völlig überbewertet, ist wahrscheinlich eine deutsche Sichtweise. Montage ohne Schrauben hat schliesslich eine 3.000 Jahre alte Tradition in China. Warum sollte ein Motorrad auch Schrauben haben, wenn die Hakka Haeuser seit Jahrtausenden perfekt ohne stehen. Und was für ein Hakkahaus gilt, gilt doch auch für ein Gespann aus inetwa der gleichen Dynastie. Dabei hat er noch die Form der Fishtails nachgebogen, um das Zwitschergeräusch zu verstimmten: mit dem Seitenschneider. Eine intakte Chromschicht wird ebenfalls völlig überbewertet. Dafür klingt die 750er jetzt wenigstens nicht mehr wie ein Kanarienvogel, sondern schon eher wie ein erwachsenes Moped – wenn sie denn klingt.

Dann bin ich ein bisschen rumgefahren, geht ganz gut, wenn man sich damit anfreundet, ein Produkt des Schwermaschinenbaus zubewegen: gewuchtete Räder, selbständiger Geradeauslauf? wozu? Zu Hause habe ich mir mal die anderen Schrauben angesehen. Es stimmt zwar, dass normalerweise eine Schraube in Verbindung mit einer Mutter für festen Sitz sorgt, aber nicht an meinem Motorrad. Vermutlich werden Muttern auch überbewertet, und festgezogene Muttern erst recht. Traditionell scheint eher aufgesteckt bis bestenfalls handwarm üblich zu sein.

Wie kann man so etwas nur so lausig zusammenschrauben? Ich kann etwa die Hälfte der Schrauben mit blossem Finger lösen. Was denkt sich so ein Spezialist, wenn er das alles so notdürftig zusammennagelt? Ist eh nur für eine Langnase? Wahrscheinlich. Dabei habe ich noch festgestellt, dass die Unterseite des Beiwagens gar nicht lackiert ist. Warum auch, man stellt das Ding auf den Boden und lackiert, da bleibt kein Auge, aber eben die Unterseite trocken. Jetzt koennte ich ja verlangen, nachzulackieren, von wegen und Rost und so. Wahrscheinlich wuerde er es sogar machen. Einfach den Beiwagen auf den Kopf legen, über den Rost drüberlackieren. Damit ist die Unterseite etwa 4 Wochen OK - und die Oberseite halt ein wenig verkratzt. Es ist immer blöd, wenn man vorher schon weiss, was hinterher dabei rauskommen wird, der sogenannte wusst-ichs-doch-Faktor.

Aber zurück zum Mopedfahren, ich wollte gleich meine Tochter zu ihren Freundinnen fahren, tschakka! Wollte! Ich kam nicht mal bis zur Schranke von unserem Compound, dann war der zündende Funke weg. Zwar macht der Guard jedesmal die Schranke lange vorher auf, wegen dem Geräusch, aber es nutzt alles nix, ich schaffe die Ziellinie nicht. Der lacht sich langsam kaputt. Ergebnis? Tochter sauer, weil sie zu spät kam, und ich habe die 350 kg zurück nach Hause geschoben, rückwärts! Jetzt muss ich mir erstmal die Zündspule ansehen, den undichten Benzinhahn verarzten, dann geht es weiter. Es stinkt nämlich leider auch im Haus nach Sprit, wenn sich unter dem Moped eine Lache bildet.