25.01.2014 – von 600 auf 60

Sonntag, 02.03.2014

Und wieder zurück! Wer sich erinnert, Anfang Dezember war die Luft in Shanghai so schlecht wie noch nie: AQI über 600 (und mein Moped war nicht Schuld dran). Der Effekt war ähnlich wie Althaus und der Skihelm. Die Expats haben die Läden der Luftreinigerhändler gestürmt. Jeder ist nun Experte, kennt alle Modelle und kann das Thema AQI im Schlaf aufsagen. Viele haben die Dinger inzwischen zu Hause stehen, wir noch nicht, da wir ja immer noch nicht wissen, ob wir im Sommer die Zelte abbrechen. Manche Firmen stellen die Dinger sogar in den Büros auf.

Allerdings ist irgendwas passiert: Shanghai entwickelt sich zum Luftkurort. Wir haben erwartet, dass im Januar und Februar mit der Heizperiode alles noch schlimmer wird, der Mensch extrapoliert ja gerne linear, aber im Gegenteil: Selbst letzten Sommer habe ich keine Werte unter 50 gesehen, aktuell haben wir unter 40! Viele kleinere Stahlwerke und Kraftwerke wurden wohl geschlossen, die Ämter haben die Vorgabe, die Luftqualität zu verbessern. Wer nun glaubt, Vorgaben sind geduldig, wird eines besseren belehrt. Es stimmt zwar meistens, aber eben nicht immer. An die Erfüllung der Vorgaben wird die Karriere der Beamten geknüpft: wer bis 40 nicht auf der richtigen Laufbahn ist, schafft es nicht mehr. Wer es nicht schafft, wird früh in Rente geschickt, das kann schon mit 50 sein. Klingt zwar nicht schlecht, nur sind die Renten nicht wirklich hoch. Damit werden ein vernünftiges Leben und, noch wichtiger, die Ausbildung des Kindes schwierig. Über solche Hebel geht es ganz schnell, aus Ruhrgebiet 1905 wird Bad Shanghai! Faszinierend, wie schnell hier manches geht. Allerdings nehmen die Schwankungen zu: Am Samstag waren es in der Früh 30, und nachmittags 300, mir ist ein Rätsel, wie es so schnell gehen kann. Sicher nicht durch natürliche Einflüsse, wenn auch die Windrichtung eine Rolle spielt. Interessant ist, dass sich inzwischen sich die USA, Korea und Japan beschweren, weil die schlechte Luft bei ihnen ankommt.