28.06.2015 – Jetzt mal anders rum

Dienstag, 14.07.2015

Premiere: die ganze Familie ist gleichzeitig in Ludwigsburg. Das gab es seit April 2012 nicht mehr. Eigentlich hätte das seit gestern so sein sollen. Aber wie das so mit Sätzen ist, die das Wort eigentlich beinhalten: stimmt nicht. Denn vorgestern war der letzte Schultag, und seit vorgestern Abend fliegen die Fluchtflieger nach D, das ist so etwas wie der umgekehrte Rosinenbomber. Falls jemand von der LH mitliest: ich schlage vor, die Tickets für diese Flüge mit 20% Zuschlag direkt an der deutschen Schule zu verkaufen, so wie früher die Unicef Bildchen. Ich bin sicher, sie sind nach 10 Minuten weg; ich hätte für die Idee gerne die Hälfte dieser 20%.

Also fliegt die grösste deutsche Auslandsschule geschlossen ab eben jenem Abend aus, oder eben nicht, wie dieses Mal. Ein LH-Flug nach dem anderen wurde abgesagt. Die eine Begründung ist Unwetter in Frankfurt (das in D keiner kennt), die andere Militärübungen auf der Luftstrasse zwischen Shanghai und Peking (was schwer zu belegen ist). Da muss man durch, quasi die A6 der chinesischen Luftfahrt, offensichtlich war nur noch der Standstreifen frei, für den nur noch selektive Genehmigungen erteilt wurden. LH war nicht dabei, und das rund 3 Tage lang. Hat sich jemand in den Tagen davor ungeschickt geäussert? Auf jeden Fall war der Flug 30 h später da. So habe ich gelernt, es ist gar nicht so leicht, im Internet einen gecancelten Flug zu finden, der dann doch fliegt. Geht nur, wenn man unter Flightradar weiss, wo man auf der Karte suchen muss. Das Flugzeug gibt es, es ist mit den Flugdaten jedoch weder auf Flightradar noch auf Flight aware zu finden, ein Geisterflug.

Sonntag abend: wenn schon in Schwaben, dann schwäbisch essen gehen. Wir hatten uns auf Post Cantz geeinigt, nicht die schlechteste Adresse für gutes schwäbisches Essen nach einem Jahr China. Benchmarkessen: Dazu gehören Weissbier, Schokoladeneis und Rostbraten, bitte medium, mit Spätzle. Ist schon mal aufgefallen, dass es zwar das schwäbische Wort Roschdbrate für das swabian steak gibt, manchmal sogar in der Speisekarte gedruckt, aber keinen schwäbischen Ausdruck für medium, rare oder well done? Das ist vielleicht der Grund, warum unser Roschbrate ‚durch‘ war, also well done. Haben wir angemahnt; kein Problem, der Kellner nimmt das Ding wieder mit, und kommt nach 3 Minuten mit der Botschaft zurück: der Chef sagt, das ist medium!? In China hätte ich gesagt ‚klar, typisch Chef‘, diesmal war ich sprachlos. Es kann einen auch in LB erwischen. In Shanghai wäre es bei der Preislage kein Problem gewesen, ein richtiges Stück Fleisch zu bekommen. Ich will nicht nörgeln, bin ich dafür 8.000 km geflogen? Man kann sich der Vergleiche nie erwehren, und China Bashing ist eher en vogue, aber das geht schon mal als freundlicher Empfang in der Wirklichkeit durch. Und der Kellner spricht zwar nicht chinesisch, aber ebenso wenig schwäbisch wie der in Shanghai. Ich seh‘ schon, die Wiedereingliederung nächstes Jahr wird auch nicht besser als der Schritt nach China.