14.06.2015 – 4:44 am

Dienstag, 16.06.2015

Heute mal was anderes: Aufgestanden um 2:40, losgeradelt um 3, Treffpunkt 3:15 auf der Hu Qing Ping, und ab zum Bund. Ergebnis einer Schnapsidee: wir wollen zum Bund radeln und vor Sonnenaufgang dort sein. Und der ist früh, dank des Ein-Zeitzonen-Prinzips: 4:44 Uhr. Die Idee ist vor ein paar Monaten entstanden, dann gab es ein paar Enthusiasten, und dann schlug der Gruppenzwang zu: keiner konnte mehr so richtig zurück. Gestern auf dem Schulfest gab es noch ein paar schüchterne Versuche, die Abfahrt auf 6 zu verschieben, wurde aber nix draus, war nicht mehrheitsfähig: 3:15 war gesetzt.

Also los im Dunkeln, glücklicherweise war es nicht ganz so schwül, wenig Verkehr, so dass auch die eigentlich für Radl verbotene Huaihai noch geht. Kurz haben wir mit uns gerungen, ob wir nicht oben auf der Yannan fahren sollen. Allerdings hat die Vernunft gesiegt: Dank der Kameras würden wir sofort entdeckt, die Konsequenz ist schwer einschätzbar und damit kritisch, und die Typen, die dort nachts ihre Ferraris ausfahren, sind auch nicht beruhigend. Also besser unten. Wir hätten sogar noch unterwegs frühstücken können, ein paar Esstände an der Strasse hatten entweder noch oder schon wieder auf. Wuzhong Rd, Huaihai, und schon ist man in etwas über einer Stunde am Bund, normal geradelt. Ziel erreicht, Ankunft 4:25, 19 min vor dem Sonnenaufgang.

So habe ich den Bund noch nie erlebt: leer! Keiner da, einfach niemand. Wir sind beim Yu Yuan Garden angekommen, das ist etwas am Rand, dort war niemand. Erst ein bisschen später in der Mitte, wo auch die Holzbänke sind, finden sich ein paar übriggebliebene von gestern. Übrigens einschliesslich Schülern der deutschen Schule, so klein ist Shanghai. Wir hatten damit gerechnet, mit unseren Radln gleich wieder vertrieben zu werden, ber um die Uhrzeit ist noch alles möglich. Die Aufpasser kommen erst später. Also haben wir in Ruhe geknipst, Selfies gedreht, man muss mit der Zeit gehen, und sind Richtung Obelisk gerollert. Von wegen und der Sonne. Das war dann nix, zu viele Wolken. Und dann geht es schnell, es wird hell, die Frühaufsteher kommen: Rollerskater, ältere Männer lassen Drachensteigen, auffallend viele Jogger, und sogar 2 Tennisspieler. Gegen 6 ist der Zauber vorbei, der Bund füllt sich. Wir waren einhellig froh, uns aufgerafft zu haben. Wären wir um 6 losgefahren, hätten wir uns nur geärgert, uns nicht für 3 durchgerungen zu haben. Deshalb wollen wir es nochmal machen, mit richtigem Sonnenaufgang. Mal sehen, abwarten und grünen Tee trinken.

Etwas kritischer war unser Plan, danach Frühstücken zu gehen. Um 5 oder 6 hat ausser den Baozi Ständen nichts auf. Also haben wir uns ein paar Baozi und diese gebackenen Eifladen gegönnt, und sind Richtung French Concession gerollt. War es auf dem Hinweg dunkel, mehr oder weniger still, und kaum Verkehr, gegen 6:30 ist das schon ganz anders. An der Huaihai steht ein Polizist, überall wird aufgeräumt (Essensreste von der Strasse mit der Schaufel in Mülltonnen), und ordentlich Verkehr. Gelandet sind wir bei der französischen Bäckerei in der Wukang Lu, hat schon auf, Holztische draussen, und das typische französische Angebot. Dafür teuer, haben die Fladen vor 15 Minuten 3 RMB gekostet, gibt es hier den Kaffee für 40. Was doch so ein bisschen Europa kostet, und es ist nicht mal subventionierter griechischer Kaffee.

Um 9 war ich wieder daheim, genau richtig, um zu duschen und zur Abschiedsparty meines Kollegen nach Pudong zu fahren: auf die Biofarm. Wollte ich eigentlich mit dem Radl machen, aber die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Feierbeginn war einfach zu lang.