15.12.2012 – Hier stehe ich -

Sonntag, 16.12.2012

ich kann oder will nicht anders. Heute früh an der Ausfahrt vom Compound: ein nagelneuer 5er steht quer davor, am Steuer wie so oft eine ca. 25-jährige. Eigentlich nichts Besonderes, bis auf die Tatsache, dass sie da für sich gut steht, und ich nicht rauskomme. Und weder nah hinfahren, noch hupen, noch Lichthupe veranlassen sie zu irgendeiner Reaktion. Sie steht da und wartet schliesslich auf jemanden, und der ist noch nicht da. Das ist eine der Situationen, die mir tierisch auf die Nerven gehen. Wer nicht zu meiner Familie, Firma, Gruppe, also meiner dan wei gehört, der ist mir wurscht. Das gilt für den Strassenverkehr, die Metro, im Prinzip das ganze öffentliche Leben. Letzte Woche ist in Peking ein Kind im Krankenwagen nicht weit vom Krankenhaus gestorben, weil der Krankenwagen nicht durch den Verkehr kam. Auf der Autobahn das gleiche: Wenn schon alle im Stau stehen und von hinten der Krankenwagen durch will, spricht nichts dagegen, ihm auch noch in den Weg zu fahren und noch mehr zu blockieren. Für Europäer nicht nachzuvollziehen. Mit der Einstellung kann man auf der Autobahn rückwärts fahren, auf der 6 spurigen Strasse wenden, einfach stehen bleiben und telefonieren, oder diagonal über die Kreuzung fahren. Oder eben vor einer Ausfahrt stehen. Gerade als ich aussteigen wollte, kam dann der Typ dazu, um in Ruhe einzusteigen, und dann erst ist sie gemächlich losgefahren. Ich ertappe mich bei dem unbändigen Wunsch, ihnen einfach ins Auto zu fahren. Ich weiss, das ist nicht gerade zivilisiert, aber die Szenen im Strassenverkehr provozieren mich: vielleicht fangen sie an nachzudenken, wenn die Chaosmanöver mit verbeultem Blech und ein paar blauen Flecken enden, denn das gerade erstandene Blech ist schon ein wenig heilig (ausser bei denen, die sich danach einfach einen neuen Cayenne ausfassen). Es ist für eine Langnase unglaublich, wie wenig die Konsequenzen des Handelns für andere in Betracht gezogen werden. Andererseits: 1:23 Millionen, ich glaube, ich lasse es lieber. Aber es reizt mich schon.