16.12.2012 – 3. Advent

Sonntag, 16.12.2012

Heute ist der 3. Advent, die Familie ist am Freitag heimgeflogen, also zünde ich alleine die dritte Kerze an. Von Weihnachtsstimmung kann ich nicht wirklich reden, es ist eher so eine komische End-Stimmung. Die Laowei haben am letzten Schultag alle Flugzeuge nach Frankfurt geentert und sind weg, was heisst, so richtig leben sie nicht hier, denn sie fliegen alle ‚heim‘. Das ist hier gefühlt eher ein Abenteuer mit Ausnahmezustand. Und die wenigen, die dageblieben sind, muss man mit der Lupe suchen.

In der Stadt bestimmen die Nikolausmützen und Weihnachtslieder die Szene, aber es überzeugt nicht wirklich. Ich habe im Internet gesucht, wo man einen Christbaum kaufen kann: gibt’s im Blumenmarkt im Topf, und alle sehen ziemlich dürftig aus. Einer wollte unbedingt einen Baum ohne Topf haben, der Tip war: kauf dir einen Baum und eine Säge, nach 15 s hast du einen Baum ohne Topf. Wir haben schon so ein Ding hinter dem Haus stehen. Und eigentlich wollte ich einen besseren, aber das kann ich mir wohl schenken.

Übrigens Stadt: heute habe ich beim Einparken einen dieser Roller umgefahren (geparkt). Schreck! Ich habe ihn einfach wieder hingestellt, und schon auf die Rechnung gewartet, quasi wirtschaftlicher Totalschaden. Aber der Typ war so verdutzt, dass er kein Wort rausgebracht hat. Lag‘ vielleicht daran, dass er einen Kopf kleiner war. Glück gehabt!

Das Wetter ist jetzt maximal mies: 10°C, Regen, grau, AQI von 160. Deshalb habe ich mir zu Hause erst mal einen Glühwein gemacht, geht leider nur literweise: 1 Flasche chinesischen Wein, O-Saft und Glühfix, s.o. Niemand kann einen Liter von dem Zeug trinken, also kann ich mir die nächsten Abende die Doggy Cup aufwärmen.

Was gibt es sonst? In 2012 werden in Shanghai 220.000 Kinder auf die Welt kommen, der Durchschnittspreis für’s Nummernschild ist auf 69.346 RMB gestiegen, das sind 8.436 €, es werden nur noch 9.300 pro Monat verlost, und seitdem sie erst nach drei Jahren weiterverkauft werden dürfen, ist der Ansturm angeblich auf 18.244 zurückgegangen. Obwohl Chinesen dafür bestimmt auch eine Lösung haben. In Peking hat eine Frau 7-mal hintereinander ein Nummernschild ersteigert. Bis rausgekommen ist, dass sie im Verkehrsministerium arbeitet. Erst war die offizielle Version, dass die 7 Gewinner nur gleich heissen, jetzt hat Weibo wieder mal dafür gesorgt, dass sie sich nach was neuem umschauen muss, samt Onkel und Sohn. Das ist derzeit das grosse Thema: Offizielle per Weibo, das chinesische Twitter, der Bestechung, Vielweiberei, Vorteilsnahme, Amstmissbrauch und dergleichen zu überführen. Während im Frühjahr die Lebensmittelskandale dran waren, sind es jetzt die korrupten Beamten. Ach ja, ab 10 Uhr abends ist es jetzt verboten, draussen öffentlich zu singen, die Anwohner fühlen sich vom Lärm belästigt?!

Und, last but not least: angeblich ist mein Moped fertig, ich komme leider erst nächstes Wochenende dazu, es mir anzusehen, vielleicht klappt’s ja zu Weihnachten. Vorher fliege ich nach Changchun (-30°C).