17.05.2014 - Moped, zum wievielten Mal?

Sonntag, 20.07.2014

Wer sich erinnert, da war noch was: mein immerwährender Begleiter, zumindest mental. Auch wenn es einige schon nicht mehr sehen = lesen können: die Story geht weiter!

Nach wochenlangem Schweigen Habe ich wieder den grossen Hammer ausgepackt, klingt albern, ist aber so: Ankündigung, die Polizei einzuschalten, damit sie mein Moped sucht. So habe ich wenigstens ein paar hilflose SMS bekommen, jetzt Coffeshop, keine Mopeds mehr, macht der Bruder etc. Ich bin inzwischen schon mit wenig zufrieden und freue mich deshalb über jede Antwort. Ist clever gemacht, denn der Bruder kann nur chinesisch, d.h. den anzurufen ist nur eine theoretische Option. Also habe ich meinen Kollegen um Unterstützung gebeten, der sich netterweise mit grossem Einsatz um den Laowai kümmert. Ergebnis: die Lagerbuchse im oberen Pleuelauge ist defekt, und in ganz China ist das Ersatzteil nicht verfügbar! Ganz China? Oder gibt es nicht vielleicht einen kleinen Laden, der…!?. Gibt es, dort habe ich das Teil selber besorgt, ist nicht so schwer. Aber dann habe ich ingenieurmässig ein bisschen weiter gedacht und mir den Einbau vorgestellt: man macht das Pleuel warm und schiebt die Buchse rein. Und dann habe ich noch weiter gedacht, wie der chinesische Spezialist das wohl realisieren wird: Hammer mit gnadenloser Kaltverformung. Also lieber mal nachfragen: logisch, wird einfach reingeklopft, wo ist das Problem?

Das war's dann: ein Strategiewechsel ist dringend nötig, etzt wird das Trauerspiel beendet. Hinterher ist man ja immer schlauer, tatsächlich ist das schon lange überfällig. Neuer Ansatz: Ich bringe das Ding zu dem Laden, wo ich vorher aus Preisgründen nicht kaufen wollte. Hoffentlich erkennen die mich nicht wieder. Ob sie es haben oder nicht spielt keine Rolle, sie können mit mir Geld verdienen, also kein Problem. Chinesen sind unglaublich pragmatisch! Jetzt galt es, das Erscheinen des ‚Bruders‘ mit dem Abholservice des Mopedladens zu koordinieren. Mein Kollege hat das gedeichselt, das war der richtige Ansatz, denn ohne 20 Telefongespräche ging das Ganze nicht über die Bühne.

Erstmal ein konspiratives Treffen Samstag Abend um 6 vor der Garage vereinbart, zwecks Mopedüberführung in den gelobten Laden. Der Bruder kam pünktlich, hinten im 'Loch' stand eindeutig mein Moped, mit abmontiertem Zylinder, demontierten Kolben, und, oh nein, völlig verrostet. Die Wochen in dem feuchten Verschlag haben ihr stark zugesetzt, sie sieht grauenhaft aus. Erster Reflex: am besten gleich da lassen. Zu allem Überfluss ist wie auch immer der Lack an vielen Stellen beschädigt, Rostflecken auf weissem Grund. Obwohl ich es mir sparen kann, habe ich nach dem Woher gefragt: kann er sich leider auch nicht erklären, er weiss von nix. Grundsätzlich war er sichtlich erleichtert, endlich diese Ausländerpein loszuwerden, und hat deshalb sofort geschäftig das Ding aus der Ecke rausgezerrt. So hatte ich den Rosthaufen pünktlich auf der Straße stehen, der Bruder hat seinen Laden schnell wieder dichtgemacht, und weg war er.

Fehlt noch Teil 2: der gelbe Engel mit dem Laster. Jetzt folgen die genannten Telefongespräche in Shanghainese: ja, der Truck ist losgefahren, ist auf dem Weg, findet die Adresse nicht. Wo ist er? Alles klar, in 5 Minuten da; so zog sich das etwa eine Dreiviertelstunde hin. Schliesslich wollte ich ein wenig helfen und den Weg erklären: er müsste aussenrum, da Linksabbiegen verboten, und dann... Antwort: Linksabbiegen mit dem Moped kein Problem, gleich da! Moped?? Äh - Laster? 3 Minuten später fährt eine CJ750 mit 2 Typen drauf vor, der Abschleppdienst. Wie, fährt nicht mehr? Achso, mei wenti = kein Problem. Allen Ernstes: sie schleppen das Ding mit einem Seil ab. Wenn Jane, die Chefin, mir das gesagt hätte, ich hätte es ihr ausgeredet. Aber jetzt, wie sooft die Position ‚Abwarten und grünen Tee trinken‘ einnehmen, interessiert beobachten und bloss nicht dazwischenfunken. Und siehe da: Seil, fröhliches Winken, Abfahrt.

Ich bin mit Kollege und Auto ebenso zum Laden gefahren, dauert etwa 25 min, und siehe da: eine Viertelstunde nach uns waren die beiden da. Man muss nur an das Gute glauben (manchmal). Also haben wir uns sofort an die Direktannahme mit dem Meister gemacht. Auch wenn der Typ eher nach Hilfsarbeiter ausgesehen hat, er scheint die Mopeds gut zu kennen, und wusste wenigstens, wo hinfassen: Diagnose: nicht nur die Kolben sind hin, sondern auch das Pleuellager auf der Kurbelwelle. Das erklärt schlagartig die Aussitzhaltung des Bruders: er hat das ebenso erkannt und hatte keinen Bock, auch noch die Kurbelwelle auf Garantie zu tauschen; hätte ich auch selber draufkommen können: Anfänger! Leider ist die Chang gebaut wie eine Motorsäge: sie hat eine verpresste 7-teilige Kurbelwelle, man kann die Pleuel nicht tauschen. Wir machen die Liste auf: Einen Satz Kolben gibt es für 270 Kwai, die gesamte Welle kostet dann doch 880. Nutzt aber alles nix, entweder reparieren oder eben verkaufen/verschrotten. Also Auftrag erteilt, und heimgefahren.