17.10.2013 – Anfängerfehler

Sonntag, 27.10.2013

5 Tage Changchun, übersetzt ‚ewiger Frühling‘. Losfliegen in Shanghai bei 28°C im T-shirt, Changchun -5 bis +5°C, deshalb wickeln sich bei der Ankunft alle in ihre Daunenjacken, die sie auf einmal irgendwoher zaubern. Meine Kollegen haben mich gewarnt, es sei kalt. Ja ja, ich hab’s gehört, aber um die 0°C ist jetzt auch nicht so die harte Kälte, also immer cool bleiben. Es war auch ganz in Ordnung, nur: woran ich nicht gedacht habe: -5°C ist nichts besonders herausforderndes, wenn es drinnen warm ist. Aber: es gibt keine Heizung! Oder besser: noch nicht, geheizt wird ab dem 25.10. zentral, und vorher eindeutig: gar nicht, und zwar nirgendwo, auch nicht im Restaurant. Und wenn man den ganzen Tag im Büro sitzt, oder in einem Besprechungsraum, dann wird es mit den Lederschühchen irgendwann frisch, da nützt auch der mitgebrachte Pullover nichts, mein einziges warmes Kleidungsstück. Die Kollegen aus China sitzen mit ihren Skijacken und vermutlich ein paar Lagen langer Unterhosen im Büro, ganz entspannt. Ich dagegen nicht wirklich, genauso wenig wie meine übrigen Kollegen aus Europa und Amerika. Hätte ich mal besser zugehört, nicht nur hingehört.

Nirgendwo stimmt übrigens nicht ganz, mein Hilton Hotelzimmer war völlig überheizt, ohne einen Knopf zur Beeinflussung. Also tagsüber gefroren, und nachts wegen Hitze schlecht geschlafen, Volltreffer. Von der Beijiu Attacke gar nicht zu reden. Wie in jedem Land der Welt wird im Norden Schnaps gesoffen, so auch in Changchun, das 300 km von Nordkorea und 500 km von Russland weg ist, nach Peking sind es 800 und nach Shanghai 1500 km, also schon ganz schön im Norden. Und selbst wenn die Qualität des Beijiu hoch gewesen sein soll, für mich ist es inzwischen ein Hassgetränk. So viel Bier kann man gar nicht trinken, dass es einem so schlecht geht wie nach wenig Beijiu. Wer es nicht glaubt, selber probieren, beschreiben lässt sich das nicht.

Laufen war ich noch, das ist bei 0°C ganz angenehm, denn Changchun hat einen Park mit See, man meint, man ist in Skandinavien. Kaum 5 Minuten mit der Uniformierten um 7 Uhr morgens an der Schranke diskutiert, schon durfte ich so rein. Ausser Ausländern kommt eh keiner auf die Idee, sowas merkwürdiges wie Laufen zu veranstalten. Dass der AQI trotz Skandinavien bei 300 lag, habe ich erst nachher erfahren: die Bauern verbrennen alles Mögliche, und die Kraftwerke heizen schon mal für den 25. vor.