19.04.2014 – Yangtze

Sonntag, 25.05.2014

Oder auch Changjiang: wie mein Moped, der längste Fluss Chinas. Wir nutzen die Frühjahrsferien und machen Urlaub in Sichuan, eingeleitet mit einer Kreuzfahrt von Chongqing nach Yichang, dauert 3 Nächte. Mit riesigen Schiffen mit Swimming Pool, Golfplatz, Karaoke Bar fährt man durch die Schluchten. Die ganzen Goodies sind zwar nicht benutzbar, in der Karaoke Bar singen nur die Angestellten und der Pool ist merkwürdig grün, lustig ist es trotzdem. Das Publikum ist mehrheitlich chinesisch, mit ein paar wenigen Langnasen. Alle sind sehr nett und zuvorkommend, schon beim Einchecken haben sie uns freundlich darauf hingewiesen, dass im grossen Restaurant viele Chinesen sind, es gäbe aber noch ein VIP Restaurant, das empfehlen sie uns wärmstens. Kostet 300 RMB mehr, das Essen ist das gleiche, aber es wäre nicht so laut. Sehr nett, dass sie sich soviel Gedanken um uns machen, der Mehrpreis war sicher nur Nebensache. Ich habe mir gedacht, wer in unserer Firmenkantine essen kann, kann auch hier essen. Hinterher hat sich rausgestellt, wie nicht anders zu erwarten, dass mehrheitlich Chinesen bereit sind, den Mehrpreis für den Stempel VIP zu zahlen.

Genaugenommen führt die Flussfahrt permanent über Dörfer und Städte. Der Fluss wird auf maximal 176 m aufgestaut, alle Dörfer in den Tälern wurden an die Hänge umgesiedelt, die Ursprungsorte liegen deshalb genau unter dem Kiel. Die neuen Dörfer liegen alle am Hang, Baustil und Alter der Häuser sind alle gleich. So leicht kommt man zur Hang- und Höhenlage. Die Führer auf den Ausflügen sind Locals, sie erzählen gerne die Geschichte, wieviel besser das jetzt ist: Früher kleine Häuser ohne sanitäre Einrichtungen, heute Betonhochhäuser mit mehreren Zimmern, Küche, Bad und fliessend Wasser. Nur ein paar alter, unverbesserliche würden den alten Dörfern nachtrauern. Nachvollziehbar, also wohnen jetzt all am Hang. Sie mussten ein wenig umschulen, im Tal gehen Ackerbau und Viehzucht gut, ist das auf Halbhöhenlage untauglich. Bleibt also der Tourismus oder Abwandern in die Städte.

Der Staudamm selbst ist beeindruckend, er ist riesig. Nach den technischen Daten erzeugt er Strom für rund 17 AKW, alles erneuerbare Energie! Die Schleusen für den Höhenunterschied von über 110 m sind für die Berufsschifffahrt frei, allerdings dauert der Spass ein paar Stunden, über 6 Stufen werden die Schiffe auf das jeweils andere Niveau gebracht.

Muss man so eine Kreuzfahrt unbedingt machen? Nein, muss man nicht. Aber das weiss man ja erst hinterher. Die Schluchten selbst sind beeindruckend, man sieht an bestimmten Flussabschnitten nochmal einen anderen Teil Chinas, darf mit einem witzigen Kapitän zu Abend essen (es ist der Lustige auf dem Foto), und trifft interessante Leute: Einen Professor aus Israel, einen Australier, der lange in Jakarta gelebt hat, so ist die Fahrt durchaus kurzweilig. Wer also meint, dass er das unbedingt erlebt haben muss, so wie wir, soll es machen. Ich würde es nicht nochmal tun, einmal ist ganz OK.

Die Geisterstadt Fengdu unterwegs war recht beeindruckend: Gegenüber eine neue gebaute, moderne chinesische Stadt (nicht unbedingt beeindruckend, aber ‚interessant‘), die Anlage bestehend aus einzelnen Tempeln, mit den bösen Geister einschliesslich einem für ungezogene Kinder, und eine Höllendarstellung mit schaurigen Beispielen, wie Menschen zerstückelt, gevierteilt und in heissem Öl gekocht werden. Schön schaurig.