24.07.2012 - Ameisen

Sonntag, 29.07.2012
Kaum sind wir in unser Haus eingezogen, schon sind wir nicht mehr alleine: wir haben eine Armada an Ameisen im Esszimmer und in der Küche. Da ich in der Früh immer Schwierigkeiten habe, mit Brille kleine Dinge zu erkennen, hat es etwas gedauert, bis mir klar war, dass sich nicht die Buchstaben auf meiner alten ZEIT-Ausgabe bewegen. Damit habe ich die Größe auch gut charakterisiert. Nachdem das Putzen tagsüber nicht geholfen hat, habe ich dem Vermieter abends eine SMS geschickt. Ameisen scheinen ein ernstes Thema zu sein. Geantwortet hat er sofort, 10 Minuten später war er zum Besichtigen da, und eine halbe Stunde später ist er bewaffnet mit einer großen Dose zurückgekehrt. Deren Inhalt hat er gleichmäßig auf alle verdächtigen Stellen, Löcher und Ritzen verteilt, ich will lieber nicht wissen, was das genau war. Auf jeden Fall hatte ich nachher ein Kratzen im Hals. In einer deutschen Firma dürfte man das sicher nur mit Atemschutz, Schutzhandschuhen, nur bei geöffnetem Fenster und nach einer Sicherheitseinweisung verwenden. Aber wer will schon bei 35grdC Außentemperatur das Fenster aufmachen, nachdem das Haus gerade so schön und aufwendig runtergekühlt ist. Nicht vergessen, wir leben in einem großen Kühlschrank. Meinen Vorschlag, die Löcher und Ritzen einfach mit Silikon zuzuschmieren, fand unser Vermieter übrigens gut, auch in China hält dieser Stoff das ganze Land zusammen. vermutlich geht es uns wie allen anderen Expats auch, wir leben gerade herrlich minimalistisch. Jeder musste seine 2 Teller und sein Besteck selbst einpacken, glücklicherweise ist beim Flug nichts kaputt gegangen, und nun haben wir halt genau 4 Teller, 4 Messer etc. Und es reicht aus. Weingläser habe ich noch gekauft, Bier kann man eh besser aus der Flasche trinken. Wirklich vermisse ich nur meine Kaffeemaschine, in der Früh ohne Kaffee zu starten, ist einfach ein Stilbruch. Sonst: wozu hat man eigentlich den ganzen Kram angehäuft, wenn es so auch geht. Mir graut schon davor, wenn der Container kommt und wir das herrlich leere Haus mit dem ganzen Zeug wieder anfüllen. Apropos Kaffee: ein Ritual aus dem Büro wird mir in fester Erinnerung bleiben, der Kaffeewalk. Wir haben im ganzen Gebäude Kaffeevollautomaten stehen, aber so etwas wie eine Kaffeeliste ist noch unbekannt. Und Kaffee ist in China ein teures Gut. Also geht jeder mit seiner Kaffeepackung zur Maschine und füllt exakt so viel Bohnen ein, wie er für seinen Kaffee braucht. So sieht man in der Früh oder nach dem Mittagessen vorwiegend seine Expatkollegen mit ihrem Packerl gen Küche ziehen. Die chinesischen Kollegen weniger, sie trinken meist Tee. Anfangs habe ich das für eine komische Idee gehalten, inzwischen trage ich auch meine Kaffeebohnen spazieren.