28.09.2013 – die chinesische Schweiz

Mittwoch, 09.10.2013

Nächste Woche ist Golden Week, also eine der beiden Wochen, an denen wir frei haben und wegfahren können. Das machen inzwischen noch nicht alle, aber schon einige, und auch einige wenige sind hier schon ganz schön viele. Deshalb ist in diesen Wochen nur noch ausserhalb Chinas verreisen sinnvoll, ausser man ist ein Fan von IKEA am Samstag oder Fernpass am langen Wochenende, oder eben Kaiserpalast oder Mauer in der Golden Week. Letztes Jahr in Yunnan sind wir genau in diese Beginnerfalle getappt, das soll uns nicht nochmal passieren. Die überquellende verbotene Stadt und chinesische Mauer waren damals sogar auf Spiegel online. Also wie alle alten Hasen: wir müssen raus, ab nach Taiwan. Das ist zwar auch irgendwie China, aber anders. 

Eine Woche von Samstag bis Samstag, was so gar nicht zum Regierungskalender passt: Samstag ist frei, klar, Sonntag und Montag werden gearbeitet L. Dann ist frei bis einschliesslich Montag J, dafür wird am Wochenende danach der Samstag wieder gearbeitet L. Super! Die deutsche Schule hat einfach eine Woche Ferien, bis letzte Woche, da haben sie sich besonnen und machen nun doch noch den fraglichen Montag frei. Wir hätten das gerne genutzt und wären so lange in Taiwan geblieben, aber 2 Wochen vor der Goldenen Woche einen Flug umzubuchen geht vielleicht noch nach Urumqi, aber nicht nach Taiwan: alles ausgebucht. Samstag bis Samstag, soll halt so sein. 

Erster Eindruck von Taiwan: es ist anders! Zwar sprechen alle Chinesisch, dafür verständlich, also quasi dialektfreies Mandarin. Cool: wir können uns verständigen (Erfolg!), und jeder freut sich, dass wir das können. Ist die wöchentliche Quälerei mit den vielen e, ge, bao, biao usw. doch zu was gut. Dafür ist die Pinyin Umschrift anders: heisst richtig zhong shan und nicht chung shan. Und eine , also zhong shan lu, gibt es in jeder Stadt, wie die Bahnhofstrasse, hier aber als chung shan lu. Leider ist das GPS nicht kompromissbereit, aber das bekommt man mit der Zeit auch raus.

Doch zurück zu Taiwan, der Eindruck der ersten Stunden: alle sind höflich und freundlich, gut organisiert, hilfsbereit, es ist sauber, keiner drängelt, der Strassenverkehr ist höflich mitteleuropäisch, niemand spuckt auf den Boden, keiner schreit in sein Handy. Einfach ausgedrückt, es ist sehr entspannt, und das Gegenteil zu Mainland China, sozusagen die chinesische Schweiz. Erstaunlich, wie sich ein Volk so auseinanderentwickeln kann.

Aber auch der chinesische Tourist lernt dazu, amtlich verordnet soll er sich im Ausland besser benehmen:  http://www.newsdeutschland.com/n/Top/74w26b1ds/Chinesische-Touristen-sollen-bessere-Manieren-lernen.htm.

Übrigens waren wir natürlich nicht nur in den vielen Tempeln, sondern auch auf dem 101, dem dritthöchsten Gebäude der Welt mit dem schnellsten Aufzug, ausgestattet mit Spoilern und eine druckgeregelten Kabine. Nur damit das hier erwähnt ist.