01.04.12 - Schnitzeljagd

Donnerstag, 12.04.2012

In Bangalore kommt man nicht nur nach Mitternacht an, man fliegt auch nach Mitternacht weg. Einer meiner interessantesten Flüge, eine Mischung aus Schnitzeljagd und 1. April. Erst darf ich nicht in den Flughafen, da ich kein Ticket vorweisen kann. Tickets gibt es zwar schon seit Jahrzehnten nicht mehr, die anderen haben halt einen Ausdruck der Buchung dabei, ich nur die Flugnummer auf dem Handy. Aufgabe 1: Suche aus einem Stapel der Passagierlisten aller Flüge von heute deinen Namen heraus und zeige ihn dem Polizisten. Am Business-Schalter dann: Sie haben keine Buchung (ich hätte die Passagierliste von draussen mitnehmen sollen)! Name mit Umlaut: MOSER ist halt falsch. Aufgabe 2: erkläre einem indischen Steward, dass man Ö auch OE schreiben kann. Geht nicht? Dann tipp es auf seiner Tastatur selber ein, geht doch! Dass er dabei immer so nett mit dem Kopf wackelt, hat auch was. Ich habe probiert, es nachzumachen, klappt nicht. Aufgabe 3: Freu dich, dass dein Flug statt um 0120 um 0215 fliegt und du das Privileg der überfüllten Lounge länger geniessen darfst. Schliesslich bin ich der König, da ich das Unmögliche wahr gemacht habe: einen Direktflug von Bangalore nach Shanghai, wow, angeblich gibt es den gar nicht. Stimmt: es gibt zwar einen Flug mit einer Flugnummer, aber nicht so ganz direkt: Umsteigen in Shengdu. Also dort aussteigen, durch die Passkontrolle zur Aufgabe 4: Du bekommst eine handgeschriebene Bordkarte, finde dein Gate. Das Gate habe ich gefunden, auch ganz viele Flüge, nur meinen nicht. Mit ein bisschen Rumlaufen und Fragen (CA si-er-liu) habe ich doch bestanden, leider liegt das richtige Gate am anderen Ende. Ein bisschen Laufen schadet ja nix! Aufgabe 5: Erkläre einem Chinesen, dass du nichts dafür kannst, wenn er handgeschriebene Bordkarten nicht anerkennt. Mit Dummstellen und Herzeigen der alten kommst Du weiter. Warum bleibt der Bus jetzt stehen? Der gleiche Chinese sucht jetzt alle im Bus ab bis er mich freudestrahlend wiedererkennt und die handgeschriebene Bordkarte zurückgibt. Gilt die jetzt doch? Der Abflug verspätet sich, da wir auf weitere Passagiere warten. Das habe ich mir aus der Reaktion der anderen zusammengereimt, die Ansagen sind nur noch chinesisch. Nach rund einer Stunde kommen noch drei. Immerhin deckt mich die Stewardess fürsorglich zu, als ich zu schlafen versuche. In Shanghai bin ich gerade mal 2 1/2 Stunden später als geplant. Ankunft beim National Arrival, das Gepäck jedoch bei International, da das durchgecheckt wurde. Aufgabe 6: finde dein Gepäck. Kleine Hilfestellung: ein Air China Angestellter sammelt mit lautem ‚Bangalore‘-Geschrei alle ein, führt sie zu einer gesicherten Tür, lässt alle höflich durch, schliesst sie hinter uns und ist weg. Vor uns viele Gepäckbänder, und kein Hinweis auf unseren Flug (wie auch, war ja National). Am meisten haben sich meine chinesischen Mitreisenden aufgeregt, sie hätten den armen Kerl hinter dem Air China Schalter am liebsten gelyncht. Wie immer, 4 hinter dem Schalter, 3 schauen unbeteiligt auf ihre Handys, und einer versucht sich aus der Affäre zu ziehen. Irgendwann setzt sich ein Band in Bewegung, und siehe da, die Koffer!.Ich durfte dann noch mit meinen 55 kg Gepäck zu National Arrival laufen, denn dort hat der aufmerksame Taxifahrer seit 3 h auf mich gewartet, schliesslich kam ich ja aus Shengdu!