01.05.2013 - Xiamen

Dienstag, 07.05.2013

Xiamen liegt auf und in einer Inselwelt am Meer. Gegenüber die Pianoinsel, auf der aus den 20ern europäische Villen der damaligen Konsulate und Botschaften stehen, inzwischen meist verfallen. Wenn man über dem Ufer auf der Terasse von Fourbacks sitzt und sich das Verkehrschaos drunter wegdenkt, könnte man sich auch am Comer See befinden.

Die Terrasse ist die Loge für Schauspiel in 4 Akten. Es ist Maifeiertag alle haben frei, bis auf die Bauarbeiter (!), es ist irre viel los, und ein Laster hat wohl eine Frau angefahren, wobei, nix genaues weiss man nicht (1. Akt). Sofort bildet sich eine mittelgrosse Menschenmenge, zusammen mit wechselnd 8 bis 12 Polizisten, die im Wesentlichen eins tun: nichts. Ein Polizist filmt kontinuierlich, ganz offen, davon besonders immer eine Person (der Bösewicht? 2. Akt). Der Fahrer steigt nicht aus, muss er scheinbar nicht, versucht aber immer wieder, vorwärts oder rückwärts die Bühne zu verlassen. Darauf reagiert die Menge samt Polizei, indem sie sich geschlossen vor oder hinter den Laster stellen und durch dramatisches Festhalten das Wegfahren verhindert. Eine Frau (die Hauptdarstellerin?) steht dauerhaft trotzig vor dem Laster, während ein grosser Polizist mit schusssicherer Weste (der Held?) immer wieder auf den Bösewicht losgeht. Es kommt zu einzelnen Raufhändeln. Einzelne Polizisten betreten per Moped oder Zivilfahrzeug die Bühne und gehen wieder ab (3. Akt). Nach etwa 11/2 Stunden mit Bildung verschiedenster Grüppchen, Festhalten (Verhaften?) und Selbstbefreiung (der Respekt vor einer Uniform ist nicht besonders gross) teilt sich die Menge, und der Laster fährt davon (Abgang der Protagonisten, Ende 4. Akt und Schluss). Was jetzt wirklich vorgefallen ist und wie es ausgegangen ist? Kann man nicht sagen, es erschliesst sich der Langnase so wie eine Peking Oper. 

Den Tag haben wir mit Essen Gehen abgeschlossen. Die vielen Meeresgetiere, die es in Plastikschüsseln überall lebend zu kaufen gibt, wollten nicht alle von uns essen, also haben wir uns für ein schickes Lokal mit grossem Garten entschieden, Spezialität Schnecken. Angeblich die besten in ganz China, denn sie würden die Regierung beliefern. Meine Tochter hat Kartoffelbrei gegessen, und sich schon während des Essens übergeben, mich hat die Lebensmittelvergiftung am nächsten Tag ereilt. Wenn es so etwas in diesem Land gäbe, würde ich sagen, ich habe wohl von der Charge für die Opposition gegessen. Auf jeden Fall weiss ich, das war mein letztes Mal Schnecken, nicht nur in China. Mein Magen meutert jetzt noch, wenn ich dran denke.