30.04.2013 - Neues über China

Dienstag, 07.05.2013

Wieder mal was gelernt: Bauarbeiter in China sind nicht in der IG Bau. Soweit so gut. D.h. sie arbeiten rund 10 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, und ebenso an den Nationalfeiertagen, an denen sonst alle frei haben, ausser den Mitarbeitern der Geschäfte und Restaurants natürlich. Gewundert hat's mich schon, es zeigt wieder, dass das europäische Chinabild (Kulturpflege, Zen-Buddhismus, Ahnenverehrung und Yin Yang Lebensweisheiten) vielleicht etwas für deutsches Bildungsbürgertum als Zielgruppe für Yogakurse und Feng Shui (gesprochen: Fang Schu-ey) Bücher ist, mit der Realität jedoch wenig gemein hat. Urlaub haben Bauarbeiter sowieso keinen, d.h. tatsächlich: keinen! Sie werden einfach solange bezahlt, wie sie arbeiten, und zwar erst nach dem Abschluss der Arbeiten. Wenn die Strasse nach 3 Monaten fertig ist, dann gibt es das Geld. Da sie Essen und Bett gestellt bekommen, brauchen sie ja zwischendrin nix. Damit versteht man den Chinesisch Neujahrs Reisewahn umso besser, es ist das einzige Mal im Jahr, an dem sie die Familie sehen, unbezahlt natürlich. Und deshalb kommen viele aus diesem 'Urlaub' nicht zurück, jede halbwegs brauchbare Alternative ist besser. Es erklärt auch, warum das Bauen hier so schnell geht, und es erklärt auch, warum manches nicht so ganz perfekt ist. Wenn die Fachkraft aus Westchina lötet und schraubt, können die Fussbodenheizung oder das Gasrohr schon mal undicht werden. Dann soll er lieber die Klimaanlage anschliessen, da fliegt höchstens die Sicherung raus. Die täglichen Berichte von eingestürzten Gebäuden, die etwa 15 Jahre alt sind, könnten damit zusammenhängen.

Und noch einen habe ich gelernt: wenn ein sehr cleverer oder intelligenter Mensch früh stirbt, geht man davon aus, dass Gott ihn zurückgeholt hat: Er war zu gut/schlau, so dass die Gefahr bestand, er könnte hinter Gottes Geheimnis kommen. Deshalb hat Gott z.B. Steve Jobs zurückgeholt. Erfahren habe ich das, als ich erzählt habe, dass ein recht intelligenter Freund von mir leider früh gestorben ist. Für meinen chinesischen Kollegen war das nicht verwunderlich.

Und noch einen: Laut Zeitung bekommen ab diesem Monat alle Militärfahrzeuge neuen Kennzeichen. Mit so einem Schild sind einige Privilegien verbunden wie keine Strafzettel, keine Steuer und keine Mautgebühren. Anscheinend werden sie manchmal nicht ganz korrekt bei X5, Porsche etc. eingesetzt. Das Geschäftsmodell geht wohl so: jemand, der Zugriff zu solchen Schildern hat, lässt ein vom Staat bezahltes Oberklassemodell damit zu und vermietet es an eine Privatperson, lt Zeitung geht das für 80.000 RMB pro Jahr, vermutlich ist die Summe höher. Damit ist beiden geholfen, der eine bekommt etwas Geld, der andere ein paar Privilegien, zusätzlich vermittelt er die Botschaft, dass er einen einflussreichen Militär kennt. Dem soll jetzt ein Riegel vorgeschoben werden: alle Schilder sollen getauscht werden, bestimmte Automarken sind nicht mehr erlaubt (Bentley, Phaeton, Mercedes, BMW, Range Rover, Porsche, allerdings gilt die Regel nicht für SUV), und es wird kontrolliert; nicht vor Kasernen, sondern abends auf den Parkplätzen der Nachtclubs. Kritische Stimmen sagen, solche Anläufe gab es schon mehrfach und sie haben alle nichts geholfen, denn die normale Polizei darf die Rechtmässigkeit dieser Schilder gar nicht überprüfen. Und nicht vergessen, die Zahl der Fakeschilder ist vermutlich gleich hoch.

Von wegen und Schilder: Shanghai plant, Roller ohne Schild und mit Nicht-Shanghai Schildern aus dem Verkehr zu ziehen, da die Unfallzahlen immens hoch sind. Was heisst das für unseren Fuhrpark? Hier übrigens unser neues Ökogerät: