17.05.2015 – Made like a gun

Sonntag, 24.05.2015

Der Verkehr in Indien ist noch schlimmer als China, dennoch macht Mopedfahren tierisch Spass. Meine Kollegen waren so nett, ihre eigenen Mopeds auszuleihen. Somit waren wir mit zwei schönen alten 350er Bullet Classic unterwegs, Slogan ‚build like a gun‘.

Am Samstag mit einem Erlebnis der besonderen Art: überall ändert sich das Klima, Shanghai, Japan, Korea, und eben auch Indien. Will heissen: der Monsun kommt nicht im Juni, sondern heute. Ich bin in meinem Mopedleben ja schon mehrfach nass geworden, aber so glaube ich noch nie! Eine GoPro habe ich mir gewünscht, meine Knipse ist nicht wasserfest genug, und das Fon schon gar nicht. Im Stadtverkehr auf der Rückfahrt hat es uns erwischt. Wir haben und untergestellt, so schlau waren wir schon, aber irgendwann ist die Erkenntnis durchgesickert (!), dass wir da bis morgen stehen, nutzt nix! Nicht nur, dass es von oben schüttet, und ich meine ‚schüttet‘, die Strasse steht bis zu 30 cm (ungelogen!) unter Wasser, und an manchen Ampeln hatte ich das Gefühl, mitten in einem Seitenarm der Donau zu stehen. Damit haben auch meine australischen wasserdichten Stiefel ihren Dienst getan, einmal von oben rein, und das Wasser bleibt drin! Und was für ein Wasser: 10% Wasser, 90% Dreck, baa! Am fiesesten sind die ‚manholes‘, Löcher in der Strasse, in der bildlich ein Mann verschwinden kann. Gibt es tatsächlich, davon viele, und in dem See bzw. Fluss sieht man die nicht mehr. Da hilft nur, immer schön hinter einem herfahren, wenn der reinknallt, ausweichen. Schlimm ist, das man kaum fährt, der typische Bumper to Bumper, in meinem Fall eher Bumper to Knie Verkehr ist ein Dauerstillstand. Es wären nur 10 km, aber es dauert rund eine Stunde, auch mit dem Moped, kein Durchkommen. Und wenn es sich mal bewegt, dann gibt es die Bugwelle des Autos oder Busses nebenan auf den Schoss. Wir waren nass bis auf die Haut, an allen Stellen, meine Finger sahen aus wie zu lange gebadet.

Der Sonntag hat es entschädigt. Laut Wetterbericht war ja Samstag trocken und Sonntag 90% Regen, beschweren wir uns nicht, prima Kradtag. Wir waren bis 3 unterwegs, diesmal Nachmittag, im Norden von Bengalore, wenn man von den grossen Strassen runter ist, kann man nett durch die Dörfer fahren. Leider gilt auch hier: die Schilder kann kein Mensch lesen, d.h. ohne Google Maps und vollen Akku geht gar nichts. Indien wird oft mit China verglichen, aus meiner Sicht hat es ein echtes Asset: Megaschnelles Internet ohne Beschränkung, wow! Nix ist blockiert, eine Spiegelausgabe ist in 1:30 geladen, das dauert in Shanghai 2 Tage (und 3 Versuche). Das weiss nur zu schätzen, wer in China ins Internet muss.

Kleine Einschränkung, beim Fahren immer schön auf die Betonschweller vor und nach dem Dorf aufpassen, sie sind hoch, steil, aber nicht markiert. Mit 70, schneller will man mit der 350er nicht fahren, machen sie keinen Spass mehr. Mein angeknackster Finger war übrigens kein Problem, die Vorderradbremse (Trommel) funktioniert eh nicht besonders. Sehr nett übrigens, dass mich 80% der entgegenkommenden Inder winkend und rufend drauf aufmerksam gemacht haben, dass das Licht an ist! Ist schliesslich Tag, was soll das Licht? Braucht nur mehr Sprit, und das ist in Indien ein wichtiges Argument. Die Leute machen deshalb sogar die Mopeds an der Ampel aus.

Am Nachmittag wollten wir noch zum Cricket Spiel, dachten wir. Vergleich der Bundesliga in Brasilien: es ist kein Sport, sondern eine Religion. Die Tickets waren vermutlich auf Monate im voraus ausverkauft, von wegen und mal eben an der Kasse. Wir haben uns den Anfang im Fernsehen angesehen, so waren es immerhin nicht 4 Stunden. wären es eh nicht gewesen, bei Regen wird sofort abgebrochen, oder gar nicht erst angepfiffen, ohne Geld zurück. Deshalb, auch in Indien gilt die schwäbische Hausfrau, wollten wir auch nicht vorher kaufen, siehe Erfahrung von gestern und Wettervorhersage.

Auch Tata Nano gibt es in Gold