18.04.2013 – was essen wir denn nun?

Donnerstag, 25.04.2013

Mir sagt ja wieder keiner was (ich war in Deutschland): Tote Sau im Fluss. Ein chinesischer Schweinebauer hatte wohl Pech mit seinem Bestand, er ist ihm schlicht verreckt. Was macht man nun mit einer 5-stelligen Zahl toter Schweine? Prima, wenn ein großer Fluss vorbeifließt! Und platsch ist das Problem gelöst. Dumm nur, dass der gleiche Fluss mitten durch eine der Grossstädte fließt. Die Zahlen schwanken, ausländische Zeitungen nenne 13.000 Kadaver, auf jeden Fall ganz schön viel tote Sau am Bund, das bleibt nicht unbemerkt. Der Running Gag unter den Chinesen war: wie mache ich Fleischbrühe? Wasserhahn aufdrehen und warm machen. Jetzt gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten: die Polizei holt sie raus oder jemand anders holt sie raus. Man kann sie entsorgen, oder zerlegen, oder verkaufen, oder selber essen.

3 Wochen später zitiert die Zeitung einen Bauern mit: ‚ihr wisst ja gar nicht, wieviel tote Schweine ihr in den letzten Jahren gegessen habt, stellt Euch mal nicht so an‘. Das Entsorgen eines Schweins kostet 50 RMB, das illegal verkaufte Fleisch bringe 1 RMB/kg. Und der behördliche Tierentsorger bestätigt, schon lange nichts mehr zu tun gehabt zu haben. Hmmm! Will ich das so genau wissen?

Der Fluss ist nicht nur eine Attraktion und ein Transportweg, er ist auch eine der Leitungswasserquellen für Shanghai, wohlgemerkt, Leitungswasser, nicht Trinkwasser. Es wird täglich offiziell bestätigt, das Wasser erfüllt weiterhin den chinesischen Leitungswasserstandard.
Blöderweise stand gleichzeitig der größte Mineralwasserhersteller in der Zeitung, in seinen Flaschen haben Käufer schwarze und rotbraune Partikel gefunden. Ein Zusammenhang mit der Lackiererei und dem Chemiebetrieb direkt neben einer der Wasserquellen wird ausgeschlossen, vor allem sei das Wasser auf jeden Fall entsprechend dem Standard trinkbar gewesen. Also alles prima.
Der Schweinefleischskandal ist nun durch, jetzt haben wir H7N9, und niemand isst mehr Hühner, nur noch Eier! Selbst bei den privaten Familien werden die Hühner geschlachtet, nur nicht in den Schrebergärten der Schule, da gackern sie fleissig weiter. Sie haben ja jetzt Platz, nachdem der Hund aufgegessen ist.

Es ist ein bisschen strange, dass Luft- und Lebensmittelqualität so viel Raum einnehmen, mehr noch als Verkehr, dabei könnte jeden Tag 'mein schönstes Straßenverkehrserlebnis' schreiben. Meine Kollegen raten mir, ja kein Obst zu essen, das nicht mehrfach intensiv gewaschen oder noch besser geschält wurde. Sie würden so etwas nie essen, und nie ihrem Kind geben. Z.B. die superroten Erdbeeren, die es derzeit an jeder Ecke zu kaufen gibt, vorzugsweise an U-Bahn Eingängen. Gemüse? Wird nicht drüber gesprochen. Medikamente im Fleisch? Kein Thema, abgesehen vom europäischen Pferdefleischskandal. Meine neue Theorie ist, dass wir alle nur deshalb nicht krank werden (Hurra hurra!), weil in der Luft kein Virus überleben kann, und wir gleichzeitig durch das Fleisch so viel Antibiotika aufnehmen, dass wir gegen alles gerüstet sind.