23.09.2014 – TCM

Donnerstag, 02.10.2014

Ich versuch’s mal wieder mit TCM. In China gibt es nicht West und Ost, oder Modern und Traditionell, nein, es gibt traditionelle und westliche Medizin. Also merke, der Gegensatz zum Westen ist Traditionell. Wir wohnen im westlichen Teil von Shanghai, meine Kollegen im traditionellen. Dazu gibt es eine nette Beobachtung. Meine Generation ist ja noch mit ‚die Russen kommen‘ gross geworden, will heissen: alles moderne, schöne und wohlhabende kam aus dem Westen, alles alte, rückständige und arme befand sich im Osten. China ist genau andersrum: der Boom findet in den östlichen Regionen entlang der Küste statt, der Westen ist ein ganzes Stück hinterher. Jedesmal, wenn eine Langnase aus Europa einen Vortrag darüber hält, und das passiert ziemlich oft, kann man drauf warten, bis er vom armen Osten Chinas spricht. Interessant, was jahrelange Prägung so ausmacht. Die Westgoten wohnen von uns gesehen aus im Osten.

Aber zurück zu TCM: Die Behandlung erfolgt mit diesen Tees, die ich das letzte Mal schon nach dem ersten Versuch verweigert habe. Diesmal hat meine Tochter vor mir eine volle Woche durchgestanden, seitdem stehe ich unter Zugzwang. Man bekommt eine grosse Anzahl an Tütchen, deren Inhalt zusammen in ein Teeglas geschüttet wird. Es sieht aus wie der Sand, in dem damals unsere Kinder gespielt haben. Und kostet auch so viel. Ich erinnere mich noch an meinen ungläubigen Blick auf das Preisschild, als ich im Baumarkt den handpolierten Sandkastensand gekauft habe, da war wohl jedes Korn handverlesen. Und so ist das hier auch, vielleicht ist die Verpackung der Preistreiber. Das Ganze wird mit Wasser aufgegossen, und sieht dann immer noch aus wie der Matsch von damals. Nur dass ich ihn diesmal trinken soll, und das 2x täglich. Man sagt ja, in China sind 70% der Medikamente gefälscht, davon 80% wirkungslos, der Rest ist giftig. Zu welcher Kategorie gehört wohl der traditionelle Sand?