24.01.2016 – Schneesturm

Sonntag, 24.01.2016

War angekündigt, hat aber trotz aller Anstrengungen nicht stattgefunden. Mehr Panik als Realität. Am Mittwoch hat selbst die Schulhomepage vor Schnee- und Verkehrschaos gewarnt. Wobei, wieviel mehr (Verkehrs-)Chaos geht eigentlich noch? Am Donnerstag hat es einfach nur geregnet, am Samstag tatsächlich ein bisschen Schnee. Und jetzt: -7°C, so kalt war es in Shanghai angeblich die letzten 30 Jahre nicht. Rekord!


Habe mit meinem Kollegen aus Changchun drüber gesprochen, dort hat es jetzt -25°C. Sein trockener Kommentar: wir hätten ja eine Heizung daheim, die meisten Einwohner Shanghais haben das nicht, für die sind die Temperaturen unter Null nur schwierig zu ertragen. Stimmt. Ein paar können noch mit der Klimaanlage heizen, tun das aber auch nur eingeschränkt, wegen den Kosten. Dicke Pullover sind billiger.
Ja stimmt, wir haben eine Heizung. Bis gestern haben sich die beiden als Heizung bezeichneten Boiler redlich unter Volllast bemüht. Hat drinnen immerhin noch für 19°C gereicht. Gestern Abend hat der erste aufgegeben, der für das Warmwasser und das Erdgeschoss zuständige. Fehlermeldung E, Wassertemperatur 34°C. Seit gestern Abend sinken nun die Temperaturen im Erdgeschoss stetig, heute früh waren wir bei -8°C draussen, und 16°C drinnen. Lauschig. Dazu netterweise kräftiger Wind. Die Hütte kühlt schneller aus, als man Handschuhe anziehen kann. Also noch einen Pullover mehr anziehen. Immerhin ist es im 1. Stock noch warm, also werden wir den Lebensmittelpunkt dorthin verlegen. Den Hasen haben wir schon dorthin umgezogen.


Neue Überraschung heute früh: kein Wasser mehr. Wir sind wohl nicht die einzigen, aber es trifft auch nicht alle. Der Grund sind wahrscheinlich eingefrorene Leitungen, da hier nichts auf Temperaturen unter Null eingestellt ist. Entweder sind es die Leitungen hier im Haus, oder die Versorgungsleitung. Beides beruhigt nicht wirklich. Entweder wird es schlagartig wieder warm, oder uns platzen die Leitungen. Nehmen wir erstmal chinesisch: Mei wenti. Die ersten Bekannten verschicken über WeChat schon Fotos von Eiszapfen aus dem Wasserhahn. Klingt lustig, ist es aber nicht. Wenn das Wetter die nächsten Tage so bleibt, wird es spannend.
Was machen wir solange mit ohne Wasser? Duschen: Luxus, wird überbewertet; Zähneputzen, geht auch mit Flaschen wie damals in der Wüste Marokkos; Blöderweise haben wir kein Plumsklo, das wird problematisch. Heute Nachmittag soll der Heizungsmechaniker kommen, warten wir mal ab. Notfalls gehen wir ins Hotel, falls das nicht auch eingefroren ist. Jetzt frieren mir erstmal die Finger beim Tippen ein.