29.04.2014 – Danba

Sonntag, 08.06.2014

Leider sind wir die Gegend um Tagong nur abgefahren, beim nächsten Mal wird das alles anders. Abends haben wir es noch bis Danba geschafft. Nicht ohne unterwegs mehrfach kontrolliert zu werden, zum ersten Mal, dass ich meinen Führerschein zeigen musste. Meistens geht das sehr korrekt ab, den Polizisten ist immer etwas unwohl, da sie aus Versehen eine Langnase angehalten haben. Sie sind sichtlich erleichtert, wenn sie merken, dass wir chinesisch sprechen. Manchmal, aber sehr selten, gibt es das Modell Django: nix sagen, ganz langsam alles einsammeln, warten lassen, u.s.w. Einem wollte ich mal davonfahren, da er keine Regung mehr gezeigt hat, da war er dann doch wieder lebendig. Ein anderer hat mir stolz ein abgelaufenes Visum in einem der Pässe unter die Nase gehalten: jetzt hätten wir ein Problem! Weiterblättern hilft, ein Pass hat halt nun mal mehrere Seiten. Insgesamt können wir uns nicht beklagen. Gegenüber einer Einreise in die USA ist das hier das perfekt und kundenfreundlich. Dabei zeigt sich wieder die Merkwürdigkeit meines Sprachunterrichts: ich weiss zwar, wie die kleine Schwester mütterlicherseits und der ältere Onkel väterlicherseits heissen, dafür aber das Wort für Führerschein nicht. Vermutlich, weil Ausländer eher eine kleine Schwester haben als selber Auto fahren.

Also noch bis Danba, wo wir mit Hilfe chinesischer Kollegen ein Zimmer in einem typisch tibetischen Häuser gebucht haben. Um es kurz zu machen: Die Strasse hoch ins Dorf war wegen Bauarbeiten gesperrt, der Umweg eine steile Dreckspiste fast in der Fallline den Hang hoch, genau das, was wir nach dem Fahrtag nun gar nicht mehr haben wollten. Zwischendrin wurde mir ein Fingerabdruck abgenommen (??, ich weiss bis heute nicht, warum, vielleicht, falls man später meine sterblichen Überresten unterhalb der Piste gefunden hätte), und dann haben wir nach rund 1 Stunde rumeiern auf Lehm und Schotter das Haus nicht gefunden. Mit viel telefonieren auf chinesisch (und das klappt eigentlich gar nicht), kam der Hausherr und hat uns zum Parkplatz geführt, den wir selber nie gefunden hätten. Ab da zu Fuss weiter. Seine Frau hat sich kurz entschlossen unsere 3 Koffer auf den Rücken gebunden und ist vorangestapft.

Im Haus hatten wir zwei typische Zimmer mit klassischen Holzbetten, die eher an Kinderbetten erinnern, eine Toilette bestehend aus einem Balkon mit einem Loch in der Mitte, und Zugang zu einem Bad als Waschbecken aussen am Haus. Mit uns haben zwei chinesischen Familien übernachtet, deren Pudel extra Schuhe tragen musste, sie waren bestimmt mit dem Range Rover da. Die Baijiu Einladung habe ich abgelehnt, war nicht ganz so wie im interkulturellen Training gelernt, aber das Zeug saufe ich nur noch, wenn es keinen Ausweg mehr gibt.

Wenn man sich von den etwas gewöhnungsbedürftigen Umständen freimacht, war es toll. Das Essen war sehr gut, sie haben sich richtig viel Mühe gegeben, ich habe durch die klare Luft so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr (Shanghai hinterlässt Spuren). Das gewünschte Bier haben sie abends noch von irgendwoher zu Fuss geholt, ebenso die Handtücher, und dass wir den Yakkmilchtee zum Frühstück doch stehen lassen haben, haben sie uns nicht krumm genommen. Unsere ursprüngliche Planung haben wir allerdings umgestrickt: erst wollten wir dort 3 Nächte (!) bleiben, wegen Kangding waren es dann 2, und nach der Nacht waren wir der Meinung, eine reicht auch. Und ich denke, unsere Wirte fanden es auch OK, dass die etwas mysteriösen Ausländer wieder gehen. Der Preis war unschlagbar: 70 RMB/Person für Halbpension!

In Danba sind die Wehrtürme das Touriziel. Allerdings hat uns die Aussicht, wieder 1 Stunden den Hang runterzurutschen, abends wieder rauf, und am nächsten Tag nochmal runter, um dann 280 km nach Chengdu zu fahren, bewogen, nach der Besichtigung wenigsten ein paar Meter weiter in die richtige Richtung zu fahren. Man sieht es auf dem Foto, der blaue Punkt waren wir, in Jiaju San Cun, heisst soviel wie Jiaju Dorf drei. Auffällig ist, dass die vielen typischen Häuser dort alle recht neu und alle sehr gleich aussehen. Vielleicht ist das der Grund, warum man Eintritt zahlen muss, nachdem man die Schotterstrecke und den Fingerabdruck hinter sich hat. So wirklich echt und historisch ist das glaube ich nicht. Es gibt Gegenden, wo bewusst Hanchinesen angesiedelt werden, um die Minderheiten etwas aufzumischen, könnte sein. China hat 76 offizielle Ethnien, davon sind 97% Hanchinesen, und die restlichen 3% bilden die anderen 75. Da diese sehr unterschiedlich sein können, setzt man eher auf Han.