29.08.2012 – The Thief

Dienstag, 04.09.2012
Diese Geschichte ist nicht erfunden – zumindest nicht von mir. Das ist allerdings keine hinreichende Bedingung, dass sie auch wahr ist. Leider war ich nicht daheim, d.h. ich kann sie nur weitererzählen, sie geht in etwa so: Es klingelt an der Haustür, und der coole Polizist mit der gläserlosen Brille steht vor der Tür. Strahlend übermittelt er die frohe Botschaft: we caught the thief! Und bittet, sich selbst davon zu überzeugen. 6 (sechs!) Polizisten führen einen ausgemergelten Landsmann in Ketten, vielleicht auch genannt schwere Handschellen, vor, er muss sich vor der Haustür aufstellen und mit beiden Händen (eine geht ja nicht) auf die Hausnummer zeigen: Beweisfoto. Der Dieb ist glücklich überführt, eine der Kameras hat ihn eindeutig beim Klettern über den Zaun gefilmt, er wurde eindeutig identifiziert, und das gibt laut Polizei 20 Jahre. Und alle sind glücklich, dem Ausländer den Erfolg vorführen zu können. Die naive Frage ‚und wo ist das Laptop?‘ wird höflich übergangen, sie stört die gute Stimmung und passt jetzt gerade nicht. Dafür gab es am nächsten Tag ein Flugblatt im Compound, das den Fahndungserfolg, die zusätzlichen Wachen am Zaun und den Austausch des Wachpersonals (schon wieder?) ausführlich beschreibt. Wie würde ich das zusammenfassen, wenn man mich nach meiner Meinung fragen würde? Mit dem Laptopschaden habe ich mich schon länger abgefunden, die Kinder auch, wir haben einen Fahndungserfolg, damit sind alle glücklich und die Situation ist zur Zufriedenheit aller gelöst. Vielleicht nicht aller, denn ich weiss nicht, was mit dem armen Kerl wirklich passiert. Aber mich fragt ja keiner.