02.12.2012 – Shanghai Halb-Marathon

Samstag, 08.12.2012

Heute ist Shanghai Marathon. Der PM2,5 Wert ist auf 97 gesunken, das ist zwar doppelt so viel wie der Grenzwert für gesund, aber immerhin nur halb so viel wie die Woche davor! Wie alles in China, es fängt früh an. Offiziell um 7:30 Uhr, allerdings nur für die, die das Kleingedruckte nicht lesen. Dort steht nämlich 7 Uhr! D.h. Aufstehen am Sonntag um 4:40, mit dem Auto zur Metro in Changning, dort um 5:47 die erste Metro nehmen und mit 30.000 anderen um 6:15 in East Nanjing Road aussteigen. Warum? Um bei Platschregen und kaltem Wind den richtigen der 60 Busse zu finden, in dem ich mein Gepäck deponieren kann, wenn ich mich endlich überwunden habe, alles ausser den Laufklamotten auszuziehen. Drängeln hat eine jahrtausendalte Tradition in China. Jeder will der erste an seinem Bus sein, und das 30.000 Mal in 2 engen Strassen, in denen die 60 Busse parken. Ich weiss nicht, wie viele Regenschirme ich ins Gesicht und in den Nacken bekommen habe, und wie viele mir in den Bauch gerannt sind. Denn ohne High Heels sind die Mädels, und es waren erstaunlich viele, auf einmal ziemlich klein. Nein, es ist kein Grundschüler, der da neben mir herläuft, sie ist mindestens 25! Das gleiche dann beim Start: jeder will ganz vorne an der Linie stehen, und wenn erst 10 Menschen auf einem Quadratmeter stehen, warum sollten nicht noch 3 Platz haben. Es ist ein umgekehrtes Kanban-Prinzip: Wenn voll, dann stellen sich noch ein paar dazu, lino: last in, no one out. Dafür steigt bei so viel Nähe die Temperatur. Die ersten 10 km des Laufs führen durch die echte Innenstadt, der 2. Teil weiter draussen, aber auch nett. Viele Zuschauer am Streckenrand, vor allem Gruppen älterer Damen, geschätzt über 60, die in Einheitskleidung mit Fahnen, Trommeln und sonstigem die Läufer anfeuern. Manche völlig begeistert und relaxt, andere eher mit militärischem Gesichtsausdruck, vermutlich so, wie sie es vor 50 Jahren gelernt haben. Unter den Teilnehmern waren höchstens 5.000 Weiguoren, der Rest Chinesen, gewonnen hat wie immer ein Kenianer mit 2h 9 min. Ich bin nur den halben gelaufen, gemäss meiner generalstabsmässigen Vorbereitung in 1:55, dabei sein ist alles (jeder braucht eine Ausrede). Beeindruckt war ich von der hohen Anzahl an Mädels, die ziemlich flott am Teiler nach 18 km Richtung Marathon abgebogen sind, Laufen ist nicht nur eine Westler-Disziplin.