08.04.2014 – In memoriam, da waren’s nur noch 2

Samstag, 24.05.2014

Der Roller ist weg. Das schöne Modell mit der hellen Schokoladenfarbe (die Meinungen dazu sind verschieden): vor dem Laden abgestellt, abgesperrt, und nach einer Stunde gähnende Leere, keiner hat’s gesehen! Das geht in Shanghai nicht anders als mit Mopeds in Europa: Laster, Hochheben und weg. Diesmal sind wir nicht zur Polizei gegangen. Zwar hätten wir uns die Überwachungsvideos ansehen können, auf denen der Täter sicher einwandfrei zu erkennen gewesen wäre, aber wozu? Eine Täterbeschreibung kann ich auch so abgeben: 1,65 m gross, schwarze Haare und schwarze Augen, das hilft uns nicht wirklich weiter. Vielleicht wäre auch noch einer der Strassenhändler zu erkennen gewesen, wie er interessiert zusieht, und zwar genau der gleiche, der auf Nachfrage bestätigt hat, gar nichts gesehen zu haben, aber auch das hätte nichts gebracht. Niemand möchte in China in eine Angelegen involviert werden, die nicht seine ist. Dafür wären 2 Stunden auf der Polizei gebunkert gewesen.

Wir haben im Moment kein Glück mit 2 (3)-Rädern. Wenn das Ding auch nicht teuer war, so wurmt es, dass nun ein chinesischer Rollerschieber mit unserem schönen Modell samt einem legalen Kennzeichen Geld macht. Peinlicherweise hat uns ein Kollege das Schild geliehen, mit dem Ziel der heilen Rückgabe. Wenn wir den Roller nochmal sehen, Wahrscheinlichkeit 1:23 Millionen, dann werden wir den Fahrer eigenhändig vom Roller holen und in den Asphalt beissen lassen. Unsere Ayi und unser Fahrer fühlen übrigens mit uns: Shanghai bu hao! Unser Fahrer vermisst schon 2 Roller und ein Moped, geteiltes Leid ist halbes Leid.

Die Zahl zwei stimmt übrigens nur theoretisch, denn mein Moped verbirgt sich immer noch in dem dunklen Loch, genannt Garage, des Händlers ohne Vertrauen. In unserer Garage ist also Platz. Seit Wochen herrscht Funktstille. Mein Kollege wollte schon seine 300 chinesischen Kriegerbrüder in Marsch setzen, ich habe wieder mit Officer Yang gedroht (der mit der Brille ohne Glaeser), und daraufhin wenigstens eine WeChat Antwort erhalten, mehr aber auch nicht. Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand auf Tauchstation geht und nicht antwortet, aber das gibt es dass überall auf der Welt. Der Ex-Händler betreibt jetzt einen Coffeeshop, und hat einfach keinen Bock mehr. Sein Bruder bastelt irgendwie weiter, aber nicht besonders strukturiert. Wahrscheinlich warten sie nur drauf, dass ich die Geduld verliere.