14.04.2014 – Der Nachbar ist weg

Samstag, 24.05.2014

Unsere Nachbarn sind ausgezogen. Das ist hier nichts besonderes, hier wird andauernd Ein- und Ausgezogen, da permanent plan- und unplanmässig Expats ankommen oder gehen. Die Nachbarn waren jedoch Chinesen, die wohl mit den Mängeln ihres Hauses nicht mehr leben wollten. Ich habe gleich eine Wette verloren: 10 Kwai! Es ging um den Leerstand hier, wir haben es gemeinsam nachgeprüft, grob gerechnet stehen bei uns rund ¼ bis 1/3 der Häuser leer. Das hat verschiedene Gründe. Entweder sind es Geldanlagen, das ist leicht erkennbar, dann sind die Häuser nur aussen fertiggestellt. Als Chinese kauft man nichts gebrauchtes, sondern nur neu. Dinge, die vorher jemand anders benutzt hat, sind unbeliebt. Das gilt für Autos (dass der ‚reiche‘ Deutsche oft seine ersten Autos gebraucht kauft, und die alte Billigkiste eventuell sogar noch selber repariert, liegt weit ausserhalb chinesischer Vorstellungskraft) und auch für Häuser. Sie bleiben leer, und werden später mit 100 bis 200% Gewinn verkauft. Der Käufer baut sie innen fertig, und hat so ein neues Haus! Oder aber die Häuser waren schon mehrfach vermietet, die Kohle ist gemacht, was bei den Mietpreisen schnell geht, und der Besitzer kann keine Lust mehr auf das Vermietungsgerödel. Oder aber das Haus wird tatsächlich renoviert. Unser Compound ist nun 10 Jahre alt, da stellt sich eh die Frage nach Abriss und Neubau, kein Haus ist mehr ohne Risse und Schimmelschäden, 10 Jahre sieht man in China als Lebenserwartung eines Hauses an. Das Renovieren sieht meist so aus, dass ein paar Handwerker hin und wieder auftauchen, und immer wieder mal ein bisschen was machen. Dann tritt eine schöpferische Pause von mehreren Monaten ein. Summa summarum sind so viele Häuser nicht bewohnt. Also habe ich die 10 Kwai verloren. Da unser Compound dauernd über Geldmangel klagt, bin ich mal auf die Zukunft gespannt. Der Tennisplatz wurde inzwischen als unbenutzbar erklärt (‚can collapse any time‘; man kann aber immer noch reservieren, mei wenti), und in jedem Rundbrief weist der Betreiber darauf hin, dass es nur ein Gerücht ist, dass er aufhört.