16.03.2013 - Business

Samstag, 06.04.2013

Der Mensch ist ja nie mit dem zufrieden, was er hat. Alle, die die 11 Stunden Holzklasse fliegen, finden die folgenden Bemerkungen wahrscheinlich merkwürdig, dennoch: In der Businessclass mit China Eastern zu fliegen ist eine echte Einstimmung auf China. Es ist wie China. Deutsche Zeitschriften? Wozu? Das kann die Stewardess sowieso nicht lesen. Das gleich gilt für deutsche Filme. Kann man noch verkraften, bemerkenswerter ist, dass man als Flug-Gast eindeutig stört. Die Essensauswahl verläuft wie im chinesischen Restaurant. Das Mädel (eines der Merkmale in Asien: es sind immer Mädels) hält einem die chinesische Karte unter die Nase, und will die Antwort sofort! Aus ihrer Sicht ist es kleinlich und zeitraubend, dass ich die deutschen oder englischen Seiten suche, und dann noch überlegen muss. Wenn die Zeit gekommen ist, das Essen abzuräumen, dann ist das so, ob ich aufgegessen habe oder nicht. Den Kaffee gibt es auf 2x, die eine Hälfte in der Untertasse, den Rest in der Tasse. Was kann sie dafür, dass sie auf dem Weg ein wenig ins Wackeln geraten ist. Klingt alles etwas arrogant, weiss ich, ist aber original welcome to China. Wer nochmal die Servicewüste Deutschland propagiert, einfach mal 2 Wochen nach China fahren.

Diesmal war es ein besonderer Flug, meine Schwiegermutter ist mitgeflogen, deswegen ist mir das vermutlich nur aufgefallen: Das MU-Madel findet es komisch, dass die Dame kein Chinesisch und kein Englisch kann, steht doch alles da. Sie drängelt tierisch, wenn ich übersetze oder erkläre, stimmt, bei 11 Stunden Flug wird die Zeit schnell knapp. Und wer in der Business eine zuvorkommende Behandlung, kalten Weiss- und warmen Rotwein (mei you) erwartet, der ist anscheinend von gestern oder unflexibel. Vermutlich sollte jemand, der nicht chinesisch kann, aus deren Sicht einfach mit jemand anders fliegen.

Mit diesem Mitflug beginnen jetzt die Besuche. Wir waren immer gespannt, wieviele derer, die uns auf jeden Fall besuchen wollten, dann tatsächlich kommen. Die nächsten 3 Wochen haben wir schon mal Familienbesuch. Für uns ist es spannend, was unser Besuch zu Shanghai sagen wird. Vieles empfinden wir bereits als normal, wir sind schliesslich jetzt Insider, zumindest so ähnlich.

Einer meiner Kollegen hat in dem Zusammenhang vorgeschlagen, unserer Personalabteilung das Buch ‚Und in China essen Sie den Mond‘ zu schenken. Denn sie wissen nicht, was sie tun, oder auch, sie können es sich einfach nicht vorstellen. Das Buch beschreibt amüsant das erste Jahr einer deutschen Expatfamilie mit Kind in Shanghai, und es stimmt wirklich. Leser dieses Blogs können sich das Buch zwar sparen, die Stories sind weitestgehend die gleichen (ich habe nicht abgeschrieben!), aber wer will: es ist einfach und schnell durchgelesen und für ein paar Lacher gut.