31.07.2013 – wieder Japan

Sonntag, 11.08.2013

Drama! Der Bus am Flughafen hatte 3 Minuten Verspätung, der Fahrer war völlig fertig, vermutlich hat er sich noch am Abend ins Schwert gestürzt.

Jetzt habe ich endlich das Original unseres Original Plagiat E-Rollers in Shanghai entdeckt. Nachdem ich im Internet ewig gesucht habe, wie der Hersteller heisst, und viele Schriftzeichen, aber sonst nix gefunden habe, hier ist der Bruder unseres Original 300 EUR Chinarollers: Yamaha Vino! Ist das nicht ein schöner Name? Klingt ein wenig wie Ixo Vino (Akkuschrauber in der Holzkiste zum doppelten Preis, dafür mit Plastikteil). Den Roller gibt es sogar unter Youtube (den Link kann ich mir in Japan wenigstens anschauen): http://www.youtube.com/watch?v=UWrjEeApqDo. Allerdings zeigt Yamaha eine Fälschung, wie man leicht an Details wie den Blinkern erkennen kann. Das Original sieht so aus wie unserer, s.u., denn der ist zwar eine Kopie, aber eine gute!

 

Das mit dem kalten Bier habe ich schon mal erzählt, jetzt gibt es die passende Werbung dazu: die -2.1°C sind nicht die Raumtemperatur im Restaurant, sondern die des Biers. Was ich hoffentlich noch nicht erzählt habe, langsam verliere ich ein wenig den Überblick, sind die netten Leute mit der gelben Flagge auf der Strasse!? Die sieht man hin und wieder an Kreuzungen, auf der Flagge steht so etwas wie ‚Vorsicht, hier ist was‘, und schwenken eifrig, obwohl die Ampel den Job ausreichend erledigt Das sind japanische Verkehrssünder! Wer in Japan die Verkehrsregeln missachtet, bekommt eine Fahne und muss einen Tag Frondienst im Strassenverkehr leisten, erzieherische Massnahme! In einem Land mit Gesichtsverlust ist das deutlich schlimmer als Geldstrafe (die gibt‘s obendrein).  Die Fahne ist die moderne Form des Prangers. Leider konnte ich noch nicht herausfinden, was man dafür anstellen muss. Reicht zu schnell fahren, oder muss es schon was Besseres sein?

Und ich habe gelernt, wie man sich beim Sushi Bestellen als Kenner outet: Mainstream sind Tunfisch und Lachs, das isst quasi jeder, da weiss der Sushimeister: OK, dwie üblich, egal. Achtung vor dem Meister kann man sich mit Suzuki (nein, kein Moped, wirklich ein Fisch), Hirami und Sea urchin (genau, Seeigel, kann man essen, muss man nicht) erwerben. Damit weiss er, oh, der kennt sich aus. Diese Achtung vor dem Meister muss einem halt ein gelber Seeigel wert sein. Tückisch ist, dass man das Bestellen können muss. Ich hatte einen netten Kollegen dabei, der die Speisekarte lesen und bestellen konnte, mir wäre das schwer gefallen.

Und: jetzt weiss ich, wie man Sushi richtig isst, nämlich mit den Fingern! Nix Stäbchen, das machen nur Ausländer oder Japaner ohne Peil. Das ist wie Weisswurschtessen: eigentlich isst man die auch mit den Fingerns, aber heute nimmt jeder Besteck, weil das irgendwie zivilisierter ist. Tolle Verbindung von Sushi und Weisswurscht! Ich ess zukünftig Weisswurscht weiter mit Besteck, aber Sushi mit den Fingern. Dabei gilt: nur der Fisch gehört in die Sojasosse, auf keinen Fall der Reis! Denn der saugt sofort die salzige Sosse auf und deckt den edlen Geschmack des Fisches zu. Japaner haben gut trainierte Geschmacksnerven und können kleine Unterschiede herausschmecken. Ich kann immerhin den Unterschied zwischen scharfem und süssem Senf (s. Weisswurscht), oder Kristall und Hefe. Aber eine Prise oder zwei von den Kräutern, weia. Noch filigraner wird’s bei den Teilen vom Tunfisch: kein Fett, mittelfett oder ganz fett, sie haben alle unterschiedliche Namen. Ganz fett ist am teuersten, muss man aber mögen.

Natürlich muss ich hier auch arbeiten, deswegen bin ich ja da, am Ende der Woche habe ich frei und werde ich auf den Fuji San steigen. Im Moment schwächele ich ein bisschen, erstens ist meine Kondition durch das regelmäßige 8 km Training (1x im Monat) in Shanghai auf einem soliden Grundniveau, zweitens habe ich irgendwas an der Fusssohle und kann nicht richtig auftreten, und drittens geht mir am rechten Knöchel die Haut ab. Sie hat es wohl nicht überstanden, dass mir die Changjiang bei der letzten Ausfahrt den Stiefel voll Sprit gefüllt hat. Erst dachte ich, es ist Schweiss, aber es war ein Bad in chinesischem ROZ 93 Kraftstoff. Und der ist offensichtlich aggressiv. Nach 2 Wochen sieht man immer noch jede einzelne Faser des Sockens, und der Stiefel stinkt weiter erbärmlich. Und warum? Weil mir die Super Spezial-Spritleitung von Detlev Louis (eigenhändiger Direktimport) von dem Super Spezial-Kraftstofffilter aus dem gleichen Laden gerutscht ist. Ich kann keinem chinesischen Bauteil die Schuld geben. Ich steig‘ wieder auf den chinesischen Filter um, gezwungener massen, der deutsche kann die Temperatur nicht, das Kunststoffgehäuse ist schon völlig verbogen. Bei der deutschen Spritleitung muss ich aber bleiben, das Original ist zerbrochen. Entweder war sie von 1950, oder der Weichmacher kostet Aufpreis.