04.04.12 - Shi Shan

Donnerstag, 12.04.2012

Samstag, und das Wetter ist immer noch genial. Der API (Air Pollution Index) liegt für PM10 heute bei 76, Peking schafft locker Werte von 300. Vermutlich ist jetzt die beste Zeit, da weder die Heizungen noch die Klimaanlagen laufen, und somit die meisten Kohlekraftwerke aus sind (nur Ignoranten glauben, das käme von den Autos).

Erste Tat: Laufen. Ich habe inzwischen eine zusammenhängende Laufstrecke länger als 50 min (mein Tempo ist im Moment nicht wettbewerbsfähig), das meiste in verschiedenen Parks, nur wenig Strasse. In China fängt das Leben früh an, d.h. Samstag acht Uhr ist schon mitten am Vormittag. Toll ist, das ich wohl die Hauptzeit des Tai Chi getroffen habe. Einzeln oder in Gruppen, mit und ohne Musik, praktizieren sehr viele Tai Chi, eine besondere Übung: Rückwärtslaufen. Allerdings sind fast alle über 50, ohne Grenze nach oben. Die jüngeren findet man in der Stadt beim KFC oder Starbucks. Es ist eine eigenartige Stimmung, an diesen Gruppen vorbeizulaufen, Tai Chi macht einen sehr konzentrierten Eindruck. Die gesamte Stimmung ist beeindruckend, es gibt sogar ein paar Läufer, und nicht nur Expats. Ich bin froh, dass ich mein Prinzip nicht auf dem Laufband zu laufen, bislang treu bleiben konnte.

Im Moment ist Blütezeit, und das ist etwas besonderes: an (fast) jedem Baum steht (mindestens) ein Chinese und fotografiert die Blüten.

Nach dem Früstück bin ich einem Tip meines Kollegen gefolgt und per U-Bahn nach Shi Shan gefahren. Das sind drei Hügel (shan = Berg) am Rand von Shanghai, auf einem steht eine katholische Kirche. Die Taxifahrer dort habe ich ignoriert und glücklicherweise einen Fahrradverleih entdeckt. Man kann die Fahrräder umsonst (!) ausleihen, gegen ein Pfand von 200 RMB. Wären wir jetzt zu viert, wären das 800 RMB, im Moment der Gegenwert von 100 Eur. Das muss man erstmal haben, es sind 60% des Gehalts unserer Prüffeldmechaniker. China beginnt teuer zu werden, nicht nur die Preise steigen, auch der Yuan wird wieder stärker.

Fahrradfahren klappt problemlos, zumindest um eine Langnase macht sogar der Bus einen grossen Bogen, er hupt nur ein bisschen. Auf den Berg muss man allerdings laufen, es gibt die Kirche, einen Bambuspfad (auf dem die Mädels mit den hochhackigen Schuhen sich gegenseitig fotografierend entlangtrippeln) und einen Bambuspark. Das ist eine Mischung aus Spielplatz und Hochseilgarten für Kinder, nur ohne Sicherung. Viele 1-Kind-Familien sind da, teilweise mit Grosseltern, die Stimmung ist prächtig, es gibt Maiskolben, knallrote Wurst am Holzspiess und Eis in Massen.

Die Gegend besteht aus Feldern und einzelnen Häusern, maximal 2-stöckig, ganz anders als Shanghai, für den Europäer eine Erholung für das Auge. Eine nette Wohngegend, wenn es nicht so weit von der deutschen Schule weg wäre…

Neben dem Hügel ist ein Wohnviertel, umgeben und durchzogen von Kanälen, in das man nicht hineinkommt, entweder Zaun oder bewachte Schranke. Das muss ich mir nochmal im Reiseführer ansehen. Sonst gibt es noch einen riesigen Freizeitpark mit See (Shanghai Sculpture Park), und einen Vergnügungspart mit Achterbahn, das habe ich mir jedoch beides erspart.