07.05.2013 - Tiantouzhai, Longsheng Guilin, 龙脊金田酒店

Sonntag, 19.05.2013

Kleiner Nachtrag: das 20 Kwai Frühstücksbuffet haben wir gestrichen, völlig ohne Zugeständnisse an die westliche Welt: kein Kaffee, dafür Reis, Nudeln, und gekochte Rüben. Dann lieber einen Kaffee am Flughafen.

Ab in die Reisterrassen. Der Hinweg wäre die Superreportage für jede Mopedzeitung: erst eine richtige Bergstrasse mit Pass und Kurven, dann eine Schotterstrasse in einem engen Tal entlang eines Flusses, teilweise durch den Regen der letzten Woche halb verschüttet. Ich kann mir schon vorstellen, wie man hier mit der GS mit automatisch verstellbarem Fahrwerk, Antischlupfregelung im vollautomatischen Geländemodus eine coole Fotoreportage abdruckt. Hier fährt man das mit dem schwarzen Santana.

Vom Parkplatz gilt es rund 40 min zu unserem Guesthouse zu laufen. In den Terrassen liegen kleine Dörfer, je 10 bis 50 Häuser, nur zu Fuss über Steinpfade mit vielen Treppenstufen erreichbar, mit Auto oder Moped geht nix. Unten stehen Frauen undefinierbaren Alters als Lastenträger, sie haben sich sofort unseres Rollkoffers angenommen. Was ist nun richtig? Als Westler die beiden Rucksäcke mit 25 kg selber tragen, schliesslich habe ich das immer schon so gemacht, oder wie alle anderen die Dinger für 4 € von einer der 20 bis 100 Jahre alten Frauen tragen lassen, schliesslich verdienen sie sich damit ihren Lebensunterhalt? Ich hab's selber getragen, und es war nicht so einfach, dem rasenden Rollkoffer auf diesem Steinpfad zu folgen. Ganz im Gegensatz zu einer chinesischen Familie: da sie kein Gepäck dabei hatten, haben sie ihr Kind, geschätzt 6 Jahre, von einer der Frauen tragen lassen. Wahrscheinlich ist das auch eine 3.000 Jahre alte Kultur.

Wir wohnen bei Hannah www.tianranju.info, auf den Lonely Planet Seiten sind wir drauf gestossen. Scheint untern den sogenannten Travellern der Tip zu sein, vorausgesetzt, man wohnt bei der richtigen Hannah, denn erstens ist sie inzwischen umgezogen, und zweitens ist ein erfolgreicher Name schnell kopiert. Offensichtlich ist uns das gelungen.

Abends haben wir noch eine kleine Runde zu den durchnummerierten Lookouts gedreht. Wir waren bei Nummer 2. Heute sind wir eingeregnet. Die Situation ist wie auf einer Berghütte, Warten auf besseres Wetter. Rein touristisch ist jetzt die weniger interessante Zeit. Die Reisterrassen sind trocken, oder besser nicht geflutet. In einem Monat sind sie voll Wasser, dann kann man die berühmten Spiegelfotos machen. Im Juli wird alles grün durch die wachsenden Reispflanzen, und im Oktober gibt es die Herbstfarben (heisst das dann rice summer?) und die Reisernte. Daher ist es mehr so der Chill out event, oder auf deutsch Nixtun. In Verbindung mit grüner Landschaft und sauberer Luft für Shanghai schon Event genug, man wird bescheiden. Shanghai hat aktuell einen AQI von 120, das ist immerhin nur knapp über gesundheitsgefährdend.