17.09.2012 – es wird ein zu Hause

Montag, 24.09.2012

Bisher bin ich das Gefühl nicht losgeworden, im Ferienhaus zu leben. Alle Möbel einschliesslich dem Bett gehören jemand anders, Teller und Besteck sind abgezählt, Ferienhaus halt. Also leben wir hier die ganze Zeit wie im Urlaub. Und jetzt ist das Haus voll, und alles ist auf einmal da, ob wir es brauchen oder nicht: Werkzeug, Jacken, Fahrradpumpe, Tischtennisplatte etc. Ich bin gespannt, ob wir die Einzugskurve schaffen: das ist die, aus der ich beim Einzug in ein neues Haus immer rausfliege. Sobald die Einrichtung so ist, das wir prinzipiell drin wohnen können, erlahmt die Motivation für den Rest schlagartig, gelebter Pareto. Glücklicherweise hängen schon alle Lampen, sonst würden wir sicher die nächsten Jahre mit der Designerglühbirne leben. Lustig übrigens, dass die in Deutschland jetzt verboten ist, das habe ich noch gar nicht versucht, meinen Kollegen hier zu erklären. Sie würden mich vermutlich nicht mehr ernst nehmen. Und wenn ich schon bei der Zeit bin, das erste halbe Jahr ist schon wieder rum, ich glaube, weiter Auspacken rentiert sich schon gar nicht mehr.

Jeden Morgen mache ich mich jetzt zur U-Bahn auf, da die Charakteristik des Strassenverkehrs nicht so einfach zu beschreiben ist, versuche ich es mal anders und habe mein iPhone eingesetzt. Wem es nicht zu fad ist, der kann ja mal reinschauen:

 Knapp daneben ist auch vorbei! Um Euch den Film zeigen zu koennen, muss ich ihn auf Youtube hochladen und hier den link einbauen. Da mir die great firewall Youtube sperrt, geht das erstmal nicht.

Und das Ganze nachts:

 Ich versichere Euch, der Film ist gar nicht so schlecht!

Ich habe ein paar Filmchen gemacht, die ich von Zeit zu Zeit einstellen werde, da sie so gross sind, geht der Transfer nicht so einfach.

Völlig unverständlich wird mir immer bleiben, warum junge Mütter auf einer mehrspurigen Strasse so leicht das Leben ihrer Kleinstkinder gefährden: es ist nicht ungewöhnlich, dass sie mit ihrem Säugling im Arm bei Rot diagonal über eine 6-spurige Strasse fahren. Man könnte ja sagen, es ist halt hier so, inzwischen habe ich einige schwere Unfälle gesehen, ich kann dem nichts abgewinnen. Aber ich bin ja nur Gast, und ohne mich würden sie es auch so machen, dennoch kann ich mit meiner europäischen Ethik nicht darüber hinwegsehen.

Wenn ich schon dabei bin: Als Ergebnis der 1-Kind-Politik gibt es jetzt eine öffentliche Diskussion, wie man mit Eltern umgehen soll, deren einziges Kind stirbt, und sie sind zu alt um ein neues zu machen. Klingt makaber, steht aber genau so in der Zeitung! Die Motivation der Diskussion ist dabei – einmal raten, was es sein kann – nicht das Thema Eltern und Kind, sondern schlicht die Altersversorgung. D.h. es wird diskutiert, ob diese Ehepaare im Alter eine besondere Unterstützung des Staates bekommen sollen.

Und das andere Ende ist auch in der Diskussion, es gibt wieder Match-Making-Events, ausgerichtet von der Shanghai Matchmaking Association. Allerdings wird es zum Reinfall: dort treffen 25-jährige Jungs, die keine Zeit, Lust oder schlicht keinen Erfolg für und bei der Suche haben, auf 28-jährige Mädels, die von der Toschlusspanik getrieben werden (der aufmerksame Leser weiss: 30 ist die Schallmauer, vor der vor allem die Eltern panisch werden). Und da in China die Frau jünger sein soll als der Mann, gehen danach alle frustriert wieder heim. Nur der Veranstalter behauptet, das ‚50% tie the knot afterwards‘!

Und wenn wir schon dabei sind: jetzt kostet das Shanghai-Nummernschild im Schnitt 66.000 RMB. Neueste Regel ist, dass man es erst nach 3 Jahren weiterverkaufen kann, um der Spekulation Einhalt zu gebieten. Das funktioniert bestimmt!